Fickt euch alle: Ultimativ menschenverachtend. Herzzerreißend soziophob.
Von Dirk Bernemann, Stefan Gaffory, Andy Strauß und
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Buchvorschau
Fickt euch alle - Dirk Bernemann
Impressum
1. Auflage März 2012
Alle Rechte liegen bei den Autoren
Umschlaggestaltung: Simon Höfer
Satz: Miriam Spies
ISBN: 978-3-942920-49-0
www.unsichtbar-verlag.de
www.gONZoverlag.de
Fickt Euch alle
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Andreas Köglowitz & Miriam Spies
Paranoia bedeutet nicht automatisch,
dass nicht doch jemand hinter dir her ist
Niklas Huges
Der Sitter
Christian Ritter
Road to Airconditioning
Andy Strauß
Zwei Wochen
Christoph Straßer
Menschen und Beuteltiere
Susann Klossek
Selbsttherapeutische Maßnahmen
Alexander Gräbeldinger
Schulzes Pub
Dirk Bernemann
Mal schauen was kommt
Stefan Kalbers
Hey German!
Andrea Mohr
Seitan
Stefan Gaffory
Die radikale Linke
Jan Off
Vorwort
Wer schon einmal fünf Tage am Stück auf der Frankfurter Buchmesse verbracht hat, den mag es aus vielerlei Gründen nicht wundern, dass die Idee zu diesem Buch auf eben selbiger entstand. Wie es dazu kam? Um ehrlich zu sein: Ich kann nur spekulieren. Es ist nämlich so: Auf diesen Messen trifft man unfassbar viele Menschen, mit denen man quälend viel Smalltalk betreibt. Und man nickt so viele fixe Messedeliriumsnetzwerkexzessutopieverschnitte durch, bis man Jules Vernes für den utopielosesten Naturalisten aller Zeit hält. Vollzeitphobiker wie Thompson wären neidisch auf diesen nicht mal versuchsweise kaschierten Wahnsinn. Man würde ja bescheuert, würde man all diesen Messeopfern tatsächlich zuhören. Da ist ein gerüttelt Maß an Autismus von unschätzbarem Nutzen. Augen aufreißen, interessierten Blick auflegen, Autopilot einschalten, Kontakt zur Außenwelt abschalten, entspannt zurücklehnen und Kopfkino genießen.
Manchmal allerdings rächt sich das. Schnitt.
Wenige Tage nach der Frankfurter Buchmesse 2011 ruft Andreas Köglowitz vom Unsichbar-Verlag an. Ich beginne schon mich zu fragen, ob er nur angerufen hat, um eine Runde zu plaudern, als er nach dem Après-Messe-Talk schließlich fragt, was jetzt mit unserem Projekt sei. Oops. Hä? Hm! Verdammt. What the fuck? Durch messerscharfe Kombinationsgabe, rhetorisch hochgerüstete Inhaltslosigkeiten und gut geölte sprachliche Antipräzisionswerkzeuge à la „mhm und „jaja
und „ist in Arbeit oder „ganz deiner Meinung
, komme ich nach und nach dahinter, dass es sich scheinbar um eine Unsichtbar/gONZo-Kompilation handelt, die den Titel „Fickt Euch alle" tragen und misanthrope Textbeiträge der Autoren der beiden Verlage beinhalten soll. Puh. Was? Wow! Irre… Und das soll ich gut gefunden haben? Kann ich mir nur schwer vorstellen. Flowzirkus-Slammer treffen Dosenbeat-Punks, oder was?
Aber bis ich all das herausgefunden habe, habe ich mich kommunikativ so ungünstig verstrickt, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskomme, ohne mich zum völlig grenzdebilen Psychoverleger zu degradieren. Im kulturell anerkannten Rahmen eines Buches gepflegt aller Verachtung freien Lauf lassen gemäß des Mottos: Phobiker, Misanthropen und Psychopathen aller Subkulturen: Vereinigt euch!
Zugegeben: So groß war der Widerstand nicht, den es zu brechen galt, um mich ein zweites Mal von der Idee zu überzeugen. Unter diesen Umständen hielt ich es ausnahmsweise für angemessen, diverse Vorurteile – zumindest vorübergehend – über Bord zu werfen, um die intersubkulturellen Schnittmengen in Dingen Misanthropie zu erkunden. Und für einen wohlgeformten, ausgestreckten literarischen Mittelfinger darf man sich selbst auch mal untreu sein, oder?
So oder so ähnlich muss es wohl zu diesem Buch gekommen sein. Aber das ist im Grunde auch total wurscht. Von Vorwortlesern halt ich sowieso nichts.
Miriam Spies
Genau so war das! Und zwar ganz genau so!
Wenn auch nicht aus meiner Sicht, aber Frauen widerspricht man nicht, wenn man nicht lebensmüde ist oder weiter samstags zum Fussball gehen will. Somit war es so, aus und Schluss!
Bleibt mir nur zu sagen: Wir lieben euch alle (auf unsere Weise) und wünschen viel Spaß bei der folgenden Lektüre.
Andreas Köglowitz
Vorwort Ende
Paranoia bedeutet nicht automatisch, dass nicht doch jemand hinter dir her ist von Niklas Huges
Ein isoliert lebender, scheuer und mitunter nicht nur leicht verwirrter Mensch wie ich, mit unstetem Tagesablauf, Hang zum Epsilon-Alkoholismus und diversen erblichen Vorbe-lastungen (Teetrinker, Bücherleser), entwickelt mit der Zeit seltsame Hypochondrien und Ängste, einige davon hart an der Grenze zum Wahnsinn. Meine neueste Errungenschaft auf diesem Gebiet stellt, neben vergleichsweise harmlosen Ängsten wie z.B. vor Heimwerkern, Monstertruck-Show-Be-suchern und anderen Spinnern, die Angst vor Pflanzen und allem Grünzeug dar. Die Sache entbehrt nicht einer gewissen Koketterie. Ein- bis zweimal im Monat treffe ich mich mit einem ebenso ängstlichen Bekannten (vor einer richtigen Freundschaft haben wir schlichtweg zu viel Angst), um mich mit ihm über unsere jeweiligen Ängste auszutauschen. Und da sticht meine – zugegeben – extravagante Angst natürlich hervor wie die sprichwörtliche Dreißig-Meter-Monsterspinne auf einem Kongress zur Leugnung der Dreißig-Meter-Mons-terspinne. Aber meine Angst ist echt und begründet. Ich habe also einmal vier Punkte niedergeschrieben und meinem Bekannten vorgelegt. Wenn man es sich mal genau überlegt, ist es ja ein Wunder, dass noch keine Massenpanik ausgebrochen ist. Denn:
„1. Die Bedrohung ist real.
Pflanzen sind einfach überall und nicht kleinzukriegen. Es beginnt bei den gestern noch unsichtbaren Algen am Glas des Aquariums oder dem Schimmelansatz in der Dusche und endet schließlich in einem verdammten Urwald. Und dann hat man den Salat. Experimentelle Massenrodungen von Hamburgerketten belegen, dass einem ausgewachsenen Urwald nur noch sehr schwer beizukommen ist. Selbst nach jahrzehn-telangem Niederbrennen: immer noch ganz viel davon da.
2. Pflanzen sind härter, als man denkt.
Jedenfalls härter als wir. Sie sind Teil der Evolution und auch wenn einige Farmerstaaten im Mittelwesten der Vereinigten Staaten von Amerika es nicht wahrhaben wollen: Evolution ist Realität und es gilt das Gesetz des Stärkeren. Und genau wie wir Menschen alles und jeden gnadenlos fertigmachen, was uns nur einmal schief anguckt, sind alle Pflanzen von ihrer Natur her aggressiv, oppressiv und imperialistisch bis ins Mark. Ohne circa eineinhalb Milliarden sogenannte „Spießer" (in Wahrheit tapfere Soldaten einer revolutionären Armee), die Tag für Tag mit Heckenscheren und anderem Gerät bewaffnet unsere Welt verteidigen, wäre die Welt der Menschen bald Geschichte: Vögel kackten alle nur erdenklichen Arten von unverdauten Pflanzensamen auf unsere Häuser und Straßen, wo der Wind zuvor ganze Vorarbeit geleistet und Staub und Erde hingeweht hat. Regen, Luft und Sonne (Mehr braucht es ja nicht! Mehr