DER FEHLER DES PILOTEN: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
Von Bill Knox
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Der Absturz eines Kleinflugzeugs löst eine Polizei-Aktion aus, bei der weitere ungeklärte Todesfälle ans Tageslicht kommen. Und für Chefinspektor Thane und Inspektor Moss von der Kriminalpolizei in Glasgow beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Denn es ist so gut wie sicher, dass noch weitere Opfer auf der Liste des Mörders stehen...
Der Roman Der Fehler des Piloten von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1977; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.
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DER FEHLER DES PILOTEN - Bill Knox
Das Buch
Der Absturz eines Kleinflugzeugs löst eine Polizei-Aktion aus, bei der weitere ungeklärte Todesfälle ans Tageslicht kommen. Und für Chefinspektor Thane und Inspektor Moss von der Kriminalpolizei in Glasgow beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Denn es ist so gut wie sicher, dass noch weitere Opfer auf der Liste des Mörders stehen...
Der Roman Der Fehler des Piloten von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1977; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.
DER FEHLER DES PILOTEN
Erstes Kapitel
Es war an einem Montagmorgen um zwei Uhr, als das Sportflugzeug im fahlen Mondlicht über der schlafenden Stadt abstürzte. Nur ein Fluglotse im Kontrollturm des ungefähr drei Kilometer entfernten Flugplatzes von Glasgow, sah, wie es passierte. Das Flugzeug war kurz zuvor als kleiner leuchtender Punkt auf seinem Radarschirm erschienen und plötzlich verschwunden. Er wusste, was das bedeutete, und hatte sofort Alarm gegeben.
Bei der verunglückten Maschine handelte es sich um eine einmotorige Beagle Pup, die erst vierundzwanzig Stunden zuvor generalüberholt worden war. Das Flugzeug stürzte aus fünfhundert Meter Höhe ab.
Kurz vor dem Aufprall streifte die linke Tragfläche die Dachumrandung eines zwanzigstöckigen Wohnblocks. Dabei wurde ein fast drei Meter langes Stück des Flügels abgerissen, es blieb auf dem Dach des Wohnhauses liegen.
Sekunden später bohrte sich die Sportmaschine mit der Nase zuerst in den weichen Boden einer nahe gelegenen Wiese. Das Leitwerk brach ab, und das Bugrad wurde zwanzig Meter weit in ein parkendes Auto geschleudert. Der Rumpf barst krachend auseinander.
Nach dem ohrenbetäubenden Aufprall herrschte eine unheimliche Stille. In mehreren Wohnungen flammten die Lichter auf. Eine Frau mit Lockenwicklern im Haar sah aus dem Fenster und begann laut zu schreien. Sie schrie noch immer, als mehrere Hausbewohner, die nur Regenmäntel über ihren Pyjamas trugen, aus dem Haus liefen.
Einer von ihnen hatte eine Taschenlampe, leuchtete damit in das Cockpit des verunglückten Flugzeugs, torkelte zum nächsten Gully am Straßenrand und übergab sich.
Andere Hausbewohner, die in ihren Wohnungen geblieben waren, hatten inzwischen die Polizei verständigt. Es dauerte nur fünf Minuten, bis nacheinander zwei Streifenwagen, die Ambulanz und zwei Feuerwehrautos eintrafen.
Der Pilot war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, lebte jedoch noch, als ihn die Feuerwehrleute mit Blechscheren aus den Trümmern seiner Maschine schnitten. Seine Begleiterin war tot.
Die Frau schien noch sehr jung gewesen zu sein. Wie sie ausgesehen hatte, ließ sich nicht mehr feststellen.
Der Fahrer des ersten Streifenwagens zog die Leiche des Mädchens aus dem Cockpit und legte sie ein Stück weiter entfernt ins Gras. Dann ging er zögernd zum Flugzeug zurück, griff in das blutverschmierte Innere und holte die leere Whiskyflasche heraus, die ihm schon vorher aufgefallen war. Der Polizist betrachtete sie seufzend.
Sein Blick schweifte zu der Toten, die man inzwischen mit einer schwarzen Plastikfolie bedeckt hatte. Er fluchte traurig, lief zu seinem Streifenwagen und schaltete das Funkgerät ein. Gerade als er nach dem Mikrofon griff, raste die Ambulanz mit dem Piloten unter Blaulicht und heulenden Sirenen davon.
Der Polizist wartete, bis der Wagen um die nächste Ecke verschwunden war. Es hatte nicht so ausgesehen, als würde der Schwerverletzte den Transport ins nächste Krankenhaus überleben.
Aber diesmal, sagte sich der Beamte insgeheim, war ihm das vollkommen gleichgültig.
Ein fröhlicher Wochenbeginn, dachte Chefinspektor Colin Thane unlustig. Er stand vor dem Eingang des neuen roten Backsteingebäudes, in dem das Strathclyde-Polizeipräsidium untergebracht war. Die Innenstadt von Glasgow wirkte im ersten Frühlingssonnenschein beinahe schön und sauber. Aber Colins Kehle war rau, seine Augen fühlten sich wie Sandpapier an, und er wünschte sich, er wäre im Bett geblieben. In wenigen Tagen wurde Colin zweiundvierzig Jahre alt, und das stimmte ihn auch nicht fröhlicher.
Der Streifenwagen der Millside Division, der ihn zu Hause abgeholt hatte, fuhr zum Parkplatz. In Glasgow ging die Grippe um, und Thane war auf dem besten Weg eines ihrer Opfer zu werden.
Fröhlicher Wochenanfang, dachte Thane erneut, straffte die Schultern und ging in das Polizeipräsidium. Die jungen Polizeianwärter, die sich in der Eingangshalle laut über Football unterhielten, ignorierten die hochgewachsene Gestalt im grauen Straßenanzug. Sie interessierten sich nur für Leute, die zum Präsidium gehörten.
Thane fuhr mit dem Lift in den zweiten Stock. Die übrigen Fahrgäste waren drei kichernde Sekretärinnen und ein Angestellter aus der Computerabteilung, der ständig Bye-Bye Blackbird vor sich hin pfiff. Thane war froh, als er aussteigen konnte.
»Mann, oh Mann«, sagte eine Stimme hinter ihm, als sich die Lifttüren geschlossen hatten, und Thane drehte sich um. »Haben Sie sich die Typen angesehen, die mit Ihnen im Lift heraufgekommen sind? Langsam findet man im Präsidium alle möglichen Leute, nur keine richtigen Polizisten mehr.«
Thane nickte dem älteren Sergeant mit den Auszeichnungen an der Uniformjacke grinsend zu. Er erinnerte sich, dass der Mann schon Sergeant gewesen war, als er gerade bei der Polizei angefangen hatte.
»Was machen Sie denn zur Zeit, Charlie?«, erkundigte sich Thane.
Der Sergeant zuckte müde mit den Schultern. »Ich bin leider von meinem bequemen Posten bei der Lagerverwaltung zur Fremdenpolizei versetzt worden«, seufzte er. »Ich muss mich jetzt um Ausländer kümmern, deren Visa abgelaufen sind. Das ist keine sehr erfreuliche Aufgabe, Sir.«
Thane sah dem Sergeant nach, als er um die nächste Ecke verschwand. Nicht nur die älteren Angehörigen der Glasgower Polizei fanden sich schwer mit den Neuerungen in der Verwaltung ab. Eine dieser Änderungen betraf die Modernisierung der Personalpolitik, die in Zukunft darauf abzielte, die Polizisten in den Büros nach und nach durch geschulte zivile Kräfte zu ersetzen, damit mehr Leute für den aktiven Polizeidienst herangezogen werden konnten.
Das brachte für jeden mehr oder weniger große Probleme mit sich. Auch Thane musste sich erst daran gewöhnen, dass es die Stadtpolizei von Glasgow nicht mehr gab, und sie alle zu einer monströsen Neubildung, nämlich der Strathclyde-Polizei, gehörten.
Colin Thane war der jüngste Chefinspektor Glasgows, ungefähr einen Meter achtzig groß, muskulös und schlank. Er hatte männliche Gesichtszüge, braune Augen und lachte gern.
Thane trug sein dunkles Haar länger als das im Polizeidienst üblich war, aber seine Frau mochte es so. Thane hatte zwei Kinder, eine Hypothek auf dem Einfamilienhaus und einen alten, langsam vor sich hin rostenden Wagen, den er abwechselnd mit seiner Frau teilte.
Seine Ansichten und seine Handlungsweise als Polizeibeamter waren eher undogmatisch, was manchmal den Unwillen seiner Vorgesetzten erregte. Ah jenem Montagmorgen fragte er sich, was wohl diesmal auf ihn zukam. Als Thane vor einer halben Stunde in seinem Büro im Polizeirevier seines Bezirks, der Millside Division, eintraf, hatte er die knappe Nachricht vorgefunden, sich sofort im Polizeipräsidium zu melden.
Thane zuckte mit den Schultern und räusperte sich. Sein Hals schmerzte nach wie vor. Schließlich ging er den langen Korridor entlang. Rechts und links befanden sich die Büros der stellvertretenden Polizeichefs.
Die Fülle von neuen Ämtern hatte die Schaffung des Strathclyde-Distrikts mit sich gebracht, zu dem jetzt auch das Stadtgebiet Glasgows und ein großer Teil Nordwestschottlands gehörte. Die ländlichen Bezirke waren über diese Neuordnung gar nicht glücklich und beklagten bereits ihre verlorene Selbständigkeit.
Vor der letzten Tür mit der Aufschrift Assistant Chief Constable Ilford blieb Thane stehen und drückte auf den Klingelknopf. Im nächsten Augenblick leuchtete das grüne Schild Bitte eintreten auf.
»Guten Morgen, Sir«, sagte Thane und sah den dickeren der beiden Männer an, die im Zimmer saßen.
»Machen Sie gefälligst die Tür zu, Thane!«, schimpfte Ilford, der ebenso heiser zu sein schien wie Thane. »Soll ich mir vielleicht noch eine Lungenentzündung holen, oder haben Sie zu Hause Säcke vor den Türen?«
Thane schloss die Tür und betrachtete Ilford teilnahmsvoll. Schon als Chefsuperintendent der Glasgower Kriminalpolizei war William Buddha Ilford für seine schroffen Umgangsformen berüchtigt gewesen, und die Beförderung zum stellvertretenden Polizeichef hatte daran nichts geändert. Ilford war ein korpulenter Mann, mit Doppelkinn und einer angehenden Glatze. Er trug einen alten grauen Tweedanzug.
Ilfords Gegenüber war wesentlich schlanker und jünger und hatte ein freundliches, kantiges Gesicht. Sein eleganter dunkler Anzug musste ziemlich teuer gewesen sein. Thane kannte den Mann nicht, aber er sah aus wie ein hoher Regierungsbeamter auf Geschäftsreise.
»Okay«, brummte Ilford, zog sein Taschentuch aus der Jackentasche und begann zu husten. Schließlich rang er mit hochrotem Gesicht nach Luft. »Thane, das ist Captain Leslie vom Handels- und Industrieministerium...«
»Von der Abteilung für Unfallforschung«, ergänzte Leslie. »Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Also setzen Sie sich und hören Sie zu!«, forderte Ilford Thane auf und deutete ärgerlich auf einen freien Sessel. »Aber kommen Sie mir lieber nicht zu nah! Ich scheine die Pest oder Ähnliches zu haben... Von Ihnen erwarte ich allerdings kein Mitgefühl, Thane.«
Thane war sich sofort klar, dass seine eigene Heiserkeit keinen Eindruck auf Ilford machen würde, und setzte sich in den Sessel neben Captain Leslie. Ilford begann seine Pfeife zu stopfen. Thane ahnte inzwischen, worum es bei dieser Unterredung ging, und fand seine Vermutung bald bestätigt.
»Captain Leslie befasst sich hauptsächlich mit Flugzeugkatastrophen«, erklärte Ilford. »Ich nehme an, dass Sie schon von der Sportmaschine gehört haben, die vergangene Nacht am äußersten Ende Ihres Reviers abgestürzt ist.«
Thane nickte. Der Sergeant von der Millside Kriminalpolizei, hatte ihn deshalb zweimal angerufen.
Das Beagle-Sportflugzeug war über Fortrose abgestürzt; und Fortrose, das Asozialen-Viertel, gehörte zum Millside Bezirk und war eines der Problemkinder der dortigen Polizei. Die meisten jungen Kriminalbeamten wurden in dieses Revier versetzt, um im Umgang mit den dort wohnenden Kriminellen die ersten Erfahrungen zu sammeln.
»Sind Sie an der Unfallstelle gewesen, Chefinspektor?«, fragte Captain Leslie.
»Nein.« Thane schüttelte nachdenklich den Kopf. »Die uniformierten Beamten haben den Unfall auf genommen und alles weitere veranlasst. Das ist die übliche Routine. Nur bei Katastrophen größeren Ausmaßes mischen sich gern andere Stellen ein.«
Ilford grunzte zustimmend vor sich hin. »Haben Sie den Bericht schon gelesen?«
»Dazu habe ich noch keine Zeit gehabt«, entgegnete Thane. Er fröstelte plötzlich und beschloss, sich ein Fieberthermometer zu besorgen.
»Sagen Sie ihm, worum es geht, Leslie!«, krächzte Ilford müde. »Auf diese Weise sparen wir Zeit.«
»Gut, ich will es kurz machen!« Leslie klappte seinen Aktenkoffer auf und holte einen Stoß Fotos heraus. »Hier, das sind die Aufnahmen von der Unfallstelle.«
Thane nahm die Bilder. Das erste war eine Archivaufnahme einer Beagle Pup, und die weiteren zeigten das Flugzeugwrack nach dem Absturz. Im Hintergrund erkannte Thane einen der hohen Wohnblöcke von Fortrose.
»Wie Sie sicher wissen, konnten wir den Piloten noch lebend bergen, während seine Begleiterin sofort tot gewesen sein muss«, erklärte Leslie sachlich. »Die Tatsache, dass das Wrack nach dem Absturz kein Feuer gefangen hat und ausgebrannt ist, war für uns sehr vorteilhaft. Wir haben die Trümmer sofort untersucht. Danach«, Leslie machte eine Pause und zuckte mit den Schultern, »...nun sind wir auf Anraten der Polizei ausnahmsweise von unserer Arbeitsroutine abgewichen und haben das Wrack mit einem Spezialtransporter zum Flughafen von Glasgow bringen lassen. Das ist in solchen Fällen nicht üblich...«
»Nichts, was in Fortrose passiert, ist üblich«, unterbrach ihn Ilford abwehrend. »Die Bewohner von Fortrose hätten innerhalb einer Stunde sämtliche Einzelteile des Flugzeugwracks gestohlen.« Als Ilford Leslies ungläubigen Gesichtsausdruck sah, deutete er mit seiner Pfeife auf ihn und fuhr fort: »Ich mache hier keine Witze, Leslie. Fragen Sie Thane! Um das Flugzeug zu schützen, hätten wir einen doppelten Polizeicordon gebraucht.«
»Das stimmt«, versicherte Thane.
Erst vor einer Woche war von einer Baustelle in Fortrose am helllichten Tag ein riesiger Bulldozer spurlos verschwunden. Als die beiden Kriminalbeamten später, nachdem sie Nachforschungen angestellt hatten, zu ihrem Wagen zurückgekommen waren, hatten sie entdeckt, dass alle vier Reifen fehlten. Sie vermuteten, dass das eine Bande Zwölfjähriger gewesen war, die in der Nähe herumgelungert hatten.
»Okay, vermutlich haben Sie recht«, seufzte Leslie. »Der Flugplatz war vielleicht doch sicherer... wenigstens vorläufig.«
Ilford zuckte mit den Schultern und schwieg mit undurchsichtiger Miene.
»Soll das heißen, dass auf dem Flugplatz irgendwas passiert ist?«, fragte Thane verwirrt.
»Ja, aber darauf komme ich später zu sprechen.« Leslie lächelte entschuldigend und deutete auf die Fotografien. »Die Beagle Pup ist nicht gerade das schnellste und modernste Sportflugzeug, aber immerhin eine sichere, robuste Maschine mit einer sehr niederen Unfallstatistik. Meine Aufgabe ist es, herauszufinden, warum das