Kubinke und der Sturm: Kriminalroman
Von Alfred Bekker
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Über dieses E-Book
Kubinke und der Sturm: Kriminalroman
Harry Kubinke Roman
von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 123 Taschenbuchseiten.
Ein Orkan verwüstet einen Vorort von Wilhelmshaven. Eine gute Gelegenheit, dort eine Leiche abzulegen. Doch wer ist dieser Tote? Und warum wurde er von dem sogenannten "Stecher" umgebracht? Wer hat den Killer beauftragt?
Die Kriminalinspektoren Kubinke und Meier werden mit diesem Fall betraut. Mit Hilfe ihrer Kollegen kommen sie der Lösung des Falls immer näher, jedoch mit einer unerwarteten Wendung …
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martini Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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1
Ingo Pellemeier bremste seinen LKW.
Die apokalyptisch anmutende Landschaft, die ihn nun umgab, zeigte jetzt ihre Wirkung auf ihn. Er schluckte. Überall waren Häuser stark beschädigt, Dächer abgedeckt. Bäume und Strommasten waren von der Gewalt des gerade vorübergezogenen Orkans abgeknickt worden wie Streichhölzer.
Ingo Pellemeier hörte routinemäßig den Funk der örtlichen Polizei ab. Er lauschte einige Augenblicke den leicht verzerrten Stimmen und warf dann einen kurzen Blick auf den Kartenausschnitt, den ihm das große Display seines Navigationssystems zeigte und nickte zufrieden.
Die sind weit genug weg, dachte er.
Schließlich wollte er den Polizisten im Moment um keinen Preis der Welt begegnen. Normalerweise wich er auf diese Weise nur Geschwindigkeitskontrollen aus. Aber an diesem Tag hatte Ingo Pellemeier einen ganz besonderen Grund, um den Polizisten aus dem Weg zu gehen.
Und der hatte mit der Leiche zu tun, die sich im Laderaum seines LKWs befand.
2
Der schwere Sturm hatte sich gelegt und ein Schneise der Verwüstung durch einige Vororte von Wilhelmshaven in Niedersachsen gezogen. Viele Häuser waren stark beschädigt, einige sogar zerstört worden, Fahrzeuge hatte die Kraft des Sturms einfach beiseite geschoben oder auch auf die Seite geschleudert. In den Nachrichten war auch von Todesopfern und Vermissten die Rede gewesen. Zahlen, die genannt wurden, würden sich mit Sicherheit noch erhöhen.
Ingo stieg aus. Er öffnete mit ein paar geübten Handgriffen die Ladefläche seines LKWs, stieg hinauf und blickte dann auf die Leiche herab. Ein Mann, soviel war noch erkennbar. Aber das Gesicht war so schrecklich entstellt, dass ihn wohl selbst engste Angehörige nicht wiedererkannt hätten. Mit seinen Händen war auch irgendetwas geschehen. Sie wirkten rot. Das rohe Fleisch kam zum Vorschein. Es sah aus, als hätte er sich verbrannt. Ein scharfer Geruch hing in der Luft. Und der ramponierte Zustand seiner Kleidung passte irgendwie zu den Blessuren, die er selbst davongetragen hatte.
Ingo stand der Schweiß auf der Stirn.
An einem Haken hingen ein paar Arbeitshandschuhe. Die zog Ingo über. Dann fasste er den Toten an den Füßen und zog ihn zum Rand der Ladefläche. Mit einem dumpfen Geräusch fiel die Leiche wie ein nasser Sack auf den Boden.
Nichts für ungut, dachte Ingo und sprang hinterher. Er orientierte sich kurz. Dann hatte er seine Wahl getroffen. Ein Trümmerhaufen, der noch vor wenigen Stunden wohl noch ein ansehnlicher Vorstadtbungalow gewesen war, schien ihm der perfekte Ort zu sein, um eine Leiche loszuwerden. Er schleifte den Toten hinter sich her.
Es konnte ja nicht allzu schwer sein, ihn so zu drapieren, dass man ihn für ein Opfer des Sturms hielt.
Nach ein paar Minuten war er fertig. Er hetzte zur Fahrerkabine des LKWs, stieg ein und startete. Ingo Pellemeier trat das Gaspedal voll durch. Der Motor heulte auf wie ein getretenes Ungetüm. Nur weg!, dachte Ingo. So schnell und so weit wie möglich weg von hier!
3
Ungefähr eine Stunde fährt man von Berlin nach Quardenburg. Rudi und ich hatten uns nicht ohne Grund dort hinbemüht. Wir trafen uns mit einigen Mitgliedern des Ermittlungsteam Erkennungsdienstes, dessen Dienste uns zur Verfügung standen, seit man uns zu Kriminalinspektoren befördert hatte. Und das Ganze hatte natürlich mit einem neuen Fall zu tun, der uns übertragen worden war. Ein Fall, bei dem es um einen Toten ging, der vor kurzem in einer vom Orkan ziemlich zerstörten Siedlung in der Nähe von Wilhelmshaven gefunden worden war.
„Sie sind spät dran", stellte Friedrich G. Förnheim fest. Unser Naturwissenschaftler sprach mit einem Akzent, der so hamburgisch klang, dass er damit wohl selbst an der Elbchaussee als eingebildet gegolten hätte.
„Wir wurden aufgehalten", sagte ich.
„Unsere Kollegin Lin-Tai Gansenbrink würde das wohl eher als ein Zeichen für schlechte Berechnung verschiedener, in Betracht zu ziehender Parameter interpretieren, wie zum Beispiel Länge des Anfahrtswegs, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Staumeldungen, Verkehrsverhältnisse und so weiter."
„Was soll’s, FGF, mischte sich der Forensiker und Gerichtsmediziner Gerold Wildenbacher ein. Der Bayer zuckte die Schultern. „Fangen wir an!
„Dieser Meinung bin ich auch, ergänzte Lin-Tai Gansenbrink, die Mathematikerin und IT-Spezialistin des Teams. „Soll ich für unsere Kriminalinspektoren die Pointe vorwegnehmen, dass wir zwar die Identität des Opfers noch nicht kennen, aber dafür wissen, wer der Täter war - oder wäre das jetzt ein allzu forscher Vorgriff?
„Wie bitte?", mischte ich mich ein.
„Es scheint mir, dass unsere Kollegin in Ihrem Bemühen, sich mathematisch kurz zu fassen, etwas über ihr Ziel hinausgeschossen ist und damit vermutlich mehr Verwirrung verursacht, als für Klarheit gesorgt hat, wie ich befürchte, wenn ich mir die Gesichter von Harry und Rudi so ansehe", sagte Förnheim.
„Ich schlage vor, wir fangen einfach von vorn an und kommen endlich zur Sache", lautete die nüchterne Ansicht von Charlotte Ferretz, unserer Wirtschaftswissenschaftlerin, die immer dann zur Stelle war, wenn es darum ging, die betriebswirtschaftlichen Implikationen eines Falles zu beurteilen. Insbesondere, wenn es im Zuge von Ermittlungen im Bereich des organisierten Verbrechens darum ging, verborgene Geldströme und wirtschaftliche Verflechtungen zu erfassen, waren wir auf die Hilfe von Mitarbeitern angewiesen, die sich in diesem Bereich auskannten. Und nicht selten führten gerade die Erkenntnisse aus diesem Bereich erst dazu, dass man überhaupt an die Hintermänner herankam, die sich allzu gern mit weißer Weste zeigten und angeblich nichts mit den schmutzigen Geschäften ihrer Untergebenen zu tun hatten.
Dass Charlotte bei diesem Meeting anwesend war, zeigte allerdings schon, dass es auch in diesem Fall um eine Verwicklung in Machenschaften einer kriminellen Organisation ging.
„Man kennt also den Täter - aber nicht das Opfer, sagte Rudi an Wildenbacher gewandt. „Das klingt auf jeden Fall schon mal so, als würde es etwas vom üblichen Schema abweichen - vorsichtig ausgedrückt.
„In diesem Fall ist einiges nicht, wie es sein sollte, stellte der Bayer fest. Er warf einen Blick auf das Laptop, das vor ihm auf dem Tisch stand und dessen Funktionen er gerade mit einem Tastendruck aus dem Schlaf des Energiesparmodus geweckt hatte. „Wie auch immer. Fangen wir von vorne an! Ein heftiger Orkan hat einen Vorort von Wilhelmshaven in Niedersachsen nahezu zerstört. Da steht kaum noch ein Haus, das nicht einen Schaden aufzuweisen hat. Es gibt leider auch ein paar Todesopfer. Unter den Trümmern von einem der zerstörten Häuser wurden drei Leichen entdeckt, die von den Kollegen des Polizeidienststelle in Wilhelmshaven einfach durchnummeriert wurden. Bei Leiche 1 und 2 handelt es sich um ein älteres Ehepaar, das in diesem Haus gewohnt hat. Leiche Nummer 3 wurde ebenfalls in den Trümmern dieses Hauses gefunden, ist aber nach wie vor unidentifiziert.
Wildenbacher aktivierte einen Großbildschirm, der die Ansicht seines Laptops in vergrößerter Form zeigte. Ein schrecklich entstelltes Gesicht war darauf zu sehen - oder das, was davon übrig geblieben war. „Hier sehen Sie den Grund dafür, weshalb es den Kollegen bisher nicht gelungen ist, den Toten zu identifizieren."
„Was das Geschlecht angeht, sind Sie sich aber sicher?", fragte ich.
„Es ist ein Mann, das steht fest, erklärte Wildenbacher. „Allerdings wurde sein Gesicht höchstwahrscheinlich mit einer sehr starken Säure so verätzt, dass kein Gesichtserkennungsprogramm der ganzen Welt ihn noch wiedererkennen könnte.
„Ich habe einen Abgleich anhand einer telemetrischen Gesichtsanalyse mit unseren Daten durchgeführt, mischte sich Lin-Tai Gansenbrink ein. „Leider mit negativem Ergebnis.
„Man muss dazu sagen, dass die Säurebehandlung, der dieser Mann ausgesetzt gewesen ist, so starke Entstellungen hinterlassen hat, dass teilweise selbst die Knochen angegriffen wurden und es damit wohl einer aufwändigeren Rekonstruktion bedarf, um überhaupt die ursprünglichen Abstände zwischen den Augen oder Kinn und