Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Storys, Interviews, Gespräche
Storys, Interviews, Gespräche
Storys, Interviews, Gespräche
eBook176 Seiten2 Stunden

Storys, Interviews, Gespräche

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

26 Storys, Interviews, Gespräche:

Gná * Wald grübelt * Jack Oldfield und Fee Fanferlüsch * Satz kommt zu Wort * Der Turm der blauen Pferde * Der Herbst zieht in den Park ein * Interview mit dem Internet * Rotkäppchen und die Bots * Interview mit Schreckgespenst Scheuchi * Mein Mutproben-Coach * Interview mit Albrecht Dürer * Frau Holles Lokal * Urlaub auf der Erde * Gespräch mit den Wolken * Von Schnäppchen gejagt - Wie errichte ich dem Mammon einen Altar? * Interview mit Ernte * Die Bauernhochzeit * Lifehacks im Märchenwald * Himmelsstürmer * Der Haus-Arzt, dem die Häuser vertrauen * Rückkehr der alten Gewohnheiten * Omma-App * Verdreht * Katalogisch * Interview mit dem Planeten Mars * Frühstück, Brunch und Brinner

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum23. Okt. 2019
ISBN9783748718574
Storys, Interviews, Gespräche

Mehr von Phil Humor lesen

Ähnlich wie Storys, Interviews, Gespräche

Ähnliche E-Books

Humor & Satire für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Storys, Interviews, Gespräche

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Storys, Interviews, Gespräche - Phil Humor

    Inhalt

    26 Storys, Interviews, Gespräche:

    Gná * Wald grübelt * Jack Oldfield und Fee Fanferlüsch * Satz kommt zu Wort * Der Turm der blauen Pferde * Der Herbst zieht in den Park ein * Interview mit dem Internet * Rotkäppchen und die Bots * Interview mit Schreckgespenst Scheuchi * Mein Mutproben-Coach * Interview mit Albrecht Dürer * Frau Holles Lokal * Urlaub auf der Erde * Gespräch mit den Wolken * Von Schnäppchen gejagt - Wie errichte ich dem Mammon einen Altar? * Interview mit Ernte * Die Bauernhochzeit * Lifehacks im Märchenwald * Himmelsstürmer * Der Haus-Arzt, dem die Häuser vertrauen * Rückkehr der alten Gewohnheiten * Omma-App * Verdreht * Katalogisch * Interview mit dem Planeten Mars * Frühstück, Brunch und Brinner

    Gná

    Ich hatte mir das Handbuch 'Beschwörungs-Zauber für Unerschrockene' gekauft; mal sehen, welcher der hiesigen Dämonen oder wer vom Mythenpersonal Zeit und Lust hatte, zu erscheinen. Quasi eine Einladung ins Ungefähre. Ich hatte den Ventilator laufen dabei – war vielleicht ein Fehler, denn jemand, den man als Windgöttin bezeichnen könnte, fühlte sich anscheinend angesprochen: Gná wirbelte herbei – offensichtlich froh, dass sich jemand für sie interessierte. Das war verdächtig. Hatte sie nichts anderes zu tun? Immerhin galt sie als Sonderbeauftragte der Göttin Frigg – ihr Laufbursche sozusagen bzw. ihre Lauflady. Schick sah sie aus. Eine waschechte Walküre.

    Was liegt an?, wollte sie wissen. Ich hatte Glück, dass mein Wohnzimmer groß genug war, denn sie brachte ihr Pferd mit: Hófvarpnir. Kann problemlos übers Wasser reiten und auch in der Luft hält er sich ganz gut, pries sie ihn an, wie es wohl ein Gebrauchtwagen-Händler machen würde. Wollte sie ihn loswerden? Macht achtzig Sachen in der Stunde – und im Warp-Modus dreifache Lichtgeschwindigkeit, prahlte sie.

    Ich legte das Handbuch beiseite, gab Hófvarpnir eine Möhre – wobei er neben mir am Kühlschrank stehenblieb. Der Inhalt schien ihn zu faszinieren. Er zog das Gemüsefach auf. Ich schob es wieder zu. Erst wird geliefert: Ich brauche gute Storys. Ich bin Schriftsteller, und in letzter Zeit sind meine Interviewpartner doch recht zurückhaltend. Was macht Thor?

    Odin geht es nicht so gut. Er fühlt sich vernachlässigt. Auch meine Chefin, Frigg, vernachlässigt ihren Palast Fensal – wir haben keine Reinigungskräfte in Asgard – nur Krieger. Von denen rührt keiner einen Besen an. Völlig nutzloses Gesindel. Hängen den ganzen Tag in Met-Kneipen rum. Soll ich Dir eine magische Rune schnitzen?

    Ich zog meine Hand zurück. Später vielleicht.

    Magische Runen sind toll – nimm zwei, dann kriegst Du 15 % Rabatt, ließ sich Hófvarpnir vernehmen. Ein sehr geschäftstüchtiges Pferd. Der könnte auch außerhalb Asgards Karriere machen.

    Gná stand vor dem Ventilator. Ihr Kleid umspielte ihren Körper. Wäre ein Gedicht für mich drin, wenn ich Deine Avancen nicht unerwidert lasse?

    Ich habe mit dem Avancen-Machen doch noch gar nicht angefangen.

    Ein Gedicht käme mir aber sehr zupass, das könnte ich in Asgard vortragen, etwas mehr Bedeutung erlangen. Ich will keine B- oder gar C-Göttin sein. Auch sie bediente sich aus meinem Kühlschrank – 'ne Cola-Dose. Wir haben nicht einmal eine Mini-Bar in Asgard. Ist's zu glauben? Völlig rückschrittlicher Verein. Die Schriften, die unsere Existenz belegen, wurden fast alle aus dem Historien-Archiv vernichtet. Skandal. Wir wollen wieder ins kollektive Gedächtnis. Bring uns da rein! Klare Ansage. Sie gab mir einen Zauberapfel. Die Kiste Zauberäpfel jetzt nur 5000 EUR. Es artete aus in Geschäftemacherei. Ich wünschte, ich könnte mich beklagen, über Burn-out-Symptome klagen; aber Frigg hat kaum noch Aufträge für mich; es dümpelt alles so dahin. Schrecklich langweilig. Sei mein Skalde. Bedichte mich, schreib mir schöne Gedichte auf den Leib!

    Sie war eindeutig Gedicht-süchtig. Auch das Pferd wollte Gedichte – möglichst 13 großformatige Balladen; wann könnte ich liefern?

    Gná sagte: Die Lieder-Edda und die Snorra-Edda brauchen dringend Updates. Völlig überholt. Außerdem könntest Du mich etwas vorteilhafter schildern: Dem Status einer reinen Botschafterin bin ich entwachsen, ich bin multifunktional.

    Das sind doch alles unbewiesene Behauptungen. Ich sagte Alexa, dass sie Richard Wagners Götterdämmerung spielen sollte. Das Pferd rastete aus, völlig überdrehte Tanz-Moves, völlig unpassend. Gná wurde zum Wirbelwind. Es hätte erotisch ausgesehen, wenn das nicht von seltsamen Zuckungen begleitet wäre. Entschuldigung, ich bin aus der Übung.

    Das sieht voll schräg aus. Ich tanzte mit ihr Walzer, Alexa suchte uns netterweise was Passendes heraus.

    Ich bin sonst gar nicht so hyperaktiv, aber die Aussicht auf ein Gedicht lässt mich erzittern.

    Wow, ein Gedicht-Junkie. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich was vorbereitet. Darauf bereiten einen die Handbücher nicht vor; da ist nur die Rede von Ouija-Boards.

    Mein Unterbewusstsein meldete sich: Küss die Walküre! Kein dummer Vorschlag, dumm nur, dass in dem Moment mein Nachbar durchs Fenster schaute und wie am Spieß schrie. Er war schon immer recht schreckhaft – ein schwebendes Pferd gab ihm für diesen Nachtmittag wohl den Rest. Ich versuchte, Hófvarpnir herunterzuziehen, als sei er ein zur Decke gestiegener Luftballon.

    Lass das, sagte er unwillig und trat mit den Hufen nach mir. Die Leichtigkeit des Seins – sind wir alle mit geistigem Helium gefüllt, seltsam unberührt von Notwendigkeiten, frei schwebend ...?

    Das Pferd machte mit meinem Nachbarn Mund-zu-Mund-Beatmung. Ich habe Karotten im Mund! Mein Nachbar schüttele sich angewidert und spuckte irgendwas ins Gras.

    Gern geschehen, sagte Hófvarpnir und verfiel wieder in seine alte Gewohnheit, einige Meter oder Zentimeter über dem Boden zu schweben. Hatte was.

    Kann ich das auch?

    Aber sicher doch. Was meinst Du, wofür der Zauberapfel ist? Von Iduna. Schöne Grüße von ihr. Ich biss hinein. Der Effekt blieb aus. Wir drehen erst mal 'ne Runde, wir müssen den Skeptiker in Dir besiegen, erklärte mir Hófvarpnir.

    Die Welt von einem fliegenden Pferd erklärt zu bekommen – in anderen Berufen wäre das ein Problem, aber als Schriftsteller kann man sich auf Pegasus berufen, da ist so etwas erlaubt und sogar erwünscht. Mein Nachbar sah das anders, er befahl dem Pferd, auf der Stelle zu landen. Er ist Polizist – und bildete sich wohl ein, dass er im Kommandoton die Magie problemlos aus der Realität verbannen konnte. Sie einsperren in den Bereich der Fiktion.

    Gná widersprach ihm. Wir sind hier wegen eines Gedichts – oder mehrerer – mal sehen, wie motivierbar der Skalde ist, wenn ich mich als Muse so richtig ins Zeug lege. Sie legte einiges von ihrem Zeug beiseite. Sie raubte mir den Verstand – kein guter Einstieg für den Skalden. Auch mein Nachbar war baff. Strip-Show der Asinnen – keine schlechte Idee mit dem Handbuch.

    Klappt immer, meinte sie triumphierend.

    Was sind das denn für Flittchen, dachte ich. Womit vertrieben die sich in Asgard bloß die Zeit? Ein Besuch wäre durchaus lohnenswert. Musen-Status bei 80 Prozent, sagte ich und signalisierte mit beiden Daumen ein Like. Mein Nachbar schloss sich mir an – und auch ein weiterer Nachbar. Gná nutzte die Eiche als Stange und performte einen Table-Dance bzw. Gras-Tanz. Mein Nachbar riss mir mein Handbuch aus der Hand. Keine Ahnung, wen er beschwören wollte, was ihm so vorschwebte. Zumindest schwebte Hófvarpnir vor seiner Nase. Nachbar 2 wurde in die Performance von Gná miteinbezogen. Sie füllte ihn mit Met ab; sie selber ließ sich den Honigwein über ihren Körper laufen. Machte optisch einiges her. Ich wieherte. Ungeahnte Fähigkeiten. Musste mich bei Hófvarpnir angesteckt haben. Der Zauberapfel fing an zu wirken: Ich merkte, dass ich einige Zentimeter über dem Boden schwebte; nicht schlecht; ich bemühte mich, höher zu steigen; dachte an Peter Pans Anweisung 'Denke an was Gutes und zucke leicht mit den Schultern'. Klappte schon ganz gut – bis ich merkte, dass Hófvarpnir mich am Kragen gepackt hatte und dass er es war, der mir diesen Flug-Modus ermöglichte.

    Du musst erst mal an Dich glauben; und wenn es mit Hilfe von Betrug ist; ist doch egal. Er machte eine wegwerfende Hufbewegung. Sie wollten mich offensichtlich zu etwas drängen, wozu ich innerlich noch nicht bereit war.

    Gná presste sich an mich, da sie voller Met war, eine klebrige Angelegenheit. Spürst Du auch diese Verbindung? Die Welten vereinen. Man sollte im Leben viel mehr kleben. Was sie sagte, machte durchaus Sinn, konnte ich aber nicht beurteilen, da ich von ihr irgendwie berauscht war. Mein Nachbar wollte sich unserer Umarmung anschließen. Aber Nachbar 2 drängelte sich vor. Gná musste über magnetische Anziehungskräfte verfügen – denn es zog immer mehr Männer aus der Umgebung herbei, mein Garten war voll.

    Lapdance für alle!, rief Gná. Ich hatte so eine Ahnung, warum Frigg sie beurlaubt hatte. Ihr moralischer Kompass zeigte stur gen Sünde. Sollte mir recht sein. Ich würde nicht den ersten Stein werfen – allerhöchstens Edelsteine. Seltsamerweise war mein Garten auch voller Raben: Die Anwesenheit einer Walküre hatte sich wohl herumgesprochen; sie hielten wohl Ausschau nach Kriegern.

    Sie kommt direkt aus Asgard, warum musste ich immer so ein Angeber sein? Aber es schien Gná nichts auszumachen, sie war in Feierlaune.

    Ich bin grimmgemut, meinte sie – aber beschrieb das auch nur annähernd ihre derzeitige Verfassung? Ich sollte Asgard benachrichtigen. Frigg sollte jemanden schicken, der sie abholte; so konnte man sie doch nicht der Meute überlassen. Oder doch? Hier war nicht Fensal. Ich habe Friggs Spindel mitgebacht, sagte Gná übermütig. Wie spinnen uns unsere eigenen Fäden des Schicksals. Guter Vorschlag. Sie hatte kaum noch etwas an. Heute ist Freitag – das ist ihr Tag, Friggs Tag – machen wir es zu unserem! Sie zog sich ein Falkengewand an. Friggs Falkengewand – passt fast perfekt. Hier und da ein paar Abnäher. Sie sah aus wie ein gebeutelter Falke. Die Verwandlung ließ einiges zu wünschen übrig. Aber ich sagte nichts. Dementsprechend unbeholfen waren auch ihre Flugversuche. Sie stieß wiederholt gegen meine Dachrinne. So wird das nichts. Verwandlung in einen Falken – ich wollte Dich begeistern; hab alles eingepackt, mitgehen lassen. Frigg wird mich umbringen. Hat sie schon 30-mal gemacht. Schlimme Zustände. Alles, was ich wollte, war ein Gedicht. Etwas, das mich verherrlicht, mir sagt, dass ich mehr sein kann als eine nicht mehr benötigte Botschafterin. Dass ich immer noch der Wirbelwind von einst sein kann. Dass ich an mehreren Orten scheinbar zugleich bin – so wie Odins Raben Hugin und Munin – aber Ihr habt Satelliten, Ihr habt Funk … Ihr braucht mich nicht, keiner braucht mich.

    Du könntest beim Arbeitsamt nachfragen ... Falsche Antwort. Sie sah mich noch trauriger an.

    Ich bin gerne in Midgard. Aber eigentlich soll ich mich bedeckt halten. Sie sah verdammt unbedeckt aus. Ich blätterte im Handbuch, da fand ich nichts. Ich zog mein Grimoire zu Rate, das Zauberbuch meines Großvaters. Wie schickte man Nachbarn zur Hölle? Ich wollte mit ihr allein sein. Ich blätterte wie wild.

    Hófvarpnir half mir beim Blättern. Wonach suchen wir? Ein sehr freundliches Pferd.

    Hokuspokus, um Nachbarn und Anwohner aus meinem Garten verschwinden zu lassen. Er verwandelte sie in Gartenzwerge. Das ging ja schnell. Man braucht nur zu fragen – die Welt ist so einfach. Mir fiel auf, dass man mit den Gartenzwergen Schach spielen könnte – er hatte ihnen entsprechendes Outfit gegeben. Praktisch, lobte ich ihn. Wir spielten eine Partie Garten-Schach und waren guter Dinge. Ich hatte noch nie gegen ein Pferd gespielt. Jeden Tag eine neue Erfahrung – das machte ich mir zur Devise.

    Dame schlägt Springer, sagte Gná und gab Hófvarpnir einen Klaps. Sie wollte das Feld für sich.

    Für Euch Götter sind wir doch bestenfalls Bauern. Ich gab mich reserviert, was mir durchaus schwerfiel.

    Sei mein Turm! Das klang nach Beförderung. Mein hoher, mächtiger, gewaltiger Turm! Das hatte was Anspornendes. Man sollte öfters mit Göttern oder Walküren Schach spielen. Allerdings hatte ich ein schlechtes Gewissen in Bezug auf die Gartenzwerge; sollte man die nicht zurückverwandeln? Davon wollte Gná nichts wissen. Die stören doch bloß. Ich habe keinerlei Erfahrung damit, wie es ist, eine Muse zu sein. Sitze ich so richtig? Sie saß auf meinem Schoß.

    Hófvarpnir schwebte über unseren Köpfen. War nicht so gut. Denn er ließ was fallen: einige Pferdeäpfel.

    Du bist doch keine Möwe!, sagte ich.

    Ich kann alles sein, sagte er

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1