Aufregung um Basti: Der Bergpfarrer 442 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Laura Basler befuhr die schmale, geteerte Straße, die direkt zum Breitengasserhof führte, auf dem sie an diesem Tag als Reitlehrerin anfangen sollte. Schließlich war sie am Ziel. Aufatmend stieg sie vor dem Anwesen aus. Mit dem Zuschlagen der Autotür fiel von ihr die Anspannung ab, die sie immer verspürte, wenn sie weite Strecken fahren musste. Vor einigen Tagen hatte sie sich persönlich bei Jana Mirl und Oliver Breitengasser vorgestellt und schließlich ihren Namen unter den Arbeitsvertrag gesetzt. Sie freute sich auf den Job. St. Johann und das Wachnertal hatten ihr vom ersten Augenblick an gut gefallen. Und ihre neuen Chefs waren ihr sehr sympathisch. Sie schaute sich um und stellte fest, dass sich schon wieder eine Menge getan hatte. Ein Pferdestall und eine Reithalle aus Holz, die sich vorige Woche noch im Bau befunden hatten, waren fertig gestellt, ebenso einige neue Koppeln und Gehege. Auf dem Gnadenhof wurden Tiere aufgenommen, die alt und schwach, oder irgendwo verwaist oder verwahrlost aufgefunden worden waren. Die alten Tiere bekamen hier ihr Gnadenbrot, die anderen wurden aufgepäppelt und an interessierte Haustierhalter abgegeben oder, wenn es sich um Wildtiere handelte, wieder ausgewildert. Und es wurde immer noch gewerkelt. Laura vernahm Hämmern und Sägen und sah einige Männer in Arbeitskleidung, die diese Geräuschkulisse produzierten. Hin und wieder erklang eine Stimme, dazwischen auch mal ein lautes Lachen. Laura hatte großen Respekt vor der Herausforderung, die sich Jana und Oliver mit dem Projekt stellten. Vor kurzem hatten sich die beiden sich entschlossen, zusätzlich zum Betrieb des Gnadenhofs, eine Reitschule zu betreiben und Reitstunden für Kinder anzubieten. Diese beliebten Kurse sollten die Finanzen den Gnadenhofs ein wenig aufbessern. Außerdem war im Gespräch, einige Alpakas anzuschaffen, die in Zusammenarbeit mit der Traumaklinik, die Dr.
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Aufregung um Basti - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 442 –
Aufregung um Basti
Toni Waidacher
Laura Basler befuhr die schmale, geteerte Straße, die direkt zum Breitengasserhof führte, auf dem sie an diesem Tag als Reitlehrerin anfangen sollte.
Schließlich war sie am Ziel. Aufatmend stieg sie vor dem Anwesen aus. Mit dem Zuschlagen der Autotür fiel von ihr die Anspannung ab, die sie immer verspürte, wenn sie weite Strecken fahren musste.
Vor einigen Tagen hatte sie sich persönlich bei Jana Mirl und Oliver Breitengasser vorgestellt und schließlich ihren Namen unter den Arbeitsvertrag gesetzt. Sie freute sich auf den Job. St. Johann und das Wachnertal hatten ihr vom ersten Augenblick an gut gefallen. Und ihre neuen Chefs waren ihr sehr sympathisch.
Sie schaute sich um und stellte fest, dass sich schon wieder eine Menge getan hatte. Ein Pferdestall und eine Reithalle aus Holz, die sich vorige Woche noch im Bau befunden hatten, waren fertig gestellt, ebenso einige neue Koppeln und Gehege.
Auf dem Gnadenhof wurden Tiere aufgenommen, die alt und schwach, oder irgendwo verwaist oder verwahrlost aufgefunden worden waren. Die alten Tiere bekamen hier ihr Gnadenbrot, die anderen wurden aufgepäppelt und an interessierte Haustierhalter abgegeben oder, wenn es sich um Wildtiere handelte, wieder ausgewildert.
Und es wurde immer noch gewerkelt. Laura vernahm Hämmern und Sägen und sah einige Männer in Arbeitskleidung, die diese Geräuschkulisse produzierten. Hin und wieder erklang eine Stimme, dazwischen auch mal ein lautes Lachen.
Laura hatte großen Respekt vor der Herausforderung, die sich Jana und Oliver mit dem Projekt stellten. Vor kurzem hatten sich die beiden sich entschlossen, zusätzlich zum Betrieb des Gnadenhofs, eine Reitschule zu betreiben und Reitstunden für Kinder anzubieten. Diese beliebten Kurse sollten die Finanzen den Gnadenhofs ein wenig aufbessern. Außerdem war im Gespräch, einige Alpakas anzuschaffen, die in Zusammenarbeit mit der Traumaklinik, die Dr. Adrian Keller auf dem Schirmerhof gegründet hatte, als Therapietiere Verwendung finden sollten.
Laura Basler klingelte an der Haustür, und es dauerte nicht lange, bis Jana Mirl erschien.
Die Mitgründerin des Gnadenhofs war Mitte zwanzig und hübsch, sie besaß dunkle, lange Haare und braune Augen, die offen in die Welt blickten. Sie war mit einer abgewetzten Jeans und einer dunkelblauen Bluse bekleidet, die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Jana sah die Besucherin und ihre Augen leuchteten freudig auf. »Ah, Laura! Grüaß di!« Sie hatten gleich beschlossen, sich mit du anzusprechen. »Wie war die Fahrt? Bist du gut durchgekommen?«
»Vollkommen problemlos«, antwortete Laura und vollführte eine umfassende Handbewegung. »Bei euch hier ist ja einiges geschehen in den vergangenen Tagen. Ich bin ziemlich erstaunt.«
»Es gibt viele Freiwillige, die dafür sorgen, dass es tüchtig voran geht«, erklärte Jana. »Komm’ herein. Trinken wir eine Tasse Kaffee. Danach zeig’ ich dir dein Zimmer. Sobald du dich dort eingerichtet hast, gehen wir in den Stall. Die ersten fünf Pferde stehen schon in den Boxen. Weitere fünf kommen noch.«
Jana ging voraus ins Esszimmer und forderte dort Laura auf, Platz zu nehmen. »Ich komm’ gleich«, sagte sie. »Ich geh’ nur in die Küche und mach’ den Kaffee.«
Laura ließ sich nieder und Jana verließ den Raum. Wenig später kam sie zurück, holte Kaffeegeschirr aus einem Schrank und stellte es auf den Tisch. »Der Oliver befindet sich mit der Tierärztin im Stall. Eine Kuh hat einen Abszess an der Klaue und die Elena hat sie behandelt. Ich hab’ dir ja von der Wiesinger-Elena erzählt, die zusammen mit ihrem Mann unser Projekt unterstützt und die Arbeit hier unentgeltlich verrichtet.«
»Ja, Elena Wiesinger, ich erinnere mich an den Namen«, antwortete Laura. »Ich werd’ sie ja sicher irgendwann mal kennenlernen.«
»Ich hab’ dem Oliver Bescheid gesagt, dass du angekommen bist. Er kommt nachher mit der Elena herüber. Da kann ich euch gleich gegenseitig vorstellen.« Jana ging wieder in die Küche.
Die beiden jungen Frauen saßen bereits beim Kaffee, als Oliver und Elena Wiesinger das Esszimmer betraten.
Laura erhob sich lächelnd. Ihr Blick wechselte zwischen Oliver und der Tierärztin. Laura wusste, dass deren Mann Allgemeinarzt in St. Johann war.
»Grüß dich, Laura«, grüßte Oliver grinsend. »Freut mich, dass du gut angekommen bist. Darf ich dir Frau Doktor Wiesinger vorstellen. Sie arbeitet ehrenamtlich für den Gnadenhof St. Johann e.V., aber das hat dir die Jana sicherlich schon erzählt.«
Elena kam lächelnd auf Laura zu und bot ihr die Hand zum Gruß.
Laura ergriff die Hand und schüttelte sie herzlich, die Tierärztin war ihr sofort sympathisch.
»Sie sind also die Reitlehrerin aus Straubing, von der mir berichtet worden ist«, sagte Elena. »Sie sind ja noch hübscher, als man Sie mir beschrieben hat.«
Laura errötete leicht. »Dieses Kompliment kann ich zurückgeben«, sagte sie etwas verlegen, doch ihre Augen strahlten und tief in sich spürte sie, dass sie, als sie sich entschieden hat, hier zu arbeiten, eine gute Wahl getroffen hatte. Ein Glücksgefühl stieg in ihr hoch.
Als sie dann alle am Tisch saßen und sich Elena und Oliver mit Kaffee bedient hatten, fragte Jana. »Wie geht es der Kuh?«
»Ich musste einen kleinen Eingriff vornehmen«, antwortete Elena, »und habe an die gesunde Klauenhälfte einen Gummiblock geklebt. Der sorgt dafür, dass die verletzte Klaue den Boden nicht mehr berührt. Ich denke, in einigen Tagen ist das Problem ausgestanden.«
»Wunderbar«, freute sich Jana und schaute Laura an. »Ein paar Anmeldungen für Reitstunden haben wir schon. Bis jetzt sind es allerdings nur einige Kinder aus dem Dorf, die reiten lernen möchten. Aber ich denk’, wir werden uns vor Anmeldungen net retten können, wenn erst die Hochsaison beginnt und die Familien hier Urlaub machen.«
»Das will ich doch hoffen«, versetzte Laura lachend. »Ich bin ja net hier, um Däumchen zu drehen. Wobei ich gleich anfügen möcht’, dass ich jederzeit bereit bin, auf dem Gnadenhof mitzuarbeiten, sollt’ ich mit den Reitstunden und den Pferden net ausgelastet sein.«
»Das ist sehr schön von dir«, lobte Oliver. »Und wir werden im Fall des Falles dein Angebot gern annehmen.«
Laura nickte lächelnd. Elena musterte die junge Reitlehrerin wohlgefällig. Und Laura hatte das Gefühl, an diesem Tag freundliche Aufnahme in einer Familie gefunden zu haben.
Nachdem sie Kaffee getrunken und Elena Wiesinger sich verabschiedet hatte, brachte sie ihre Reisetasche auf das Zimmer, das sie künftig bewohnen sollte, und richtete sich häuslich ein. Nach dem Mittagessen ging sie mit Jana in den Pferdestall. In den Boxen standen fünf Tiere, die bei Laura große Begeisterung auslösten.
»Sie sollen lammfromm sein«, sagte Jana, »und waren bisher schon für Reitstunden eingesetzt. Elena war dabei, als wir sie gekauft haben. Sie versteht eine Menge von Pferden, und ich denke, dass wir gut beraten waren, als wir sie mitnahmen.«
»Das sind in der Tat erstklassige Pferde«, sagte Laura, die ein Auge dafür hatte. »Ich freu’ mich schon, mit ihnen arbeiten zu dürfen.«
»Ich denk’, dass du genau die Richtige für uns bist, Laura«, versetzte Jana, die zufrieden registrierte, wie ruhig und zutraulich die Tiere auf Laura reagierten. »Du und die Pferde – ihr seid eine hervorragende Symbiose, das sieht man sofort.«
*
Max Trenker hatte für seinen Sohn Sebastian die erste Reitstunde am Samstag um vierzehn Uhr vereinbart.
Der Siebenjährige konnte es kaum erwarten, dass er zum ersten Mal in seinem Leben auf ein Pferd steigen und reiten durfte.
Aber auch seine Mutter und die jüngere Schwester, die kleine Luisa, wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Ebenso hatte der Bergpfarrer, als Patenonkel des kleinen Burschen, sein Kommen zugesagt.
Als die Familie im Auto saß, fuhr Max los, und schon nach wenigen Minuten kamen sie auf dem Breitengasserhof an.
Die Kinder, die noch nie hier waren, staunten, als sie