Wie das Schicksal es fügt: Sophienlust - Die nächste Generation 14 – Familienroman
Von Simone Aigner
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Über dieses E-Book
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Emma Clemens saß vor ihrem Computer und tippte konzentriert die letzten Sätze des neuen Liebesromans in ihr Manuskript, als es an der Haustür klingelte. Sie war so vertieft in ihren Text gewesen, dass sie erschrocken zusammenzuckte und beinahe gegen das Wasserglas gestoßen wäre, das neben der Tastatur stand. Ihr Blick ging zu der antiken Tischuhr, links vom Bildschirm. Gleich elf Uhr. Es konnte eigentlich nur die Post sein. Sie schob ihren Stuhl zurück, durchquerte das ehemalige Esszimmer in ihrem Elternhaus, das ihr seit Jahren als Büro diente und das direkt an das Wohnzimmer anschloss, und ging durch den Flur zur Haustür. Tatsächlich stand der Postbote draußen und lächelte ihr zu. In der Hand hielt er einen Packen Briefe und ein großes dickes Kuvert. »Guten Morgen, Frau Clemens«, grüßte er sie. »Hoffentlich habe ich Sie nicht beim Schreiben einer spannenden Szene gestört? Aber heute habe ich so viel für Sie dabei, das passt nicht alles in den Kasten.« Emma lächelte und nahm dem Mann die Post ab, die er ihr zureichte. »Vielen Dank«, sagte sie freundlich, ohne seine Frage zu beantworten. In der Tat hatte er sie gestört, doch er ging ja nur seiner Arbeit nach. »Gibt es denn bald wieder ein neues Buch von Ihnen?«, erkundigte sich der Postbote, der offenbar Zeit für ein Schwätzchen hatte. »Im kommenden Frühjahr erscheint wieder ein Roman«, ließ Emma ihn wissen.
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Buchvorschau
Wie das Schicksal es fügt - Simone Aigner
Sophienlust - Die nächste Generation
– 14 –
Wie das Schicksal es fügt
Die kleine Loretta findet einen richtigen Papi!
Simone Aigner
Emma Clemens saß vor ihrem Computer und tippte konzentriert die letzten Sätze des neuen Liebesromans in ihr Manuskript, als es an der Haustür klingelte. Sie war so vertieft in ihren Text gewesen, dass sie erschrocken zusammenzuckte und beinahe gegen das Wasserglas gestoßen wäre, das neben der Tastatur stand.
Ihr Blick ging zu der antiken Tischuhr, links vom Bildschirm. Gleich elf Uhr. Es konnte eigentlich nur die Post sein.
Sie schob ihren Stuhl zurück, durchquerte das ehemalige Esszimmer in ihrem Elternhaus, das ihr seit Jahren als Büro diente und das direkt an das Wohnzimmer anschloss, und ging durch den Flur zur Haustür.
Tatsächlich stand der Postbote draußen und lächelte ihr zu. In der Hand hielt er einen Packen Briefe und ein großes dickes Kuvert.
»Guten Morgen, Frau Clemens«, grüßte er sie. »Hoffentlich habe ich Sie nicht beim Schreiben einer spannenden Szene gestört? Aber heute habe ich so viel für Sie dabei, das passt nicht alles in den Kasten.«
Emma lächelte und nahm dem Mann die Post ab, die er ihr zureichte.
»Vielen Dank«, sagte sie freundlich, ohne seine Frage zu beantworten. In der Tat hatte er sie gestört, doch er ging ja nur seiner Arbeit nach.
»Gibt es denn bald wieder ein neues Buch von Ihnen?«, erkundigte sich der Postbote, der offenbar Zeit für ein Schwätzchen hatte.
»Im kommenden Frühjahr erscheint wieder ein Roman«, ließ Emma ihn wissen.
»Das ist einerseits ganz wunderbar, andererseits dauert es bis dahin ja noch einige Monate. Sie wissen doch, meine Frau liest Ihre Bücher so gerne. Darf ich Sie denn, wenn es so weit ist, um eine Signierung bitten?«
»Selbstverständlich, gerne«, versicherte Emma.
»Wie schön. Ulla wird sich so freuen. Aber nun will ich Sie nicht aufhalten. Frohes Schreiben, Frau Clemens.«
Emma verabschiedete sich, schloss die Haustür hinter dem Mann und ging mit ihrer Post zurück in ihr Arbeitszimmer, wo sie den Stapel an Briefen durchsah. Einige Verträge für Kurzgeschichten waren gekommen, die Rechnung ihrer Kfz-Werkstatt für den kürzlich vorgenommenen Kundendienst an ihrem Wagen, der monatliche Informationsbrief ihrer Steuerberaterin zu den Neuerungen im Steuerwesen, sowie der Katalog eines Mode-Versandhauses, in dem bereits Werbung für die anstehende Herbstsaison gemacht wurde.
Emma legte den Katalog beiseite. Es war gerade Anfang September, die Sonne schien vom Himmel, als erlebte der Sommer seine Hochphase, und die Temperaturen konnten sich mit denen herrlicher Julitage messen. Durch das geöffnete Fenster drang der intensive Duft der Edelrose Acapella, die ihre Mutter vor Jahrzehnten nahe der Hausmauer gepflanzt hatte.
Emma liebte Rosen in allen Farben, und in ihrem Garten blühten prächtige Stauden. Von ihrem Platz an dem antiken Schreibtisch aus konnte sie gelbe, rote und pfirsichfarbene Blüten leuchten sehen.
Sie hätte sich gerne ein wenig in die Sonne gesetzt und den wunderbaren Vormittag genossen, doch sie hatte noch viel zu schreiben, ein Abgabetermin drängte, und sie musste die Ruhe nutzen, ehe es Zeit wurde, Loretta aus dem Kindergarten abzuholen. So schüchtern ihr Töchterchen in Gesellschaft Fremder oft war, so lebhaft war sie zu Hause. Es war für Emma nicht immer einfach, ihrer Arbeit nachzugehen, wenn die Kleine daheim war und Aufmerksamkeit forderte.
Draußen zwitscherten die Vögel. Eine Blaumeise kam angeflattert, setzte sich auf das äußere Fenstersims und beobachtete Emma aufmerksam aus kleinen schwarzen Knopfaugen, wobei sie eifrig das Köpfchen bewegte.
»Tschiep, tschiep«, gab das Vögelchen von sich, als wollte es sich mit Emma unterhalten. Sie kannte das Stimmchen. Der Piepmatz mochte irgendwo in der Nähe des Hauses sein Nest haben oder seine Lieblingsplätze. Häufig hörte sie ihn schon am frühen Morgen, noch vor dem Klingeln des Weckers.
Ein warmer Luftzug, wie ein Streicheln, bauschte die zarten weißen Gardinen seitlich des Fensters, die Emma zur Seite geschoben hatte. Der kleine Vogel reagierte auf die Bewegung des Stoffes indem er zweimal auf der Stelle hüpfte, die Flügel ausbreitete und weiterflog.
Emma stand auf, um in den Garten zu sehen.
Unweit der Terrasse, zwischen dem Kirsch- und dem Apfelbaum, die beide ihr Vater gepflanzt hatte, als sie selbst noch ein kleines Mädchen gewesen war, stand ein hölzernes Baumhaus auf vier Stelzen, mit weiß lackierter Außenfassade. Eine kleine Holzleiter mit drei Stufen führte zum Eingang.
Emma hatte Loretta das Spielzeughaus im Frühling zu ihrem fünften Geburtstag geschenkt. Das Kind war überglücklich gewesen. Dennoch hatte es bereits am Geburtstagsabend Tränen gegeben, weil Loretta in dem Häuschen hatte übernachten wollen. Emmas Hinweise auf die Dunkelheit und dass die Nächte Ende April noch sehr kalt werden konnten, hatte die Kleine nicht gelten lassen. Gegen die Dunkelheit wollte sie eine Taschenlampe mitnehmen und gegen die Kälte eine Decke. Emmas Hauptsorge jedoch war natürlich Lorettas Sicherheit gewesen. Niemals wäre es infrage gekommen, das Kind alleine im Garten übernachten zu lassen. Loretta hatte über eine Stunde geschmollt und war erst wieder zugänglich geworden, nachdem Emma ihr versprochen hatte, dass sie am nächsten Tag einen Mittagsschlaf in dem Häuschen halten dürfte.
Emma lächelte in der Erinnerung und ließ den Blick weiter durch den Garten schweifen.
Auf dem sorgfältig geschnittenen Rasen verteilte sich das Spielzeug ihrer Tochter. Ein Kinderfahrrad mit Stützrädern, ein Hüpfseil und zwei rote Plastikeimerchen, an denen weiße Kunststoffseile befestigt waren. Mit denen konnte Loretta wie auf Stelzen laufen, wenn sie sich daraufstellte und die Seile strammgezogen festhielt. Die Stelzeneimer hatte die Kleine erst vor Kurzem von Paul Rücker bekommen, der ein guter Freund von Emmas verstorbenem Vater gewesen war.
Rücker war pensionierter Schuldirektor des gleichnamigen Gymnasiums in Weilenberg, das etwa acht Kilometer von Maibach entfernt lag. Seit dem frühen Tod von Emmas Eltern stand er ihr väterlich zur Seite und kümmerte sich auch um Loretta, als sei sie seine Enkeltochter.
Unvermittelt drängte sich Emma die Erinnerung an Julian auf, ihrer großen Liebe und Lorettas Vater. In ihrer Fantasie sah sie den schlanken Mann mit dem dunklen Haar mit Loretta im Garten spielen. Sie stellte sich vor, wie er ihrer Tochter beibrachte, Fahrrad ohne Stützräder zu fahren, sie festhielt, während sie wackelig auf den Stelzeneimern Laufen übte, mit ihr Fangen oder Verstecken spielte und der Kleinen die Welt erklärte.
Schwer wollte sich die Erinnerung an den schmerzlichen Verlust ihrer Liebe auf Emmas Gemüt legen. Sie wandte sich vom Fenster ab und versuchte, die Schatten der Vergangenheit zu verscheuchen. Julian hatte sie unendlich verletzt und enttäuscht. Sie musste nach vorne sehen, und vor allem musste sie weiterarbeiten. Um 13 Uhr war es Zeit, Loretta vom Kindergarten abzuholen. Bis dahin wollte sie das letzte Kapitel des neuen Romans fertig haben, und etwas kochen musste sie auch noch.
Emma nahm die letzten Briefe, die sie noch nicht geöffnet hatte. In dem großen Umschlag lagen Belegexemplare einer Zeitschrift, in der Kurzgeschichten von ihr veröffentlicht waren. Sie legte die Hefte beiseite und öffnete das letzte Kuvert.
Liebe Frau Clemens,
herzlichen Glückwunsch! Wir gratulieren Ihnen zum ersten Platz bei unserem Schreib-Wettbewerb für den schönsten Romananfang zum Thema: Die seltsamen Wege der Liebe. Unsere fünf Personen zählende Jury hat einstimmig Sie als Preisträgerin für den dreimonatigen Aufenthalt im Elsass ausgewählt, in der wunderschönen Pension ›Le Fleur‹.
Hier sollen Sie Zeit und Muße finden, dieses berührende Projekt zu schreiben. Kost und Logis sind selbstverständlich frei für Sie. Zudem erhalten Sie ein Taschengeld in Höhe von 800 Euro pro Monat. Die Anreise erfolgt auf eigene Kosten. Ihre Unterkunft ist bereits ab dem zwölften September für Sie reserviert. Wenn Sie den Preis annehmen möchten, bitten wir Sie, uns bis zum siebten September per Mail zu informieren.
Für weitere Informationen steht Ihnen unsere Frau Astrid Schuberth gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen – Literarischer Kulturverein München, gez. Markus Rautner
Emma ließ das Schreiben ungläubig in den Schoß sinken.
An dem genannten Wettbewerb hatte sie sich im Januar dieses Jahres beteiligt. Sie hatte längst nicht mehr daran gedacht, und schon gar nicht hatte sie damit gerechnet, einen Preis zu gewinnen. Nun hatte sie sogar den Hauptgewinn erhalten!
Rechte Freude wollte sich nicht bei ihr nicht einstellen, so wunderbar die Möglichkeit auch war: Drei Monate sollte sie im Elsass in Ruhe schreiben können und zudem noch ein großzügiges Taschengeld bekommen. Doch was wurde aus ihrer Kleinen in dieser Zeit? Konnte sie Loretta mitnehmen? Die Wahrscheinlichkeit erschien ihr nicht groß. Das Ziel des Wettbewerbes war es, einer Schriftstellerin die Chance zu geben, sich ganz auf ein Romanprojekt zu konzentrieren. Mit einer lebhaften Fünfjährigen war das nicht möglich.
Emma massierte sich die Schläfen. Der Preis war eine fantastische Gelegenheit, in Ruhe zu arbeiten, in einer wahrscheinlich traumhaft schönen Gegend, die sie sicherlich