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Draekon Krieger: Die Rebellion, #1
Draekon Krieger: Die Rebellion, #1
Draekon Krieger: Die Rebellion, #1
eBook328 Seiten4 Stunden

Draekon Krieger: Die Rebellion, #1

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Über dieses E-Book

Im Weltraum entführt. Eingesperrt. Verkauft an den Höchstbietenden. Aber mein größtes Problem ist der herrische, nervende, unmögliche Außerirdische, der mich retten soll.

 

Der herrische Außerirdische, den ich geküsst habe.

Das war vielleicht ein Fehler.

Kadir ist gefährlich. Ich habe ihn kämpfen sehen, und sein Körper ist übersät mit Narben. Er ist ein Soldat. Ein Krieger. Und wenn er die Kontrolle verliert, verwandelt er sich in einen großen, furchterregenden Drachen und spuckt Feuer.

Alle haben Angst vor ihm. Ich nicht. Nein, man kann mich den größten Dummkopf in der Galaxie nennen, denn ich fühle mich zu diesem Idioten hingezogen.

***

 

Als ich den kleinen Menschen, den ich retten sollte, zum ersten Mal sah, hat sie mir einen Kinnhaken verpasst.

 

Und sich dabei das Handgelenk gebrochen. Irrationale Frau.

Dann besteht sie darauf, dass wir beide sofort losziehen, um ihre vermisste Freundin zu suchen.

Nein, was ich tun muss, ist, Alice Hernandez in Sicherheit zu bringen.

Sie ist sanft und doch stark.
Zerbrechlich und doch so mutig.

Sie ist all das,von dem ich nie gewusst habe, dass ich es wollte.
All dass, was ich mir nicht erlauben kann, zu haben.

Als die Wissenschaftler mich folterten, brachen sie mich. Und wenn Alice die Wahrheit über den furchterregenden, wütenden Drachen in mir herausfindet, werde ich sie verlieren.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. Jan. 2023
ISBN9798215347263
Draekon Krieger: Die Rebellion, #1

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    Buchvorschau

    Draekon Krieger - Lili Zander

    1

    ALICE

    Wenn man in die tiefsten Höllengruben geworfen wird, überlebt man auf diese Weise:

    Man hält sich an eine Routine. Jeden Morgen, wenn die Glocke ertönt, stehe ich auf und mache eine Markierung an der Wand. Bis jetzt habe ich zweihundertsechsundsechzig Markierungen gemacht. Fast sieben Monate in diesem Gefängnis. Bald wird mir der Platz an der Wand ausgehen.

    Man ruft sich ins Gedächtnis, wer man ist. Man kann es Bekräftigungsworte nennen; man kann es die hartnäckige Weigerung, sich selbst zu vergessen, nennen. Nachdem ich eine Markierung für den Tag gemacht habe, habe ich eine Litanei, die ich laut ausspreche. Sie geht so: Mein Name ist Alice Hernandez. Ich habe mein Studium an der Johns-Hopkins-Universität als Beste meiner Klasse abgeschlossen. Ich hätte jede beliebige Spezialisierung wählen können, aber stattdessen hielt ich ein Versprechen ein, das ich mir selbst mit vierzehn Jahren gegeben hatte, in dem ich Notaufnahmeärztin wurde. Ich lebe in Chicago; ich arbeite im Northwestern Memorial.

    Ich mag Katzen, aber ich habe noch nie eine gehabt, weil ich allergisch bin. In meiner Freizeit stricke ich lange Schals und formlose Pullover. Ich trinke lieber Bier als Wein. Ich singe unter der Dusche. Ich sage mir immer, dass ich mehr lesen sollte, aber am Ende einer langen Schicht entspanne ich mit Netflix. Im Moment bin ich mitten in einer türkischen Sendung über einen Typen, der entdeckt, dass er magische Kräfte hat.

    Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass meine Mutter mich geliebt hat. Ich erinnere mich daran, dass ich Leben rette. Meine Patienten sind dankbar für meine Fähigkeiten. Ich bin wichtig.

    Man wehrt sich immer. Wenn der zweite Alarm losgeht, sollen wir uns an unserer Zellentür aufstellen und widerstandslos abwarten, was für eine neue höllische Folter die Zorahn-Wissenschaftler sich für den Morgen ausgedacht haben. Wenn wir das nicht tun, bestrafen sie uns.

    Ich werde täglich bestraft. Dem männlichen Wissenschaftler Kravex ist es eine besondere Freude, mich mit einer Metallspitze zu stechen und einen qualvollen Stromstoß durch mich hindurchzujagen. Am Anfang hatte mich meine Zellengenossin Tanya immer gefragt, warum ich nicht einfach gehorche. Ich habe keine wirklich gute Erklärung für mein Verhalten. Aber das zu tun, was die Wissenschaftler wollen, fühlt sich an wie aufgeben, und ich will verdammt sein, wenn ich das tue.

    Ich widersetze mich, wo es nur geht. Ich beschimpfe die Wissenschaftler mit jedem Zor-Fluch, den ich aufgeschnappt habe. Ich trete sie mit Füßen. Ich kratze und beiße. Ich bin aufsässig und profan.

    Sie schlagen mich für meinen Widerstand. Sie brechen Knochen, heilen sie dann und brechen sie dann wieder. Aber sie wollen mich nicht töten. Der Schmerz, den sie mir zufügen, ist fein kalibriert. Ich bin ein Mensch, ein seltenes und wertvolles Versuchstier. Die Wissenschaftler haben viel Geld für uns bezahlt. Mich zu töten wäre Verschwendung.

    Man gibt die Hoffnung niemals auf. Ich werde hier rauskommen. Ja, ich bin auf einem fremden Planeten, einem mit violettem Himmel und drei grünen Monden. Ich bin auf allen Seiten von einer riesigen Wüste umgeben. Jeden Tag erstickt uns die Hitze, wenn die blutrote Sonne aufgeht.

    Es scheint keinen Ausweg zu geben, aber ich werde einen finden. Ich halte nach einer Gelegenheit Ausschau, und ich werde handeln. Ich werde nach Hause zurückkehren. Ich werde meine türkische Seifenoper zu Ende anschauen, und ich werde herausfinden, ob der magische Typ jemals den Mord an seinen Eltern gerächt hat.

    Ich bin kein Versuchstier. Ich bin mehr als das. Sie können mich foltern. Sie können meinen Körper mit Qualen und Schmerzen überfluten. Sie können mich schlagen und mir die Knochen brechen, aber das wird nichts daran ändern, wer ich bin. Ich werde überleben, ich werde ausharren, und ich werde gewinnen.

    Die zweite Glocke ertönt. Ich setze mich absichtlich wieder auf das Bett und verschränke meine Hände hinter dem Kopf.

    Zeit für die morgendlichen Prügel.

    Die Wissenschaftler werden mich auf ihren Monitoren beobachten. Kravex und Fal‘vi werden sich darum streiten, wer an der Reihe ist, mich zu bestrafen. Einer von ihnen wird nach dem Stock greifen.

    Die Strafen werden immer härter. Die Wissenschaftler sind frustriert. Sie basteln seit sieben Monaten an unserer DNA herum, und sie kommen nicht voran. Emotionen kochen hoch. Wenn ich vernünftig wäre, würde ich Tanyas Beispiel folgen und mich gehorsam zu der auf dem Boden markierten, vorgeschriebenen Stelle bewegen.

    Niemals. Ihnen zu gehorchen bedeutet, aufzugeben.

    „Was ist dein Lieblingsfrühstück? frage ich Tanya und versuche, sie in ein Gespräch hineinzuziehen. „Ich, ich hatte schon immer eine Vorliebe für Schokoladen-Bananen-Pfannkuchen. Meine Mutter hat sie mir jeden Sonntag gemacht.

    Sie antwortet nicht. Sie hat seit mehr als zwei Wochen nichts mehr gesagt. Sie schreit nicht, wenn die Wissenschaftler uns wehtun. Wenn sie uns unsere Nachmittagsdosis einer Droge injizieren, die in uns ein Gefühl des Wohlbefindens und der Zufriedenheit auslösen soll – um uns besser kontrollieren zu können -, windet sie sich in stiller Ekstase. Jede Spur der geschwätzigen, temperamentvollen, hübschen Cheerleaderin aus Dallas ist verschwunden, und es ist nur noch diese hohle Hülle eines Menschen übrig.

    Ich werde nicht zulassen, dass sie mir das antun.

    Als unser Alien Schiff auf einem staubigen, stillgelegten Hafen mitten im Nirgendwo gelandet war, hatten wir den Verdacht gehabt, dass etwas nicht stimmt. Als eine Schar von Zorahn-Wissenschaftlern auf uns geboten hatte, als wären wir Vieh auf einer Auktion, war uns die brutale Wahrheit klar geworden.

    Wir waren nicht die Ehrengäste des Hohen Kaisers. Wir wurden nicht auf der Heimatwelt der Zorahn untergebracht. Wir waren Labortiere, die für Käfige bestimmt waren. Wir würden nie wieder frei sein. Wir würden nie mehr zur Erde zurückkehren.

    Tanya war an jenem Tag zusammengebrochen, wie die meisten der Frauen. Ich nicht. Nicht, weil ich törichterweise so tapfer war - nein. Wie alle anderen war ich ausgeflippt. Aber ich hatte meine letzte Träne vor neun Jahren an dem Tag vergossen, als meine Mutter, die Weihnachtsgeschenke eingekauft hatte, von einem bewaffneten Mann getötet worden war, der in einem überfüllten Einkaufszentrum das Feuer eröffnet hatte.

    Keine Spur der Wissenschaftler. Sie sollten bereits hier sein und bedrohlich ihre Stöcke in meine Richtung schwenken. Ich frage mich, was sie aufhält.

    Tanya ist ein großer Footballfan. Wenn ich die Zeit richtig berechnet habe, dann ist es auf der Erde wieder Januar. Zeit für die Playoffs. „Ich glaube nicht, dass die Bears in ihrer Division gewonnen hätten, spekuliere ich, auch wenn das wenige, was ich über Football weiß, in einen Fingerhut passen würde, in dem noch Platz frei wäre. „Glaubst du, die Cowboys haben es geschafft?

    Damals im eiligst eingerichteten NASA-Trainingslager hatte meine Zellengenossin stundenlang von ihrem Footballteam geredet. Wenn sie in Fahrt kam, hatte ich mich davon gemacht. Aber das war damals gewesen. Jetzt bekomme ich nicht einmal auf die Erwähnung von Tanyas geliebten Dallas Cowboys eine Antwort.

    Sag etwas, bitte ich sie schweigend. Bitte. Nur damit ich den Klang einer anderen Stimme höre.

    Auf dem Zorahn-Raumschiff waren wir zu zehnt gewesen, aber wir waren paarweise versteigert worden. Tanya und ich waren hierher gebracht worden, in diese seltsame Welt, wo der Himmel violett ist, roter Sand uns in allen Richtungen umgibt und Wasser knapp und kostbar ist. „Wir befinden uns mitten in der Wüste, hatte uns eine der Wissenschaftlerinnen am ersten Tag gesagt. „Es ist eine zehntägige Wanderung bis zur Zivilisation, und es gibt nirgendwo Wasser. Wenn ihr versucht, zu fliehen, werdet ihr sterben.

    Ich möchte verzweifelt fliehen, aber ich bin nicht dumm. Ich kann keine Wasservorräte für zehn Tage mitnehmen. Ich weiß nicht, wo die nächste Stadt liegt, und ich habe keine Ahnung, ob die Bewohner dort mir helfen oder mich versklaven würden. Ich muss den rechten Augenblick abpassen.

    Es gibt immer noch keine Spur der Wissenschaftler. Angst krabbelt mir die Wirbelsäule hoch. Die drei Zorahn – Nara‘vi, Fal‘vi und Kravex sind Gewohnheitstiere. Warum sind sie noch nicht hier?

    Wir beide warten schweigend. Tanya steht passiv an der Tür. Ich bin nicht annähernd so ruhig. Etwas geht vor sich, und ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist oder nicht.

    Der Tag vergeht. Die Sonne steigt höher, und unsere Zelle wird erstickend heiß. Mein Magen knurrt, und meine Kehle ist ausgedörrt. Die Wissenschaftler haben vergessen, uns zu füttern, eine weitere, unheilverkündende Anomalie. Die Experimente sind nicht gut verlaufen. Was auch immer sie versuchen, zu erreichen, sie scheinen nicht vorwärts zu kommen. Jeden Tag sieht das Wissenschaftlertrio frustrierter aus.

    Haben sie aufgegeben? Haben sie uns zum Sterben zurückgelassen?

    Ich atme tief durch und ersticke meine Sorge. Durchzudrehen würde nicht helfen.

    Es ist spät am Nachmittag, als ich endlich Schritte höre. Drei Personen betreten den Gang vor unserem Raum. Kravex, erkenne ich, aber die anderen beiden sind Fremde. Sie sind sehr groß und sehr dünn. Sie sind von Kopf bis Fuß mit einem schlammgrauen Stoff bekleidet, aber als sie den Raum betreten, ziehen sie ihre Kapuzen herunter, und ich sehe ihre Gesichter. Ihre Haut ist cremefarben, aber ledrig, wahrscheinlich weil sie zu viel Zeit in der Sonne verbracht haben, und ihre Augen sind auffallend blau. Ihre Köpfe sind oben rasiert, und an den Seiten ihrer Gesichter hängen Zöpfe herunter.

    „Das sind sie, sagt Kravex. „Die Menschen. Er spricht es ‚Men-Schin‘ aus. „Sehr selten. Sie kommen aus der Neutralen Zone. Sie werden ein schönes Geschenk für euren Erhabenen sein."

    Die Fremden betrachten uns. „Der da scheint defekt zu sein, sagt einer von ihnen und zeigt auf mich. „Er hat Narben.

    In der Schule wurde ich wegen meiner Gesichtsnarben verspottet. Man könnte meinen, der Schmerz sei verflogen, aber nein. Heiße Wut kocht in mir hoch, und ich antworte, bevor ich es mir anders überlegen kann. „Fick dich, Arschloch. Du denkst, ich bin defekt? Hast du mal in einen Spiegel geschaut?"

    Das ist nicht gerade sehr schlagfertig. Außerdem, während Kravex einen Übersetzer trägt und mich verstehen kann, können es die anderen beiden nicht. Sie wissen, dass ich etwas Unhöfliches gesagt habe - dieser Teil ist deutlich wegen meines Tonfalls -, aber sie haben keine Ahnung, was.

    „Sie ist aufmüpfig, sagt Kravex. „Der Erhabene wird es genießen, sie zu zähmen.

    Die Männer - ich glaube, es sind Männer - sehen skeptisch aus. „Sie sehen schwach aus", sagt der zweite. „Keine guten Kämpfer. Der andere gefällt uns. Er wird gefügig sein."

    Sie zähmen. Gefügig. Mir gefällt nicht, wie das klingt. Wenn ich Kravex richtig verstehe, werden wir als Sexsklaven verkauft.

    Vom Regen in die Traufe.

    Kravex verzieht das Gesicht. „Wir haben den Befehl zur Evakuierung erhalten, sagt er. „Es ist uns nicht erlaubt, die Menschen mitzunehmen. Ich gebe euch einen Rabatt, wenn ihr beide mitnehmt.

    Die beiden Außerirdischen beraten sich leise. Schließlich nicken sie. „Zwei Wasserbeutel für beide", sagt der Außerirdische, der mich defekt genannt hatte.

    Kravex sieht empört aus. „Sechs Beutel, mindestens. Und ich will in Zor-Credits bezahlt werden, nicht mit Wasser."

    Sie beginnen zu feilschen. Ich bewege mich näher an Tanya heran. „Bleib nah bei mir, flüstere ich. „Vielleicht bringen sie uns in eine Stadt. Falls ja, dann rennen wir weg. Das ist unsere beste Chance.

    Sie starrt mich nur an, ihr Gesichtsausdruck ist leer.

    Die Händler einigen sich schließlich auf einen Preis. Kravex muss mehr Geld für uns bekommen haben, als er erwartet hatte. Er sieht fast zufrieden aus. „Habt ihr genug Wasser für eure Reise?", fragt er.

    „Ja, Baku sei gedankt für deine Großzügigkeit. Akan ist nur eine dreitägige Reise entfernt. Wirst du die Fracht für die Reise betäuben? Wir haben viele Zwischenstopps auf dem Weg."

    Kravex grinst mich böse an. „Oh ja, sagt er und greift den Stab in seiner Hand fester. „Das werde ich gerne tun.

    2

    KADIR

    Ich schwebe in einem unendlichen Schoß der Finsternis. In diesem schwarzen Meer treibend, ist das unaufhörliche Hintergrundrauschen des Universums gedämpft. Mein Herzschlag ist eingefroren, meine Sinne sind betäubt. Der Krieger in mir ist eingesperrt. Geknebelt und gefesselt bin ich hinter Mauern gefangen, die ich nicht sehen kann.

    Eine Frauenstimme ertönt in der vollkommenen Stille. „Das ist ein Fehler", sagt sie. Sie hat schreckliche Angst. „Du weißt nicht, was du tust. Dies ist die erste Serie von Draekons, die wir hergestellt haben, und sie sind die gefährlichsten. Sie sind brutal. Es sind Killer. Man kann ihnen nicht trauen."

    „Ich verstehe, antwortet ein Mann. Unter einer Oberfläche von stählerner Entschlossenheit sind seine Emotionen ein verworrenes Durcheinander. Er fragt sich, ob er einen tödlichen Fehler begeht. „Tu es trotzdem.

    Eine Nadel wird in meinen Bizeps gestochen. Das Stasis-Schloss löst sich auf, und ich wache plötzlich auf. Sofort klammert sich der Rathr, der Parasit, der meine DNA umhüllt, mit seinen scharfen Zähnen um meinen Verstand. Schmerzensnadeln stechen in meinen Körper, und eine vertraute Qual explodiert in mir.

    Licht durchflutet meine Sicht. Sechs verschwommene Formen stehen vor mir, misstrauisch und wachsam. Ich blinzle, und die Körper werden schärfer. Vier Männer und zwei Frauen. Die Männer richten Waffen auf mich.

    Mein Blick wandert zu den Frauen. Die Größere trägt ein weißes Gewand, das seidene Stoffband ist über ihre Brust gelegt, fällt über ihre Schultern und dann auf den Boden. Auch ihre Unterkleidung ist weiß. In ihre scharlachroten Zöpfe sind die Kennzeichen ihrer Stellung eingewebt.

    Sie ist Wissenschaftlerin.

    Zum Angriff! Jeder Instinkt in mir schreit, dass ich auf sie losstürmen soll. Die Männer werden auf mich schießen, aber ihre Waffen können mich nicht aufhalten. Ich wurde für die Schlacht geschaffen. Ich kann jede einzelne Kreatur in diesem Raum in Stücke reißen. Angefangen bei der Wissenschaftlerin.

    Sie haben dich aus der Stasis geholt. Finde heraus, warum.

    Ich blinzle, bis der rote Dunst aus meinen Augen verschwindet und richte meine Aufmerksamkeit auf die andere Frau.

    Sie ist nicht Zorahn. Ich gehe meine Liste von empfindungsfähigen Spezies durch, und sie gehört zu keiner von ihnen. Ihr Körper ist klein, und ihre Muskeln sind unterentwickelt. Sie trägt keine Hauskennzeichen. Da sind keine Zunft-Tätowierungen auf ihrer Haut.

    Sie sieht irrelevant und schwach aus. Sie ist die am wenigsten bedrohliche Person im Raum. Das leichteste Ziel.

    Und doch... ist sie die Einzige im Raum, die keine Angst hat. Sie ist neugierig.

    „Zweiter der Purpurnen Truppen. Die Wissenschaftlerin liest meine Kennzeichnung vor. „Kannst du mich verstehen?

    Das ist die Frau, die vorhin gesprochen hatte. Sie hatte mich für brutal und gefährlich gehalten. Ihr Akzent ist seltsam, und ihr Dialekt ist schwer zu verstehen, aber nicht unmöglich.

    Ich nicke.

    „Du warst mehr als tausend Jahre lang in Stasis."

    Das ist unmöglich. Der Schock schlägt mir ins Gesicht. Tausend Jahre. Alle, die ich kenne, sind dann tot. Die Oberste Mutter, die Wissenschaftlerin, die uns erschaffen hatte, gibt es nicht mehr. Ihre Wissenschaftlerkollegen. Meine Freunde und meine Feinde. Sie alle sind tot.

    Ein praktischerer Gedanke drängt sich auf. Meine Muskeln müssten verkümmert sein, weil sie nicht gebraucht wurden. Sie müssen mich in ein Heilungsbecken gesteckt haben, bevor sie mich aufgeweckt haben. Sie wollen etwas von mir.

    Ich warte schweigend darauf, dass die Wissenschaftlerin fortfährt.

    „Mein Name ist Raiht‘vi. Sie lässt ihren Hausnamen weg. „Wir befinden uns im achtundfünfzigsten Jahr der Herrschaft des Hohen Kaisers Lenox. In den tausend Jahren, in denen du in Stasis warst, hat das Draekon-Gen die allgemeine Bevölkerung infiziert. Jeder Zorahn im Hohen Reich trägt nun Draekon-Genmaterial in sich. Das Gen ist inaktiv in den meisten Zorahn.

    Ein dunkles Gefühl der Zufriedenheit erfüllt mich. Sie hatten uns gejagt. Sie hatten versucht, uns auszurotten, als wären wir Insekten. Und doch haben wir es überdauert.

    „Für die Zorahn ist die Reinheit des Blutes unantastbar, sagt einer der Männer mit einem bitteren Ausdruck auf dem Gesicht. „Die Wissenschaftler glauben, dass die Draekon-Mutation die Rasse der Zorahn verunreinigt. Zumindest sagen sie das. Ich glaube, sie haben einfach Angst vor uns.

    Mein Drache ist mächtig gebaut, mit einer Flügelspannweite, die es mit den größten Raumschiffen des Imperiums aufnehmen kann. Meine Schuppen sind unverwundbar. Wenn ich Feuer spucke, brennen ganze Städte. Es ist weise von ihnen, sich zu fürchten.

    „Jedes Jahr testen sie alle Bürger des Hohen Reiches, fährt der Mann fort. „Wenn das Draekon-Gen aktiv ist, wird der Bürger ins Exil geschickt. Oder oft wird er in ein geheimes Labor zur Untersuchung geschickt. Er starrt mir ins Gesicht. „Du weißt, was das bedeutet."

    Ja. Ja, das weiß ich. Qualen. Folter. Das ist es, was die Wissenschaftler ihren unfreiwilligen Versuchspersonen antun.

    „Ich bin Kommandant Tarish, Anführer der Rebellion. Wir haben viele Träume, viele Ziele. Aber für den Augenblick retten wir die Draekons, bevor sie ins Exil geschickt werden."

    Die Klauen des Rathr durchbohren mich. Ich ignoriere die Flut von Schmerzen, die meinen Kopf erfüllt. Sie haben mich aus der Stasis geholt. Ich kann mir denken, warum. Ich bin eine Zerstörungswaffe, eine Klinge, die zum Kampf bestimmt ist. Ich bin durch Flüsse aus Blut gewatet. In meinen Träumen klingen die Schreie der Sterbenden in meinen Ohren nach, und der Gestank des Gemetzels erfüllt meine Nase.

    Sie wollen, dass ich kämpfe.

    Raiht‘vi deutet auf die andere Frau. „Olivia Buckner gehört einer empfindungsfähigen Rasse an, die man die Menschen nennt. Sie kommen vom Planeten Erde. Die Erde befindet sich in der Neutralen Zone."

    Ich warte darauf, dass sie auf den Punkt kommen. Mein Schweigen muss die Wissenschaftlerin verunsichern, denn sie schluckt und wendet sich dem Menschen zu. „Olivia, möchtest du übernehmen?"

    Die kleine Frau tritt vor. „Hallo", sagt sie.

    Sie spricht eine seltsame Sprache. Ich sollte nicht in der Lage sein, sie zu verstehen - ich habe noch nie jemanden von einem Planeten der neutralen Zone getroffen, geschweige denn, dass mir jemand ihre Sprache implantiert hätte.

    Aber ich verstehe sie. Sie haben meine Implantate verbessert. Wut kocht in mir hoch. Welche anderen Modifikationen haben sie an mir vorgenommen, während ich bewusstlos war?

    Die Frau lächelt mich verhalten an. Sie versucht, freundlich und gewinnend zu sein. Sie will, dass ich mit ihnen zusammenarbeite. „Ich bin Olivia Buckner. Sie zeigt auf die Männer, die sie flankieren. „Dies sind meine Gefährten, Liorax und Zunix. Wie ist dein Name?

    Die Stimme der Obersten Mutter hallt in meinen Ohren wider. Namen sind für Bürger. Du bist ein Soldat, geschaffen für die Schlacht. Du hast weder ein Haus noch eine Blutlinie. Du hast dir keinen Namen verdient.

    Und doch habe ich mir entgegen dem Edikt der Obersten Mutter selbst einen Namen gegeben. Ich bin Kadir ab Usora. Ein Krieger, geboren aus dem Licht. Ich habe ihn nie laut ausgesprochen. Niemand kennt ihn, nicht einmal die anderen Draekons der Purpurnen Truppen. Es ist allein mein Name.

    „Ich habe keinen Namen, antworte ich. „Ich bin ein Soldat. Ihr könnt mich mit meiner Kennzeichnung ansprechen. Ich bin Zweiter.

    Der Mensch, Olivia Buckner, ist schockiert und wütend. „Sie haben dir nicht mal einen Namen gegeben? Sie holt tief Luft und zwingt ihre Gefühle dazu, sich zu beruhigen. „Lass mich dich auf den neusten Stand bringen. Die Zorahn sind vor sieben Monaten auf meinen Planeten gekommen. Sie wollten gesunde Frauen. Soweit wir wissen, sind zwei Schiffe mit jeweils zehn Frauen von der Erde abgereist. Das Schiff, auf dem ich war, stürzte auf dem Gefängnisplaneten ab. Du kennst ihn als Trion VI.

    Trion VI. Der Planet, auf dem ich erschaffen wurde. Wenn ich ihn in meinem Leben niemals wiedersehen würde, wäre das nicht zu früh.

    „Das andere Schiff, die Sevril V, wurde angeblich von Piraten abgeschossen."

    Das ist lächerlich. Piraten sprengen keine Schiffe in die Luft.

    „Aber bevor es verschwand, machte es einen außerplanmäßigen Halt auf einem Planeten namens Misram."

    Eine weitere Ranke der Wut erblüht. Sie haben nicht nur an meinen Sprachimplantaten herumgepfuscht. Sie haben auch ohne meine Erlaubnis mein Gedächtnis aktualisiert. Ich weiß jetzt über alle wichtigen Ereignisse der letzten tausend Jahre Bescheid. Sternenkarten stehen mir zur Verfügung, ebenso wie Schaltpläne von Raumschiffen. Ich kenne die Namen aller Senatoren im Hohen Reich, ihre Häuser, Bündnisse und ihre Feinde. Ich sehe das Gleichgewicht, das die drei Reiche des Triumvirats aufrechterhalten, und ich verstehe, wie leicht es wäre, den zerbrechlichen Frieden zu zerstören, der seit Hunderten von Jahren Bestand hat.

    „Ich glaube, dass die Wissenschaftler die vermissten Frauen festhalten, fährt Olivia Buckner fort. „Unter normalen Umständen würden wir nach ihnen suchen. Wir sind jedoch selber mit einer Bedrohung konfrontiert. Die Draekons, die in den Labors der Wissenschaftler gefangen gehalten werden, werden von einer Organisation namens Blut Herz gejagt.

    Mein neu eingepflanztes Gedächtnis liefert die Informationen, die ich brauche. Blut Herz glaubt, dass die Draekons eine minderwertige Rasse sind, eine Rasse, die die Reinheit ihres Blutes verdünnt und die Zorahn schwächt. Ihre Mission ist es, uns auszulöschen.

    „Die Rebellion muss der Rettung von Hunderten, möglicherweise Tausenden von Draekons Vorrang vor einer Handvoll Menschen einräumen. Aber die Frauen sind allein in einer unbekannten Galaxie. Olivia starrt mich flehend an. „Sie sind verloren. Ich brauche deine Hilfe. Ich brauche dich und deine Draekon Kameraden, um sie zu suchen.

    Draekon Kameraden? Mein Herz macht einen Sprung. „Mein Geschwader ist noch am Leben?" Warum kann ich sie nicht spüren?

    Kommandant Tarish macht eine Handbewegung, und ein Bildschirm an der Wand zeigt vier Stasiskammern. Ich betrachte die bekannten Gesichter. Es sind nur vier von ihnen. „Einer von uns fehlt. Wo ist Erster?"

    Er schüttelt stirnrunzelnd den Kopf. „Nur fünf von euch wurden gefunden. Von einer sechsten Kammer war nichts zu sehen."

    Tausend Jahre sind vergangen. Erster muss tot sein. Obwohl

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