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Humorvolle Texte: Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe
Humorvolle Texte: Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe
Humorvolle Texte: Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe
eBook536 Seiten6 Stunden

Humorvolle Texte: Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe

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Über dieses E-Book

Humorvolle Texte:

Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe

 

Alman * Brief an die Sitcom * Das Spirituelle * Elite * Elite-Denken * Eristik – Streitschrift für Eris * Filmzitate * Gegenteiltag * Hochzeitssprüche * Liebesroman vs. Real Life * Macht Sinn * Mit Wut wird alles gut * Musik * Pranks * Schnodderdeutsch * Sprichwörter und Spontisprüche * Teure Sätze * Versprechen * Vom Bergsteigen * Von Vong * Wahrheit als Ware * Für Wahrheit oder Pflicht? * In Wahrheit * Wie festlich * Ansteckend * Dance * Egal-Land – Gespräch mit Optimismus und Pessimismus * Eigenantrieb – Elan * Es klappert die Mühle am rauschenden Bach * Frechheit vs. Höflichkeit * Gaffen * Gedicht schreibt sich selbst * Halb zog sie ihn, halb sank er hin * Hasen * Highlife am Teich * Luftig * Oxymoron-Land * Regen * Vom Rennen * Schwerkraft * See-Gespräch * Sinnvoll * Schlumpfig * Wie geht's? * Veränderung * Stillleben mit Sonnenblumen * The Muse is not amused * Unverhofft * Von Toren und Türen * Wasserfall gefällt * Windrad * Kleinere Gedichte * Verdrehte Redewendungen * Hexerei in der Bäckerei * Tannenbaum sucht Nadeln im Heuhaufen * Dieser Moment, wenn … * Drabbles * Interview mit Samson und Delila * Protagonist vs. Autor * Weisheitssprüche – Gespräch mit Uhu und Apfelbaum * Brief an Rapunzel * Hamstern * Shakespeare und Hera * Auf Seelenfang * Interview mit dem Happy End * Gespräch mit der Nacht * Interview mit Hephaistos und Pandora * Eine Truhe voll Gold * Brief ans Spiegelbild * Diabolus und Celeste * Smart Home * Wie ich über meinen Schatten sprang * Pygmalion, Galatea und Galateus * Umschulung – Beratung eines Schneemanns * Venus und der Ironiker * Erst der Sex, dann das Date * Brief an Goethe * Annasusanna und der Freibierfred – Palindrom-Date * Der Bergsee * Ein Ticket für die Fantasie * Ambitionen als Seefahrer * Wettrennen im Zoo * Jack Oldfield und Fee Fanferlüsch * Satz kommt zu Wort * Ansprechende Waren * Johnny * Blumenampel setzt auf Rot * Strand Symphonie * Reporter in Asgard * Memory * Barbarossa in Altenburg

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Juni 2020
ISBN9783748744955
Humorvolle Texte: Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe

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    Buchvorschau

    Humorvolle Texte - Phil Humor

    Inhalt

    Humorvolle Texte:

    Essays, Storys, Interviews, Gedichte, Drabbles, Theaterstücke, Briefe

    Alman * Brief an die Sitcom * Das Spirituelle * Elite * Elite-Denken * Eristik – Streitschrift für Eris * Filmzitate * Gegenteiltag * Hochzeitssprüche * Liebesroman vs. Real Life * Macht Sinn * Mit Wut wird alles gut * Musik * Pranks * Schnodderdeutsch * Sprichwörter und Spontisprüche * Teure Sätze * Versprechen * Vom Bergsteigen * Von Vong * Wahrheit als Ware * Für Wahrheit oder Pflicht? * In Wahrheit * Wie festlich * Ansteckend * Dance * Egal-Land – Gespräch mit Optimismus und Pessimismus * Eigenantrieb – Elan * Es klappert die Mühle am rauschenden Bach * Frechheit vs. Höflichkeit * Gaffen * Gedicht schreibt sich selbst * Halb zog sie ihn, halb sank er hin * Hasen * Highlife am Teich * Luftig * Oxymoron-Land * Regen * Vom Rennen * Schwerkraft * See-Gespräch * Sinnvoll * Schlumpfig * Wie geht's? * Veränderung * Stillleben mit Sonnenblumen * The Muse is not amused * Unverhofft * Von Toren und Türen * Wasserfall gefällt * Windrad * Kleinere Gedichte * Verdrehte Redewendungen * Hexerei in der Bäckerei * Tannenbaum sucht Nadeln im Heuhaufen * Dieser Moment, wenn … * Drabbles * Interview mit Samson und Delila * Protagonist vs. Autor * Weisheitssprüche – Gespräch mit Uhu und Apfelbaum * Brief an Rapunzel * Hamstern * Shakespeare und Hera * Auf Seelenfang * Interview mit dem Happy End * Gespräch mit der Nacht * Interview mit Hephaistos und Pandora * Eine Truhe voll Gold * Brief ans Spiegelbild * Diabolus und Celeste * Smart Home * Wie ich über meinen Schatten sprang * Pygmalion, Galatea und Galateus * Umschulung – Beratung eines Schneemanns * Venus und der Ironiker * Erst der Sex, dann das Date * Brief an Goethe * Annasusanna und der Freibierfred – Palindrom-Date * Der Bergsee * Ein Ticket für die Fantasie * Ambitionen als Seefahrer * Wettrennen im Zoo * Jack Oldfield und Fee Fanferlüsch * Satz kommt zu Wort * Ansprechende Waren * Johnny * Blumenampel setzt auf Rot * Strand Symphonie * Reporter in Asgard * Memory * Barbarossa in Altenburg

    Alman

    Alman – Bezeichnung für typisch deutsches Verhalten; klingt irgendwie liebenswürdiger als 'Kartoffel'. Einer Kartoffel will niemand nacheifern, ihr Vorbild-Charakter ist nicht so ausgeprägt. Aber will man überhaupt 'Typisch' sein? Test machen: Wie hoch ist der Alman-Anteil in einem? Ist man übertrieben besserwisserisch, erfüllt man all die Klischee-Vorgaben ordnungsgemäß? Kleinlich, geizig, humorlos ... das liest sich jetzt nicht so nett. Aber kann man echt mit Coolness kontern? Kant und Hölderlin sind jetzt nicht so die Bringer in puncto Coolness-Faktor; und Schopenhauer würde man jetzt auch nicht unbedingt als coole Socke bezeichnen. Was ist bezeichnend für das Volk der 'Dichter und Denker'? Mischen wir nicht mit an der Spaß-Front? Zu reserviert, zu nah am Problem? Man ist sehr fokussiert. Vielleicht gehören die Deutschen alle auf Freuds Couch? Sich mal ausquatschen, in der Vergangenheit rumstochern und über die Ich-Befindlichkeit so lange labern, bis der Therapeut schreiend wegläuft. Übergenau bei allem – wenn schon, denn schon. Da lassen wir auch nicht so schnell los. Vorbild: Dachs. Mit welchem Tier würde man jede Nation beschreiben wollen, welches Tier zuordnen? Die Wokeness-Bewegung ist stark bei uns – die Steigerung der Political Correctness. Ein Eichelhäher würde zu uns passen – Aufpasser-Vogel, Melde-Vogel. Vielleicht auch die Spottdrossel. Die relaxten Tiere passen nicht ganz so zu uns – vielleicht eher so wie die total über-ambitionierte Möwe Jonathan, die hofft, der Sinnlosigkeit des Daseins etwas abtrotzen zu können durch Übung, Training.

    Memes machen die Runde, in denen das Almanhafte zur Karikatur wird. Gehorsam – zur Nazizeit nicht so tolle Tugend. Mit wahrer Leidenschaft sich der Pflicht verschreiben – hat auch was Unschönes. Man stürzt sich immer in eine bestimmte Richtung – und erhofft von da Rettung. Vielleicht ist das typisch deutsch – sich Glaubens-Ersatz holen, egal, woher? Mit wahrer Inbrunst intolerant sein und auch intolerant gegen die Intoleranten. Anzeige ist raus. Man schaut, wie man die eigene Meinung untermauern kann, baut Wände um die Meinung, schützt sie ... Eine Meinungs-Burg – und die Zugbrücke für Andersdenkende wird höchst selten runtergelassen – und maximal bis 22 Uhr. Witzig finde ich die Bezeichnung 'Alman Think-Tank' für Stammtisch. Ist unser Steckenpferd die Prinzipienreiterei? Eines Tages fliegt uns die Ordnung noch um die Ohren – Paragraphenreiter ziehen im Galopp an uns vorüber. Regelrechte Regelwut – dabei lässt sich die Natur höchst selten etwas vorschreiben; sie zieht ihr Ding durch. Eine Illusion, dass man mit Gesetzen diese Welt bändigen könnte; aber wir halten fest daran. Dann müssen halt noch mehr Gesetze an die Front. Nachschub!

    Spießbürger sind keine Superhelden, sie beten die Ordnung an, die eigene Meinung; die Coolness hat die Größe von Gartenzwergen. Flache Witze bleiben en vogue, egal, wie abgenutzt sie sind; man weiß, was der andere sagen wird, das hat was Zuverlässiges; man lacht nicht aus Höflichkeit, sondern wegen des Wiedererkennungs-Effekts. Loriot wird ad nauseam wiederholt – man findet's immer noch lustig. Der Anfang eines Zitats genügt, Anspielungen, man weiß Bescheid. Witzig, wenn man versucht, bewusst gegen den inneren Alman zu kämpfen, man will mehr sein als ein Klischee – und stürzt sich in die angebotenen neuen Klischees – jetzt günstig zu haben; ob der Wokeness-Anzug passt? Très chic – man geht glatt als Weltbürger durch. Moralismus extrem – Moralismus XXL. Die Moralismus-Keule – und Mein Rechtsanwalt ist informiert. Gut gewappnet in allen Lebenslagen, man hat die Antworten, man gibt sie gern – auch ungefragt. Wokeness fühlt sich richtig daheim bei den Deutschen, korrekter als korrekt – fit für die Korrektheits-Olympiade.

    Nur unangenehm, wenn sich herausstellt, dass die Alman-Memes keine Persiflage sind, sondern ziemlich genau den Tatsachen entsprechen. Steht man mit seiner Lebensphilosophie allein auf weiter Flur? Wie hält man es mit dem Mainstream? Wie weit weg davon, wäre noch okay? Welche Denkschablone ist heute dran? Der Markt offeriert viel – großes Angebot – aber im Zweifelsfall entscheidet man sich für das Klischee. Da weiß man, was man hat.

    Alman-Memes als Mittel zur Selbstreflexion; inwieweit sind sie zutreffend? Was lässt sich verändern? Man kann Sympathien und Antipathien nicht beliebig verteilen. Man hat Grundüberzeugungen – aber da lässt sich was machen, sobald neues Wissen ins Spiel kommt. Stichwort 'Framing' – in welchem Rahmen findet das statt? Man hat zwar kein neues Bild, kann aber den Rahmen austauschen. Etwas in einem größeren Zeitrahmen sehen.

    Wir verlassen uns auf die Gesetze, wurde uns beigebracht. Uns faszinieren Filme, in denen der Held das alles alleine macht – One Man Army –, die Schurken erledigt er im Alleingang. Wir kriegen schon Ärger, wenn wir den Mülleimerdeckel zu laut zuklappen. Anzeige ist raus. Da möchte man im Chuck-Norris-Style – per Roundhouse-Kick seine Meinung dazu kundtun – oder wie Bud Spencer und Terence Hill die Faust sprechen lassen, aber wir zitieren stattdessen Faust. Mit Worten lässt sich trefflich streiten. Da geht es dann um Themen wie: Zuerst Cornflakes oder zuerst die Milch?

    Ständige Unzufriedenheit – ist das eine unserer Kernkompetenzen? Meckerfritzen und Meckerliesen, die an nichts ein gutes Haar lassen, bis der Zeitgeist nach einer Perücke verlangt. Eine Meckerecke ist schnell eingerichtet – es genügt schon, wenn drei Almans zusammenkommen, bei entsprechender Begabung genügen auch zwei dafür. Wir wären selbst den Elektronen zu kleinlich, wahrscheinlich würden wir nachmessen, ob sie auch ganz genau auf ihren Bahnen sind. Anzeige ist raus. Im Paradies würden wir erst mal nach Filzmöbelgleitern fragen. Als Schutzengel geeignete Outdoorkleidung verlangen. In der Hölle auf Mülltrennung achten. Schwefelrückstände in der Biotonne?! Andererseits würden wir Oktoberfest mit Mephisto feiern und Faust zitieren. Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht. Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten. Petrus würden wir am Himmelstor kontrollieren; wie viel Pausen macht er? Brauchen wir Türsteher? Handelt er nach Gutdünken – und wieso hat er keine Birkenstock-Sandalen an? Wir sind da sehr genau. Harfe-Üben nach 22 Uhr? Geht gar nicht. Und wir kämen in Teufels Küche, weil wir unsere Tupperdosen wiederhaben wollen und des Teufels Großmutter die beim besten Willen nicht wiederfinden kann. Anzeige ist raus. Geben wir der Coolness gar keine Chance? Zu nah dran an der Realität – das mag für einen Forscher gut sein, aber vor lauter Ernsthaftigkeit vergessen wir, das Leben zu feiern. Feste Überzeugungen verhindern, dass wir locker sind.

    ENDE

    Brief an die Sitcom

    Liebe Sitcom,

    sicher wunderst Du Dich, von mir einen Brief zu erhalten; einem Genre schreibt man ja im Allgemeinen nicht. Serien bekommen Fanpost. Aber ich meine genau Dich – weil Du das ja alles erst möglich gemacht hast. Ich sehe nicht gerne Krimis; aber Du bringst mit ganz simplen Mitteln das Lachen und die Heiterkeit in eine Welt, die doch eher sachlich ist. Man übernimmt Deine Weltsicht, man setzt sich die Sitcom-Brille auf – und plötzlich sind auch die eigenen Fauxpas amüsant. Humor im Schnelllehrgang. Bleib so, wie Du bist!

    Aber Du musst Dich ja laufend steigern, bessere Performance, noch mehr Lacher pro Minute. Du stehst unter enormen Erfolgsdruck. Macht Dir das überhaupt noch Spaß? Würdest Du gerne mal mit anderen Genres zusammenarbeiten? Western, Science-Fiction ...? Du hast ja schon vieles ausprobiert, hast Dich an Kriegsschauplätze begeben und ins Krankenhaus. Dir scheint kein Ort heilig. Aber meist sitzen deine Figuren auf der Couch; Dreh- und Angelpunkt; der Nabel Deiner Welt. Ein Krimi, der immer nur auf der Couch stattfände, wäre seltsam. Allenfalls ein Porno wäre machbar. Jedes andere Genre würde sich mit Deiner Bewegungsarmut schwertun; aber Dir macht das nichts aus. Die Leute machen das, was sie im Leben auch machen: Konversation. Keine Handlung, die vorangetrieben werden müsste; es sind allenfalls Ereignisse, Widrigkeiten ... Und der Humor schafft es, spielend mit all dem fertigzuwerden. Du feierst den Moment; Situationskomik – wie kommen Personen und die Dramaturgie des Welt-Moments miteinander aus? Was prallt da aufeinander? Charaktere, die an ihr Selbst gebunden sind; sie können nicht aus ihrer Haut; manchmal ist man es so leid, ein Charakter zu sein; zu dogmatisch, zu vorhersehbar agiert man; daraus entwickeln sich Pointen; ein wahres Fest für sie. Und doch scheint sich der allgemeine Charakter der Welt durch Dich zu verändern: milder, nachsichtiger ... Es scheint fast so, als hätte die Güte eine echte Chance. Du bietest die ganze Palette der Heiterkeit: das Lachen in allen Abstufungen. Wenn man will, kann man sich auch kaputtlachen. Die Welt ist ridikül, aber dieser Lächerlichkeit begegnet man bierernst. Es ist Deine spezielle Sichtweise, die im Grunde alles mit dem Scheinwerfer der Komik beleuchten kann; die komischen Aspekte treten hervor. Als ob eine Felsenstruktur sich plötzlich als kunstvolles Relief entpuppt: Bilder, die man zuvor dort nicht gesehen hat. Du deutest darauf. Umdeuten der Welt: Als ob es ein so einfacher Prozess ist wie das Umdeuten der Wolken-Figuren. Was eben noch bedrohlich war, wird harmlos. Disneysierung der Welt? Immerhin verkündet das Lachen großmundig, dass es die beste Medizin der Welt sei. Kann es sein Versprechen einlösen? Und wenn man nur einige Momente annehmbarer findet, dann ist dem Lachen – und sei es auch nur in seiner Version als inneres Lachen – ein kleines Wunder gelungen. Okay, die Welt ist kein Amüsierbetrieb – aber etwas Amüsement sollte schon drin sein, selbst wenn die Umstände eigentlich dagegensprechen und ihr wichtiges Veto vorbringen. Man übergeht das; die Sitcom stärkt einem den Rücken; man hat Vorbilder; man ruft sich entsprechende Szenen aus der Film-Erinnerung ab. Also, ein gutes gefülltes mentales Film-Archiv ist da durchaus von Vorteil. Erinnerungsbilder müssen nicht immer aus dem eigenen Leben stammen – man leiht sie sich gewissermaßen von den Sitcom-Figuren. Die haben nichts dagegen; so war es auch gedacht. Letztlich ist man das, was man isst. Gilt auch für das, was man sich mental so reinzieht. Man setzt auf den Abfärbe-Effekt. Gewissermaßen in einer Waschmaschine mit der Buntheit der Welt.

    Variationen eines Lebens – was wäre, wenn man nicht immer der düstere, der sachliche Typ wäre? Abweichen, die Sitcom als Vorbild. Kann ein Himmel komisch sein? Man muss da schon was hineininterpretieren. Plötzlich tauchen Delfine auf, die aber verdammte Ähnlichkeit mit Wolken haben; kann man ihnen ja nicht ankreiden. Das Bewusstsein sucht sich die Ausschnitte aus der Welt aus, es sortiert sich das, hat da ähnliche Muster vorliegen ... Wunderbar, wenn man eine ganze Sitcom-Kollektion hat – und im Leben Ähnlichkeiten vorfindet. Man könnte auch die Krimi-Brille aufsetzen und alles verdächtig finden. Sitcom, Du kennst hoffentlich Deinen wahren Wert, lass Dir das nicht kaputtreden von den Ernstlingen der Branche, denen das Dramatisieren überaus wichtig ist. Du schlägst den anderen Weg ein: das Ent-Dramatisieren. Platz für einen Witz ist immer noch. Als Tragödiendichter fände man jede Menge Material; das Leben ist ohnehin ein Trauerspiel. Es erfordert schon eine gewisse Verwegenheit, der Natur und der Welt was Heiteres unterzujubeln. Die sieht das nicht gern; sie ist sehr seriös. Im Anfang war das Wort: vermutlich 'Haha' in der Lautstärke des Homerischen Gelächters.

    Wie sähe die Sitcom-Version der Welt aus? Oder würde man sich dann nach ein bisschen Seriosität sehnen? Ist es immer der Kontrast, der etwas wertvoll macht? Das, was man gerade vermisst? Wenn man satt ist, reizt einen Fisch nicht so sehr. Eine hungrige Seele ... Auf der Speisekarte stehen Albernheit, Heiterkeit, Spaß. Mit den Running Gags des Lebens kommt man nicht so gut klar; aber in der Sitcom sind sie gut aufgehoben. Hier bezeichnet man das einfach als Malheur. Und das Real Life lässt einem einfach nicht genügend Zeit für anständigen Sprachwitz; die Situation ist passé, bevor man richtig loslegen kann. Da ist es schon besser, man verfügt über ein Skript. Ein gescriptetes Leben will man aber auch nicht. Vermutlich würden einen die Kollegen im Büro entgeistert anschauen, wenn man in bester Sitcom-Manier eine Pointe nach der anderen raushaut – es wäre unangebracht; noch nie hätten sich Pointen so fehl am Platz gefühlt. Sitcom bietet die Bühne – quasi die Anderswelt – eine Art Parallelwelt, in der das alles problemlos möglich ist. Man kann Probleme wegzaubern durch eine Prise Humor; der Zauberstab des Ulks. Magie des Lachens. Schon seltsam, dass eigentlich nur Menschen lachen können; setzt wohl auch die Fähigkeit zum Weinen voraus.

    Sitcom, nur keine Bescheidenheit; Du leistest da vorzügliche Arbeit. Ein Oscar ist wohl selten für Dich drin. Wenn Aliens unsere Sitcoms sehen würden, fänden sie uns vielleicht sogar sympathisch. Die echte Version bleibt lieber unter Verschluss – Menschheit ist ja so nicht vorzeigbar. Auch vorm Himmelsportal könnte man mit der Sitcom-Version von sich punkten; ein paar Jokes – und schon ist man drin. Wird leider nicht funktionieren, die sind da sehr streng. Al Bundy hätte sicherlich keine Chance. Eigentlich schade. Auch in der Bibel wird sehr selten gelacht; Gott zürnt meist; er hat bestimmt jede Menge Friseur-Engel beschäftigt, da er sich ständig die Haare rauft. Er wäre wohl auch nicht einverstanden, wenn Er seinen Thron gegen 'ne Couch eintauschen sollte.

    Man sollte der Couch ein Denkmal errichten – zu Ehren der Sitcom. Sie hat die Welt durch Stillsitzen weitergebracht als mancher Action-Thriller, in dem nur gerannt wird. Auch Eremiten sind nicht gerade bekannt durch ihre Jogging-Freudigkeit. Eine Abart des Denkers: der Couch-Guru. Würde Al Bundy sicherlich gefallen. Donald Duck allerdings auch.

    Für Sitcoms typisch ist die Kreisbewegung – sie eilen nicht voran, ihre Figuren befinden sich eher auf einem Karussell; man kommt immer wieder da an, wo man schon mal war. Die Grundmuster des Lebens wiederholen sich – man hat es immer und immer wieder mit denselben Konstellationen zu tun. Wie reagiert man? Humor scheint zuweilen eine gute Alternative; wie ein Seitenweg, eine Abfahrt aus dem üblichen Stau des Lebens; ein Schleichweg. Vielleicht nicht auf jeder Karte vermerkt. Man muss ein inneres Navi dafür haben. Liebe Sitcom, ich hoffe, Du hast bis hier durchgehalten; aber ein bisschen Feedback ist wohl wichtig ... Sonst überdenkt man sein Konzept – und mit den Zweifeln kommt Unentschlossenheit. Also ein Like von mir ... Ich habe viel von Dir gelernt.

    Liebe Grüße

    Phil Humor

    Das Spirituelle

    Besteht überhaupt noch Bedarf an Magie, Spirituellem? Die Wissenschaft behauptet frech Nein. Sie könne alles erklären, man solle ihr bloß nicht in die Quere kommen mit Guru-Kram. Das spirituelle Erwachen findet nicht statt, auch wenn man Alexa darum bittet. Was ist der rechte Spirit, um das Leben zu meistern? Logik-Gläubigkeit à la Mister Spock? Ein Vulkanier im Geiste. Man bedauert es beinahe, dass Harry Potter & Co. nur Fiktion sind – dass sich echte Zauberei nicht erlernen lässt, nur dieser Hokuspokus.

    Spiritus Sanctus – der Heilige Geist kann angeblich zu allerhand befähigen. Aber es gibt inzwischen Universal-Übersetzer – die Technik wetteifert mit den Wundern. Esoterik wird oft belächelt, aber sie hat zumindest den Mut, mit der Technik in den Ring zu steigen, sie herauszufordern. Es geht bei ihr zu wie auf einem Basar: Es findet sich dort alles, jede Glaubensrichtung, man kann sich bedienen und ist bald bedient. Ihr Verhältnis zur Philosophie: Die Esoterik behauptet einfach – ein Experimentier-Feld; sie ist ein Praktiker. Teste den Samadhi-Tank, versuch es mit Klangtherapie; findet sich irgendwo in der Seele Resonanz? Manchmal ist es wie ein Stichwort, das einem zugerufen wird – und vor dem inneren Auge erscheinen Bühnenbilder. Vielleicht können Menschen tatsächlich über große Entfernungen miteinander kommunizieren ohne technische Hilfe; eine Telefonistin, die mentale Gespräche vermittelt. Alien-Konferenzen. Ein Universums-Internet, für das die Seele das Passwort kennt? Vielleicht sind Geist und Seele keine ganz neuen Erfindungen, sondern es ist eine etablierte Ebene des Universums.

    Im Grunde ist es unwissenschaftlich, das Spirituelle auszuklammern – und auch Psi, parapsychische Phänomene. ASW – außersinnliche Wahrnehmung könnte existieren, aber da es nicht ins Weltbild passt, kann es sehen, wo es bleibt. Mathematik als Chefin, sie spielt sich ganz schön auf. Sie findet vieles anrüchig; sie erteilt die Passierscheine. Unsere Schuld, wenn man sich unwohl fühlt in einer streng rationalen Welt. Oder sind wir nur Muggel, die den eigentlichen Zauber nicht sehen, weil er in Unscheinbarem gut versteckt ist? Vielleicht meint der Heilige Geist auch so etwas wie wortloses Verstehen? Eine Empathie-Ebene. Man kennt das Phänomen bei guten Freunden oder Bekannten: Man weiß, was der andere gleich sagen will oder denkt.

    Im Grunde so wie eine Gottes-App – man spürt, ob man auf dem richtigen Kurs ist, man ist connected mit der Schaltzentrale des Universums; wie ein Navi, ein GPS im Geiste. Man kann sich die App downloaden – aber vermutlich hat man sie ohnehin seit eh und je installiert, gehört wohl zum Betriebs-System. Ist aber die Frage, ob sie zu den häufig genutzten Apps zählt. Die Logik-App hält dagegen – sie will es ganz genau wissen, sie wägt gerne ab, urteilt, verurteilt, verwirft, benotet. Das Spirituelle ist ungenau, es verlässt sich sehr stark aufs Gefühl. Es gibt ein Sowohl-Als-Auch – Ambivalenz ist fürs Spirituelle kein Problem. Logik ist da eher für Entweder-Oder. Sie denkt da eher digital. Das Spirituelle könnte man als analog bezeichnen. Es denkt auch gerne in Analogien. Ein Bild, das ungefähr stimmt, das genügt ihm. Die Logik schüttelt entsetzt den Kopf.

    Vielleicht lieben Dichter und Schriftsteller deshalb das Spirituelle, weil es die Möglichkeit der Bilder bietet – es geht hier nicht um Wissenschaft. Ein Gedicht hat keinem wissenschaftlichen Anspruch zu genügen – hier betätigt sich der Geist, er malt, er spielt. Eremiten setzen sich nicht hin und hoffen darauf, dass die Wissenschaft in ihnen sich meldet, sie hoffen auf Erleuchtung, das Erleuchtet-Werden – irgendwie was Passives, als ob man im Wartezimmer eines Arztes sitzt. Gott als Arzt, als Heiler.

    Wissenschaftler sind Macher; sie schaffen sich Mini-Versionen vom Universum und stellen damit allerlei Experimente an. Den Heiligen Geist kann man nicht vermessen; wäre auch vermessen. Wissenschaft sagt ja auch, es gibt keinen Seelen-Käscher. Unmöglich für sie, das während einer OP einzufangen. Die Seele steht betrübt daneben, kommt sich zuweilen vor wie ein Wesen aus einer anderen Dimension.

    Einem Magersüchtigen ist aber mit der bloßen Realität nicht geholfen. Er erlebt seine eigene Version der Realität. Die übertrifft alles. Als ob der Glaube bestimmt, was gerade Trumpf-Farbe ist. Die Realität hilft einem nicht weiter. Das Spirituelle verwaltet seine eigene Realität, hält daran fest – und das kann zum Vorteil sein oder zum Nachteil. Schön, wenn die eigene Version der Realität die übertrifft, man ist ein wenig größenwahnsinnig, aber es geht einem blendend.

    Der Esoterik-Markt hat allerlei Humbug im Angebot; aber erstaunlicherweise kann selbst Humbug nützlich sein; man kommt auf neue Ideen, bringt den Zufall ins Spiel. Passt der Logik natürlich überhaupt nicht. Aber die Seele ist angewiesen auf Zufall – so wie das Immunsystem Training nötig hat, es kann nicht alles nach Plan und Schema F gehen.

    Das Unterbewusstsein braucht Projektions-Flächen – das Ungeordnete ist ideal dafür – Wolken, Felsen, Wahrsage-Kugeln, Tarot-Karten, Sternbilder. Es projiziert da etwas hinein. Die Realität ist für uns zusätzlich so etwas wie eine Projektions-Fläche; das mischt sich. Und manchmal erlangen die Bilder, die wir da hineinprojizieren, mehr Bedeutung als das Tatsächliche.

    Vielleicht ganz nützlich die Gottes-App; man weiß zumindest, dass man vom Kurs abgekommen ist. So etwas wie eine innere Alexa, die bestens informiert ist. Seltsam, dass man mit einem Sprach-Modul geboren wird, das nur darauf wartet, konkreten Input zu bekommen. Es hat einen Sinn für Grammatik, kapiert das im Nu. So ähnlich stelle ich mir die Gottes-App vor – es ist in uns angelegt. Alle Kulturen haben ihre Götter, ihre Gottes-Vorstellungen. Das muss weitaus mehr sein, als nur das Bemühen, die Welt zu erklären oder das Abstrakte beim Namen nennen zu können. Das Spirituelle ist uns ein echtes Bedürfnis.

    Jede Landschaft würde von sich gerne behaupten, dass ihr Magie innewohne, würde sich gerne das gewisse Etwas bescheinigen lassen. Charisma kann man nicht kaufen. Aber man sollte es auch nicht dem Universum absprechen – es hat Magie, Charisma ohne Ende. Man muss nur genau hinsehen. Kommt es auf die richtigen Filter an? Mit der Logik-Brille auf der Nase wird man dem Universum nicht ganz gerecht, es fühlt sich missverstanden. Gelegentlich die spirituelle Brille aufgesetzt – geht auch ohne ein Übermaß an Spirituosen – und hinter die Welt von Energie und Materie schauen. Inwieweit ist das Spirituelle trainierbar? Schadet ein Zuviel an Wissenschaft? Entspiritualisierte Menschen, deren Geist auf der Suche ist nach Halt? Wie Loriot sagt: Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos. Woher soll man den Sinn mopsen? Das Spirituelle ist ein Hort des Sinnvollen, eine Schatzkammer des Sinns.

    ENDE

    Elite

    Dünkel will gelernt sein; es genügt nicht, nur hochnäsig zu sein. Großspurigkeit ist ein guter Anfang. Wie ein großspuriger Geländewagen; Panzer-Feeling. Im Falle eines Crashs ist man auf der sicheren Seite. Warum soll man sein Licht unter den Scheffel stellen? Ganz im Gegenteil, man macht eine Lichter-Show daraus; spektakulär. Selbstgefälligkeit gehört auf ein Podest. Was soll die Tiefstapelei? Wirkt ja nur peinlich. Demut wird von der Evolution abgestraft. Damit kommt man nicht weit. Sich den Löwenanteil holen. Die Tatzen-Sprache wird überall verstanden. Artig die Tätzlein falten – damit verteidigt man nicht das Revier. Bringt natürlich auch Nachteile, wenn man zur Elite gehört: Man fällt auf. Beim Trojanischen Krieg wird zwar hernach nett von den Helden berichtet, aber besser wäre es wohl, man hält sich bei solchen Gelegenheiten weit im Hintergrund, fällt gar nicht so auf, lässt die Historie quasi vorbeigehen, soll sie sich vordrängeln. In der Führungsmannschaft zu sein – plötzlich hat man Verantwortung; muss Dinge verantworten, von denen man gar nichts weiß. Man beneidet den Akrobaten um seine Fähigkeiten, blendet aber die Mühe aus, die dahintersteckt. Verhält sich bei der Elite auch so: Man hätte gerne ihre Fähigkeiten oder ihre Macht. Bildungselite, Machtelite. Man will auch so eine elitäre Sichtweise.

    Wo bleibt der Dünkel, wenn man ihn braucht? Man ist viel zu selten ein Snob. Okay, man kann das blasierte Lächeln vor dem Spiegel üben – aber damit gehört man immer noch nicht zu den oberen Zehntausend – allenfalls zu den oberen fünf Milliarden. Man stand noch nie auf dem olympischen Siegerpodest, der Jetset jettet ohne einen. Dabei klingt das mit dem Elitarismus ganz amüsant – nicht ganz so durchschnittlich sein; wissen, wo's langgeht oder so tun – und die anderen folgen einem. Vom Neidhammel zum Leithammel.

    Oder Avantgardist sein – Kreativität genügt; dem Zeitgeist voraneilen, in der Hoffnung, dass man so etwas wie ein Pionier ist und kein Irrläufer. Return to sender. Zurück auf Los. Elite und Coolness gehören nicht zwangsläufig zusammen: Nerds haben so einiges drauf, sind innovativ, sie beschleunigen den Zivilisations-Karren – sind aber bestenfalls so etwas wie Antihelden. Man ist nicht neiderfüllt. Das, was Elite eigentlich auszeichnet, ist der unüberschaubare Neid-Tross; auf Neid-Wogen surfen sie, ein paar Schaumschläger folgen. Andererseits braucht man ein Ziel, will auf etwas hinarbeiten: Bei der Crème de la Crème mitzumischen, erscheint erstrebenswert. Es muss nicht immer Kaviar sein – Cremetorte ist auch lecker. Man will in den Club aufgenommen werden. Aber der innere Antiheld rebelliert; man müsste sich anpassen. Als ob man in einer Partei Karriere machen will – wer sich am stärksten mit den Parteizielen identifizieren kann, der entscheidet das Rennen für sich. Abstand zu den Zielen, Infragestellen des Konzepts führt zum Rauswurf. Man bewegt sich in einer Blase – Außenhaut bitte nicht beschädigen; die Eliteschicht bitte intakt lassen.

    Manchmal müssen Geheimagenten so tun, als würden sie zu der Spitze der Gesellschaft gehören, die sie bespitzeln sollen. Dazu ausgebildet, eingebildet zu wirken. Bildung formt und verformt den Menschen. Man wird so leicht verbildet. Aber man kann ja so tun, als ob man dazugehört; sich nicht unters Volk mischen, sondern beim Establishment nach dem Rechten sehen; sich verlinken, connecten; der 08/15-Denke ein Upgrade verpassen. Smart Home für das Oberstübchen; Smartphone assistiert. Sich in Regionen vorwagen, in die zuvor noch nie ein Normalo seinen Fuß gesetzt hat. Vielleicht erkennt man, dass da eine Menge Hochstapler mitmischen? Was ist echt? Wie hoch ist der Fake-Anteil in der Persönlichkeit? Ist jeder Fähige automatisch Mitglied des Elite-Clubs? Oder entscheidet das der Zeitgeist ganz nach Lust und Laune? Man gibt sich selbst die Lizenz zum Angeben. Man will in die tonangebenden Kreise, aber man vergreift sich im Ton, unüberhörbare Dissonanzen. Heißt die Alternative zur Elite, dass einem Massentauglichkeit bescheinigt wird? Das Seltsame ist, dass sich jeder als was Besonderes empfindet; seltsame Perspektive. Unglaubliche Verzerrung der Realität. Dass die das mit sich machen lässt. Kaum einer will 'normal' sein. Als ob die Norm was Widerwärtiges hat; man will sich nicht darüber definieren lassen. So schaut man sich Filme an, in denen das Elitetum vorgelebt wird. Und der Weg dorthin. Vom Normalo zum Helden in 90 Minuten. Einfach nachzuvollziehen. Ein gelingsicheres Rezept. Helden retten die Welt, man selber freut sich über die rettende Idee in der Konferenz; ein Mini-Held. Aber Elite en miniature gibt es nicht. Ehrgeiz kann einem das ganze Leben versauen. Vielleicht ist das Modell 'Antiheld' eher was für einen? Der kann Schwächen haben – macht ihn nur sympathischer. Bei ihm ist allerdings kein Happy End inkludiert, wird standardmäßig nicht mitgeliefert. Die Last, ein Kritikaster sein zu müssen ... man zeigt sich unbegeistert von der Welt, ständig hat man an ihr was auszusetzen ... kann sich andererseits auch nicht dazu durchringen, als Held die Welt umzudekorieren. Wenn man schon nicht der Architekt ist, könnte man ja zumindest als Innenarchitekt Beachtliches leisten. Elite bewegt was, die sind tüchtig, denen gehen die Ideen niemals aus; man selber hat nur fixe Ideen, die einen langsam nerven.

    Vielleicht ist das so ähnlich wie mit dem Himmelreich: Man selber ist derjenige, der darüber zu befinden hat, ob man es wert ist, in diesem Club dabei zu sein? Wie Groucho Marx sagt: Ich würde keinem Club angehören wollen, der mich als Mitglied aufnimmt. Da ist eine gewisse kritische Distanz zum Selbst. Die Elite-Tauglichkeits-Prüfung wurde vorverlegt: Sie findet im großen Hörsaal des Ich statt. Unschöne Begleiterscheinung – sollte man es tatsächlich in die Leistungselite geschafft haben: Man muss Leistung bringen. Typisch für eine Meritokratie: Erbrachte Leistung definiert einen, befördert einen nach oben. Ganz im Gegensatz zum Egalitarismus, dem das ziemlich egal ist. Das Normale ist das Maß aller Dinge, was darüber hinausgeht, wirkt nur streberhaft. Will der Mensch gefordert sein? Hat man mit 'Kreativen Klassen' einen entscheidenden Vorteil, wenn man auf Schwierigkeiten trifft? Die Evolution lässt sich gerne Schikanen einfallen; aber ob man mit Hilfe der Schickeria da besser mit fertigwird? Beeindruckt Schickimicki das Schicksal?

    Letztlich könnte man argumentieren, dass sich Eliten immer automatisch bilden – die Besten auf ihrem Gebiet. Überwiegt der Vorteil oder der Nachteil? Profitiert die Gesellschaft von ihrem Können – oder möchte sie die manchmal zum Mond schießen? Die würden da vermutlich ankommen – und im Nullkommanix wären die Habitate fertig. Durch sie wird auch der Mond mondän.

    ENDE

    Elite-Denken

    Den Adel unter die Lupe nehmen. Ist er lupenrein? Sie wissen zu brillieren. Nicht jeder sieht den Adel als Juwel an. Manche reden von Talmi. Immer wieder erstaunlich, wie der Adel seinen Führungsanspruch gerechtfertigt hat. Sogar Gott musste herhalten, wurde in den Zeugenstand gebeten. Früher führt der Weg zu Gott über den Herrscher, den Pharao. Adel ist dann zumindest so etwas wie eine Freitreppe. Treppenstufen, Verbindungselemente zu dem ganz da oben. Sie residierten auch bevorzugt in der Höhe; 17. Etage mindestens. Oder zumindest auf 'nem Hügel in 'ner Burg. Zum Thema Anarchie: 50 Leute auf 'ner Insel – ging nie gut aus. Die haben sich gegenseitig fertiggemacht inklusive der Ureinwohner. Jeder verfährt mit den anderen, wie er will. So gesehen, sind uns die Primaten da überlegen: Die kommen miteinander aus. Der Grund-Hass scheint bei denen nicht so ausgeprägt. Ohne Klasse ist das nicht so klasse. Selbst bei Wikipedia ist das hierarchisch geordnet: Supervisor kontrollieren den Unsinn auf den unteren Ebenen. Dabei ist natürlich Kreativität gefragt: Jeder soll sich einbringen, Verbesserungsvorschläge machen. Lief ja nicht so gut in China, wo sie auf ihren Fachmann nicht gehört haben ... Verdrängung – und voilà, als Krönung: C…. Auch heutzutage reißen die Bemühungen nicht ab: Wie man zu denken hat, jedes No-Go wird festgelegt; es wird alles in die Wege geleitet, damit man nicht Unkorrektes denkt. Der Freigeist wird unter Beschuss genommen. Nicht 'Kampf um Rom', sondern 'Kampf um die herrschende Meinung'. Tonangebend sein – wer gehört dazu, wer darf seine Stimme erheben? Und wen erwartet der nächste Shitstorm? Man schüttet nicht mehr heißes Öl von der Burgmauer. Das geht subtiler.

    ENDE

    Eristik – Streitschrift für Eris

    Die Rhetorik hat kein gutes Image, ihr wird unterstellt, dass sie sich zu gerne unlauterer Mittel bedient. Ihre Trickkiste ist nicht uninteressant. Man kommt als Redner in Versuchung, sich bei der Eristik zu bedienen – Rabulist zu werden – ein Streit-Künstler, ein Wortklauber, ein Sophist. Die Wahrheit und das Recht auf seine Seite ziehen – ob es ihnen nun recht ist oder nicht. Man ist ein Argumentations-Zauberer, man verblüfft sein Publikum, man siegt wie ein Feldherr, der eine viel zu kleine Armee hat, aber dem das nichts ausmacht, da er Quantität wettmacht mit Raffinesse. Letztlich ist es ein Krieg der Meinungen – und Eris, die Göttin des Streits, macht man sich besser zur Freundin. Kein Wahrheitsfanatiker – die kann sie nicht leiden. Sie hält zu denen, die etwas flexibler sind. Logik ist verhandelbar – das ist ihre Grundthese.

    Als ob die Welt schön auf Prämissen aufgebaut ist – solide Säulen – dabei gibt es letztlich keine Letztbegründungen – alles hängt irgendwie in der Luft bzw. im luftleeren Raum – alles fußt auf gar nichts – ideale Voraussetzung für den Blender, dem das sehr entgegenkommt; so hat alles nur den Anschein.

    Unglaublich, was sich alles anstellen lässt mit den Argumenten des Gegners: sie deformieren, dehnen, ausweiten, stauchen, zusammenfalten ... Man muss da ein bisschen einfallsreich sein. Und dann gibt es da die schöne Sache des Argumentum ad hominem – sich in die Gedankenwelt des Gegners begeben und von dessen Position aus argumentieren. Plötzlich wird Empathie zur Waffe, man setzt sie gegen ihn ein, man schleicht in sein Gehirn – und das weitaus besser als Facebook, Google & Alexa – und verwendet dessen subjektive Wahrheit; man legt sich gar nicht erst mit der großen, übermächtigen objektiven Wahrheit an. Gewissermaßen der kleinere Bruder – man begnügt sich mit der Wahrheit des Gegners, dessen Weltsicht.

    Der Gegensatz wäre Argumentum ad rem – also sich tatsächlich mit den Fakten abgeben, sich damit plagen. Diskutieren ist eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Alles ist erlaubt. Arthur Schopenhauer hat dazu 38 Kunstgriffe aufgeführt: Eristische Dialektik. Leitsatz: Es kommt nicht auf die Wahrheit an, sondern auf den Sieg. Schönes Motto. Ähnlich wie im Gerichtssaal. Betätigungsfeld für den Eristik-Fan. Auch wenn man nicht vorhat, als begnadeter Rabulist die Wahrheit zurechtzustutzen, so ist es dennoch hilfreich, die Eristik-Tricks zu kennen. Man sollte sich nicht outen als Anhänger der Wahrheit. Recht haben und Recht behalten, ist um so vieles schöner. Ein tolles Hobby. Den eigenen Argumenten geht es gut – ganz egal, wie nahe sie bei der Wahrheit sind –, etwas Wahrheits-Ferne schadet überhaupt nichts, macht das Diskutieren nur zu einer etwas größeren Herausforderung. Man muss allerdings schon den Willen mitbringen, den Gegner zu besiegen; Eris mag keine Schlaffis und Schluffis. Wort-Ritter ohne Furcht und mit viel Tadel sind ihr die liebsten.

    Dem Gegner zeigen, was eine Harke ist, wo der Hammer hängt – ein gut aufgeräumter Wort-Geräteschuppen ist wichtig. Dafür sorgen, dass dem Gegner ganz blümerant wird. Verbal-Munition um die Ohren pfeffern – knallhart vor den Latz. Ein zorniger Gegner ist unkonzentriert, man kann ihn dazu verleiten, dass er seine Argumente nachlässig behandelt. Beim Disputieren dissen, zerschieß seine Prämissen. Bei manchen Diskutanten fragt man sich allerdings: Sie diskutieren abgehoben in der Welt der Worte und Begriffe; was hat das noch zu tun mit der Realität? Vielleicht ist die Logik ohnehin unfähig, die Welt auch nur annähernd zu beschreiben? Man sagt ja, ein Bild sagt mehr als tausend Worte – und die Logik ist hoffnungslos überfordert mit dieser Aufgabe. Schlussfolgern, Syllogismen – am Ende erscheint ihr das alles selbst ein bisschen sibyllinisch? Trotzdem tut man als guter Rhetor so, als hielte man zur Logik – dabei schweift man weitab der Logik-Gefilde umher, versucht es mit Argumentum ad personam – den taktischen Angriffen auf den Gesprächs-Gegner. Eris ist hocherfreut.

    Wahrheits-Suchende sind wir nicht – liegt gar nicht in unserem Interesse; was, wenn die Wahrheit sich stur anstellt und unseren Argumenten den Weg versperren will? Zum Glück haben wir die Eitelkeit und das Prestige-Denken – das hilft uns, kurzen Prozess zu machen mit den Argumenten des Gegners, sie zu Kleinholz verarbeiten – gemeinsam auf dem Holzweg. Als Eristiker ist einem die Wahrheit herzlich egal; purer Zufall, wenn das übereinstimmt mit unseren Überzeugungen. Man ist einfach nicht angewiesen auf die Wahrheit; emanzipiert sich von ihr. Wäre ja noch schöner, wenn sie das Sagen hätte. Man ist der Anwalt der Unlogik, verhilft skurrilen Meinungen zum Recht, abseits der ausgetretenen Pfade des Gebräuchlichen. Willkommen auf der dunklen Seite der Rhetorik. Wobei es sich fragt: Hat sie überhaupt eine Helle? Man ist immer geleitet vom Ego – und der Stolz lässt es nicht zu, dass man klein beigibt. Dann lieber ein Großmaul – man zitiert Autoritäten – Argumentum ad verecundiam; wen würde der Gegner als Autorität gelten lassen, wen respektiert er? Das sind Schläge, von denen er sich nicht so schnell erholt – man hat doch eine ganz andere Schlagfertigkeit, wenn einem Autoritäten assistieren. Die hinter sich zu wissen – schon steht man mit einem ganzen Heer da, man ist Feldherr – und die Zitate ziehen für einen in den Krieg. Wunderbar. Tolle Truppe.

    Man will ja nicht erotematisch die Wahrheit an den Tag bringen –

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