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DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
eBook248 Seiten3 Stunden

DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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Über dieses E-Book

»Nichts als Routine-Arbeit...«

Gelangweilt machte sich Kriminalinspektor Colin Thane aus Glasgow auf den Weg zum Kaufhaus Hillman. Diebstähle in der Abteilung Damenbekleidung waren gemeldet worden.

Kaum hatte er mit der üblichen Routine-Arbeit begonnen, wurde er schon vor eine schwere Aufgabe gestellt: Die Abteilungsleiterin Judith Marchand wurde erwürgt aufgefunden. War sie die Diebin? In ihrem Schreibtisch fand man drei Paar nagelneue Nylonstrümpfe, die vom Verkaufstisch stammten...

Der Roman Drei Paar Nylonstrümpfe von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum3. Nov. 2020
ISBN9783748763369
DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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    Buchvorschau

    DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE - Bill Knox

    Das Buch

    »Nichts als Routine-Arbeit...«

    Gelangweilt machte sich Kriminalinspektor Colin Thane aus Glasgow auf den Weg zum Kaufhaus Hillman. Diebstähle in der Abteilung Damenbekleidung waren gemeldet worden.

    Kaum hatte er mit der üblichen Routine-Arbeit begonnen, wurde er schon vor eine schwere Aufgabe gestellt: Die Abteilungsleiterin Judith Marchand wurde erwürgt aufgefunden. War sie die Diebin? In ihrem Schreibtisch fand man drei Paar nagelneue Nylonstrümpfe, die vom Verkaufstisch stammten...

    Der Roman Drei Paar Nylonstrümpfe von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DREI PAAR NYLONSTRÜMPFE

    Erstes Kapitel

    Sieben Stockwerke hoch ragte der riesige Steinklotz über die im Sonnenglast liegenden Dächer der Stadt. Ein Fels aus Menschenhand, dessen blauer Anstrich das grelle Licht des Sommertages reflektierte. Das Kaufhaus Hillman war eine kleine Stadt für sich, in der eine ganze Armee von Angestellten arbeitete. Tausende Einheimische und auch Fremde passierten täglich die lange Reihe der Schaufenster, die mit einem sorgfältig ausgewählten Warenangebot Käufer anzulocken versuchten. Eine Mannschaft von Dekorateuren stand bereit, um nach neuesten psychologischen Erkenntnissen die Käuferwünsche zu wecken und die Schlacht an dieser gläsernen Front zu gewinnen.

    Die Bodenfläche der sieben Stockwerke aneinandergereiht, hätte genügt, um einen ganzen Stadtteil darauf unterzubringen. Das Kaufhaus besaß seinen eigenen Arzt, Krankenschwestern, einen Rechtsanwalt, eigene Detektive, Elektriker und Klempner. Die Italer hatten ihre Arbeit am Eröffnungstag begonnen und würden vermutlich erst dann ihre Pinsel niederlegen, wenn das Kaufhaus eines Tages seine Pforten für immer schließen sollte - was allerdings völlig unwahrscheinlich war.

    Es war Juni, und die Hitzewelle lag drückend über der Stadt. Trotzdem flutete der Strom der Käufer ununterbrochen durch sämtliche Eingänge.

    Der Sommerschlussverkauf stand vor der Tür, und überall machten mit leuchtender Farbe beschriftete Plakate darauf aufmerksam.

    Im Innern des Kaufhauses war es nur um wenige Grade kühler als draußen in der heißen, staubigen Sauchiehall Street. Die Verkäuferinnen schwitzten in ihren schwarz-roten Kitteln und beneideten die Kundinnen um ihre luftige Kleidung. Die Registrierkassen klingelten ununterbrochen und sangen ihr monotones Lied. Die leitenden Angestellten hätten an diesem Vormittag mit dem Geschäftsgang zufrieden sein müssen, doch auf der breiten, schweißbedeckten Stirn des Kaufhausdirektors standen tiefe Sorgenfalten. Er saß in seinem Büro, das als kleiner Aufbau über das Dach hinausragte.

    »Diese verflixten Ladendiebstähle kosten uns jede Woche ein kleines Vermögen«, sagte er wütend und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Und Sie bringen weiter nichts fertig, als dumme Fragen zu stellen. Ich verlange, dass Sie endlich etwas unternehmen, anstatt fortwährend die unsinnigsten Vermutungen anzustellen.«

    Charles Farringdon war ein kahlköpfiger, korpulenter Mann von ungefähr sechzig Jahren. Er wirkte beinahe unscheinbar, und auf den ersten Blick hätte ihn niemand für den verantwortlichen Mann dieses großen Kaufhauses gehalten.

    Dieser erste Eindruck täuschte jedoch. Wenn man Charles Farringdon während der Arbeit beobachtete und hörte, wie er mit barscher Stimme seine Anweisungen gab, merkte man schnell, welch unerhörte Energie in diesem Mann steckte, der kein anderes Ziel zu kennen schien, als die Umsätze des ihm anvertrauten Unternehmens immer mehr zu steigern. Diese Energie ging jedoch ausschließlich von dem großen Mahagonischreibtisch aus: Charles Farringdon hielt es für absolute Zeitverschwendung, die Verkaufsräume oder - während seiner Freizeit - den Golfplatz zu besuchen.

    Seine kleinen Augen funkelten ärgerlich die Herren an, die er an diesem Morgen in sein luxuriös eingerichtetes Büro gebeten hatte. Jerry Watford, der Prokurist und Geschäftsführer, erwiderte den Blick, schloss aber dann seine blauen Augen und senkte den Kopf mit den blonden, kurzgeschnittenen Haaren. Nervös scharrten seine Schuhe über den dicken, dunkelblauen Teppich. Der leitende Hausdetektiv, James Rose, errötete und rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. Er hatte seine Abreibung bereits vor Beginn der Besprechung bekommen. Henry Allen, der Leiter der Einkaufsabteilung, fixierte über den Kopf des Direktors hinweg die winzigen Staubkörnchen, die, durch das helle Sonnenlicht sichtbar gemacht, Zum offenen Fenster hereinschwebten.

    Farringdon wandte sich den beiden anderen Herren zu, die seinen Ausbruch offensichtlich unbeeindruckt zur Kenntnis genommen hatten. Der größere der beiden erwiderte gelassen den herausfordernden Blick des Direktors, und diesmal war es Farringdon, der den Kopf senkte. Mit ostentativer Unhöflichkeit nahm er sich aus seiner silbernen Dose eine Zigarette und zündete sie an. Inspektor Colin Thane, der Leiter der Kriminalaußenstelle Glasgow-Millside, wartete geduldig, bis Farringdon den ersten tiefen Zug getan hatte.

    »Es hat wirklich gar keinen Sinn, den wilden Mann zu spielen, Sir«, sagte er ruhig. »Ihre Sorgen sind uns bekannt. Deshalb sind wir ja hier. Mein Sergeant und ich können Ihnen jedoch nur helfen, wenn Sie bereit sind, rückhaltlos mit uns zusammenzuarbeiten. Ich will damit sagen, dass Sie sich entschließen müssen, uns gewisse Fragen zu beantworten. Erst dann können wir entsprechende Maßnahmen ergreifen - und sie werden schnellstens ergriffen, das versichere ich Ihnen.« Farringdon schien explodieren zu wollen. Aber dann zuckte es plötzlich um seine Mundwinkel, und lächelnd nickte er. Die Zigarette verbrannte ungeraucht in dem gläsernen Aschenbecher. Seine Stimme klang immer noch brüsk, aber nicht mehr so unduldsam.

    »Schön! Was wollen Sie also wissen? Viel verspreche ich mir allerdings nicht davon.«

    Inspektor Thane seufzte nachsichtig. »Ich hatte Sie gefragt, ob Grund zu der Annahme besteht, dass das Anwachsen der Diebstähle nicht nur saisonbedingt ist. Vergessen Sie nicht, dass jetzt in der Urlaubszeit mancher, der knapp bei Kasse ist, in Versuchung gerät, sich kostenlos zu bedienen.«

    »Saisonbedingt!«, knurrte Farringdon. »Watford, nennen Sie den Herren die statistischen Zahlen.«

    Jerry Watford, der Geschäftsführer, schreckte aus der Betrachtung des Teppichs hoch und nahm von dem Aktenbündel, das er auf seinen Knien balancierte, das zuoberst liegende Blatt.

    »Wir führen eine Monatsstatistik über vermutlich gestohlene Waren, über den Wert dieser Waren, über die Personen, die beim Diebstahl ertappt wurden, und so weiter«, erklärte er mit liebenswürdigem Lächeln. »Das ist ein Teil der normalen Betriebsstatistik. Im Jahresdurchschnitt beträgt der Verlust durch Ladendiebstähle rund dreißigtausend Pfund.«

    Inspektor Thane pfiff überrascht durch die Zähne. Watford blickte den neben ihm sitzenden Hausdetektiv entschuldigend an und fuhr dann fort: »Mr. Rose und seine Mitarbeiter sind natürlich unermüdlich tätig, sonst würden unsere Verluste noch bedeutend größer sein. Tatsache ist, dass Woche für Woche Ware im Wert von etwa sechshundert Pfund unbemerkt verschwindet. Ich möchte jedoch bemerken, dass dieser Verlust als durchaus normal anzusehen ist. Kein Kaufhaus bleibt davon verschont. Aber dies hier wird bedenklich!« Er tippte mit dem Finger auf seine Statistik. »Seit etwa drei Monaten vermehrt sich der Wochendurchschnitt dieser Verluste laufend. In der ersten Aprilwoche betrug der Schaden siebenhundertfünfzig Pfund. Anfang Mai waren es achthundert Pfund pro Woche, und in diesem Monat überschreiten wir bereits die Tausendpfundgrenze. Laut Statistik beträgt aber der Wochendurchschnitt im Monat Juni seit fünf Jahren siebenhundert Pfund.«

    Inspektor Thane fuhr sich mit dem Daumen über das Kinn und beugte sich vor. »Um wieviel weichen die Gesamtverluste vom Durchschnitt ab?«

    »In den letzten drei Monaten lagen sie um viertausend Pfund über dem Durchschnitt«, warf Farringdon mit bullernder Stimme ein. »Und da kommen Sie mir mit einem saisonbedingten Ansteigen!« Er schlug erneut mit der Faust auf den Schreibtisch. »Hier ist eine gutorganisierte Bande am Werk. Unsere paar Hausdetektive sind dagegen machtlos. Als wir uns zum ersten Mal an Sie wandten, stellten Sie uns zwei Polizeibeamte zur Verfügung. Bis heute erwiesen sie sich nicht als die geringste Hilfe. Aus diesem Grunde baten wir Sie heute selbst zu dieser Besprechung. Sie sind der Chef der Kriminalaußenstelle in Millside, Mr. Thane. Dieses Kaufhaus liegt in Millside! Ich verlange, dass jetzt endlich etwas geschieht - und zwar schnellstens!«

    Thane schwieg einige Sekunden lang. Hillman hatte sich vor einigen Wochen wegen der überhandnehmenden Ladendiebstähle an die Polizei gewandt, und er, Thane, hatte einen Sergeant und einen Wachtmeister in Zivil mit dem Fall beauftragt. Den beiden Beamten war es gelungen, zwei Frauen auf frischer Tat zu ertappen, die bereits einschlägig vorbestraft waren. Ansonsten aber war ihnen nichts Verdächtiges aufgefallen.

    »Man hat meine Leute über den Umfang der Diebstähle nicht aufgeklärt«, sagte der Inspektor schließlich ärgerlich.

    »Warum haben Sie ihnen nicht reinen Wein eingeschenkt? Woher sollten wir wissen, dass die Situation derart besorgniserregend ist?«

    »Das ist meine Schuld«, gab Farringdon zu. »Wir waren zunächst der Meinung, das Ansteigen der Diebstähle sei reiner Zufall. Dann erkannten wir unseren Irrtum und wandten uns an Sie. Natürlich gaben wir Ihnen keine Einzelheiten. Wir wollten verhindern, dass diese unerfreuliche Geschichte in den Zeitungen breitgetreten wird. Ganz Glasgow hätte nämlich dann gewusst, dass es die einfachste Sache der Welt ist, bei Hillman kostenlos einzukaufen - angefangen bei einem Stück Seife bis zum Wintermantel. Wir hielten also den Mund und hofften, dass Ihre Leute die Diebstähle aufklären würden. Da sie keinen Erfolg hatten, sind wir jetzt gezwungen, mit der Sprache herauszurücken.« Er warf einen Blick auf die goldene Armbanduhr an seinem behaarten Handgelenk. »In fünf Minuten habe ich eine Verabredung. Diese drei Herren hier...« - er wies auf seine Angestellten -, »...werden Sie in jeder Hinsicht unterstützen. Sie müssen Verständnis dafür haben, dass ich mich nicht um die Einzelheiten kümmern kann.«

    Er nahm sich eine neue Zigarette aus der Dose, zündete sie an und nickte kurz. Dann vertiefte er sich in die Post. Die Konferenz war offensichtlich beendet.

    Inspektor Thane und Sergeant Moss verließen das Büro, gefolgt von den drei Angestellten. Die beiden Kriminalbeamten kochten innerlich über diese brüske Verabschiedung. Als sie über den schmalen Korridor zum Lift gingen, brach Jerry Watford das Schweigen.

    »Machen Sie sich nichts daraus«, sagte er. »Der Chef ist ein alter Brummbär, aber gebissen hat er noch niemanden. Wir haben weniger Personalwechsel als andere Firmen in Glasgow. Farringdon ist ein grober Klotz mit einem guten Herzen - und ein ausgezeichneter Geschäftsmann.«

    Thane nickte. »Das will ich gern glauben. Man braucht sich ja nur diesen Riesenklotz von Kaufhaus anzusehen. Aber abgesehen von einigen seiner persönlichen Ansichten ist die Anregung nicht schlecht, dass wir noch einmal die Einzelheiten besprechen sollten. Ich habe jetzt einige dringende Sachen zu erledigen, aber vielleicht könnten wir uns nach dem Mittagessen noch einmal zusammensetzen?«

    »Da habe ich einen besseren Vorschlag«, meinte Watford. »Ich werde in unserem Restaurant in einer ruhigen Ecke einen Tisch reservieren lassen. Wir könnten uns beim Mittagessen weiterunterhalten.«

    Der Hausdetektiv und der Einkaufsleiter nickten zustimmend.

    »Einverstanden«, erwiderte Thane.

    Es war nicht ganz einfach gewesen, mit den beiden schottischen Nationalisten fertig zu werden, die den Eingang einer englischen Firma mit ihren Parolen beschmiert hatten. Als Inspektor Thane und Sergeant Moss endlich die Polizeistation verlassen konnten und in den Wagen der Kriminalbereitschaft stiegen, zeigte die Uhr bereits einige Minuten nach eins.

    Der Jaguar glitt in rascher Fahrt durch die staubigen Straßen. Thane sank zufrieden in den bequemen Rücksitz und schob seinen grauen Hut ins Genick.

    »Wir scheinen hier einer dicken Sache auf die Spur gekommen zu sein«, meinte er. »Wenn man diese Statistik betrachtet, muss man Farringdon zustimmen, dass es sich um organisierte Diebstähle handelt. Der Umfang der üblichen Ladendiebstähle ist jahreszeitlich bedingt - vor Weihnachten- und vor Beginn der Urlaubszeit ist ein absolutes Maximum festzustellen. Ein derartiges Ansteigen der Diebstähle, wie es zur Zeit bei Hillman der Fall ist, scheint mir durchaus ungewöhnlich.«

    Sergeant Moss nickte mürrisch. »Ich habe veranlasst, dass eine Aufstellung aller bekannten Ladendiebe gemacht wird. Ebenfalls Fotos und Angaben über ihre Arbeitsmethoden. Das müsste bis spätestens morgen früh fertig sein.« Moss griff in die Tasche seines dicken Tweedjacketts, das er ungeachtet der drückenden Hitze trug, und brachte eine runde Dose zum Vorschein. »Man weiß ja nie, wie dieses Gaststättenessen ist«, murmelte er und schob eine Tablette in den Mund. »Das ist ein Ärztemuster, hat mir der Mann meiner Cousine geschenkt. Sie wissen ja, der ist Arzt. Kreide - bildet eine Schutzschicht über die Magenwand.«

    Colin Thane schüttelte lächelnd den Kopf. Er arbeitete nun schon seit vielen Jahren mit Phil Moss zusammen, und so hatte ich trotz des Rangunterschiedes eine engere Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Seit Thane sich erinnern konnte, konsumierte der Sergeant Pillen und Tropfen und versuchte immer neue Mittelchen, um seine Magengeschwüre zu besänftigen. Thane war allerdings der Ansicht, dass dieses Magenleiden mehr psychischer als physischer Natur war. Von diesem Spleen abgesehen, war Moss ein ungemein tüchtiger Beamter. Thane besaß allerdings eine raschere Auffassungsgabe und hatte es darum schon bis zum Inspektor gebracht. Beide Beamten bildeten ein unzertrennliches Gespann.

    Der Inspektor war ein großer, dunkelhaariger, glattrasierter Mann Anfang der Vierzig. Vor fünfzehn Jahren hatte er sich als hervorragender Leichtathlet ausgezeichnet. Heute mochte er zehn Pfund mehr wiegen als damals, war aber noch bei bester körperlicher Verfassung. Sein Name tauchte immer wieder in den Polizeimeldungen auf.

    »Meine Frau war vor einigen Tagen mit den Kindern bei Hillman«, sagte der Inspektor lächelnd. »Wir brauchen angeblich einen neuen Teppich. Mary hat sich umgeschaut, will aber noch bis zum Schlussverkauf warten. Fragen Sie mich nicht, wie ich das bezahlen soll, Phil. Nun, vielleicht hat Mary von ihrem Wirtschaftsgeld genügend beiseite geschummelt!«

    Moss grinste - ganz der überlegene Junggeselle. »Passen Sie nur auf, dass sie sich nicht einfach einen Teppich klaut. Stellen Sie sich das Gesicht von diesem bulligen Direktor vor - es wäre direkt einen Versuch wert.«

    »Unterschälzein Sie Farringdon nicht«, sagte Thane warnend. »Ich erinnere mich, einiges von ihm gehört zu haben. Als Hillman damals sein Geschäft aufmachte - einen Laden mit zwei Räumen -, fing Farringdon als kleiner Verkäufer bei ihm an. Seine Karriere ging Hand in Hand mit dem Aufstieg der Firma. Es wird sogar behauptet, der Aufschwung des Geschäfts. sei vor allem seiner Initiative zu verdanken. Als der alte Hillman vor einigen Jahren starb, übernahm Farringdon das Kaufhaus. Er dürfte wohl nicht die Aktienmehrheit besitzen, aber er kann praktisch schalten und walten, wie es ihm passt, solange er genügend Dividende zahlt.«

    »Und diese Ladendiebstähle erhöhen natürlich das Verlustkonto und schmälern damit den Gewinn«, stellte Moss fest.

    Thane schnitt eine Grimasse. »So ist es. Und darum macht Farringdon uns jetzt die Hölle heiß.«

    Das Thermometer zeigte über dreißig Grad im Schatten. Die beiden Beamten stiegen aus, und während sie zu der breiten Eingangstür schritten, spürten sie das heiße Pflaster des Bürgersteigs durch die Schuhsohlen hindurch. Der uniformierte Portier trat auf sie zu.

    »Guten Tag, Sir. Können Sie sich noch an mich erinnern?«

    Thane blickte überrascht auf. »Andy Richards! Also hier trifft man Sie wieder? Eine ziemliche Umstellung für einen Polizeibeamten, wie?«

    Der Mann hatte bis zu seiner Pensionierung vor anderthalb Jahren Streifendienst beim Revier Millside gemacht. Er schüttelte den Kopf. »So groß ist die Umstellung gar nicht, Mr. Thane. Wenn man einen Tag hier gestanden hat, merkt man seine Füße - genau wie früher. Aber die Bezahlung ist gut, die Arbeitszeit nicht zu lang, und vor allem gibt es keine Nachtschicht. Außerdem haben wir eine schöne Kantine, geregelten Urlaub, und die Kollegen sind »sehr nett. Wenn man dazu noch meine Pension rechnet, geht es mir nicht schlecht.«

    Während dieses Gesprächs hatte der Portier Thane und Moss durch das Labyrinth von Verkaufstischen zu den Fahrstühlen geführt.

    »Mr. Watford bat mich, Sie zum Ahorn-Restaurant im dritten Stock zu geleiten«, erklärte er. »Er erwartet Sie dort zusammen mit Mr. Allen und Mr. Rose, unserem Hausdetektiv.«

    »Was sind das eigentlich für Leute?«, fragte Thane.

    »Rose ist ziemlich... Nun, er hält sich für klüger, als er ist. Er ist Amateur - keine Ausbildung bei der Polizei«, erwiderte der Portier wegwerfend. »An den beiden anderen habe ich nichts auszusetzen. Watford ist ein heller Kopf, Allen sehr verschlossen, scheint aber in Ordnung zu sein. Ich nehme an, dass Sie wegen der Diebstähle hier sind?«

    »Hm.« Thane nickte. »Was wissen Sie eigentlich davon, Richards?

    »Nicht viel, Sir.« Der Portier beschlagnahmte einen Lift, der gerade angekommen war und sich leerte. Mit ausgebreiteten Armen hinderte er die nachdrängenden Menschen am Einsteigen, schob seine beiden Schützlinge hinein und nickte dem Fahrstuhlführer zu. Während der Aufzug summend zum dritten Stock glitt, pfiff Richards leise vor sich hin. Als sie den breiten, ahorngetäfelten Korridor entlanggingen, nach dem das Restaurant seinen Namen hatte, sagte er: »Es ist eine äußerst rätselhafte Geschichte, Mr. Thane. Wer der Täter auch sein mag - er geht äußerst gerissen vor. Das gesamte Personal weiß ja Bescheid. Schließlich lassen sich solche Verluste auch nicht verheimlichen, und außerdem ist unser Mr. Sherlock Rose ganz wild. Dazu müssen fortwährend Bestandsaufnahmen gemacht werden. Die Abteilungsleiter stehen alle am Rande eines Nervenzusammenbruchs.« Er zwinkerte Thane zu.

    »Ich habe natürlich meine Augen offengehalten«, fuhr er fort. »Hin und wieder tauchen ein paar alte Bekannte auf. Sergeant MacLean erwischte die lange Lizzie, die den Einkaufstaschentrick versuchte. Ein anderer Dieb, der zwei Mäntel übereinander gezogen hatte, wurde geschnappt, und auch noch ein paar kleine Fische. Alles in allem Amateure. Nein, hier muss eine gerissene Bande am Werk sein, und es würde mich wirklich interessieren, mit welchem Trick sie arbeitet. Sie müssen nämlich wissen, dass - trotz Rose - die Sicherheitsvorkehrungen nicht schlecht sind.«

    »Wollen Sie Augen und Ohren für uns offenhalten, Richards?«, fragte Moss.

    »Aber klar, Sergeant. Mit Vergnügen.« Der ehemalige Polizeibeamte riss die breite Glastür auf. »Sie sitzen da drüben

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