In bester Absicht …: Dr. Norden Bestseller 416 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Limonen-Baiser-Torte, Mango-Joghurt-Torte, Frankfurter Kranz. Oder wie wär's mit einem leckeren Marmorkuchen? Der ist ganz frisch aus dem Ofen.« Die Konditorin Anne Imst pries ihre Waren mit einem Lächeln an. Doch ihre Augen sprachen eine andere Sprache. Felicitas Norden, Arztehefrau, Mutter von fünf Kindern und nebenbei in allen möglichen Ehrenämtern engagiert, war sensibel genug und dazu gute Kundin der Konditorei, dass ihr die seltsame Stimmung im Geschäft nicht verborgen blieb. Wie häufig an Freitagnachmittagen machte sie auch an diesem einen Abstecher in die beste Konditorei der Stadt, um ihrer Familie eine Freude zu machen und ihrer Haushälterin Lenni das Kuchenbacken zumindest hin und wieder zu ersparen. »Ich will die da mit den Himbeeren drauf!«, verlangte Janni, zusammen mit seiner Zwillingsschwester Desirée, jüngster Spross der Familie Norden. »Himbeeren, igitt. Die mag ich nicht. Da bleiben die Kerne immer in den Zähnen hängen«, ließ der obligatorische Widerspruch seiner Schwester nicht lange auf sich warten. »Himbeeren sind lecker.« »Sind sie nicht.« Schon wollte Fee dem geschwisterlichen Gezanke mit einem energischen Wort ein Ende machen, als Anne kurzerhand ein paar Makronen über die Theke schob. Schneeweiß waren sie und sahen aus wie Sahnetupfer. »Hier, probiert das mal. Die hab ich heute Nacht gebacken, weil ich nicht schlafen konnte.« Der Plan ging auf.
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Buchvorschau
In bester Absicht … - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 416 –
In bester Absicht …
Was führt Nico wirklich im Schilde?
Patricia Vandenberg
»Limonen-Baiser-Torte, Mango-Joghurt-Torte, Frankfurter Kranz. Oder wie wär’s mit einem leckeren Marmorkuchen? Der ist ganz frisch aus dem Ofen.« Die Konditorin Anne Imst pries ihre Waren mit einem Lächeln an. Doch ihre Augen sprachen eine andere Sprache.
Felicitas Norden, Arztehefrau, Mutter von fünf Kindern und nebenbei in allen möglichen Ehrenämtern engagiert, war sensibel genug und dazu gute Kundin der Konditorei, dass ihr die seltsame Stimmung im Geschäft nicht verborgen blieb. Wie häufig an Freitagnachmittagen machte sie auch an diesem einen Abstecher in die beste Konditorei der Stadt, um ihrer Familie eine Freude zu machen und ihrer Haushälterin Lenni das Kuchenbacken zumindest hin und wieder zu ersparen.
»Ich will die da mit den Himbeeren drauf!«, verlangte Janni, zusammen mit seiner Zwillingsschwester Desirée, jüngster Spross der Familie Norden.
»Himbeeren, igitt. Die mag ich nicht. Da bleiben die Kerne immer in den Zähnen hängen«, ließ der obligatorische Widerspruch seiner Schwester nicht lange auf sich warten.
»Himbeeren sind lecker.«
»Sind sie nicht.«
Schon wollte Fee dem geschwisterlichen Gezanke mit einem energischen Wort ein Ende machen, als Anne kurzerhand ein paar Makronen über die Theke schob. Schneeweiß waren sie und sahen aus wie Sahnetupfer.
»Hier, probiert das mal. Die hab ich heute Nacht gebacken, weil ich nicht schlafen konnte.«
Der Plan ging auf. Augenblicklich vergaßen die Kinder den Himbeer-Streit und bissen in die Kekse, außen knusprig, innen herrlich weich. Verzückt verdrehten sie die Augen. Plötzlich herrschte schönstes Einverständnis zwischen den Zwillingen.
»Hmm, Mami, die musst du unbedingt kaufen.«
»Am besten gleich eine ganze Tüte voll.«
Fee sah von einem zum anderen. Doch noch ehe sie eine Entscheidung treffen konnte, sagte Anne leise: »Die sind nicht verkäuflich. Ich hab ja nur ein paar.« Ihre Stimme war so bedrückt, dass selbst den unbedarften Kindern die Kekse im Hals stecken blieben.
Betroffen sah Fee die Konditor-Meisterin an.
»Stimmt was nicht?«
Anne Imst wischte sich mit dem Ärmel über die traurigen blauen Augen.
»Dann wissen Sie es noch gar nicht?«, fragte sie tonlos. Um den fragenden Blicken zu entgehen, begann sie, wahllos Tortenstücke abzuschneiden und auf ein Papptablett zu packen.
Fee schüttelte den Kopf.
»Nein. Was sollte ich denn wissen?«
»Frau Frey ist vor zwei Woche gestorben.«
Die missmutige, magere Lotte Frey also. Fee hatte noch ihr Schimpfen im Ohr. Wenn sie die Augen schloss, meinte sie, die resolute, hagere Inhaberin in der Backstube nörgeln zu hören. Mehr als einmal hatte sich Fee gefragt, wie diese Frau an ihren Beruf geraten war. Gerne war sie nur wegen Anne Imst in die Konditorei gegangen. Und der Kuchen war nun mal der beste in der ganzen Stadt.
»Wie ist das passiert?« Felicitas bemerkte, dass sie länger geschwiegen hatte als beabsichtigt.
Anne lächelte schwach.
»Ganz so, wie sie’s immer gewollt hat. Sie ist einfach nicht mehr aufgewacht. Eigentlich keine Schande mit 84.«
»Sind Sie deshalb so traurig?« Desi betrachtete Anne mit großen Augen.
Auch Jan stand betreten in der Konditorei herum und wusste nicht, was er sagen sollte.
Anne warf Fee einen hilflosen Blick zu. Sollte sie lügen?
»Eigentlich nicht so sehr. Frau Frey und ich haben uns nie besonders gut verstanden.«
»Irgendwie hat sie mich immer an die Hexe im Lebkuchenhaus erinnert. Die von ›Hänsel und Gretel‹.« Jan krümmte die Finger, streckte den Kopf nach vorne und schnitt eine Grimasse.
»Janni, was soll das?« Obwohl er recht hatte, tadelte Felicitas ihren Sohn erschrocken.
Doch Anne hatte er mit dieser Einlage zum Lachen gebracht.
»Genauso hat Frau Frey manchmal ausgesehen. Du solltest Schauspieler werden.«
»Aber warum sind Sie traurig, wenn Sie sich nicht gut verstanden haben?«, wollte Dési der Angelegenheit unbedingt auf den Grund gehen.
»Weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich bin schon Ende 50. Zu alt, um eine neue Arbeit zu finden. Dabei brauch ich das Geld doch so dringend.«
»Gibt es niemanden, der das Geschäft übernehmen kann?«, fragte Fee mitfühlend.
Anne strich sich eine dünne graue Strähne aus dem durch Sorgen allzu schnell gealterten Gesicht und riss ein Stück Kuchenpapier ab. Darin wickelte sie die ansehnliche Kuchenplatte ein und schob sie über die Theke.
»Frau Frey hat eine Großnichte und einen Enkel. Sie hat immer davon gesprochen, den beiden die Konditorei zu vermachen. Ob sie das allerdings wirklich wahr gemacht hat, wird erst die Testamentseröffnung zeigen.« Anne stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dabei sind sich Großnichte und Enkel spinnefeind. Schon zu Lebzeiten hat sich Frau Frey darüber lustig gemacht. Nein!« Wieder seufzte Anne. »Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll.«
Fee wiegte nachdenklich den Kopf. Dieser Anspruch mancher Menschen, auch posthum noch Macht über ihre Mitmenschen auszuüben, missfiel ihr zutiefst. Ändern konnte sie nichts daran. Nur den Vorsatz fassen, es selbst einmal anders, besser zu machen.
»Was haben Sie jetzt vor?«
Anne Imst zuckte mit den Schultern. Ihre wasserblauen Augen betrachteten das Kuchenpaket, sahen es jedoch nicht.
»Ich hab keine Ahnung. Zuerst mal arbeite ich weiter, bis die Formalitäten geklärt sind. Das ist meine einzige Möglichkeit. Und auf ein Wunder zu hoffen.«
»Wenn es Ihnen hilft, dann komme ich in Zukunft noch öfter, um Kuchen zu kaufen«, machte Felicitas einen hilflosen Vorschlag. »Und ich kann mich nach einer neuen Stelle umhören. Als Arzt hat mein Mann zahlreiche Kontakte. Da hat sich schon manchmal was ergeben, womit niemand gerechnet hat.«
Schon wieder schimmerten Annes Augen verdächtig.
»Sie sind so eine richtige Arztfrau. Wie man sie sich immer vorstellt, in Büchern und Filmen und so.« Sie streckte Fee den Kuchen hin.
»Was bin ich schuldig?«
Anne schüttelte den Kopf. »Ich habe zu danken.«
»Aber das kann ich nicht annehmen. Nicht in dieser Situation«, lehnte Felicitas entschieden ab.
Aber Anne blieb dabei. Keine Macht der Welt konnte sie dazu zwingen, das Geld, das Felicitas auf den Tresen gelegt hatte, in die Kasse zu legen. Das steckte sie lieber unbemerkt einem der Kinder in die Tasche, als sie die Drei zur Tür begleitete, während Fee im Geiste schon damit beschäftigt war, wie der Konditorin aus ihrem Dilemma zu helfen war.
*
Die Nacht war kurz gewesen, und Tatjana hatte kaum geschlafen. Während der harten Verhandlungen mit ihren Kunden hatte sie zu viel Cola und schwarzen Kaffee getrunken, zu viel und zu heftig diskutiert. Sie hatte zu viel gegessen, war abends zu lange aufgeblieben, war zu wenig an die frische Luft gekommen und hatte sich viel zu wenig bewegt. Die Speckrollen in den Hüften waren spürbar mehr geworden, der enge Rock saß knapp. Trotzdem fühlte sich die Werbefachfrau gut, als sie im Zug auf dem Heimweg war.
»Der Abschluss ist unter Dach und Fach«, verkündete Tatjana ihrem Kollegen Julius Baer mittels ihres Mobiltelefones. Seit sie sich zum ersten Mal in der Werbeagentur gesehen hatten, prickelte die Luft zwischen ihnen. Und das, obwohl Tatjana nicht mehr rank und schlank war wie früher. Eine Zeit lang hatte sie ihre üppigen Formen verdammt. Inzwischen hatte sie aber begonnen, ihre Rundungen als Qualität zu betrachten. Die Männer in ihrem Umfeld sahen es offenbar genauso. Trotzdem ließ