Kein Preis ist mir zu hoch
Von Gina Wilkins
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Über dieses E-Book
Bei ihrer atemlosen Flucht vor ruchlosen Verbrechern fühlt sich Cloe an der Seite des wundervollen Donovan wie in Abrahams Schoß. Dabei sprechen die Risiken der Wildnis klar gegen sie. Und gegen ihre aufkeimenden Gefühle. Zumal ihre Liebe nicht sein darf...
Gina Wilkins
Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden! Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt seitdem hauptberuflich. Ihre Romane sind auf allen großen amerikanischen Bestsellerlisten gelandet. Sie glaubt fest daran, dass auch für Autorinnen ein Netzwerk unerlässlich ist, und engagiert sich in verschiedenen Organisationen. Häufig wird sie zu Konferenzen zum Thema „Verfassen von Romances" eingeladen, aber am liebsten spricht sie vor Schülern, um diese zum Schreiben und Lesen zu motivieren. Sie ist überzeugt, dass ihr lange glückliche Ehe und ihre drei wundervollen Kinder viel zu dem Erfolg ihrer Karriere beigetragen haben.
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Kein Preis ist mir zu hoch - Gina Wilkins
IMPRESSUM
Kein Preis ist mir zu hoch erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Gina Wilkins
Originaltitel: „The Groom‘s Stand-In"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1346 - 2003 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: M.R. Heinze
Umschlagsmotive: DmitriiSimakov / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753191
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Donovan Chance hatte Bryan Falcon, seinem Freund und Arbeitgeber, schon oft einen Gefallen erwiesen. Mehrmals hatte er dabei sogar Kopf und Kragen riskiert. Bisher hatte er sich jedoch nie als Babysitter betätigt. An diesem Sonntagnachmittag Anfang April hatte er es zwar nicht direkt mit einem Baby zu tun, aber trotzdem erinnerte ihn die ganze Sache an das Hüten eines Kindes.
Widerstrebend hatte er zugestimmt, Chloe Pennington, Bryans derzeitige Freundin, von ihrer Wohnung in Little Rock zu Bryans Ferienhaus am Table Rock Lake in Missouri zu bringen. Auf die etwa drei Autostunden mit einer völligen Fremden freute Donovan sich nicht im Geringsten.
Seufzend tastete er nach dem Türgriff. Er schuldete Bryan mehr als eine Gefälligkeit. Darum musste er im Moment seine persönlichen Gefühle zurückstellen.
Die Wohnung befand sich im Erdgeschoss. Reichlich Regen war angesagt, und die Luft war kühl, als Donovan klingelte.
Nach dem Foto, das Bryan ihm gezeigt hatte, erkannte er sofort die Frau, die ihm öffnete. Glattes braunes Haar, zum Pagenkopf geschnitten, große grünbraune Augen, helle Haut, gerade schmale Nase, weicher Mund. Keine Schönheit, aber hübsch. Zur Jeans trug sie ein langärmeliges rotes T-Shirt.
Sie war nicht sein Typ. Die ganze Angelegenheit war für ihn eine Überraschung – und keine angenehme.
„Ms. Pennington? Ich bin Donovan Chance, Bryan Falcons Freund und Mitarbeiter", stellte er sich vor.
Kühl betrachtete sie ihn vom Scheitel bis zur Sohle. „Freund und Mitarbeiter? Meinen Sie nicht eher Laufbursche?"
Das sollte die Frau sein, die Bryan heiraten wollte und die er als reizend, warmherzig, humorvoll und leicht altmodisch beschrieben hatte? Hätte Donovan nicht das Foto gesehen, wäre er überzeugt gewesen, sich in der Tür geirrt zu haben. „Sie sind doch Ms. Pennington, oder?", fragte er sicherheitshalber.
„Ja. Darf ich Sie Donnie nennen?" Ihr Tonfall war eine glatte Unverschämtheit.
„Auf den Namen werde ich kaum hören. Sie war nicht gerade freundlich. Vor Bryan gab sie sich bestimmt nie so. Donovan besaß allerdings viel Erfahrung im Umgang mit schwierigen Leuten und blieb darum ganz ruhig. „Wir sollten aufbrechen. Darf ich Ihr Gepäck nehmen?
Vom Babysitter zum Pagen. Wenn sich Ms. Pennington nicht bald anders benahm, schuldete Bryan ihm nach diesem Unternehmen einen Gefallen, nicht umgekehrt.
„Meiner Meinung nach sollte sich Ihr reicher Chef eine andere für diese lächerliche Vernunftehe aussuchen", entgegnete sie missbilligend.
Jetzt verstand er gar nichts mehr. Er hatte gedacht, Chloe Pennington wäre bereitwillig auf die überstürzte Werbung seines Freundes eingegangen, weil sie Bryan, sein Geld und seine Macht unwiderstehlich fand. Viele Frauen vor ihr hatten so gedacht. Diese Frau tat jedoch nicht einmal so, als würde sie sich auf die Woche mit Bryan freuen. Glaubte sie ernsthaft, dermaßen geringschätzig mit Bryans engstem Freund sprechen zu können, ohne dass es ihr schadete?
„Wenn Sie so darüber denken, vergessen wir einfach die ganze Sache, sagte Donovan scharf. „Bryan hat ohnedies keine Zeit für Urlaub, schon gar nicht mit jemandem, der keine Lust hat. Und um ehrlich zu sein, habe ich Wichtigeres zu erledigen, um als Babysitter zu …
„Grace, ich habe Mrs. Callahan in der Waschküche getroffen, und sie hat mich gebeten, dir auszurichten … Die Frau in einer Kakihose und einem grünen Sweater blieb stehen, als sie Donovan an der Tür entdeckte. „Ach, sie müssen Donovan Chance sein
, sagte sie verlegen. „Sie sind zeitig da."
„Ich bin pünktlich", erwiderte Donovan ziemlich verblüfft.
Sie stellte einen Korb mit frisch gewaschener Wäsche auf die Couch und kam näher. „Tut mir leid, meine Uhr ist wahrscheinlich stehen geblieben. Das hat sie in letzter Zeit öfters gemacht."
Die beiden sahen einander zum Verwechseln ähnlich. Diese zweite Frau trug das braune Haar nur etwas länger und wirkte auch freundlicher.
„Grace, hast du Mr. Chance nicht gebeten einzutreten?"
Grace wich seufzend zur Seite. „Ich hatte ihn fast so weit, dass er ohne dich wegfährt."
Chloe reichte Donovan die Hand. „Tut mir leid, falls meine Schwester unhöflich war. Ich bin Chloe Pennington, und es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Chance. Bryan hat mir viel von Ihnen erzählt."
Bryan hatte erwähnt, dass Chloe zusammen mit ihrer Schwester ein Geschäft betrieb. Allerdings hatte er verschwiegen, dass die beiden identische Zwillinge waren.
Donovan drückte Chloe die Hand. „Freut mich ebenfalls, Ms. Pennington."
„Nennen Sie mich Chloe. Meine Schwester Grace kennen Sie ja bereits."
Donovan hielt Grace’ eisigem Blick stand. „Ja, ich hatte das Vergnügen." Sie lächelte ihn daraufhin herausfordernd an.
Chloe betrachtete abwechselnd die beiden und schüttelte den Kopf. „Jetzt bin ich sicher, dass ich mich für meine Schwester entschuldigen muss."
Donovan achtete nicht weiter auf Grace. „Sind Sie bereit?", fragte er Chloe, die Auserwählte seines Freundes.
Chloe warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, schüttelte sie, nahm sie schließlich ab und warf sie ihrer Schwester zu. „Könntest du sie bitte in meiner Abwesenheit reparieren lassen?"
Grace fing die Uhr geschickt auf. „Bleib hier und kümmere dich selbst darum."
„Fang bitte nicht wieder damit an. Chloe griff nach dem Wäschekorb. „Fünf Minuten
, sagte sie zu Donovan. „Setzen Sie sich so lange."
Er nickte und ließ Grace dabei nicht aus den Augen.
„Könntest du mir helfen?, fragte Chloe ihre Schwester. Vermutlich hatte sie gemerkt, dass er sich in Grace’ Nähe nicht sonderlich wohl fühlte. „Mr. Chance macht es bestimmt nichts aus, allein zu warten.
„Absolut nichts", versicherte er.
Grace verschränkte die Arme. „Du kommst allein zurecht. Ich leiste Falcons Chauffeur Gesellschaft."
Donovan hätte ihr das durchgehen lassen, doch Chloe ergriff seine Partei. „Mr. Chance ist kein Chauffeur, sondern Manager in Bryans Firma. Und er erweist Bryan einen großen Gefallen, wenn er mich heute fährt, weil Bryan in New York zu tun hat."
„Manager? Nennt man Botenjungen jetzt so?"
„Grace!"
Donovan winkte ab. „Reden Sie sich alles von der Seele, forderte er Grace auf. „Welche Beleidigungen wollen Sie mir noch an den Kopf werfen, bevor ich aufbreche?
Zu seiner Überraschung wurde Grace rot. „Ich sollte mich bei Ihnen entschuldigen. Schließlich erledigen Sie nur einen Auftrag. Eigentlich geht es um meine Schwester. Der müsste man den Kopf zurechtrücken."
„Dann sind Sie also mit der Verlobung nicht einverstanden?"
„Bryan und ich sind nicht verlobt, warf Chloe hastig ein. „Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Beziehung. Darum wollen wir während der Woche in seinem Ferienhaus über unsere gemeinsame Zukunft sprechen. Es hat uns beide sehr gestört, dass die Presse Wind von der Sache bekam und eine bevorstehende Heirat andeutete.
„Sind denn Sie mit diesem albernen Arrangement einverstanden?", fragte Grace.
Donovan zuckte mit den Schultern. „Das geht mich grundsätzlich nichts an."
„Dann sind Sie also tatsächlich nur Bryan Falcons Angestellter und kein wahrer Freund."
„Bryan Falcon ist mein bester Freund, erwiderte er scharf. „Ich mische aber nicht in sein Privatleben ein.
Hätte Bryan ihn allerdings um seine Meinung gefragt, hätte er ihm geraten, sich die Einheirat in diese Familie gründlich zu überlegen.
„Ich wünschte, sie könnten meiner Schwester beibringen, sich nicht ins Privatleben anderer einzumischen", bemerkte Chloe.
Donovan bezweifelte, dass Grace Pennington bereit gewesen wäre, sich von ihm irgendetwas beibringen zu lassen. „Wir sollten aufbrechen."
„Ich beeile mich, versicherte Chloe. „Komm, Grace!
Donovan blieb allein zurück und fragte sich, in welchen Schlamassel Bryan sie beide da hineingezogen hatte.
Chloe saß entspannt in dem bequemen Ledersitz des luxuriösen Wagens. Die vorüberziehende Landschaft gefiel ihr. Heute war es kühl, weil es vergangene Nacht ein Gewitter gegeben hatte. Durch die Wärme der letzten zwei Wochen hatten sich jedoch bereits die Blätter an den Bäumen geöffnet. Narzissen und Azaleen blühten.
Chloe liebte zwar die ersten Frühlingsboten, betrachtete jedoch immer wieder verstohlen den Mann am Steuer. Bryan hatte seinen Stellvertreter als stark, schweigsam, unverblümt und notfalls rücksichtslos beschrieben. Außerdem hatte er Donovan Chance den aufrichtigsten, zuverlässigsten und treuesten Freund genannt, den er jemals gehabt hatte. Sie hatte damit gerechnet, in Donovans Nähe befangen zu sein, aber nicht, dass er sie total einschüchtern würde.
Er sah nicht so gut aus wie Bryan – jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Donovans Gesicht war stärker ausgeprägt, mit einem kantigen Kinn und kräftigen Wangenknochen. Die Nase hatte er sich bestimmt in der Jugend gebrochen. Jedenfalls war sie nicht ganz gerade. Die hellgrünen Augen wirkten kühl. Der Mund gefiel ihr, doch bestimmt lächelte er selten.
Donovan trug einen dünnen, cremefarbenen Sweater mit V-Ausschnitt zu einem dunkelblau und beige karierten Hemd und dazu eine dunkelblaue Leinenhose und Halbschuhe. Eigentlich war er mehr der Typ für ein Denim-Hemd, Jeans und Stiefel. Das kastanienbraune Haar war nicht besonders lang und gut gekämmt, doch eine Strähne fiel ihm in die Stirn.
Bei einem anderen hätte sie das jungenhaft gefunden, nicht jedoch bei Donovan Chance. An ihm war absolut nichts jungenhaft.
Da er Bryans bester Freund war, beschloss sie, ihn am besten jetzt gleich besser kennenzulernen. Das war schließlich auch der Grund, warum Bryan sie mit Donovan zum Ferienhaus schickte, obwohl sie allein hätte fahren können.
„Bryan hat mir erzählt, dass er Sie seit der Highschool kennt", begann sie.
„Ja", erwiderte Donovan, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
„Waren Sie Nachbarn?"
„Nein."
Gut, dann eben keine Fragen mehr, die man mit ja oder nein beantworten konnte. „Wie haben Sie beide sich kennengelernt?"
Er antwortete erst nach einer Weile. „Vier Jungs haben mich zusammengeschlagen. Bryan hat mir geholfen."
Chloe versuchte vergeblich, sich den stets makellosen und eleganten Bryan Falcon bei einer Schlägerei vorstellen. Viel eher glaubte sie, dass Donovan es mit vier Angreifern aufnahm. „Haben Sie und Bryan gesiegt?"
„Wir sind beide zusammengeschlagen worden."
Chloe musste lachen. „Wie schrecklich!"
„Wir haben uns wieder erholt." War das eben ein Lächeln gewesen?
„Seither sind Sie und Bryan Freunde?"
Lange Pause. „Ja."
Chloe seufzte lautlos und stellte sich auf eine lange Fahrt in tiefem Schweigen ein. Sah sie sich eben die Landschaft an.
Es fiel Donovan schwer, auf die Straße zu achten. Die Frau neben ihm lenkte ihn ab. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie durch das Seitenfenster die Gegend betrachtete. Die Hände hatte sie im Schoß fest ineinander verschränkt. Sie wirkte nicht wie eine Frau, die sich mit ihrem Auserwählten in einer romantischen Umgebung treffen wollte.
Wieso war sie auf einen dermaßen geschäftsmäßig nüchternen Antrag eingegangen? Die logische Antwort war, dass es dafür etliche Millionen Gründe gab, alle mit Dollarzeichen versehen.
Nettes Plaudern lag Donovan nicht. Trotzdem ließ er sich etwas einfallen, um sie wieder zum Reden zu bringen. Nur so konnte er sie durchschauen. „Bryan hat mir erzählt, dass Sie im Einzelhandel tätig sind."
„Ja, Grace und ich betreiben im River Market District von Little Rock einen Laden. Wir haben ihn ‚Mirror Images‘ – Spiegelbilder – genannt, eine Anspielung darauf, dass wir Zwillinge sind. Wir sind auf Dekorationsstücke spezialisiert, hauptsächlich auf ungewöhnliche Spiegel, aber wir führen auch Töpferwaren, Skulpturen, Kerzenleuchter, geschnitzte Holzschatullen und mundgeblasenes Glas. Viele Einzelstücke werden in Handarbeit hergestellt."
Sie sprach begeistert