Deine Liebe will ich nie verlieren: Mami Bestseller 74 – Familienroman
Von Gisela Reutling
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Langsam, mit aufmerksam spähenden Augen, fuhren der Drehbuchautor Rainer Laudien und der Regisseur Martin Gebert durch das romantische Tal, das eingebettet war in dunkle Wälder. Ein kristallklarer Bergbach am Weg sprang munter über glattgeschliffene Steine, außer seinem Rauschen und Plätschern war kein Laut hier zu hören. Durch die heruntergekurbelten Fenster drang ein würziger Duft von Tannen, von Heu und Kräuterpflanzen – ein Sommerduft, wie ihn die beiden Großstadtmenschen lange nicht mehr geatmet hatten. Ja, dieses Stück unberührter Schwarzwaldlandschaft könnte der richtige Platz für jene Szenen sein, in der die Hauptdarstellerin des Films in die Einsamkeit floh. Es fehlte nur noch das stille Haus, abseits gelegen, wie von Geheimnis umwittert. Nach einem längeren Schweigen stoppte Martin Gebert den Wagen. »Könnte es das nicht sein?« fragte er unvermittelt und deutete auf ein kleines Haus, das sich an den Hang schmiegte. Rosen rankten üppig blühend an seinen Mauern empor, daß man unwillkürlich an das Märchen vom Dornröschen erinnert wurde, das hinter einer solchen Hecke schlief. »Nicht schlecht«, bemerkte Rainer Laudien Sekunden später. »Aber wirkt es nicht zu anheimelnd für die dramatische Szene, die sich darin abspielen soll?« »Finde ich nicht«, widersprach ihm sein Begleiter. »Die Aufnahmen sind ja erst im Herbst. Dann sind die Rosen verblüht, und der Wald wird einen düsteren Hintergrund abgeben, unter einem wolkenverhangenen Himmel. Unser Kameramann wird schon die richtigen Einstellungen finden.« »Hmm«, machte Rainer nachdenklich. »Wer mag darin wohnen?«
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Buchvorschau
Deine Liebe will ich nie verlieren - Gisela Reutling
Mami Bestseller
– 74 –
Deine Liebe will ich nie verlieren
... und ich werde endlich ein guter Vater sein
Gisela Reutling
Langsam, mit aufmerksam spähenden Augen, fuhren der Drehbuchautor Rainer Laudien und der Regisseur Martin Gebert durch das romantische Tal, das eingebettet war in dunkle Wälder. Ein kristallklarer Bergbach am Weg sprang munter über glattgeschliffene Steine, außer seinem Rauschen und Plätschern war kein Laut hier zu hören. Durch die heruntergekurbelten Fenster drang ein würziger Duft von Tannen, von Heu und Kräuterpflanzen – ein Sommerduft, wie ihn die beiden Großstadtmenschen lange nicht mehr geatmet hatten.
Ja, dieses Stück unberührter Schwarzwaldlandschaft könnte der richtige Platz für jene Szenen sein, in der die Hauptdarstellerin des Films in die Einsamkeit floh. Es fehlte nur noch das stille Haus, abseits gelegen, wie von Geheimnis umwittert.
Nach einem längeren Schweigen stoppte Martin Gebert den Wagen. »Könnte es das nicht sein?« fragte er unvermittelt und deutete auf ein kleines Haus, das sich an den Hang schmiegte. Rosen rankten üppig blühend an seinen Mauern empor, daß man unwillkürlich an das Märchen vom Dornröschen erinnert wurde, das hinter einer solchen Hecke schlief.
»Nicht schlecht«, bemerkte Rainer Laudien Sekunden später. »Aber wirkt es nicht zu anheimelnd für die dramatische Szene, die sich darin abspielen soll?«
»Finde ich nicht«, widersprach ihm sein Begleiter. »Die Aufnahmen sind ja erst im Herbst. Dann sind die Rosen verblüht, und der Wald wird einen düsteren Hintergrund abgeben, unter einem wolkenverhangenen Himmel. Unser Kameramann wird schon die richtigen Einstellungen finden.«
»Hmm«, machte Rainer nachdenklich. »Wer mag darin wohnen?«
»Das wird sich feststellen lassen. Fragen wir erst mal im nächsten Gasthof nach, da können wir dann auch gleich essen. Mir knurrt nämlich schon der Magen.«
Sie fuhren weiter. Schon bald tat das Tal sich auf, die hohen Tannen wichen zurück und gaben den Blick frei auf vereinzelt liegende Bauernhöfe, die wie gemalt in diese schöne Landschaft paßten. Kühe grasten an den Hängen, weiter oben weidete eine Schafherde. »Hier sollte man leben«, sagte Rainer in beinahe schwärmerischem Ton. Der Regisseur streifte ihn mit einem kurzen, belustigten Blick.
»Du würdest bald genug davon haben«, versetzte er in trockenem Ton. »Bleib du lieber in deinem geliebten München.«
Der Ort, den sie bald darauf erreichten, besaß eine sehenswerte Barockkirche. Alte und neue Häuser fügten sich harmonisch zusammen, farbenprächtiger Blumenschmuck leuchtete von hölzernen Balkonen. Ein in der Sonne funkelndes Wirtshausschild wies aus, daß sich hier der »Bären« befand.
»Na, dann wollen wir mal«, sagte Gebert und parkte den Wagen im Schatten einer Linde.
In der Gaststube war es angenehm kühl. Ein junges rotwangiges Mädchen bediente sie.
»Ich weiß schon, welches Haus sie meinen«, antwortete sie eifrig auf eine diesbezügliche Frage. »Da wohnt der Lehrer Rütting mit seiner Tochter drin. Ab und zu kommt er auch zum Essen hierher, aber heute wohl nicht. Sonst wären sie schon da.«
»Danke für die Auskunft.« Rainer gab dem Mädchen ein nettes Lächeln. Das Rot in ihren Wangen vertiefte sich. Einen Mann wie diesen sah man in der Gegend selten.
»Bitte. Und das Bier bring’ ich sofort!« rief sie, und da lief sie schon.
»Du verwirrst sogar die kleinen Mädchen vom Lande«, schmunzelte Martin Gebert, ihr nachsehend. »Wenn sie erst wüßte, wer du bist! Sicher hat sie deinen letzten Film gesehen und drei Taschentücher dabei verbraucht.«
Rainer verzog das Gesicht ein wenig. »Erinner mich nicht an meinen letzten Film. Diese zuckersüße Liebesgeschichte. Es wundert mich nur, daß es trotzdem ein Publikumserfolg war.«
»Du hast schon bessere Drehbücher geschrieben, das stimmt«, gab Martin Gebert zu. »Dieses zum Beispiel, ›Zwielicht‹, daraus machen wir was. Die Hauptrolle ist mit der Varady gut besetzt, denke ich.«
Sie fachsimpelten auch während der Mahlzeit. Die Bedienung machte sich in der Nähe zu schaffen, sie spitzte die Ohren. Da war von Dialogen und Szeneneinstellungen die Rede. Das fand sie höchst interessant, zu gern hätte sie Näheres gewußt.
Später, beim Kassieren, faßte sie sich ein Herz. »Die Herren sind wohl vom Film?« fragte sie mit neugierig glänzenden Augen.
»Nur hinter den Kulissen, liebe Frau«, warf Gebert ein, während er den Betrag und ein gutes Trinkgeld dazu auf den Tisch legte.
Die Frau nickte und bedankte sich. Leider war die Auskunft wenig erschöpfend, aber sie wagte nicht weiter zu fragen. Sie hätte wetten mögen, daß der andere, der Große, Blonde, der so umwerfend gut aussah, ein Filmschauspieler wäre. Als sie gingen, folgte ihnen ihr Blick. Sie stiegen in einen rassigen Sportwagen mit Münchener Nummer. Leise seufzte das Mädchen auf. Das war wie ein Duft der großen weiten Welt, der sie gestreift hatte.
Was die wohl vom Lehrer Rütting wollten?
*
Rainer Laudien mußte sich etwas bücken, weil die Eingangstür zu niedrig war für seine Länge. Gebert, der ältere, ging ihm voran. Sie folgten dem Hausherrn ins Wohnzimmer, wo ihnen Platz angeboten wurde. Der Raum war schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet. Wenige alte Möbel, Bücher an den Wänden, viel dunkles Holz, ein grüner Kachelofen. Die Besucher sahen mit einem Blick, daß es zu ihren Vorstellungen paßte.
»Soso, einen Film wollen Sie hier drehen«, begann Bernhard Rütting, denn das hatten ihm die beiden Herren soeben draußen erklärt. »Aber wieso haben Sie da gerade auf mein Haus ein Auge geworfen? Es ist nichts so Besonderes daran.«
»Für uns schon, Herr Rütting«, erklärte Gebert. »Sehen Sie, man macht sich ein Bild von dem Ort, an dem sich dieses und jenes ereignen könnte, und plötzlich sieht man ihn vor sich. So ging es uns heute mittag, als wir hier entlangfuhren.«
»Die Aufnahmen sind erst für Anfang November geplant«, fügte Rainer hinzu. »Wir brauchen eine düstere Atmosphäre, möglichst mit Sturm und jagenden Wolken.«
Der Hausherr rückte an seiner Brille. Er war ein mittelgroßer Mann mit einem schmalen, durchgeistigten Gesicht. Vom Filmen verstand er nichts, seine Welt waren die Bücher und die Musik. Nicht, daß er weltfremd gewesen wäre, o nein, das nicht. Es hätte schlecht gepaßt zu einem Gymnasiallehrer, der eine Klasse mit manchmal recht schwierigen und ungebärdigen Heranwachsenden leitete. Aber diese Sache kam ihm doch zu überraschend und auch abwegig vor. Andererseits wollte er auch nicht unhöflich sein und die ungebetenen Besucher kurzerhand abweisen.
»Tja, meine Herren, ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll«, gab er endlich mit einem halben Lächeln zurück. »Solche Filmaufnahmen bringen doch zweifellos einen großen Umtrieb mit sich, und wir schätzen hier unsere Ruhe über alles.«
»Es wäre ja nur für etwa eine Woche«, sagte Gebert. »In dieser Zeit können sie im Hotel wohnen, auf unsere Kosten natürlich. Wir werden uns auch nicht umsonst in Ihrem Haus mit Kabeln und Scheinwerfern breitmachen. Das ist in unserem Budget enthalten«, schloß er mit überlegener Miene.
Bernhard Rüttings Abwehr verstärkte sich. Sie traten sehr selbstsicher auf, diese Herren vom Film. Er hatte nicht die mindeste Lust, in einem Hotel zu wohnen, währenddessen sich hier fremde Leute tummelten. »Ich werde mit meiner Tochter darüber sprechen und Ihnen dann Bescheid geben«, äußerte er zurückhaltend und erhob sich zum Zeichen, daß er die Unterredung als beendet betrachtete. »Lassen Sie mir Ihre Adresse da.«
In diesem Moment fuhr draußen ein Auto vor. Eine helle Mädchenstimme rief: »Vielen Dank, Claus, daß du mich mitgenommen hast!«
»Ist das vielleicht Ihre Tochter?« fragte Gebert hoffnungsvoll, während er sich nur zögernd erhob. Es paßte ihm gar nicht ins Konzept, daß es nicht sofort zu einer klaren Entscheidung kommen sollte.
Bernhard Rütting nickte verdutzt. Er hatte mit Sandras Rückkehr erst am Abend gerechnet.
Die Tür tat sich auf, ein großes, schlankes, auffallend gutgewachsenes Mädchen trat ein. Es trug ein schlichtes helles Sommerkleid, das viel von der goldbraun getönten Haut freiließ. Kastanienfarbenes Haar fiel ihm locker und leichtgelockt bis auf die Schultern. Wie es so da stand, mit einem leichten, staunenden Lächeln, bot es ein Bild von Anmut, Gesundheit und Frische.
»Ich hatte dich noch nicht erwartet«, sagte der Vater.
»Christel mußte weg«, erklärte Sandra beiläufig, »und zufällig fuhr Claus in diese Richtung.« Sie ließ sich die beiden Besucher vorstellen, ihr Vater gab einige erklärende Worte dazu.
»Aus München kommen Sie, ja, das habe ich schon am Nummernschild gesehen. Und vom Film…«, sie lachte ein wenig, »wieso haben Sie sich dann gerade zu uns verirrt?«
Wieso hat sich ein so schönes Mädchen hierher verirrt, fragte sich Rainer Laudien im selben Moment. Das Gesicht war feingeschnitten, ungeschminkt, die Haut zart und glatt. Mit einem Kennerblick sah Rainer sie an, und er wurde neugierig auf Sandra Rütting.
Jetzt war er es, der redete. Schließlich war es sein Buch, seine Idee, die hier zu einem Teil verwirklicht werden sollte.
»Die Frau – sie wird übrigens von Iris Varady dargestellt – ist geflohen vor ihrer verbotenen Liebe«, erklärte er lebhaft. »Ihr junger Liebhaber findet sie hier, es kommt zu einer dramatischen Auseinandersetzung…«
»Die wie endet?« fragte Sandra interessiert.
»Sie gehen zusammen fort«, antwortete Rainer. »Es scheint ihr Schicksal zu sein, daß sie nicht voneinander loskommen.«
»Also gibt es ein Happyend«, lächelte Sandra.
»Nicht ganz«, betonte Rainer. »Der Film heißt Zwielicht. Das Ende bleibt offen.«
Sandra wandte sich an ihren Vater, der mit ausdrucksloser Miene zugehört hatte. »Was meinst du dazu, Vati? Ich finde,