Küsse, die Verzeih mir" sagen"
Von Abigail Gordon
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"Wann kommt Daddy?" Laura weiß keine Antwort auf die Frage ihrer Tochter. Denn selbst wenn Gabriel sie im idyllischen Swallowbrook besucht, ist nicht sicher, dass er auch bleibt. Hat er seine kleine Familie nicht längst gegen seine Karriere als Onkologe eingetauscht?
Abigail Gordon
Abigail Gordon ist verwitwet und lebt allein in einem Dorf nahe der englischen Landschaft Pennines, deren Berggipfelkette auch das „Rückgrat Englands“ genannt wird. Abigail Gordon hat sich besonders mit gefühlvollen Arztromanen einen Namen gemacht, in denen die Schauplätze meistens Krankenhäuser und Arztpraxen sind. Schon immer war Abigail Gordon ein Fan von Romances. Doch erst als ihre Schwester, die ebenfalls eine bekannte Autorin ist, ihr vorschlug, ein Manuskript zu verfassen, machte sie sich an die Arbeit. Abigail Gordon ist in ihrer Gemeinde ein aktives Kirchenmitglied. Ihre ganze Freude sind ihre drei Söhne. Der älteste von ihnen arbeitet in der Verwaltung eines Krankenhauses, die beiden jüngeren wohnen in einem Dorf ganz in der Nähe ihrer Mutter. Die schönsten Momente sind für Abigail Gordon die Familientreffen, bei denen sie ihre drei Enkelkinder sieht.
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Buchvorschau
Küsse, die Verzeih mir" sagen" - Abigail Gordon
IMPRESSUM
Küsse, die Verzeih mir
sagen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2012 by Abigail Gordon
Originaltitel: „Marriage Miracle in Swallobrook"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 68 - 2014 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg
Übersetzung: Susanne Albrecht
Umschlagsmotive: Catalin205/GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733745448
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Die Sommersonne schien herein, als Laura Armitage die Vorhänge im Schlafzimmer des Hauses zurückzog, das sie von ihrem Onkel geschenkt bekommen hatte. In den sanften goldenen Strahlen leuchtete auf den Feldern in der Ferne das reifende Korn ebenso wie das Wasser des von Bäumen gesäumten, nahe gelegenen Sees. Doch für Laura wurde der strahlende Morgen von einer unsicheren Zukunft überschattet.
Vor einem Monat waren sie und ihre Kinder in das große alte Haus in Swallowbrook gezogen, das sie zuvor gründlich hatte renovieren lassen. Das hübsche Dorf lag inmitten der nordenglischen Seenlandschaft, und Laura hatte hier eine Stelle als Praxismanagerin in der ärztlichen Gemeinschaftspraxis angetreten. Da sie London unbedingt verlassen wollte, war sie froh gewesen, als sich die Gelegenheit bot, den Job ihres Onkels zu übernehmen. Denn Gordon war nach Spanien gezogen, um dort seinen Ruhestand zu genießen.
Die Kinder, die achtjährige Sophie und der sechsjährige Josh, liebten den Ort nach all dem Lärm und der Hektik in London. Der See, bei jedem Wetter schön, war von schroffen Bergen umgeben, die das ganze Jahr über Wanderer und Kletterer anlockten. Vor allem aber im Sommer, während weit unter ihnen Boote unterschiedlichster Art und Größe durch das klare Wasser des Sees glitten.
Die Kinder genossen es besonders, wenn sie gemeinsam auf einem der zahlreichen Ausflugsdampfer bis zum gegenüberliegenden Ufer fuhren. Aber was immer sie auch unternahmen, Sophie stellte immer dieselbe Frage: „Mommy, wann kommt Daddy wieder nach Hause?"
„Bald, sagte Laura dann jedes Mal liebevoll. „Er hat einfach so viel zu tun, weil er sich um kranke Menschen kümmern muss.
Als Laura jetzt aus dem Fenster blickte, dachte sie, dass sie Swallowbrook sicher genauso lieben würde wie ihre Kinder, wenn nur Gabriel bei ihnen wäre. Doch durch ein schreckliches Ereignis war er ihnen genommen worden. Und bis er wieder auftauchte, würde Laura in der Ungewissheit leben müssen, ob ihre vorher bereits angeschlagene Ehe vielleicht endgültig gescheitert war.
Er wusste, dass sie das Haus ihres Onkels übernommen hatte und von morgens um neun bis nachmittags, wenn die Schule zu Ende war, in der Praxis arbeitete.
Als sie Gabriel von Gordons großzügigem Geschenk erzählt hatte, war er nicht sonderlich erfreut gewesen. „Schön, wenn es das ist, was du willst, Laura. Aber sobald ich hier raus bin, ziehe ich sofort wieder in unser Haus in London. Mit einem düsteren Lächeln hatte er hinzugefügt: „Ich nehme doch an, dass es noch existiert? Oder ist es etwa auch gepfändet worden?
„Nein, natürlich nicht!" Laura hatte ihre Tränen zurückgehalten, wie immer an den furchtbaren Besuchstagen, wenn sie einander wie Fremde an einem kleinen Tisch gegenübersaßen, ohne sich zu berühren.
Auch vor den Kindern weinte sie niemals, fest entschlossen, dass nichts ihre kindliche Unschuld trüben sollte. Nein, ihre Tränen vergoss sie in den langen nächtlichen Stunden in dem großen Doppelbett, das sich ohne ihren geliebten Ehemann kalt und leer anfühlte.
„Ich habe die Stelle in Swallowbrook angenommen, um die Rechnungen zu bezahlen, solange du nicht da bist, hatte sie zu ihm gesagt. „Weil das Haus jetzt mir gehört, werden wir auch dort einziehen. Doch anscheinend hast du nicht vor, nachzukommen. Ich dachte, du willst endlich die Kinder wiedersehen, nachdem du nicht zulässt, dass ich sie mit hierherbringe.
„Das will ich auch, erklärte er finster. „Aber vorher muss ich erst zu einem anständigen Friseur, damit sie mich auch wiedererkennen. Das heißt nicht, dass nicht jeder Tag ohne sie die Hölle ist.
„Und wie ist jeder Tag ohne mich?", fragte Laura gekränkt.
„Eine ständige Erinnerung daran, dass ich nie für dich da war, wenn du mich gebraucht hast. Und daran, dass du dich deshalb einem anderen zugewandt hast", erwiderte Gabriel in demselben ausdruckslosen Ton.
„Ja, und als du ausnahmsweise mal früher nach Hause gekommen bist und mich in den Armen eines anderen Mannes sahst, hieltest du es für dein Recht, über die Situation zu urteilen, ohne eine Erklärung abzuwarten. Dabei hast du beinahe jemanden getötet, der im Gegensatz zu dir gerne mit mir zusammen sein wollte", gab Laura zurück. Dennoch hielt sie ihre Stimme in dem überfüllten Besucherraum gesenkt.
Unzählige Male waren sie die Sache durchgegangen, während sie auf das Gerichtsverfahren gewartet hatten. Nur der Umstand, dass Gabriel den anderen Mann wiederbelebt hatte, hatte ihn vor einer längeren Haftstrafe bewahrt.
An dem Tag hatte er Laura aus den Armen von Jeremy Saunders gerissen und ihm einen derart heftigen Schlag versetzt, dass Jeremy rückwärts taumelnd gestürzt und mit dem Kopf auf den Kaminsims geprallt war. Als sie sich über ihn beugten, hatten sie bemerkt, dass Jeremys Herz nicht mehr schlug. In dem Moment war Gabriel wieder zur Vernunft gekommen und hatte sofort ärztliche Hilfe geleistet.
Laura schüttelte die schlimmen Erinnerungen ab und ging langsam nach unten. Sie musste das Frühstück machen, damit die Kinder rechtzeitig zur Schule kamen.
Die beiden hatten sich schnell an das Landleben gewöhnt, und Sophie kümmerte sich auch hier rührend um ihren kleinen Bruder. Sowohl äußerlich als auch von ihrem Wesen her war sie Gabriel sehr ähnlich mit ihrem dunklen Haar, den grünbraunen Augen, ihrer raschen Auffassungsgabe und ihrer Entschlossenheit.
Josh ähnelte eher Laura mit ihrer ruhigen Art, vielmehr der Laura, die sie früher gewesen war. Mittlerweile hatte sie ihre innere Ruhe und Zufriedenheit zum größten Teil verloren.
Sie hatten an einer der großen, mit Bäumen bestandenen Allee in London gewohnt, nicht weit von Gabriels Arbeitsplatz als Onkologe in einem großen Londoner Krankenhaus. Er war so gefragt, dass Laura sich in den letzten Jahren fast wie eine alleinerziehende Mutter gefühlt hatte, weil er nie da gewesen war.
Seine beiden Eltern waren noch in seiner Jugendzeit an Krebs gestorben, und während des Medizinstudiums hatte er beschlossen, Onkologe zu werden. Jedes Leben, das er vor der schrecklichen Krankheit retten konnte, half ihm, etwas besser mit dem Verlust seiner Eltern fertig zu werden.
Laura hatte immer gewusst und akzeptiert, dass dies der Grund für die Hingabe an seinen Beruf war. Doch im Laufe der Zeit hatte die Tatsache, dass er ständig völlig erschöpft in den frühen Morgenstunden nach Hause kam und innerhalb von Sekunden neben ihr einschlief, ihren Tribut gefordert.
Dann fuhr er noch vor Tagesanbruch zurück ins Krankenhaus, sodass es zwischen ihnen so gut wie keine körperliche Beziehung mehr gab. Gabriels Besessenheit von seiner Arbeit würde sie schließlich auseinanderbringen, falls er nicht ein bisschen kürzer trat, um auch ab und zu mit seiner Familie zusammen zu sein.
Ausgerechnet durch eine Schwellung in Lauras Achselhöhle hatten sich die Dinge schließlich zugespitzt. Eines Morgens, nachdem er bereits fort war, hatte sie den Knoten gefühlt und sofort besorgt bei Gabriel angerufen.
Da er gerade eine größere Operation vor sich hatte, sagte er zu ihr: „Geh am besten zu deinem Hausarzt, damit er sich die Sache anschaut, Laura. Ich muss gleich in den OP."
Wie vor den Kopf geschlagen, hatte sie langsam den Hörer aufgelegt. Als sie ihren Hausarzt aufsuchte, war auch dieser mehr als verblüfft, dass sie zu ihm kam, obwohl es sich bei ihrem Mann um einen der anerkanntesten Krebsspezialisten des Landes handelte.
Nach seiner Untersuchung sagte er: „Es könnte alles Mögliche sein, Mrs Armitage, aber zur Sicherheit werde ich Sie an einen Onkologen überweisen. Gibt es jemanden, zu dem Sie gerne hingehen würden?"
„Ja, zu meinem Mann."
Taktvoll unterließ der Arzt jeden Kommentar, sondern vereinbarte den gewünschten Termin für den folgenden Tag.
Im Krankenhaus hatte Laura sich zu den anderen Patienten in den Warteraum gesetzt. Als ihr Name aufgerufen wurde, folgte sie der Krankenschwester ins Sprechzimmer.
Mit gesenktem Kopf saß Gabriel am Schreibtisch und wollte gerade die Patientenakte durchgehen. Sobald er aufschaute, hob er überrascht die Brauen. „Was tust du denn hier, Laura? Siehst du denn nicht, dass ich beschäftigt bin?"
„Ich muss dich sprechen", sagte sie ruhig.
„Aber hier ist doch wirklich nicht der richtige Ort dafür, erwiderte er. „Kannst du nicht warten, bis ich nach Hause komme?
„Nein, kann ich nicht, Gabriel. Du bist nie da, und ich will auch nichts Privates mit dir besprechen, sondern bin als Patientin hier."
„Was?, rief er aus. „Wieso? Was ist los mit …?
Er brach ab. „Die Schwellung in deiner Achsel? Du warst bei deinem Hausarzt?"
„Ja, antwortete Laura steif. „Er war zwar sehr erstaunt, dass ich zu ihm kam, obwohl ich mit einem der führenden Onkologen Englands verheiratet bin, hat aber einen Termin für mich vereinbart. Es wundert mich, dass deiner Sekretärin mein Name nicht aufgefallen ist. Aber vermutlich hat sie nicht damit gerechnet, mich als Patientin hier anzutreffen.
Zutiefst betroffen meinte Gabriel: „Lass mich mal sehen."
Während er sie abtastete, war beiden bewusst, dass er sie zum ersten Mal seit Monaten überhaupt berührte. Dann zog sie ihr Top wieder an.
„Schwer zu sagen, erklärte er. „Es könnte hormonell bedingt sein, eine Muskelzerrung oder vielleicht auch ein gutartiger Tumor. Wir sollten also keine voreiligen Schlüsse ziehen, ehe nicht alle notwendigen Untersuchungen vorliegen. Die werde ich für morgen veranlassen. In Ordnung?
„Ja." Laura stand auf.
„Wenn du noch ein paar Minuten wartest, fahr ich dich nach Hause", hatte er ihr zerknirscht angeboten.
Doch sie hatte abgelehnt. „Nein danke. Ich komme schon klar." Damit war sie gegangen.
Wegen all der Unsicherheit in ihrem Leben