Ein filmreifes Abenteuer: Sophienlust - Die nächste Generation 95 – Familienroman
Von Anna Sonngarten
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Über dieses E-Book
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Da ist es.« Rainer Severin saß am Steuer und deutete durch die Frontscheibe auf das schlossähnliche Herrenhaus, das von der Morgensonne in ein kühles Licht getaucht inmitten eines weitläufigen Parks lag. Der Location-Scout war so stolz dieses Objekt für die Dreharbeiten gefunden zu haben, als hätte er das Herrenhaus selbst erbaut. »Wow, so toll hatte ich es mir nicht vorgestellt«, gab der Produzent Manfred Schreiber zu. Langsam fuhren sie durch das schmiedeeiserne Eingangstor den Kiesweg entlang bis vor die Freitreppe. Die Männer stiegen nicht sofort aus, weil der Produzent sich noch einmal erklären ließ, was sie bei dem Gespräch mit Herrn Dominik von Wellentin-Schoenecker zu beachten hatten. »Sophienlust ist ein Kinderheim. Wir werden nur eine Dreherlaubnis bekommen, wenn wir die Abläufe hier nicht durcheinanderbringen. Und alles auf den Kopf stellen können wir erst recht nicht«, gab der Location-Scout zu bedenken. Rainer Severin war klar, dass der Dreh nicht einfach würde. Am besten war es, wenn man ein tolles Haus fand und dessen Bewohner in den Urlaub schicken konnte. Dann durfte man schalten und walten wie man wollte. Natürlich musste der Normalzustand am Ende der Dreharbeiten wiederhergestellt werden, aber das war Routine. Hier lag der Fall anders. Die Kinder konnte man nicht einfach ausquartieren. »Ja, verstehe. Der Hausherr weiß aber Bescheid, was wir vorhaben?«, fragte der Produzent nach.
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Buchvorschau
Ein filmreifes Abenteuer - Anna Sonngarten
Sophienlust - Die nächste Generation
– 95 –
Ein filmreifes Abenteuer
Unveröffentlichter Roman
Anna Sonngarten
»Da ist es.« Rainer Severin saß am Steuer und deutete durch die Frontscheibe auf das schlossähnliche Herrenhaus, das von der Morgensonne in ein kühles Licht getaucht inmitten eines weitläufigen Parks lag. Der Location-Scout war so stolz dieses Objekt für die Dreharbeiten gefunden zu haben, als hätte er das Herrenhaus selbst erbaut.
»Wow, so toll hatte ich es mir nicht vorgestellt«, gab der Produzent Manfred Schreiber zu. Langsam fuhren sie durch das schmiedeeiserne Eingangstor den Kiesweg entlang bis vor die Freitreppe. Die Männer stiegen nicht sofort aus, weil der Produzent sich noch einmal erklären ließ, was sie bei dem Gespräch mit Herrn Dominik von Wellentin-Schoenecker zu beachten hatten.
»Sophienlust ist ein Kinderheim. Wir werden nur eine Dreherlaubnis bekommen, wenn wir die Abläufe hier nicht durcheinanderbringen. Und alles auf den Kopf stellen können wir erst recht nicht«, gab der Location-Scout zu bedenken. Rainer Severin war klar, dass der Dreh nicht einfach würde. Am besten war es, wenn man ein tolles Haus fand und dessen Bewohner in den Urlaub schicken konnte. Dann durfte man schalten und walten wie man wollte. Natürlich musste der Normalzustand am Ende der Dreharbeiten wiederhergestellt werden, aber das war Routine. Hier lag der Fall anders. Die Kinder konnte man nicht einfach ausquartieren.
»Ja, verstehe. Der Hausherr weiß aber Bescheid, was wir vorhaben?«, fragte der Produzent nach.
»Ja, in groben Zügen schon«, sagte Rainer Severin vorsichtig mit einem Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren pünktlich.
»Gut, dann wollen wir mal in die Höhle des Löwen vorstoßen«, sagte der Produzent und öffnete die Beifahrertür. In diesem Moment wurde die Tür des Herrenhauses geöffnet und Dominik von Wellentin-Schoenecker erschien auf der Freitreppe. Manfred Schreiber stutzte. Konnte das der Hausherr sein? Er hatte mit einem älteren distinguierten Herrn gerechnet und nicht mit einem sportlichen jungen Mann, der jetzt die Treppe herunterlief und sie freundlich begrüßte.
»Guten Tag. Dominik von Wellentin-Schoenecker. Willkommen in Sophienlust.«
»Guten Tag. Manfred Schreiber. Ich bin der Produzent. Rainer Severin kennen Sie schon vom Telefon. Unser Regisseur Walter Aumann ist heute leider verhindert.«
»Kommen Sie erst einmal herein. Wir haben uns schon im Biedermeierzimmer versammelt, um zu hören, was und wie Sie sich das Ganze vorstellen.« Dominik, der von allen in Sophienlust Nick genannt wurde, ging voraus. Die beiden Herren folgten ihm ins Biedermeierzimmer, wo bereits die Heimleiterin Else Rennert, die Kinderschwester Regine Nielsen, die Köchin Magda und natürlich Nicks Mutter, die elegante Denise von Schoenecker Platz genommen hatten. Das Biedermeierzimmer war das Herzstück des Herrenhauses, das wie der Name vermuten ließ, mit Möbeln, Volants und Accessoires im Biedermeierstil eingerichtet war. Hier fanden Besprechungen mit den Gästen statt. Nick stellte den Filmleuten seine Mitarbeiter vor. Manfred Schreibers Blick blieb an Denise von Schoenecker hängen. Irgendetwas sagte ihm, dass es schwierig sein könnte, diese Dame zu überzeugen. Dem jungen Besitzer von Sophienlust schien dagegen eine gewisse Abenteuerlust ins Gesicht geschrieben zu stehen. Man wird sehen, dachte der Produzent und begann das Vorhaben zu erläutern.
»Wir wollen mit der bekannten Schauspielerin Myriam Mayer einen Film drehen. Sie spielt eine junge pferdeverrückte Gutsbesitzerin, die in finanzielle Schwierigkeiten gerät und ihr Gestüt zu verlieren droht. Hilfe bekommt sie von …«
»Kann Myriam Mayer reiten?«, fragte Magda aufgeregt dazwischen. Sie war ein großer Fan der bekannten Schauspielerin und las alles, was in den Gazetten über sie geschrieben stand. Über Myriams Liebe zu Pferden hatte sie noch nichts gelesen. Der Produzent schaute die Köchin überrascht an.
»Das weiß ich nicht, aber das bekommen wir schon hin«, antwortete er irritiert und setzte mit seinen Erklärungen fort. Er wurde aber bald schon wieder unterbrochen, weil Denise der Meinung war, dass der Inhalt des Films zweitrangig war. Sie wollte Näheres über den Ablauf der Dreharbeiten erfahren.
»Entschuldigen Sie, Herr Schreiber. Für uns ist vor allem wichtig, zu erfahren, was die Dreharbeiten für unsere Kinder bedeuten. Die Kinder stehen hier bei uns in Sophienlust im Mittelpunkt. Sie sollten sich auch während der Dreharbeiten möglichst unbehelligt und frei bewegen können. Wird das möglich sein?« Die anderen Anwesenden nickten zustimmend. Denise hatte recht.
»Wir dachten, dass wir die Kinder vielleicht sogar als Komparsen einbinden könnten …«, behauptete der Produzent, wobei ihm in Wahrheit noch nicht ganz klar war, wie der Regisseur zu dieser Idee stand.
»Dreharbeiten sind für Kinder überhaupt eine aufregende Sache. Sie werden sicher auch Spaß haben, wenn sie nur zusehen können«, fügte er deshalb noch hinzu.
»Schon möglich, aber meine Mutter hat natürlich recht. Wir müssten schon genau wissen, auf was wir uns einlassen …«, bekräftigte Nick den Einwand seiner Mutter Denise.
»Also, ich kann nicht für das ganze Filmteam kochen«, rief Magda energisch, obwohl das niemand in Betracht gezogen hatte.
Regine und Else konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie das erstaunte Gesicht des Produzenten sahen.
»Wir haben einen Caterer vor Ort. Die Crew wird versorgt, keine Sorge«, sagte er bemüht freundlich zu Magda. Dann fuhr er fort, den Ablauf der Dreharbeiten zu erklären. Es würde sich um eine größere Produktion handeln und man veranschlagte dafür etwa ein bis zwei Wochen. Er rollte einen Plan von Sophienlust auf und erläuterte, welche Orte beziehungsweise Einstellungen gebraucht würden. Er verwies auf das schmiedeeiserne Eingangstor, die Frontalansicht des Herrenhauses mit der Freitreppe. Dann zeigte er auf den Wintergarten und das Biedermeierzimmer. Zuletzt wären der Paddock und die Stallungen für den Film von Bedeutung.
»Wir würden jeden Drehtag mit Ihnen besprechen, damit Sie wissen, wo Sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht aufhalten sollten. Können Sie sich das vorstellen?« Der Produzent sah in die Runde. Else Rennert und Regine Nielsen vermuteten keine größeren Probleme, hielten sich aber mit ihrer Meinung zurück. Der junge Hausherr sah den Filmarbeiten mit gespannter Erwartung entgegen. Er war sowohl etwas skeptisch, als auch neugierig. Magda schwieg und Denise studierte den Drehplan. So einen Plan hatte sie noch nie gesehen. Dann sah sie den Produzenten an.
»Herr Schreiber, das sieht alles sehr professionell aus und sie scheinen sich Gedanken gemacht zu haben, wie eine Zusammenarbeit mit uns funktionieren könnte. Aber bedenken Sie bitte, dass hier Kinder leben. Ich möchte nicht, dass der Regisseur ungehalten reagiert, weil vielleicht mal ein Kind durchs Bild läuft«, sagte Denise und schaute den Produzenten offen an. Sie erwartete eine ehrliche Antwort.
»Das wird nicht passieren, Frau von Schoenecker. Der Regisseur Walter Aumann liebt Kinder«, behauptete er, worauf Rainer Severin innerlich zusammenzuckte. Er hatte den Produzenten allein das Gespräch führen lassen, weil seine Arbeit eigentlich getan war. Er hatte einen passenden Ort für die Dreharbeiten gefunden. Aber es war ihm neu, dass Walter Aumann Kinder liebte. Dem Regisseur war es nämlich eigentlich schon zu viel, dass seine Hauptdarstellerin ihr Kind mit ans Set nahm. Aber auf Myriam Mayer zu verzichten, kam natürlich erst recht nicht infrage.
»Was meinst du Nick? Du bist hier der Hauptverantwortliche«, erinnerte Denise ihren Sohn. Nick war Anfang zwanzig. Nachdem seine Mutter für ihn das Erbe seiner Urgroßmutter Sophie von Wellentin viele Jahre verwaltet hatte, war er jetzt verantwortlich. Denise stand ihm immer zur Seite, aber er war der Besitzer von Sophienlust.
»Ich würde es wagen. Aber natürlich verlange ich ein Mitspracherecht. Wenn etwas gegen die Interessen unserer Kinder verstößt, möchte ich mein Veto einlegen können«, erklärte der junge Hausherr.
»Natürlich, Herr von Wellentin-Schoenecker. Das ist selbstverständlich«, sagte der Produzent jovial. Beide Filmleute atmeten auf und kurz darauf begleitete Nick die Herren zu ihrem Wagen. Manfred Schreiber und Rainer Severin ließen noch einmal einen Blick schweifen. Auf dem Paddock drehte gerade ein rothaariges Mädchen ihre Runden auf einem großen Rappen. Sie war eine elegante Reiterin, die mit ihren fließenden Bewegungen eine Einheit mit dem schwarzen Pferd bildete.
»Wer ist das?«, fragte der Produzent.
»Das ist