So tapfer und so zauberhaft
Von Kristi Gold
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Über dieses E-Book
Eine Milliardärstochter aus dem Nachtclub abholen? Bestimmt ein verwöhntes Partygirl! Doch als der Chauffeur Logan die schöne Jenna zu seinem Wagen führt, schämt er sich für sein Vorurteil: Sie ist nicht betrunken, sondern nahezu blind - und unendlich zauberhaft. Tapfer meistert sie ihr schweres Schicksal und gibt die Hoffnung nicht auf, ihr Augenlicht eines Tages ganz zurückzuerlangen. Logan ist fasziniert wie nie und lässt sich wider jede Vernunft auf eine zärtliche Affäre mit Jenna ein. Aber wie kann er sie nur überzeugen: Nicht aus Mitleid sorgt er sich um sie - aus Liebe!
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So tapfer und so zauberhaft - Kristi Gold
Kristi Gold
So tapfer und so zauberhaft
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Kristi Goldberg
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1672 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Irene Andreadou
Fotos: Masterfile/Mark Leibowitz
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-351-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Das Telefon klingelte, und wie immer war der Zeitpunkt äußerst ungünstig. Oft schwieg das Ding tagelang, nur um genau dann zu klingeln, wenn Logan O’Brian gerade unter der Dusche stand oder weiblichen Besuch hatte. Oder es störte, wenn er sich – wie in diesem Augenblick – ein Baseballspiel im Fernsehen ansah. Und das war das schlimmste Szenario überhaupt.
Logan stellte den Ton leiser, griff nach dem Hörer und rief gereizt: „Ja?"
„Tut mir leid, wenn ich störe, Boss, aber wir haben hier einen Vorfall."
Es war der gute alte Bob, Logans rechte Hand. Immer wenn ein Problem auftauchte, klang der pensionierte Polizist, als arbeitete er für einen Geheimagenten und nicht als Fahrer für die wohlhabende Gesellschaft Houstons.
„Es ist spät, Bob. Ich bin erst seit einer Stunde zu Hause und sehe mir gerade das Baseballspiel an. Also, wenn nicht jedes Fahrzeug, das ich besitze, auf einmal kaputt gegangen ist, können Sie es alleine regeln."
„Wir sollen eine vollkommen betrunkene Frau nach Hause fahren."
Das ist keine Seltenheit, dachte Logan. „Und was ist daran das Problem?"
„Es ist Jenna Fordyce."
Die Tochter seines wichtigsten Kunden, Avery Fordyce. Logans Firma kümmerte sich um alle Transporte, die der Millionär benötigte. „Was ist mit Calvin?"
„Er hat frei. Ich würde es ja übernehmen, aber ich fahre eine Hochzeitsgesellschaft zum Flughafen. Der alte Fordyce vertraut Ihnen, und da dachte ich …"
„Schon gut, Bob. So viel zu seinem freien Abend, an dem er endlich mal richtig ausspannen wollte. „Ich regle das. Wo ist sie?
„In einem Club namens La Danza. Er ist an der …"
„Ich kenne den Club." Im vergangenen Jahr war er öfters dort gewesen. Der Nachtclub lag nicht weit von seiner Wohnung entfernt, aber bis zum Anwesen der Fordyces musste man eine gute halbe Stunde einplanen.
„Der Türsteher hat vor fünf Minuten angerufen, informierte ihn Bob. „Er sagte, er bleibe bei ihr, bis sie abgeholt wird. Sie muss in einem schlechten Zustand sein.
Das überraschte Logan nicht. Das Lokal war für seine hochprozentigen Drinks berüchtigt. „In Ordnung. Bin schon unterwegs."
Logan legte auf und lief die Treppen hinauf, um sich anzuziehen. Zu seinem ausgeblichenen blauen T-Shirt wählte er eine Jeans und Wanderstiefel. Einen solchen Aufzug hätte er bei seinen Angestellten während der Geschäftszeiten nie toleriert. Aber der betrunkenen Fordyce-Tochter fiel das sicher nicht weiter auf.
In der Tiefgarage entschied Logan, statt des Sportwagens den Geländewagen zu nehmen. Wer weiß, vielleicht wurde ihr übel? Gott, er hoffte, dass ihm das erspart blieb. Das würde seinen Abend vollends ruinieren.
Logan fuhr durch die Stadt und überlegte, woran er Jenna Fordyce in der Menge erkennen sollte, schließlich kannten sie sich nicht. Einmal hatte er sie auf einem gerahmten Foto auf Averys Schreibtisch gesehen: eine schöne, dunkelhaarige junge Frau auf ihrer Schulabschlussfeier. Daddys kleine Prinzessin … Wie deine Ex-Verlobte, durchfuhr es Logan, die behauptet hatte, schwanger zu sein. Zum Glück hatte er den Bluff aufdecken können, bevor er ihr in die Falle gegangen war.
Ja, von piekfeinen Ladys hatte Logan genug, und er bezweifelte, dass Jenna Fordyce sich von den anderen unterschied, vor allem, da sie das einzige Kind eines verwitweten Großindustriellen war.
Wenige Minuten später parkte Logan seinen Wagen hinter einer Stretchlimosine. Es war der einzige freie Parkplatz unter dem Säulenvorbau des Fünfsternehotels, das den beliebten Nachtclub beherbergte. Logan trat hinaus in die laue Juni-Nacht. Dabei fiel sein Blick auf einen bulligen Typen. Der Mann stand ein paar Meter entfernt und hatte den Arm um eine Frau gelegt.
Je näher Logan dem Paar kam, desto sicherer war er, Jenna Fordyce gefunden zu haben. Zwar war sie etwas älter als auf dem Foto von damals, aber sie sah noch immer umwerfend aus. Sie trug eine blaue ärmellose Bluse zu einem weißen knielangen Rock. Schuhe mit niedrigem Absatz vervollständigten das konservative Outfit. Ihre braunen Haare fielen lockig über die Schultern. Eine Sonnenbrille verdeckte die Augen. Außerdem drückte sie ein weißes Tuch an ihre rechte Augenbraue. Vermutlich hatte sie ganz ordentlich einen sitzen.
Logan ging auf das ungleiche Paar zu, nickte dem Türsteher zu und fragte die Frau an dessen Seite: „Ms. Fordyce?"
Sie drehte den Kopf in seine Richtung. „Ja?"
„Ich bin Logan O’Brien, der Eigentümer des Transportservices Ihres Vaters."
Logan streckte ihr die Hand hin, aber Jenna ignorierte sie. Stattdessen kramte sie in ihrer Rocktasche, zog mehrere Geldscheine heraus und drückte sie dem Türsteher in die Hand.
„Das sollte für die Rechnung reichen, Johnny. Der Rest ist als Dank für Ihre Hilfe. Könnten Sie meiner Freundin ausrichten, dass ich gegangen bin?"
„Wie sieht sie denn aus?", fragte Johnny.
„Eine hübsche Blondine, erwiderte Jenna. „Sie heißt Candice und sitzt an der Bar.
Johnny sah Logan an, den Arm fest um die dunkelhaarige Frau gelegt. „Jemand sollte sich die Wunde ansehen. Sie ist heftig gestürzt, aber sie will nicht, dass ich den Notarzt rufe."
Jenna wischte die Bemerkung mit einer Geste beiseite. „Es ist nichts."
Logan bemerkte, dass der Stoff blutdurchtränkt war. So eine Verletzung konnte ernsthafte Folgen haben. „Johnny hat recht. Ein Arzt sollte das untersuchen."
„Können wir das im Auto besprechen?", fragte Jenna gereizt.
Sicher, dachte Logan. Sie konnten den ganzen Weg zum Krankenhaus darüber debattieren, aber in diesem Zustand würde er Fordyce’ Tochter ganz bestimmt nicht alleine lassen. „Gehen wir."
Logan legte den Arm um die Taille der Frau und umfasste ihren Ellbogen mit einer Hand. Langsam führte er sie zum Auto. Dabei fiel ihm auf, wie zierlich sie war: bestimmt dreißig Zentimeter kleiner als er. Nicht dein Typ, dachte Logan. Er bevorzugte Frauen mit mehr Substanz – äußerlich wie innerlich.
Als sie am Auto ankamen, öffnete Logan die Beifahrertür, half Jenna auf den Sitz und schnallte sie an. So weit, so gut. Auf dem Weg hierher war sie nicht wieder gestürzt. Obwohl sie sicher gestolpert wäre, hätte er sie losgelassen. Was auch immer sie getrunken hatte, es musste ganz schön stark gewesen sein.
Seltsam, sie riecht gar nicht nach Alkohol, dachte Logan. Stattdessen nahm er einen Hauch ihres Parfüms wahr. Ein sehr dezenter, unaufdringlicher Duft.
Logan kletterte auf den Fahrersitz, schaltete das Licht ein und zog sein Handy hervor. „Möchten Sie Ihrem Vater mitteilen, was los ist, oder soll ich das tun?"
„Viel Glück dabei, antwortete Jenna. „Er ist geschäftlich in Chicago. Und das Personal hat den Abend frei.
„Kann ich sonst jemanden anrufen?"
„Nein. Sie zögerte. „Fahren Sie mich nach Hause. Ich schaffe das schon.
Aber erst wollte Logan sich die Schnittwunde genauer besehen. Er streckte seine Hand aus, um den Stoff zu entfernen. Erschrocken fuhr sie auf.
„Entspannen Sie sich, sagte er und nahm den behelfsmäßigen Verband ab. „Ich möchte nur sehen, wie schlimm es ist.
„Es ist nur ein kleiner Kratzer, entgegnete Jenna. „Ich habe nähere Bekanntschaft mit der Wand vor der Damentoilette geschlossen, als ich gestolpert bin.
„Das muss genäht werden, und das Krankenhaus ist ganz in der Nähe."
„Kein Krankenhaus. Ihre Stimme klang leicht panisch. „Notaufnahmen und Ärzte sind nichts für mich.
Wollte sie nicht, dass man einen Bluttest durchführte? Das würden bestimmt ein paar lustige Schlagzeilen, wenn die Presse von ihrer Trunkenheit Wind bekam.
„Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben", warnte Logan.
„Das trifft sicher nicht zu."
„Sind Sie Ärztin, Ms. Fordyce?"
„Sind Sie Arzt, Mr. O’Brien?", konterte Jenna.
Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Logan, er wäre einer. Dann könnte er sie untersuchen – selbstverständlich rein medizinisch. Doch die Medizin war nicht seine Berufung gewesen … Plötzlich kam ihm eine Idee.
„Hören Sie, mein Bruder ist Arzt. Er wohnt etwa zehn Minuten von hier entfernt. Er könnte einen Blick darauf werfen."
Jenna sah ihn nachdenklich an, dann antwortete sie: „Einverstanden, aber nur, wenn Sie mich dann heimbringen."
Kein Problem, dachte Logan, das hatte ich ohnehin vor. „Ich rufe ihn an. Vielleicht hat er Zeit."
Logan wusste, dass sein Bruder daheim war. Am frühen Abend hatte er mit ihm telefoniert. Devin hatte einen der seltenen freien Tage als leitender Oberarzt.
Nach zweimaligem Klingeln antwortete Devin mit seinem üblichen: „Dr. O’Brien."
„Hey, Dev, ich bin’s, Logan. Tut mir leid, dass ich so spät störe."
„Ich bin noch wach, dank einem Kind, das denkt, jetzt sei Zeit zum Spielen und nicht Schlafenszeit. Was gibt es?"
„Eine Kundin benötigt ärztliche Hilfe, ist aber nicht erpicht, in die Notaufnahme zu gehen. Er sah schnell in Jennas Richtung. Sie hatte den Blick auf die Windschutzscheibe geheftet. „Sie hat eine Wunde an der Stirn. Könntest du dir das mal ansehen?
Devin lachte leise. „Eine Kundin? Nennt man das heutzutage so?"
Logan ging nicht weiter darauf ein. „Wenn du mir hilfst, überlasse ich dir meine Saisonkarten für das Heimspiel deiner Wahl."
„Abgemacht. Aber wenn es etwas Ernstes ist, muss sie trotzdem in die Notaufnahme."
Das könnte schwierig werden. Aber welche Wahl blieb ihm? „Einverstanden."
„Warte kurz."
Im Hintergrund hörte Logan gedämpfte Stimmen, Devin besprach sich mit seiner Frau. Wenige Augenblicke später war sein Bruder wieder am Apparat. „Stacy hat nichts dagegen, aber unter einer Bedingung – abgesehen von den Karten: Ich komme zu dir und bringe Sean mit. Beim Autofahren wird er hoffentlich endlich müde."
„Kein Problem. Bis gleich."
Logan klappte das Telefon zu und wandte sich zu Jenna. „Wir treffen uns bei mir."
Jenna hielt ihren Blick fest auf das Armaturenbrett gerichtet. „Wo wohnen Sie?"
„In der Stadt. Nur ein paar Kilometer von hier."
„Danke. Ich hoffe, ich mache Ihnen nicht zu viel Ärger."
„Überhaupt nicht", beruhigte er sie. Aus den Augenwinkeln betrachtete er die ausgesprochen hübsche Frau neben ihm. Dann rief er sich wieder zur Vernunft. Dass ihm ihre Reize gefielen, konnte durchaus für Ärger sorgen. Vergiss nicht, sie ist die Tochter deines wichtigsten Kunden!
„Kann ich das Tuch jetzt fortnehmen?", fragte Jenna ihn.
„Lassen Sie mal sehen." Er berührte mit seinem Zeigefinger ihr Kinn und hob ihr Gesicht leicht an.
Na gut, sie hatte eine weiche Haut und einen sinnlichen Mund. Aber das hatten viele Frauen. „Es hat aufgehört zu bluten, Sie können es weglassen", bestätigte er und legte seine Hände wieder auf das Lenkrad. Seine Gedanken lenkte er aufs Geschäft, denn da gehörten sie hin.
Langsam fuhr Logan zurück in sein Loft. Während der gesamten Fahrt behielt Jenna die Sonnenbrille auf, ihr Blick blieb unverwandt nach vorne gerichtet. Abgesehen von einem gemurmelten Danke, als er ihr aus dem Auto und in den Fahrstuhl half, sagte sie nichts. Logan hatte sich vorgenommen, Abstand zu wahren, aber sie schien unsicher auf den Beinen, daher hielt er sie fest, bis sie in einem Klubsessel im Wohnzimmer saß.
„Das ist eine nette Wohnung", bemerkte Jenna.
Um endlich mehr Abstand zu ihr halten zu können, ließ sich Logan ihr gegenüber auf das Sofa fallen. „Ich habe sie von meiner Schwester und meinem Schwager gekauft."
„Dann haben Sie einen Bruder und eine Schwester?",