Über die Mondtreppe
Von Ernst Friedrichsen und Evelin Graupe
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Über dieses E-Book
Ein freches Märchenabenteuer voller Witz und Fantasie für kleine und große Lesebegeisterte.
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Buchvorschau
Über die Mondtreppe - Ernst Friedrichsen
In dem kleinen Dorf Rungfeld ging die Angst um. Das Dorf wurde nachts von einer Hexe heimgesucht. Sie stahl Eier, Mehl und Milch und biss immer ein Stück von einer Banane ab. Auch nahm sie die Zeitung mit und beim Davonfliegen ließ sie noch einen Pupser zurück.
Lea, die neunjährige Tochter des Kirchendieners, glaubte nicht an das Gerede der Erwachsenen, die schauerliche Geschichten über die Hexe erzählten. Sie glaubte schon gar nicht an eine Hexe, die des Nachts Kühlschränke plündert. „Dummes Zeug", dachte sie und beschloss zu beweisen, dass alles nur Einbildung und Aberglaube war.
Dazu legte sie sich eines Nachts unter den Küchentisch, dessen Tischtuch bis auf den Boden reichte, auf die Lauer. Mit einem Kissen und einer Wolldecke machte sie es sich gemütlich und wartete voller Spannung. Doch als Stunde um Stunde nichts passierte, schlief sie ein.
So ging es einige Nächte, bis sie durch das Geräusch der Kühlschranktür aufschreckte. Sie hob vorsichtig die Tischdecke an und lugte hervor.
Lea traute ihren Augen nicht. Da stand die Hexe mit ihrer krummen Nase direkt vor ihr. Auf der Nase prangte eine große Warze, aus der schwarze Haare wuchsen. Eine ebenso schwarze Katze saß auf ihrer Schulter und die Hexe stopfte Milch, Eier und Mehl in die Taschen ihrer Schürze.
Als sie ihre Taschen prall gefüllt hatte, setzte sie sich auf ihren Besen, machte eine Handbewegung und wie von Geisterhand öffnete sich das Fenster. Sie flog erst eine Runde durch die Küche, pupste noch einmal und schwebte davon. Lea eilte zum Fenster und sah ihr lange nach. Die Hexe flog Richtung Buntbaumwald, dann verschwand sie im Dunkel der Nacht.
***
Lea wusste, dass die Leute vom Dorf schon vermutet hatten, sie würde im Wald wohnen. Nun hatte Lea den Beweis, gesehen mit eigenen Augen. Sofort weckte sie ihre Eltern und berichtete aufgeregt, was sie erlebt hatte.
„Du darfst dich nicht in Gefahr bringen, die Hexe hätte dich mitnehmen können und dann würden wir dich nie wieder finden." Ihre Mutter drückte sie voller Sorge an ihr Herz.
Leas Vater sprach gleich nach Sonnenaufgang mit dem Dorfschulzen, der sofort die Dorfgemeinschaft zusammenrief, in der Lea berichten durfte. Einer nach dem anderen begann auf den Gendarmen, der nicht wachsam genug sei, zu schimpfen. Auch am Schulzen, der sich verdrückte, wenn es gefährlich würde, und am Pastor, der als gottverlassen betitelt wurde, ließen sie ihren Unmut aus.
Der Schulmeister jedoch wurde ungehalten, stellte sich vor die Gescholtenen und rief laut: „Jetzt reicht’s aber! Ihr solltet euch schämen, dass ihr euch hinter dem Gendarmen verstecken wollt und die Schuld bei anderen sucht. Die Hexe können wir nur gemeinsam loswerden."
Sofort herrschte betroffene Stille. Als sich alle wieder gefasst hatten, beschloss man, die Kräuterfrau um Rat zu fragen.
Diese wohnte in einer Hütte am Rande des Dorfes. Man ging nur zu ihr, wenn es zwackte und juckte und das auch nur heimlich. Sie hatte einen großen Garten mit vielen Kräutern, mit denen sie jedes Leiden heilen konnte. Man wusste, sie hatte auch auf jede Frage eine Antwort. So auch heute?
Nachdem die Dorfleute ihr Anliegen geschildert hatten, gab die Kräuterfrau folgenden Rat: „Ihr müsst die stärksten Männer schicken, um die Hexe gefangen zu nehmen. Aber seid vorsichtig, ihr dürft ihr nicht den Rücken zuwenden. Und ihr müsst sie vor Sonnenaufgang gefangen haben, da dann ihre Zauberkräfte erwachen."
Lautes Murmeln wurde hörbar. Die Kräuterfrau hob den Zeigefinger und ermahnte die Leute: „Ihr dürft sie