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DER TOD DES SARGMACHERS: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
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DER TOD DES SARGMACHERS: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
eBook253 Seiten3 Stunden

DER TOD DES SARGMACHERS: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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Über dieses E-Book

Eine Bande von Antiquitätendieben treibt ihr Unwesen in Schottland. Es scheint sich um Experten zu handeln, vor denen keine Alarmanlage zwischen Glasgow und Edinburgh mehr sicher ist.

Colin Thane, inzwischen Superintendent der schottischen Spezialabteilung der Kriminalpolizei, übernimmt den Fall zu spät, wie es scheint. Denn er kann nicht verhindern, dass zu den Diebstählen ein Mord kommt...

Der Roman Der Tod des Sargmachers von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1981; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1982.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum17. Feb. 2020
ISBN9783748729884
DER TOD DES SARGMACHERS: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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    Buchvorschau

    DER TOD DES SARGMACHERS - Bill Knox

    Das Buch

    Eine Bande von Antiquitätendieben treibt ihr Unwesen in Schottland. Es scheint sich um Experten zu handeln, vor denen keine Alarmanlage zwischen Glasgow und Edinburgh mehr sicher ist.

    Colin Thane, inzwischen Superintendent der schottischen Spezialabteilung der Kriminalpolizei, übernimmt den Fall zu spät, wie es scheint. Denn er kann nicht verhindern, dass zu den Diebstählen ein Mord kommt...

    Der Roman Der Tod des Sargmachers von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1981; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1982.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DER TOD DES SARGMACHERS

      Für Elizabeth

    Ich muss noch einmal betonen, dass Organisation und Methoden der schottischen Crime Squad (Kriminalpolizei) sich von den hier geschilderten in Einzelheiten unterscheiden. Ich weiß es, die Scottish Crime Squad weiß es.

    Sie will es so, und ich danke ihr für ihre Hilfe.

    B. K.

      Erstes Kapitel

    Annie Campbell war sechzig, grauhaarig, noch immer eine gutaussehende Frau, und hätte jedem eine auf die Nuss gegeben, der es gewagt hätte, sie einen Dienstboten zu nennen. Sie war Haushälterin von Drum Lodge, ihr Ehemann Donald war Chauffeur und Faktotum, und das Personal vervollständigte eine Putzfrau, die untertags vom Ort herüberkam.

    Drum Lodge war ein mäßig großes schottisches Landhaus in den Vorbergen von Perthshire. Ihr Arbeitgeber, von seinen wenigen Bauernnachbarn Fergie Mackenzie genannt, war Witwer und lebte in der dritten Generation seiner Familie in der Lodge. Die Campbells arbeiteten seit sieben Jahren bei ihm.

    Mit nur einem peinlichen Zwischenfall. Das war der Abend gewesen, an dem Donald Campbell von der Polizei angehalten worden war, weil er das Auto seines Dienstherrn steuerte, nachdem er ein Glas zu viel getrunken hatte. Ins Röhrchen blasen und alles Übrige waren eine Formalität gewesen. Donald hatte für ein Jahr seinen Führerschein verloren. Fergie Mackenzie hielt sein eigenes Revisionsverfahren ab... dann kaufte er Donald ein Fahrrad und stellte fest, man müsse sich ohnehin mehr um den Garten kümmern.

    Aber das war im Sommer gewesen, vor acht Monaten. Jetzt wollte Annie Campbell sich erholen. Ihre Küche war nach dem Abendessen aufgeräumt, ihr Arbeitgeber blieb die Nacht über in Edinburgh, Donald war mit dem Rad zum Ort gefahren, um Darts zu spielen.

    Draußen war es dunkel und nasskalt, wie Abende in den Perthshire-Bergen im März es oft sind. Aber in der Küche war es warm, und sie hatte den tragbaren Fernseher mitgebracht. An diesem Abend lief eines ihrer Lieblingsprogramme, eine Ärzteschnulze.

    Annie Campbell goss sich ein kleines Gläschen vom besten Whisky ihres Arbeitgebers ein, trank einen Schluck und wollte den Fernseher einschalten.

    Die Türglocke schrillte.

    »Den soll doch der Kuckuck holen«, schimpfte Annie Campbell ärgerlich vor sich hin.

    Sie verließ die Küche und ging durch das Haus zur Eingangstür. Durch die Glasscheiben sah sie eine Gestalt in Polizeiuniform im Schatten des Eingangs stehen.

    Annie Campbell öffnete die Tür. Und schnappte nach Luft, als der »Polizist« ihr eine Schusswaffe in den Bauch stieß. Ein Gesicht, grotesk verzerrt durch eine Strumpfmaske, grinste sie an.

    »Schön brav und vernünftig sein«, sagte die Gestalt leise.

    Annie Campbell, unerschrocken vor Mensch und Teufel, war eine Bauerntochter. Sie blickte auf die Pistole hinunter, deren Mündung in ihre Magengrube gepresst wurde, sah, dass der Sicherungshebel umgelegt war, und nickte.

    Aus der Nacht tauchten noch zwei Männer mit Strumpfmasken auf. Sie trugen dunkle Pullover und Drillichhosen. Annie Campbell wurde durch das Haus in ihre Küche getrieben, auf ihren Stuhl gestoßen und mit einem Strick, den der »Polizist« aus seiner Hosentasche zog, gefesselt.

    »Ihr vergeudet eure Zeit«, sagte Annie Campbell beherzt. »Hier ist kein Geld. Außer ihr wollt das, was in meiner Börse ist.«

    Einer von den drei Männern gluckste. Dann verschloss er ihr mit Heftpflaster den Mund.

    »Keine Sorge, Ma«, sagte der Polizist.

    Er zog den Stuhl ein bisschen herum, bis er dem Fernsehgerät gegenüberstand. Dann schaltete er den Apparat ein und stellte ihn lauter.

    Annie Campbell funkelte ihn böse an, als er mit den anderen hinausging. Der Kasten war auf den falschen Kanal eingestellt.

    Als Donald Campbell über zwei Stunden später von seinem Pfeilwerfen im Dorfhotel durch den Regen zurückradelte, fand er die Tür von Drum Lodge offen und seine Frau immer noch an den Küchenstuhl gefesselt vor.

    Sie waren beide praktisch gesinnte Menschen. Nachdem Annie Campbell losgebunden war, trank sie ihren Whisky auf einen Schluck aus. Donald Campbell genehmigte sich einen Kleinen, um ihr Gesellschaft zu leisten. Dann versuchten sie, die Polizei anzurufen. Die Leitung war zerschnitten.

    »Ich radle wieder zum Ort hinunter«, sagte Donald gequält. Er dachte an den Regen, an die zwei Meilen Fahrt hin und an die zwei Meilen wieder zurück. »Annie, was, zum Henker, wollten die Kerle überhaupt?«

    »Mich offenbar nicht. Nicht, dass dir das viel ausgemacht hätte«, erklärte Annie Campbell grimmig. »Sehen wir lieber nach.«

    Das taten sie.

    Das vordere Wohnzimmer von Drum Lodge wirkte ungewöhnlich nackt. Ein William-und-Mary-Beistelltisch, ein Chippendale-Schreibpult und die Sheraton-Stühle fehlten. Im Esszimmer war ein komplettes Crown-Derby-Speiseservice aus seinem Glasschrank geholt worden, eine Anzahl von georgianischen Silberstücken fehlte, ebenso ein Silberkübel aus derselben Zeit.

    Mit zusammengepressten Lippen ging Annie Campbell voraus zum Arbeitszimmer ihres Dienstherrn. Dort stand es genauso schlimm. Eine Reihe hoher Schränke mit Glastüren war aufgebrochen worden. Fergie Mackenzies kostbare Sammlung alter Feuerwaffen von Brown-Bess-Musketen bis zu alten schottischen Sattelpistolen war verschwunden.

    Annie versuchte, das Positive zu sehen. Das Schreibpult und die Sheraton-Stühle würden ihr fehlen. Das Silber dagegen war sehr mühsam zu putzen gewesen, und was nützte ein Speiseservice, das zu kostbar war für eine Verwendung? Bei den Waffen hatte sie zwar gewusst, dass sie ebenfalls wertvoll waren, aber gemocht hatte sie die Dinger nie.

    »Ich mach’ mich auf den Weg, Annie.« Donald Campbell räusperte sich, zögerte und fügte hinzu: »Äh... ich hab’ gewonnen.« Er sah die verständnislose Miene seiner Frau. »Beim Werfen. Ich bin jetzt in der Endrunde.«

    Annie Campbell sah ihn starr an.

    »Scheiß-Pfeilwerfen«, sagte sie mit Bedacht.

    Sie gebrauchte das Wort in ihrem Leben erst zum zweiten Mal. Bei der ersten Gelegenheit - nun, davon wusste nicht einmal Donald.

    Ihr ging erst jetzt ganz auf, was geschehen war.

    Außerhalb von Drum Lodge und den Vorbergen von Perthshire war Fergie Mackenzie besser bekannt als Lord Mackenzie, einer der dienstältesten Richter am Hohen Gerichtshof von Schottland. Dort wurde er als Schreck-Mac betitelt - ein Schrecken für Verteidiger, Polizei und Angeklagte zugleich. In seiner Richterrolle lächle er nur dann, so hieß es, wenn er ein Urteil verhänge.

    Fergie Mackenzie würde nicht erfreut sein, wenn er hörte, dass er beraubt worden war. Ihr Blick erfasste die nackten Bodendielen, und sie setzte im Stillen noch einen handgewebten, cremefarbenen chinesischen Teppich auf die Liste des Beuteguts. Nein, er würde ganz und gar nicht erfreut sein.

    Sie sah ihren Mann an.

    »Bist du noch nicht fort?«

    »Dachte bloß, ich erwähn’ das mit dem Werfen«, sagte Donald. Er bereute schon, davon gesprochen zu haben. Er zog sich in Richtung Tür zurück.

    Der Regen draußen schien immer stärker zu werden.

    Die meisten Menschen in Glasgow fühlten sich an diesem Dienstagmorgen besser. Nach fast einer Woche Regen war die Sonne wieder herausgekommen, der Himmel klar und blau. Die Straßen trockneten, in den Stadtparks sprossen Frühlingsknospen, und selbst in den schlimmsten Slum-Wohnkasernen wurde das Leben ein klein wenig erträglicher.

    Kriminal-Superintendent Colin Thane stand in der Zentrale der Scottish Crime Squad am Fenster seines Büros, schaute hinaus und war mit dem Leben einigermaßen zufrieden. Der Anblick, der sich ihm gerade bot, bestand hauptsächlich aus zwei weiblichen Beamten, die auf dem Parkplatz zu ihrem Auto gingen, das keine Beschriftung trug. Sie hießen Jill und Jean, beide waren Anfang Zwanzig, schlank und hübsch, und trugen weite Pullover zu engen, ausgewaschenen Jeans.

    Er grinste. Zum Teil deshalb, weil sie, obwohl beide brünett, blonde Perücken trugen. Zum Teil auch deshalb, weil er wusste, wohin sie fuhren. Sie sollten vier Wochen verdeckter Ermittlungen mit der Festnahme eines gescheiterten Medizinstudenten abschließen, der Discjockey geworden war und sich nebenbei gewinnbringend als Erpresser betätigte. Vor allem aber grinste Colin Thane deshalb, weil er, schwarzhaarig, einsfünfundachtzig groß, zweiundvierzig Jahre alt, glücklich verheiratet, zwei Kinder, vielleicht nicht mehr ganz so schlank wie früher einmal, noch immer Mädchen in Pullis und engen Jeans zu schätzen wusste.

    Jill und Jean stiegen in den Wagen. Thane wandte sich vom Fenster ab und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Er setzte sich und blätterte weiter im Computerausdruck der vergangenen Nacht.

    Zwei Messerstechereien, ein bewaffneter Raubüberfall, ein Vergewaltigungsversuch, ein ertrunkener Jugendlicher, der giftige Dämpfe geschnüffelt hatte, eine alte Frau beraubt und halbtot liegengelassen... der Ausdruck erfasste nur Glasgow und wurde von der Stadtpolizei weitergegeben. An sechs von sieben Tagen ließ der Inhalt sich Voraussagen. Thane zog die Schultern hoch, blätterte um und stutzte, als er Millside erwähnt fand.

    Millside war ein hässlicher Teil Glasgows, halb im Hafengebiet gelegen. Bis vor drei Monaten, als man ihn gleichzeitig befördert und von der gewöhnlichen Polizeiarbeit zur Crime Squad versetzt hatte, war Millside sein Arbeitsbereich gewesen. Eine Gegend, wo Chef der örtlichen Kriminalpolizei zu sein bedeutete, dass man die Fäuste mindestens ebenso oft zu gebrauchen hatte wie das Gehirn.

    Die ausgedruckte Meldung umfasste nur vier Zeilen: die kurze Auflistung eines Lagerhaus-Einbruchs. Die Bande hatte ein Loch ins Dach geschnitten, war hinuntergesprungen und hatte etwa eine Tonne löslichen Kaffee weggeschleppt. Für das Dach hatte man eine Motorsäge verwendet. Das klang ganz nach Soldier Harris und seinen Söhnen... Thane streckte die Hand nach dem Telefon aus, zog sie zurück und schüttelte den Kopf. Mindestens drei Kriminalbeamte von Millside waren fähig, selbst darauf zu kommen. Ein Ex-Chef hatte seine Nase dort nicht hineinzustecken, wo sie nicht gebraucht wurde.

    Er schnitt eine Grimasse, zündete sich eine seiner streng rationierten Zigaretten für diesen Tag an und warf einen Blick auf die Digitaluhr aus rostfreiem Stahl an seinem Handgelenk. Er hatte sie zum Abschied von ihnen bekommen. An der Unterseite des Gehäuses war eingraviert: Für den Chef von den Millside-Kollegen.

    Aber nun gehörte er zur Scottish Crime Squad und war amtierender Chefstellvertreter, bis Tom Maxwell vom Urlaub zurückkam.

    Eine Versetzung zur Crime Squad war das, wovon jeder richtige Polizist träumte, auch wenn es nur bei den wenigsten wahr wurde. Eine kleine Gruppe, Auslese aus allen Polizeibehörden im Land, frei von örtlichen Bindungen oder Gebietsbegrenzungen, von der Regierung direkt finanziert, die sich die Fälle selbst aussuchen konnte - es waren stets wichtige. Man wendete seine eigenen Methoden an... und meistens wurde ein Fall abgeschlossen, bevor der örtlich zuständige Polizeibeamte recht viel mehr wusste, als dass man sich in seinem Bereich aufhielt.

    Immerhin... für alle Fälle vermerkte er den Namen Soldier Harris auf seinem Notizblock.

    Das Wechselsprechgerät auf seinem Schreibtisch summte leise, als er wieder nach dem Computertext griff.

    »Kommen Sie, bitte«, sagte eine sanfte, beinahe träg wirkende Stimme. Im Gerät knackte es.

    Thane drückte seine Zigarette aus. Die Bitte kam von Jack Hart, dem Chef der Dienststelle, und zwar nicht ganz unerwartet. Hart, Kriminal-Chefsuperintendent, vor der Übernahme dieses Postens Bereichsleiter Kriminalistik in Ayrshire gewesen, hielt an den meisten Vormittagen eine kleine Besprechung ab. Er erwartete, auf diese Art genau zu erfahren, was alles vorging. Stellte sich später heraus, dass das trotzdem nicht der Fall war, konnte der Teufel los sein.

    Ein rascher Blick auf die beiden letzten Seiten des Ausdrucks zeigte, dass nichts weiter von Belang war. Thane stand auf und schaute sich kurz im Zimmer um. Er hatte sich noch immer nicht an den Teppichboden gewöhnt - erst vom Superintendenten ab gab es Teppichböden. Das Mobiliar war, wie das Gebäude, neu und modern - auch ein Gegensatz zu dem alten Gerümpel in Millside. Er hatte hier noch nicht viel getan, um dem Raum persönliche Züge zu verleihen, wenn man von dem frischen Kaffeefleck auf dem Teppichboden und dem abgebrochenen Kleiderhaken an der Tür absah. Aber das Zimmer wirkte langsam unaufgeräumter und behaglicher.

    Er verließ den Raum, ging durch einen Korridor, drückte neben der Tür mit der Aufschrift Commander auf einen Knopf. Eine Aufschrift Eintreten blinkte auf. Er öffnete die Tür und trat ein.

    »Setzen Sie sich erst mal.« Commander Hart, ein Mann Ende Vierzig mit hohen Backenknochen und faltigem, meistens traurig wirkendem Gesicht, saß an seinem Schreibtisch und nickte grüßend. Er zeigte mit dem Daumen auf die ältere, ein wenig mollige, adrett gekleidete Brünette, die sich neben ihm über Akten beugte. »Maggie und ich sind gleich fertig.«

    Thane ließ sich in einem Sessel nieder. Maggie Fyffe, die Sekretärin des Commanders, trug einen Ehering. Sie war die Witwe eines Polizeibeamten. Sie lächelte Thane an und legte Hart erneut ein Schriftstück vor. Er gab einen Knurrlaut von sich, unterschrieb und schob ihr das Bündel hin.

    »Sonst noch was?«, fragte er.

    »Nein.« Maggie Fyffe warf wieder einen Blick auf Thane und schien sich insgeheim über irgendetwas zu amüsieren. »Nichts, was nicht Zeit hätte.«

    »Lassen wir es dabei«, sagte Hart dankbar. Er wies auf sein Telefon. »Vorerst keine Gespräche. Ich bin nicht da. Oder...«

    »Sie organisieren ein Begräbnis?«, meinte Maggie Fyffe sanft.

    »Ja.« Hart lachte leise in sich hinein. »Kann man auch sagen.«

    Sie ergriff die Unterlagen, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Hart schob die Lippen vor, schlug den vor ihm liegenden roten Aktendeckel auf und starrte stirnrunzelnd hinein.

    Thane wartete. Das Büro des Commanders war ungefähr doppelt so groß wie das seine, mit Aussicht auf Wiesen, die von Bäumen umsäumt waren. Hinter den Bäumen befand sich ein hoher Zaun. Am einzigen - bewachten - Tor hing ein Schild mit der Aufschrift: »Polizeiliches Übungsgelände«

    Was es auch war. Die Scottish Crime Squad teilte sich das Gelände mit der berittenen Polizei, die dort ihre Stallungen hatte, und den Hundestreifen. Die Tiere waren oft lärmende Nachbarn. Für die Öffentlichkeit war die Dienststelle im Telefonbuch mit einer Adresse in der Innenstadt von Glasgow eingetragen. Die höfliche Vortäuschung wurde durch ein kleines Büro aufrechterhalten, aber die Einsatzbasis war hier, südlich vom Fluss, am Stadtrand, nah bei der Fernstraße M 8 nach Greenock.

    Die Dienststelle legte Wert auf Ungestörtheit. Ihre Kombination von Zielüberwachung und aggressiver Polizeitätigkeit hielt sich zwar an die Regeln, aber Aufsehen sollte möglichst vermieden werden.

    »Fertig«, sagte Hart plötzlich und klappte die Akte zu. Er sah Thane ebenso merkwürdig, beinahe belustigt, an wie vorher Maggie Fyffe. »Was halten Sie von den Richtern des Hohen Gerichtshofs?«  

    »Als Schlag?« Thane zuckte überrascht mit den Schultern. »Sie sind menschlich, nehme ich an - jedenfalls ein paar.«

    Hart lachte leise und legte beide Hände flach auf den Schreibtisch.

    »Wie steht es mit dem gefürchteten Lord Mackenzie, auch Schreck-Mac genannt? Schon mal das Vergnügen gehabt?«

    »Ja.« Thane verzog den Mund. »Ich kann Ihnen die Narben zeigen.«

    Es war ein ganz unsensationeller Mordprozess gewesen, mit wenigen Komplikationen, aber Lord Mackenzies Laune hatte sich von Anfang an als äußerst schlecht erwiesen. Zusammengekauert hinter dem Richtertisch, eine kleine, verdrossen wirkende Gestalt mit Gerichtsperücke und roter Robe, hatte Schreck-Mac sowohl den Vertreter der Anklage für die Krone wie den Strafverteidiger zu nervösen Wracks gemacht, während er Geschworene und Zeugen gleichermaßen terrorisierte.

    Als Thane als Zeuge auftreten musste, beugte Seine Lordschaft sich wie ein hungriger Geier vor, lauschte mit steinerner Miene und kritisierte dann alle beteiligten Kriminalbeamten, bevor er andeutete, Thane lüge möglicherweise.

    Später hatte Schreck-Macs unangreifbares Resümee das Plädoyer der Verteidigung zerpflückt, die Jury hatte auf Schuldig entschieden, und der Angeklagte war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Aber an jenem Tag hätte Colin Thane viel dafür gegeben, die Hände um eine ganz bestimmte magere Kehle legen zu können.

    »Das dachte ich mir«, meinte Hart nachdenklich. »Wir sind so viele, dass wir einen Verein gründen könnten. Trotzdem...« Er wies mit dem Kinn auf die Akte. »Unser gemeinsamer Freund wohnt in Drum Lodge irgendwo in der Wildnis von Perthshire. Vor zwei Wochen bekam das Haus eines Samstagabends Besuch. Leider war Lord Mackenzie nicht zu Hause - aber die Haushälterin wurde mit vorgehaltener Pistole gefesselt, und eine Bande räumte Antiquitäten im Wert von dreißigtausend Pfund ab.«

    »Sie haben Interesse daran?«, fragte Thane. Er zog die Stirn ein wenig zusammen.

    Hart nickte.

    Thane war auf der Stelle argwöhnisch.

    »Was ist an der zuständigen Dienststelle auszusetzen?«

    »Nichts. Aber man hat nichts herausgefunden.« Hart machte eine kurze Pause, dann fügte er mit leichtem Sarkasmus hinzu: »Das kommt vor, selbst wenn es um einen hohen Richter geht.«

    »Sie greifen also ein.« Thane fuhr mit dem Daumen an seinem Kinn entlang. Sein Argwohn wuchs. Eine der ersten Regeln, die er beim Eintritt in die Crime Squad gelernt hatte, war die, dass man sich von alltäglichen Verbrechen fernhielt, angefangen bei Raub. Er sah Commander Hart unschuldig an.

    »Setzt uns jemand unter Druck, Sir?«

    »Nein, nicht so, wie Sie meinen«, erwiderte

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