Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Dorian Hunter 86 - Huli Jing
Dorian Hunter 86 - Huli Jing
Dorian Hunter 86 - Huli Jing
eBook225 Seiten3 Stunden

Dorian Hunter 86 - Huli Jing

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Kaum hat Dorian Hunter beschlossen, mit der Uhrmacherin zusammenzuarbeiten, werden ihm Informationen zugespielt, die ihn an ihren Motiven zweifeln lassen. Ist sie eine kaltblütige Mörderin, die ihre eigenen Pläne verfolgt, oder ist sie tatsächlich das mächtige, aber auch leicht naive Mädchen, das sie ihm vorspielt? Alles läuft auf die Frage hinaus, woher die Untoten unter ihrem Befehl stammen. Die Antwort darauf scheint ausgerechnet irgendwo im Reich der Mitte zu liegen – und in der Vergangenheit.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Nov. 2016
ISBN9783955720865
Dorian Hunter 86 - Huli Jing

Mehr von Christian Schwarz lesen

Ähnlich wie Dorian Hunter 86 - Huli Jing

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Horrorfiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Dorian Hunter 86 - Huli Jing

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Dorian Hunter 86 - Huli Jing - Christian Schwarz

    Vorschau

    Was bisher geschah

    Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.

    Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Ihn kann Dorian schließlich töten.

    Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Rolle des Asmodi an. Niemand weiß, dass sie in Wirklichkeit hinter dem wiedererstandenen Fürsten steckt. Und letztendlich wird ihre Maskerade Wirklichkeit. Dass Lucinda sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um seine Macht zu erlangen, wird ihr zum Verhängnis. Der in ihr schlummernde Asmodi übernimmt die Kontrolle über ihren Körper und ersteht so tatsächlich wieder auf.

    Und die Umstände wollen es, dass ausgerechnet Coco Zamis die neue Schiedsrichterin wird. Das Dämonenkiller-Team droht zu zerfallen, Dorian stirbt. Die Dämonen scheinen gesiegt zu haben.

    Aber mit vereinten Kräften gelingt es Dorians Freunden, ihn ins Leben zurückzuholen. Das Team formiert sich neu, und Coco Zamis nimmt zum Schein den Posten als Schiedsrichterin der Schwarzen Familie an, um aus dem Inneren heraus gegen die Dämonen zu kämpfen.

    Gerade als sich alles wieder eingependelt zu haben scheint, taucht die Uhrmacherin auf, Dorians lang verschollene Tochter Irene. Sie behauptet einen Weg zu kennen, wie man die Schwarze Familie ein für alle Mal ausrotten kann. Aber kann man ihr trauen?

    Erstes Buch: Huli Jing

    Huli Jing

    von Christian Schwarz

    nach einem Exposé von Susanne Wilhelm

    Kapitel 1

    London, Gegenwart – Dorian Hunter

    Ich schwitzte Blut und Wasser. Schon der kleinste Fehler konnte mein Ende bedeuten. Mit der ganzen Konzentration, zu der ich noch fähig war, setzte ich den nächsten Schritt. Er führte mich auf ein Zeichen, das einem viereckigen Gitter mit zwei Quersprossen glich. Es schwankte bedenklich, als ich meinen Körper nachzog. Mit ausgebreiteten Armen und hintereinander stehenden Füßen versuchte ich die Balance zu halten. Und schrie entsetzt auf, als mein rechtes Bein vom Untergrund abglitt. Im allerletzten Moment konnte ich mich durch eine rüde Rückwärtsbewegung abfangen und in einen einigermaßen sicheren Stand bringen. Unendlich erleichtert blies ich die Luft aus den Backen. Mit dem rechten Auge schielte ich an meinem Körper vorbei in den tiefen Schlund unter mir, in dem ein Flammeninferno tobte. So weit mein Auge reichte. In den Flammen lauerte ein geiferndes Monstrum, das sich mit mir bewegte. Immer befand es sich genau unter mir. Es ähnelte einem Fuchs, besaß allerdings neun Schwänze. Mit tückischen Augen schaute es zu mir hoch, beobachtete jeden meiner Schritte. Und riss gierig den Rachen auf, wenn es glaubte, dass ich jetzt den einen falschen Schritt machte, der mich in die Tiefe befördern würde. Dieses Mal sprang es sogar hoch. Aber ich durfte mich nicht verrückt machen lassen.

    Weiter.

    Wenn ich überleben wollte, musste ich auch das letzte Drittel der wackeligen Hängebrücke noch schaffen. Sie bestand aus miteinander verknüpften chinesischen Schriftzeichen und bot mir keinerlei Absicherung. Die Zeichen führten gleichermaßen in den Tod und ans rettende Ufer. Es lag ganz allein an mir. An meiner Geschicklichkeit. An meinem Durchhaltevermögen. An meiner Fantasie und meinem Instinkt, den jeweils richtigen Pfad zu wählen. Denn nicht jede Verstrebung eines Zeichens erwies sich als gangbar.

    Die schmalen Stege ließen mir kaum Platz, die Füße zu setzen. Jeder weitere Schritt bedeutete Todesangst. Und gleichzeitig Hoffnung. Ich sah den seltsamen Fuchs unter mir und vor mir das rettende Ufer. Nicht mehr weit. Am Ende der Brücke tauchte eine junge, sehr hübsche Chinesin auf. Sie trug einen goldenen, mit Silberfäden durchwirkten Hanfu, die traditionelle chinesische bis zu den Knöcheln reichende Tunika und hochgesteckte braune Haare. Die grellrot geschminkten Lippen wirkten wie ein Leuchtfeuer.

    Die Frau trat direkt an den Abgrund. Dann ging sie in die Knie und reckte mir ihre Arme entgegen. Dabei rief sie etwas, das ich nicht verstand, aber es spornte mich an. Schließlich krabbelte ich über den letzten Teil eines Zeichens, das wie ein Kerzenleuchter aussah. Ich streckte den rechten Arm aus und berührte ihre Hand mit der meinen. Sie griff zu.

    In diesem Augenblick ging eine erschreckende Verwandlung mit der Frau vor. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer bösartigen Fratze. Nichts Liebliches war mehr an ihr. Es schien mir für einen Augenblick, als blicke ich plötzlich in das Gesicht eines Fuchses. Und dann wiederum in das einer ganz anderen Frau. Einer ebenfalls jungen mandeläugigen Schönheit mit pechschwarzen Haaren, die sie zu einem Zopf geflochten hatte, der über die linke Schulter hing und bis zur Hüfte reichte. Sie fauchte – und stieß mich mit einem Ruck nach hinten!

    Ich schrie schrill auf, als ich das Gleichgewicht verlor und über das Zeichen rutschte. Mit dem Mut der Verzweiflung griff ich danach und bekam es tatsächlich zu fassen. Ein Ruck ging durch meinen Körper. Der Schmerz folgte auf dem Fuß. Ich stöhnte, ließ aber nicht los, klammerte mich mit aller Macht an das Leben. Nicht nur das Zeichen, an dem ich hing, schwankte nun bedenklich, die ganze Hängebrücke tat es. Ich schrie erneut und versuchte mich mit einem Klimmzug nach oben zu ziehen. Es gelang mit äußerster Kraftanstrengung. Als ich mich gerade nach oben drückte, stand die Frau über mir. Es war die Braunhaarige. Sie hatte keinerlei Mühe, ihr Gleichgewicht zu halten. Mit einem Tritt ins Gesicht beförderte sie mich endgültig in den Abgrund.

    Ich brüllte meine Todesangst hinaus, als ich mich viele Male überschlagend den Flammen entgegenstürzte. Schon war es furchtbar heiß, die Höllenglut nahm mir den Atem, als etwas Seltsames geschah. Ein langgezogenes Stück gelbes Papier, das wie eine Fahne wirkte, stoppte meinen Fall, indem es sich unter mich schob. Es enthielt genau die Schriftzeichenfolge, die gerade noch die Hängebrücke gebildet hatte! Schwer keuchend lag ich darauf, während es mich in die Höhe zog und sicher auf dem festen Untergrund absetzte. Dann ging es vor meinen Augen in Flammen auf.

    Schreiend fuhr ich hoch, saß mit aufgerichtetem Oberkörper im Bett und starrte in die undurchdringliche Dunkelheit. Mein Herz pochte heftig, mein ganzer Körper war in Schweiß gebadet. Erleichtert atmete ich auf. Für einen Moment hatte ich geglaubt, mich im Haus von »Mother Goose« zu befinden, aber da war ich nicht mehr. Ich war zurück in London und hatte mich in meinem Schlafzimmer zur Ruhe gelegt.

    Mein Herzschlag beruhigte sich schnell, die normalen Nachtgeräusche der Jugendstilvilla drangen wieder zu mir durch. Das sich abkühlende Dachholz knackte leise, im Park vor dem Haus schrie irgendein Tier. Selbst die Motorengeräusche der auf der angrenzenden Baring Road vorbeifahrenden Autos drangen hier herein. Mit einem lauten Meeresrauschen aktualisierte sich eine App meines Mobiltelefons. Ich seufzte und knipste das Licht an.

     Was war das bloß für ein seltsamer Albtraum gewesen? Ich griff nach meinem Mobiltelefon, schaltete es an und rief die Fotogalerie auf.

    Wo ist es? Ah ja, da …

    Eingehend betrachtete ich die Fotos. Sie zeigten das chinesische Schriftzeichen im Keller meines Jugend-Internats. Eigentlich war es eine Folge vieler parallel angeordneter Zeichen, die aber in der Art einer langgezogenen ägyptischen Königskartusche eingefasst wurden, so dass sie wohl als ein einziges Zeichen gedeutet werden konnten. Auf die Spitze der einfassenden Kartusche waren weitere Zeichen gesetzt, die mich ein wenig an die Form einer Pagode erinnerten. Die Suche nach den Wurzeln der seltsamen Uhrmacherin, bei der es sich höchstwahrscheinlich um meine Tochter Irene handelte, hatte mich in das Internat geführt. Lange, nachdem ich dort zur Schule gegangen war, war der Keller dort ausgebrannt. Besagtes Schriftzeichen hatte ich an einer Wand hinter einer dicken Schicht Ruß hervorgekratzt.

    Kein Zweifel, es handelte sich exakt um das Zeichen aus meinem Albtraum. Wollte mir mein Unterbewusstsein damit etwas sagen? Seit der Entdeckung des Zeichens plagte mich das unterschwellige Gefühl, dass es mich an irgendetwas erinnerte. Ich kam nur nicht drauf, an was. War dieser Albtraum der nächste Schritt des Erkenntnisprozesses?

    Enttäuscht musste ich feststellen, dass dem nicht so war. Ich blieb so ahnungslos wie vor dem Traum. Nein, nicht ganz. Da stand ein Begriff, der sich in mein Gedächtnis gefräst hatte.

    Huli jing …

    Dieser Begriff schien mit dem neunschwänzigen Fuchs in Verbindung zu stehen. Mehr als eine Ahnung war es aber nicht. Was ich hingegen genau wusste, war, dass es sich bei dem fahnenähnlichen Gegenstand mit dem Schriftzeichen um etwas handelte, das mit Magie zu tun hatte. Und ich hatte das Gefühl, dass sich etwas sehr Ungutes damit verband.

    Obwohl es mich ja eigentlich gerettet hatte. Vor einer Chinesin, die sich anscheinend in einen neunschwänzigen Fuchs verwandeln konnte? Und gleichzeitig in eine andere Frau? Oder war es nur unnützes, schmückendes Traum-Beiwerk gewesen?

    Mal sehen …

    Ich konnte nicht mehr einschlafen und dämmerte noch eine Weile vor mich hin. Mit den ersten Sonnenstrahlen stand ich auf, steckte das Mobiltelefon in die Tasche meines Morgenmantels und geisterte durch das totenstille Haus. Don und Morales schliefen noch, Fred und Kiwibin jagten Salamanda Setis, die von der Uhrmacherin als Verräterin entlarvt worden war.

    Mein Mobiltelefon meldete sich. Mit dem charakteristischen Klingelton, der den Eingang einer WhatsApp-Nachricht ankündigte. Ich zog das Telefon aus der Tasche und tippte darauf herum.

    Fred Archer hatte sich auf der Chat-Liste ganz oben eingereiht! 

    Als ob es bei ihm im Ohr geklingelt hätte …

    Mit einem unguten Gefühl öffnete ich das Postfach. Es bestätigte sich sogleich.

    Wir kommen nachher zurück, pennen erst noch zwei Stunden im Auto, sind todmüde. Mach dich auf keine allzu guten Nachrichten gefasst. Bis später, Fred.

    Der Knoten in meinem Magen verstärkte sich noch, ich spürte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund. Wahrscheinlich war Salamanda ihnen entkommen. Sie hatten den Auftrag gehabt, sie zu fangen oder zu töten, wenn es nicht anders ging. Das hatte ich zwar nicht direkt ausgesprochen, aber zumindest durch die Blume anklingen lassen. Denn Salamanda war von der Verbündeten urplötzlich zur Feindin geworden. Weil die Rabisu wusste, dass Coco immer noch für uns arbeitete, konnte sie die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie spielend leicht als Verräterin entlarven und damit in tödliche Gefahr bringen. Das durfte auf keinen Fall passieren. Lief Salamanda frei herum, war sie eine tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen konnte.

    Missmutig schlurfte ich in die Küche und machte mir einen Kaffee. Das alles passte mir nicht, aber ich würde es nehmen, wie es kam. Seit ich tot gewesen war, fiel mir diese Übung deutlich leichter, wenn ich auch den Status völliger Gelassenheit nie erreichen würde.

    Wäre auch nicht wirklich gut bei meinem Scheißjob …

    Während ich an der Kaffeemaschine herumhantierte, dachte ich kurz an Miss Martha Pickford. Der alte Hausdrachen zauberte mir ein wehmütiges Grinsen aufs Gesicht. Ich hatte die Haushälterin nie leiden können und sie mich noch viel weniger. Aber zu ihren Lebzeiten hatte ich mich niemals selbst ums Frühstück kümmern müssen …

    Na ja, sie war lange tot. Und Phillip, den sie wie ihren Augapfel behütet hatte, stand längst unter Cocos Obhut.

    Ach, was soll’s …

    Mit dem schrecklich lauten Mahlen der Kaffeemaschine und dem Fauchen, als der Kaffee in die Tasse tropfte, kam die Erkenntnis, dass niemand die alten Zeiten zurückholen konnte und es daher vergebliche Liebesmüh war, ihnen nachzutrauern, dass sie im vorliegenden Fall aber doch eine bedeutsame Rolle spielten. Nicht die mit Miss Pickford, sondern eine noch ältere Zeit. Die Zeit meines Erwachsenwerdens …

    Ich seufzte, nahm die Kaffeetasse und setzte mich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf den Küchenstuhl. Während ich das heiße, eklig schmeckende Gebräu schlürfte und hoffte, dass es meine Laune etwas verbesserte, starrte ich aus dem Fenster in den morgendlichen Park. Dabei ließ ich meine Gedanken fliegen. Kreuz und quer, was mir gerade in den Sinn kam. Noch hatte ich keinerlei Lust, mich auf die äußerst verzwickte Sachlage zu konzentrieren.

    Es polterte. Irgendjemand stolperte ins Badezimmer. Ich hörte die Toilettenspülung und gleich darauf das Rauschen der Dusche. Noch ein Frühaufsteher. Don oder Morales?

    Morales. Kurze Zeit später trat er frisch geduscht in die Küche. »Sie hier, Hunter?«, begrüßte er mich grinsend. »Leiden Sie neuerdings an Schlafstörungen? Machen Sie sich keine Sorgen, das soll bei Männern in der Midlife-Crisis ganz normal sein.«

    »Sie mich auch«, knurrte ich. »Der Tag hat so schön angefangen … Scheiße, hat er nicht …«

    Er kniff die Augen zusammen. »Was ist los?«

    Ich antwortete nicht gleich, sondern nahm zuerst einen Schluck. Zufrieden registrierte ich, dass ihn das nervös machte.

    »Jetzt reden Sie schon, Hunter.«

    Ich grinste. »In der Midlife-Crisis dauert eben alles etwas länger. Unsere Vampirjäger kommen nachher zurück. Ich fürchte, dass sie keine Erfolgsstory mitbringen werden.«

    Er wollte etwas sagen.

    »Klappe«, fuhr ich ihm scharf über den Mund. »Wenn ich jetzt auch noch einen Ihrer ätzenden Kommentare hören muss, kotze ich. Garantiert.«

    Wortlos machte sich Morales einen Kaffee, nahm sich Brot, Butter und etwas Schinken aus dem Kühlschrank und verzog sich ins Wohnzimmer. Dieser kleine Sieg besserte meine Laune zumindest für ein paar Sekunden. Irgendwie erinnerte mich George Morales an meinen alten Weggefährten Marvin Cohen, diesen grobschlächtigen, stiernackigen Kerl. Auch den hatte ich nicht ausstehen können, obwohl er zum innersten Kreis des Dämonenkiller-Teams gehört hatte. Cohen hatte mit meiner damaligen Frau Lilian angebandelt, der dämonische Zwerg Basil Wright hatte sie beide ermordet.

    Ja, ja, die alten Zeiten. Ob Cohen mit Lilian tatsächlich glücklich geworden wäre, blieb nun ein ewiges Geheimnis. Dafür schien sich ein anderes aus meiner Vergangenheit so ganz allmählich zu lüften. Das um die Uhrmacherin Mother Goose und ihre Uhrenmagie, um meine damalige Jugendliebe Irene und unsere Tochter, die aus dieser nur kurzen Beziehung hervorgegangen war. Das alles hing sehr eng zusammen, mir fehlten allerdings auch hier noch einige Puzzlestücke für eine umfassende Erkenntnis.

    Ich trank aus und ging ebenfalls zum Duschen. Archer und Kiwibin tauchten kurz vor elf Uhr auf. Sie hatten ihren Wagen wie üblich an der Baring Road geparkt und schlurften durch den Garten. Ich beobachtete sie durchs Fenster und winkte ihnen zu. Sie sahen total übernächtigt aus. Und hätte ich es nicht ohnehin schon geahnt, ihre Körpersprache hätte mich in diesem Moment aufgeklärt. Wer Erfolgsnachrichten brachte, kam nicht mit hängenden Köpfen und Schultern daher.

    Bei einem guten Frühstück, das Don aus einem nicht weit entfernt liegenden Schnellrestaurant ankarrte, setzten wir uns mit den frisch geduschten Vampirjägern im Wohnzimmer zusammen.

    »Habt ihr sie erwischt?«, knurrte ich ungnädig, weil diese Frage ausschließlich rhetorischer Natur war.

    Fred rümpfte die Nase, während Kiwibin ein Gesicht zog, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. »Sie hat eher uns erwischt«, murmelte Fred und biss in seinen Thunfisch-Burger. »Ich meine, es war ganz seltsam. Irgendwie hatten wir immer das Gefühl, dass sie gar nicht will, dass wir ihre Spur verlieren …«

    »Ja, stimmt«, sagte Kiwibin und starrte mich düster an. »Wir waren immer an Salamanda dran. Sie hat mit den verschiedensten Leuten gesprochen, Dämonen natürlich, aber alle irgendwie eher untere Schublade. Außenseiter der Schwarzen Familie, die aber wohl irgendwas wissen, denn es schien uns, als stelle Salamanda Nachforschungen über irgendetwas an …«

    »Ich hätte dieses Irgendetwas aus einem ihrer Gesprächspartner herausgeprügelt«, warf Morales ein.

    »Warum überrascht mich das jetzt nicht«, gab Archer zurück. »Einmal Schläger, immer Schläger. Was wollte ich jetzt sagen? Ach ja. Immer wieder ließ Salamanda uns rankommen, aber nicht zu nahe. Bis wir dann kapiert haben, was sie wirklich will …«

    »Und?«, fragte ich.

    »Die Rabisu wollte uns eine Botschaft übermitteln«, fuhr Archer fort und begann am zweiten Burger herumzuknabbern.

    »Passen Sie auf, dass Sie nicht irgendwann die Hose sprengen«, brachte Morales eine hämische Retourkutsche an. Archer, der zur Dicklichkeit neigte, ließ die Gemeinheit an sich abprallen. »Also, Salamanda bestellte uns in

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1