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Du schaffst das: Vom Fallen und Aufstehen
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eBook156 Seiten2 Stunden

Du schaffst das: Vom Fallen und Aufstehen

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Über dieses E-Book

Ein junger Mann verunglückt in einer Fernsehshow bei einem waghalsigen Stunt. Fortan ist der Mann gelähmt. Ein Schock, etwas nie zuvor da gewesenes!
Trifft den Fernsehsender eine Mitschuld? War es jugendlicher Leichtsinn? Und darf unsere Mediengesellschaft so jemanden zum Medienstar stilisieren, nur um dessen Gesicht auf der Titelseite der BILD-Zeitung zu sehen?
"Du schaffst das" beleuchtet kritisch die Rolle verschiedener Medien und stellt Fragen über die Grenzen unseres Voyeurismus.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum26. Okt. 2016
ISBN9783957910585
Du schaffst das: Vom Fallen und Aufstehen

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    Buchvorschau

    Du schaffst das - Dirk Bernemann

    46

    DU SCHAFFST DAS

    Von Dirk Bernemann und Jens Goldbach

    Prolog

    Simon Lutz aus dem Blog der Wochenzeitung

    »Die Mitte«

    Das ist er also. Aus der Nähe betrachtet sieht er etwas älter aus als im Fernsehen. Seine Augen leuchten. Ich glaube, jetzt gerade ist er sehr glücklich. Er lächelt. Dann hustet er. Dann lächelt er wieder. Sein Assistent hält ihm ein Glas Wasser hin und balanciert den Strohhalm zwischen seine Lippen. Er trinkt. Er hustet. Der hinter ihm stehende Produzent räuspert sich. Er trinkt noch einmal.

    Eine rückwärtslaufende Digitaluhr. Es sind noch 2 Minuten und 17 Sekunden bis zum Beginn der Show. Eine Visagistin tupft ihm Schweiß von der Stirn und überschminkt fast gleichzeitig und unglaublich präzise die Stellen, an denen sie gerade noch getupft hat.

    Jeder hier im Raum ist ein Profi, das spürt man förmlich. Sie liegt in der Luft, diese Professiona­lität. Alle Handgriffe werden ausgeführt, ohne dass jemand darüber nachzudenken scheint. Alles Routine. Jeder weiß, was er zu tun hat. Und die meisten dieser Handlungen drehen sich um ihn, damit es ihm gut geht.

    Irgendjemand am Bühnenaufgang macht unverständliche Handzeichen. Funkgeräte knistern. Es sind noch 43 Sekunden. Er wird zum Lift begleitet. Die linke Hand des Produzenten verlässt für den Rest der Zeit nicht mehr seine rechte Schulter. Er sieht sich nicht mehr um.

    Die Titelmelodie wird eingespielt. Draußen beginnt Applaus. »Meine Damen und Herren, hier ist ihr Gastgeber, Lemuel Bäcker.« Der Produzent gibt ihm einen Klaps auf die Schulter. Der Applaus wird stärker, raumfüllender, gewaltiger. Die große Tür vor ihm öffnet sich nahezu geräuschlos und plötzlich ist überall Licht.

    1.

    Tagebucheintrag Lemuel Bäcker

    Voll gut. Voll früh aufgewacht. Sonnenlicht in meinem Zimmer. Wieder vor dem Wecker. Also habe ich noch ein bisschen Zeit. Mein Bett so schön warm. Heute ist Freitag, das heißt Morgen ist endlich Wochenende. Ich finde die Schule zwar nicht so schlimm wie ein paar aus meiner Klasse, aber zwei ganze Tage lang machen zu können, was man will, ist einfach schöner, als den ganzen Tag drinnen rumzuhocken. Ich kann hören, wie Mama und Papa unten Frühstück machen. Also nicht nur hören, sondern auch riechen. Kakao, Körnerbrötchen aus dem Backofen, Kaffee und frischgepresster Orangensaft. Ich höre auch Anna, meine kleine Schwester. Sie will die Saftpresse bedienen oder wenigstens auch mal eine Orange mit einem Messer schälen. Sie redet ein bisschen lauter als meine Eltern. Die beiden sind eher zurückhaltend und etwas leiser und vor allem immer verständnisvoll.

    In den letzten Wochen hat sich irgendwas verändert. Ich merk langsam, dass ich die Mädchen in meiner Klasse viel interessanter finde als vorher. Und viele von den Jungs reden auch schon übers Miteinanderschlafen und Sex. Und ich probier das jetzt auch langsam aus. Also nicht so richtig Sex. Ich merk nur, dass ich meinen Körper ganz anders kennenlerne grad. Also wo ich mich anfass und wie sich das anfühlt. Ich fang vorsichtig an und werde dann gröber und schneller und dann kommt irgendwann dieses Gefühl, dass ich sonst nur vom Training kenn. Diese Mischung aus Entspannung und leichter Erschöpfung. Bin dann ganz friedlich, ganz ruhig. Meine Hand ein bisschen nass, aber das muss ja keiner wissen.

    Ein paar Minuten könnte ich noch liegenbleiben, weil ich ja früher wach war. Mach ich aber nicht, weil ich schon weiß, dass das wieder ein geiler Tag wird. Also ab ins Bad. Sowieso sind die Tage toll grad. Ich freue mich richtig drauf. Eigentlich ist jeder Tag wie ein Geschenk. Und so eine Familie wie ich zu haben, macht dieses Gefühl noch größer. Also Leute um sich rum zu haben, die für einen da sind und einen unterstützen. Und lieben. Hände waschen und dann ein paar Siegerposen vor dem Spiegel. Ich hab neulich gelesen, das ist gut fürs Selbstbewusstsein. Irgendwie bin ich ja jetzt auch schon ein Sieger. Glaub bald muss ich mich auch rasieren. Bis jetzt sind aber nur weiche Haare auf meiner Oberlippe, ich fühle noch nichts Stoppeliges.

    Ich glaub wir sind eine echt gute Familie, Papa, Mama, Anna und Ich. Wir haben Glück, aber wir wissen das auch zu schätzen und sind dankbar dafür. Es gibt ja leider Menschen, die nicht so viel Glück haben. Arme, Drogensüchtige, Flüchtlinge, Kranke, Behinderte, Gefangene. Und auch Menschen mit schlechten Absichten, ohne Gewissen, oder die böse denken. Für sie alle beten wir oft. »Gott hilft denen, denen geholfen werden muss« sagt Papa manchmal. Ich spür auch immer mal wieder, dass das was Gutes ist.

    Wir frühstücken immer alle zusammen. Anna will eine Mandarine schälen und ist voll süß dabei mit ihren kleinen Händen. Sie rutscht immer ab und kommt nicht richtig durch die Schale durch mit ihren Fingerchen. Zack, hat sie da eine Mandarine, auf der kaum noch was Weißes drauf ist. Sie ist superniedlich wenn sie so lächelt. Mandarinen sind sowieso eine fantastische Erfindung. Muss nicht mehr verpackt werden und man muss geschickt sein, um an das leckere Innere ranzukommen. Mit dem Daumen in die Schale eindringen und dann alles runterknibbeln, was man nicht essen kann. Dass was so Leckeres so gesund sein kann, ist schon fast ein Grund zum Feiern. Mama achtet eh drauf, dass wir viele gesunde Sachen essen. Schokocreme fürs Brot gibt’s zum Beispiel nur einmal in der Woche. Ich kann das gut verstehen wenn ich dicke Kinder in der Schule sehe. So will ich wirklich nicht aussehen.

    Der Bus hält in der Nähe von unserem Haus, vielleicht 200 Meter entfernt. Meine Eltern gucken uns jeden Tag hinterher, das weiß ich. Das kann schon ein bisschen nerven, aber ich versteh es auch. Vielleicht haben sie Angst, wir werden entführt oder von einem Auto angefahren. Aber ich bin so schnell mittlerweile und so fit, dass ich, glaub ich echt, vor einem Auto wegrennen könnte. Manchmal denke ich sogar, ich könnte über ein fahrendes Auto drüber springen. Aber ich traue mich noch nicht, das auszuprobieren.

    Erste Stunde: Deutsch. Ich sitz neben Barbara. Ich mag sie sehr, sie ist meine beste Freundin, echt schlau und sieht einfach toll aus. Ist super gut in Mathe und, was mir besonders gefällt, in Sport ist sie auch die Beste. Ganz egal, ob Geräteturnen, Hockey oder Basketball. Ihr Spitzname für mich ist Lemmy. Ich finde, ich brauch keinen Spitznamen, mich nervt das ein bisschen. Mein Name ist gut so, wie er ist. Bin auch nur ein bisschen genervt, weil Barbara einfach ein nettes Mädel ist. Wenn ich ehrlich bin, sogar mehr als das. Es gibt da ein paar Gefühle, die krieg ich noch nicht so ganz geordnet.

    In Sport nach der großen Pause machen wir erst ein paar Konditionsübungen, Liegestützen, einen Medizinball hochwerfen, über eine Bank robben. Dann sollen wir über das Pferd springen. Da steht natürlich nicht wirklich ein Pferd in der Turnhalle, das wär’s ja noch. Wenn das einfach auf den Boden …, haha, nein, natürlich heißt das Sportgerät so, über das man springt, das weiß ja jeder. Ein paar, die nicht so sportlich sind und ein paar Mädchen kriegen Hilfestellung von Herrn Grüther. Dann noch an Ringen hochziehen und über einen Balken balancieren. Alles kein Problem. Würdʼ gern mehr machen, darf aber nicht, weil jeder einmal drankommen soll, auch die, die das nicht so gut können.

    Wieder zuhause, Mama nimmt mich in den Arm. Papa ist noch nicht da, er ist noch bei der Arbeit. Wir sitzen um den Tisch und beten, bevor wir anfangen mit Essen. Wir haben noch so viele Mandarinen, dass ich für Anna, Mama und mich als Nachtisch noch ein paar von ihnen schäl.

    Heute ist das letzte Mal Leichtathletik diese Woche. Ich laufe siebenmal die Runde und es kommt mir so vor, als würde meine Batterie nie alle werden. Heute mach ich 100 Meter Lauf, Weitsprung und Hochsprung. Drei Stunden lang.

    Danach dusch ich und guck mich beim Abtrocknen im Spiegel an. Ganz dunstig und verschwommen. Ich wische einmal mit dem Handtuch über den Spiegel und kann mich kurz ganz und sehr klar sehen. Mein Blick wandert über meinen ganzen Körper, auch über die Stellen, die vielleicht nicht ganz perfekt sind, und am Ende schaue ich mir lange selbst in die Augen.

    Immer, wenn ich hier so nach dem Training stehe, bin ich mir sicher, dass ich was Besonderes werde. Ich habe Talent, das sagen alle. Viele klopfen mir auf die Schulter, wenn wir im Clubheim vor den Pokalen und Medaillen des Vereins stehen und dann sagen sie gerne »Du schaffst das« und deuten auf die Pokale und Medaillen und ich stehe da und weiß genau: Ich schaff das. Vielleicht sogar noch mehr, als nur so Pokale und Medaillen. Mein Kopf ist so voller Träume. Ich weiß, wer ich bin und ich weiß, was ich will. Ich bin Lemuel Adrian Bäcker. Ich bin 13 Jahre alt und ich schaffe alles.

    2.

    Brief von Annabell Winter an die »Du schaffst das«-Redaktion

    Liebe »Du schaffst das«-Redaktion,

    schon seit ich ein kleines Kind war, habe ich jedes Mal Ihre Sendung geguckt. Das war immer das Highlight der Woche. Die ganze Familie saß samstags mit Keksen und Kakao vor

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