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EIN MORD WIRD VERSTEIGERT: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
EIN MORD WIRD VERSTEIGERT: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
EIN MORD WIRD VERSTEIGERT: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
eBook216 Seiten2 Stunden

EIN MORD WIRD VERSTEIGERT: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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Über dieses E-Book

Klare Sache: Das kleine Hotel auf Zypern fällt nach dem Tod des kinderlosen Ehepaars Anderson dem schottischen Fiskus zu.

Aber als der Spezialbeamte aus Edinburgh auf der Mittelmeerinsel eintrifft, sieht der Fall plötzlich gar nicht mehr so eindeutig aus.

Jemand will sich um jeden Preis des Hotels bemächtigen - selbst ein Mord scheint dem Unbekannten sich zu teuer...

Der Roman Ein Mord wird versteigert von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1970; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1972.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Juli 2020
ISBN9783748751274
EIN MORD WIRD VERSTEIGERT: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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    Buchvorschau

    EIN MORD WIRD VERSTEIGERT - Bill Knox

    Das Buch

    Klare Sache: Das kleine Hotel auf Zypern fällt nach dem Tod des kinderlosen Ehepaars Anderson dem schottischen Fiskus zu.

    Aber als der Spezialbeamte aus Edinburgh auf der Mittelmeerinsel eintrifft, sieht der Fall plötzlich gar nicht mehr so eindeutig aus.

    Jemand will sich um jeden Preis des Hotels bemächtigen - selbst ein Mord scheint dem Unbekannten sich zu teuer...

    Der Roman Ein Mord wird versteigert von Bill Knox (* 1928 in Glasgow; † März 1999) erschien erstmals im Jahr 1970; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1972.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    EIN MORD WIRD VERSTEIGERT

    Prolog

    Der über das Lenkrad gebeugte Mann zog finster die Brauen zusammen, während er durch den Bogen, den der Scheibenwischer freihielt, in den heulenden Sturm und prasselnden Regen der schwarzen Nacht hinausstarrte. Selbst aufgeblendet zeigten die Scheinwerfer nur ab und zu kurz die kurvenreiche Straße. Die dichte, silbrige Regenwand ließ das grelle Licht kaum einige Meter weit dringen.

    Die Frau neben ihm stöhnte, und sein Mund verzog sich ein wenig. Früher hätte er vielleicht eine Spur von Mitgefühl aufgebracht. Jetzt war nur die kalte Berechnung geblieben, wie lange sie noch durchhalten würde, wie bald er sein Ziel erreichen und Zuflucht vor diesem Sturm suchen konnte.

    Eine scharfe Biegung kam in sein Blickfeld. Er sah sie spät, bremste scharf, hörte einen leisen, angstvollen Laut der Frau und geriet selbst für einen Augenblick in Panik, bevor er das Lenkrad herumriss und den Wagen wieder in die Gewalt bekam.

    Der Regen prasselte unaufhörlich auf das Autodach, es klang wie harter Trommelschlag. Es gab einen schwereren Schlag, wie von einem Hammer, als das Fahrzeug durch ein überflutetes Straßenstück rauschte.

    Er beachtete die Geräusche nicht, da er zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt war. Zum Teufel damit, er hatte es sich nicht so gewünscht. Wenn sie nicht so eigensinnig gewesen wäre - der Mann fluchte leise vor sich hin und warf einen Seitenblick auf die Frau und wandte sich hastig ab, als sie sich stumm ihm zuwandte.

    Eine Bö erfasste den Wagen und schien ihn hochheben zu wollen. Der Regen prasselte wild auf die Windschutzscheibe. Sekundenlang sah er nichts. Als das Glas wieder klar wurde, bemerkte er die Kurve. Sah und erkannte sie in panischem Erschrecken.

    Sein Fuß trat wieder auf das Bremspedal, wuchtig und abrupt, als der Instinkt sich gegen die Vernunft durchsetzte. Einen Augenblick lang geschah nichts, dann fassten die Bremsen ungleich.

    Der Wagen geriet ins Schleudern und rutschte seitwärts auf den Abgrund zu. Die Reifen glitten über den Teer, als sei er mit Eis überzogen. Die Frau schrie gellend auf, als sie durch die dünne Barriere aus Holz brachen.

    Und die Welt überschlug sich.

    Er spürte den ersten Aufprall, als der Wagen den Hang hinunterstürzte. Aber das übrige war ein stechender Schmerz, dann explodierende Leere.

    Bis er wieder zu sich kam. Und er hörte den Wind, den wütend gepeitschten Regen, begriff, dass er allein und im Wrack eingeklemmt war, während der Schmerz sich wieder auf ihn stürzte und die Erkenntnis auslöste, dass er vielleicht sterben musste.

    Der Schmerz steigerte sich zu blutroter, brennender Agonie, bis er nichts mehr wünschte als ein schnelles Ende.

    Aber selbst nachdem die Leere zurückgekehrt war, dauerte das andere lange Zeit.

      Erstes Kapitel

    »Die Tiere sind vernünftiger als die Menschen«, sagte Jonathan Gaunt voll Überzeugung. Er stand am Fenster im zweiten Stockwerk des Schatzamt-Gebäudes, und als er sich umdrehte, begegneten seine nachdenklichen graugrünen Augen dem Blick des massigen Mannes am Schreibtisch. »Die meisten Tiere jedenfalls - sie halten einen Winterschlaf.«

    Was als verlockende Aussicht erschien. Edinburgh Mitte Januar war entweder feuchter, grauer Nebel oder eisiger Nordostwind. An diesem Montagmorgen war es Nebel, und von der Princes Street aus konnte man Schloss Edinburgh und seinen Felsen nur als schemenhaften Umriss über der schottischen Hauptstadt erkennen. Sogar die Tauben auf den Dächern um das Gebäude des Schatzamts wirkten traurig und durchfroren.

    Sein einziger Zuhörer ließ ein erstaunlich mitfühlendes Lachen hören. Henry Falconer hätte den Posten eines Abteilungsleiters im Amt des Queen’s and Lord Treasurer’s Remembrancer jetzt zum Schatzamt gehörig, nicht erreicht, ohne sich über die Menschen, mit denen er umzugehen hatte, gut zu informieren. Vor allem über die jüngeren, manchmal schwierigen wie Gaunt.

    »Wo fehlt es diesmal?«, erkundigte er sich trocken. »Ist es das Leben allgemein - oder hat Sie die große Finanzwelt wieder einmal an der Nase herumgeführt?«

    »Beides.« Jonathan Gaunts breiter Mund verzog sich zu einer wehmütigen Grimasse. Nicht viele Menschen wussten von seiner Leidenschaft für Börsenspekulationen, der er frönte, sooft er ein bisschen Geld übrig hatte. Je weniger im Augenblick davon wussten, desto besser, angesichts einer dräuenden Kleinkatastrophe. »Ich bekam von einem Freund einen Tip über eine Erdölfirma in Australien...«

    »Und der Rest lässt sich erraten«, sagte Falconer mit angemessenem Ernst. »Mein tiefstes Mitgefühl, wenn Ihnen das etwas hilft. Wir haben aber selbst ein paar kleine Sorgen.« Seine Hand wies auf die dünne Akte auf dem sonst vorbildlich aufgeräumten Schreibtisch. »Die Hinterlassenschaft des verstorbenen Peter Anderson – die Akte ist mir zur weiteren Aufklärung zurückgegeben worden. Das ist Ihr Auftrag.«

    Falconer sah den jüngeren Mann an, als er seine große, kräftige Gestalt in den Sessel gegenüber sinken ließ. Das blonde Haar war zerstrubbelt, das ein wenig sommersprossige, breitknochige Gesicht düster. Mit gutem Grund - die Sache mit der australischen Firma war ein Schlag, Gaunt hatte bei dem Geschäft schon den Gegenwert eines Monatsgehalts verloren, und die Aktien fielen immer noch.

    »Wer hat diesmal gepfuscht?«, fragte Gaunt seufzend.

    »Beamte pfuschen nicht«, verbesserte Falconer kopfschüttelnd. »Wenigstens nicht während der Dienstzeit - bei uns gibt es nur vorübergehend Verfahrensmängel. Das müssten Sie doch inzwischen gelernt haben. Außerdem besteht das Problem nicht innerhalb der Abteilung, was mir eine Erleichterung ist.«

    »Worum geht es dann?« Gaunt wartete. In den fünf oder sechs Jahren, seit er wegen Dienstunfähigkeit aus der Armee entlassen worden und als Außenrevisor zum Schatzamt gekommen war, hatte er gelernt, mit allem möglichen zu rechnen, wenn er in Falconers Arbeitszimmer gerufen wurde.

    Die Antwort begann mit einem Achselzucken.

    »Das wissen wir nicht genau. Anderson starb vor etwa fünf Monaten, die üblichen Ermittlungen förderten weder ein Testament noch Verwandte zutage, und vorige Woche fiel durch den Mangel an Erben die Hinterlassenschaft an den Fiskus.«

    Die üblichen Ermittlungen... fünf Monate mochten einem Außenstehenden lang erscheinen, aber angesichts der unvermeidlichen juristischen Prüfungen war das sogar sehr schnell gegangen. Selbst wenn ein Testament vorhanden war, mochte ein Anwaltsbüro ebenso viele Jahre für diese Aufgabe benötigen, je nach den eintretenden Komplikationen.

    »Wieviel bekommen wir?«, fragte Gaunt.

    »Mindestens siebzigtausend Pfund, sobald alles liquidiert ist.« Falconer sog für einen Augenblick an seiner Unterlippe. »Das haben wir uns jedenfalls ausgerechnet. Jetzt könnte es erheblich mehr werden. Wieviel mehr genau - tja, das ist eben das Problem.«

    Gaunt setzte sich interessiert auf.

    »Soll heißen, dass wir irgendwo nicht aufgepasst haben?«

    »Möglich.« Falconer griff nach den Büroklammern und begann sie zu einer Kette zu verarbeiten. »Die Hintergründe sind etwas ungewöhnlich. Anderson war Anfang Vierzig, verheiratet, aber keine Kinder. Er und seine Frau hatten ihren gesetzlichen Wohnsitz hier - ein Haus in der Nähe von Carnoustie - lebten aber die meiste Zeit im Ausland, auf Zypern. Dort befindet sich auch das eigentliche Vermögen. Seiner Frau gehörte da unten ein kleines Hotel, und das Geschäft florierte. Zypern hat sich aus dem Tourismuskuchen im Mittelmeer ein beachtliches Stück herausgeschnitten.«

    »Ich lese die Reisebüroprospekte«, sagte Gaunt. Er war jetzt ganz bei der Sache, weil sich eine leise Hoffnung meldete. »Was ist den Andersons zugestoßen?«

    »Ein Autounfall. Die Frau kam gleich ums Leben, er starb später...« Falconer sah die Frage kommen und schüttelte den Kopf. »Sechzehn Stunden später. Eine zu lange Zeit für eine dehnbare Auslegung.«

    Viel zu lang. Wenn zwei Menschen an den Folgen eines einzigen Unfalls starben, ließ das schottische Recht eine gewisse Großzügigkeit bei der Auslegung der Vorschriften über die Erbfolge zu. Es ging amtlich vom gleichzeitigen Ableben aus, wenn das dazu beitrug, die Regelung für Hinterbliebene zu erleichtern. Aber nicht bei einem Zeitunterschied von sechzehn Stunden.

    »Wenn die Reihenfolge umgekehrt gewesen und Anderson als erster gestorben wäre, hätten wir mit dem Fall nichts zu tun«, sagte Falconer. Er wand eine Weile an seiner Klammerkette. »Aber - so ist es nun einmal nicht gewesen. Nach dem Testament seiner Frau erbte er alles. Er hatte kein Testament gemacht und besaß überhaupt keine Angehörigen.«

    Gaunt nickte. Wenn jemand verstarb, ohne ein Testament oder Erben zu hinterlassen, begannen sich die Räder der Maschinerie zu drehen. Das Geld gelangte über das Schatzamt an die Krone und landete schließlich im Staatssäckel. Diese Vorschrift galt, ob es nun um ein paar Pfund auf dem Sparkonto eines Rentners oder um das größte Finanzimperium ging.

    »Irgendwelche Verwandte auf Seiten der Frau?«

    »Ganze Horden«, sagte Falconer trübe. »Einschließlich einer Schwester, die ganz ordentlich Stunk gemacht hat.«

    »Das kann ich ihr eigentlich nicht übelnehmen«, meinte Gaunt mit echtem Mitgefühl. Das war die andere Seite des Rechts. Wenn eine kinderlose Ehefrau starb und in ihrem Testament alles ihrem Mann hinterließ, hatten ihre Blutsverwandten keinen Anspruch - egal, was geschah. »Trotzdem - woher kommt das zusätzliche Kleingeld?«

    »Hier.« Falconer legte seine Kette weg und schob die Akte über den Schreibtisch. »Wir haben das Hotel von einer verlässlichen Firma auf Zypern schätzen lassen. Man teilte uns mit, sechzigtausend Pfund seien als höchster Marktwert anzusehen, und wir wollten die übliche Verkaufsversteigerung durchführen. Inzwischen haben wir aber zwei direkte Kaufangebote bekommen - eines über achtzigtausend, das andere über fünfundachtzigtausend Pfund, beide von Zypern, beide echt. Dass das Geld auch wirklich vorhanden ist, wird beglaubigt.« Er zog die Brauen zusammen. »So viel Geld wird nicht grundlos hinausgeworfen. Der übliche Grund ist der, dass die Leute meinen, was sie kaufen, sei noch mehr wert...«

    Jonathan Gaunt gab sich keine Mühe, sein Grinsen zu unterdrücken.

    »Ich soll also hinfliegen und...«

    »Und klären, was dahintersteckt«, ergänzte Falconer beinahe widerstrebend. Er starrte in die graue Düsternis hinaus und zog die Nase hoch, mit schlecht verhülltem Neid. »Mit anderen Worten, Sie bekommen auf Kosten der Steuerzahler einen völlig unverdienten Urlaub in der Mittelmeersonne, während wir hier sitzen und frieren.«

    »Ich schicke eine Ansichtskarte«, versprach Gaunt ernsthaft. »Vielleicht bringe ich sogar eine Flasche Schnaps mit.«

    Falconer schnaubte verächtlich.

    »Die Antwort würde schon genügen - und zur Abwechslung mal ein paar Belege für Ihre Spesenabrechnung. Ich habe die Kasse beauftragt, den üblichen Reisekostenvorschuss auszubezahlen. Fangen Sie aber mit Ihren Ermittlungen gleich hier an und versuchen Sie, auf Zypern möglichst ohne Zeitvergeudung fertig zu werden. Ich möchte Sie vor dem Wochenende wieder hier sehen.«

    »In Ordnung.« Gaunt stand auf und griff nach der Akte. »Sonst noch etwas?«

    »Nein, abgesehen davon, dass Mrs. Andersons Schwester noch auf Zypern ist. Wenn Sie ihr begegnen, können Sie keinen freundlichen Empfang erwarten.« Falconer nickte zum Abschied, sah ihm nach, als er zur Tür ging, und räusperte sich plötzlich. »Äh - was die Flasche Schnaps angeht - vielleicht einen Cognac, der dort hergestellt wird...?«

    Gaunt grinste verständnisvoll und verließ das Zimmer. Als sich die Tür schloss, lachte Falconer leise in sich hinein und entdeckte die Büroklammerkette vor sich. Er sah sie erstaunt an, bevor er sie in den Papierkorb warf und auf die Taste des Wechselsprechgeräts drückte.

    »Ich bin jetzt soweit«, sagte er.

    Seine Sekretärin kam herein und brachte den Stapel der Auszahlungsverfügungen dieses Tages. Henry Falconer zog seinen vom Staat zur Verfügung gestellten Kugelschreiber heraus und begann zu unterzeichnen.

    Die Gesamtsumme belief sich auf über eine Million Pfund, wie an den meisten Tagen. Von der Rechnung für ein neues Straßenstück im Hochland bis zum monatlichen Pensionsscheck für einen Oberrichter, der seit der Versetzung in den Ruhestand in der Schweiz lebte.

    In seiner Abteilung befasste man sich mit den merkwürdigsten Dingen, dachte Falconer. Wenn er gebeten worden wäre, einen Vortrag zu halten, hätte er die Dienststelle über die Jahrhunderte hinweg zu der Zeit zurückverfolgen können, als der ursprüngliche Remembrancer genau das gewesen war - der Mann, dessen Aufgabe es war, sich für seinen König oder die Königin Dinge zu merken, als wandelndes Notizbuch und amtliches Gewissen zu dienen.

    Die Aufgaben änderten sich, die Befugnisse schwankten. Jetzt bekleidete den Posten ein Berufsbeamter, von dessen Existenz die meisten Leute vermutlich überhaupt nichts ahnten.

    Aber er nahm trotzdem im Mittelpunkt eines komplizierten Gewebes von Verantwortlichkeiten und Autorität eine Schlüsselstellung ein. Er war für praktisch alle Behörden Schottlands der Zahlmeister. Er konnte in vielen Steuerfällen selbständig entscheiden, er überwachte das Handelsregister, kontrollierte die Bücher aller Gerichte in Schottland - und sorgte dafür, dass die ausgesprochenen Geldbußen auch wirklich eingezogen und dann an ihn abgeführt wurden.

    Nicht zu reden von seltsamen zusätzlichen Aufgaben wie der Verantwortung für die Sicherheit der schottischen Kronjuwelen, der Verteilung herrenloser Schatzfunde und der Bearbeitung von geheimen Informationen.

    Leute, die über den Queen’s and Lord Treasurer’s Remembrancer lachten, hatten hinterher meist Gelegenheit, das zu bedauern.

    Der Ein-Uhr-Böllerschuss von Schloss Edinburgh dröhnte durch den Nebel, als Jonathan Gaunt zu einer Seitenstraße ging, wo er seinen roten Mini-Cooper geparkt hatte. Er schloss die Tür auf, stieg ein und zündete sich eine Zigarette an, bevor er den Motor anließ.

    Fast den ganzen Vormittag, seit er sich von Falconer verabschiedet hatte, war er mit der Lektüre der Akte Anderson beschäftigt gewesen und hatte die ersten Schritte unternommen. Geleistet hatte er bisher noch nicht sehr viel, aber wenigstens war er sich über die Hintergründe im Klaren.

    Peter Anderson, ein dreiundvierzig Jahre alter Ingenieur, war mit Irene Francis zehn Jahre verheiratet gewesen. Die Hochzeit hatte auf Zypern stattgefunden, wo seine Braut das Hotel Carolina an der Nordküste der Insel besaß. Vier Jahre später hatten sie das Haus in Carnoustie als ihr Heim in Schottland gekauft. Der Besitztitel lautete auf Peter Anderson. Bei ihrem Tod hatte Andersons Bankkonto ein Guthaben von unter tausend Pfund, das

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