Verborgene Träume: Dr. Norden Extra 111 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»So, und nun schlaf schön.« Terese Wolters beugte sich über ihre Enkeltochter Melanie und drückte der Zehnjährigen einen Kuss auf die Nasenspitze. »Ich kann aber nicht schlafen. Tini geht es gar nicht gut«, widersprach das Mädchen jedoch in weinerlichem Tonfall und warf einen traurigen Blick auf den Meerschweinchenkäfig. »Seit Tagen will sie nicht mehr fressen und läuft gar nicht mehr herum.« »Ich sage deinem Papa, dass er morgen mit Tini und dir zum Tierarzt geht. In Ordnung?« »Papa interessiert sich nicht für Tini. Die ist ihm egal. Wie überhaupt alles, seit Mama tot ist«, erklärte Melanie bedrückt. Terese erschrak. Gewöhnlich war ihre Enkeltochter trotz des Verlustes der Mutter vor einigen Jahren zu einem fröhlichen und unbeschwerten Kind herangewachsen und ließ sich nicht anmerken, was in ihr vorging. Dass sie die Veränderung ihres Vaters seit dem Unfalltod seiner Frau offenbar dennoch so sehr bewegte, stimmte die Großmutter zutiefst nachdenklich. »Mach dir mal keine Sorgen, Meli. Ich kümmere mich darum«, versicherte Terese noch einmal. Damit war das Kind endlich zufrieden und legte den müden Kopf in die Kissen. Als die Großmutter die Tür leise ins Schloss zog, war sie schon fast eingeschlafen.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Verborgene Träume - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 111 –
Verborgene Träume
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»So, und nun schlaf schön.« Terese Wolters beugte sich über ihre Enkeltochter Melanie und drückte der Zehnjährigen einen Kuss auf die Nasenspitze.
»Ich kann aber nicht schlafen. Tini geht es gar nicht gut«, widersprach das Mädchen jedoch in weinerlichem Tonfall und warf einen traurigen Blick auf den Meerschweinchenkäfig. »Seit Tagen will sie nicht mehr fressen und läuft gar nicht mehr herum.«
»Ich sage deinem Papa, dass er morgen mit Tini und dir zum Tierarzt geht. In Ordnung?«
»Papa interessiert sich nicht für Tini. Die ist ihm egal. Wie überhaupt alles, seit Mama tot ist«, erklärte Melanie bedrückt. Terese erschrak. Gewöhnlich war ihre Enkeltochter trotz des Verlustes der Mutter vor einigen Jahren zu einem fröhlichen und unbeschwerten Kind herangewachsen und ließ sich nicht anmerken, was in ihr vorging. Dass sie die Veränderung ihres Vaters seit dem Unfalltod seiner Frau offenbar dennoch so sehr bewegte, stimmte die Großmutter zutiefst nachdenklich. »Mach dir mal keine Sorgen, Meli. Ich kümmere mich darum«, versicherte Terese noch einmal.
Damit war das Kind endlich zufrieden und legte den müden Kopf in die Kissen. Als die Großmutter die Tür leise ins Schloss zog, war sie schon fast eingeschlafen. Terese Wolters machte sich auf den Weg ins Büro ihres Sohnes, das im Erdgeschoss des großen Hauses lag. Leise klopfte sie an die Tür. Als sie keine Antwort bekam, klopfte sie erneut. Endlich ertönte Guidos ungeduldige Stimme.
»Ja, was ist denn?«
»Ich muss mit dir reden.« Unbeeindruckt trat Terese ein.
»Nicht jetzt. Ich habe eine wichtige Präsentation auszuarbeiten und muss noch den Abschlussbericht schreiben«, erklärte Guido, ohne von seinem Monitor aufzusehen.
»Es geht um deine Tochter. Dafür wirst du dir wohl ein paar Minuten Zeit nehmen können«, sprach sie mit resoluter Stimme.
Guido seufzte und stieß sich mit den Händen vom Schreibtisch ab, sodass sein Stuhl ein Stück nach hinten rollte. Er warf seiner Mutter einen ungeduldigen Blick zu.
»Was ist mit Melanie?«
»Das Meerschweinchen ist krank. Du musst morgen mit Meli und Tini zum Tierarzt gehen.«
»Und deshalb störst du mich bei der Arbeit?«
»Deine Tochter meinte, dass du dich seit Evas Tod für nichts mehr interessierst«, erklärte Terese in aller Seelenruhe und blickte ihrem Sohn fest in die Augen.
Guido wich ihr aus.
»Du weißt genau, dass das Unsinn ist. Ich interessiere mich sehr wohl für Meli. Allerdings scheint ihr zu übersehen, dass ich ein viel beschäftigter Mann bin.«
»Der sich hinter seiner Arbeit versteckt.«
»Also hör mal, ich muss schließlich Geld verdienen, um Melanies Zukunft zu sichern«, entrüstete sich Guido. Über diese Erklärung lachte Terese nur rau.
»Eure Zukunft ist mehr als gesichert, das weißt du genau. Immerhin erbst du das Haus und eine nicht unbeträchtliche Barschaft, wenn ich einmal nicht mehr bin.«
»Im Augenblick erfreust du dich noch bester Gesundheit«, gab Guido unbarmherzig und schärfer als notwendig zurück. Er wußte genau, wie recht seine Mutter hatte. Aber diese Schwäche konnte er sich nicht eingestehen. »Wann kehrst du endlich ins Leben zurück? Eva ist seit fast fünf Jahren tot. Melanie braucht endlich wieder Normalität im Leben. Und dir würde eine neue Liebe auch nicht schaden. Immerhin war die Ehe mit Eva nicht die beste. Kein Grund also, so lange Trauer zu tragen.«
»Melanie leidet noch heute unter dem Tod ihrer Mutter. Eine neue Frau an meiner Seite wäre eine Katastrophe für das Kind«, brauste Guido auf. »Es ist ein Unglück für sie, dass du stets mit einer Trauermiene herumläufst und nicht wirklich an unserem Leben teilhast. Früher warst du immer gut gelaunt und lustig. Ich möchte mal wissen, was mit dir los ist«, schimpfte Terese verständnislos und wandte sich ab. Mit energischen Schritten verließ sie das Zimmer und zog die Tür geräuschvoll hinter sich ins Schloss. Ratlos blickte Guido ihr nach. Schlagartig war sein Zorn verraucht und er lehnte sich nachdenklich in den tiefen Ledersessel zurück, ehe er sich nach einer Weile wieder an die Arbeit machte, nicht ohne einen Entschluss gefasst zu haben.
*
Zufrieden saß Dr. Daniel Norden an seinem Schreibtisch und gab die Untersuchungsergebnisse des Patienten Helmut König in seinen Computer ein. Kurz darauf trat der elegant gekleidete, ältere Herr zu ihm an den Schreibtisch und knotete sorgfältig das seidene Halstuch wieder zu, das er zur Untersuchung abgenommen hatte.
»Und, Herr Doktor, was meinen Sie?«
»Der Blutdruck ist vollkommen in Ordnung. Und die Werte der Blutuntersuchung, die wir das letzte Mal gemacht haben, sind auch unauffällig.«
»Können Sie mir dann mal erklären, was dieser Anruf von meiner Krankenkasse sollte? Was ist dieses ›Qualitätssicherungsprogramm‹ überhaupt?«
Mit dieser Frage hatte Daniel gerechnet. Helmut König hatte neulich vollkommen aufgelöst in der Praxis angerufen und von dem Telefonat mit der Krankenkasse berichtet.
»In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor, dass ärztliche Daten von den Krankenkassen für besondere Programme genutzt werden. Angeblich, um die Qualität der Behandlung von chronischen Krankheiten zu sichern. Im Grunde genommen ist, dagegen nichts einzuwenden. Leider kommen dabei allerdings immer wieder Verwechslungen wie in Ihrem Fall vor, was eine große Verunsicherung der Patienten darstellt.«
Aber König schien weit davon entfernt zu sein, sich zu ärgern.
»Ich habe gewusst, dass ich kerngesund bin und nicht, wie diese Dame behauptete, unter Bluthochdruck leide. So leicht läßt sich ein alter Hase wie ich nicht verschrecken.«
»Trotzdem bin ich froh, die Untersuchung durchgeführt zu haben. Fakten sind doch immer besser als Ahnungen«, erklärte Daniel Norden schlicht und erhob sich, um Herzog zur Tür zu bringen. Doch der winkte vergnügt lächelnd ab.
»Kümmern Sie sich lieber um die wirklich Bedürftigen, die Ihre Hilfe suchen. Ich finde den Weg hinaus schon alleine.« Damit verließ er das Behandlungszimmer mit betont elastischen Schritten und kehrte zur Garderobe im Wartezimmer zurück, um sein leichtes Sommersakko zu holen. Dabei fiel Helmut Königs Blick wacher, stets suchender Blick auf Terese Wolters, die mit zwei weiteren Patienten geduldig auf ihren Termin wartete. Sein Kennerblick erforschte rasch ihre gepflegte Erscheinung. Nichts entging ihm, weder ihre geschmackvolle Kleidung, noch die Handtasche eines namhaften Herstellers oder die teuren Lederschuhe, die sie trug. Im Bruchteil eines Augenblicks hatte er seinen Entschluss gefasst.
»Entschuldigen Sie, meine sehr verehrte Dame«, sprach er Terese leise an und machte eine galante Verbeugung. Die blickte irritiert von ihrer Zeitschrift auf.
»Ja, bitte?« »Meine Dreistigkeit muss Ihnen aufdringlich erscheinen. Aber seien Sie versichert, dass ich noch nie zuvor eine fremde Dame angesprochen habe.«
»Was soll das? Was wollen Sie von mir?« fragte Terese ungehalten und misstrauisch angesichts dieser hochtrabenden Rede. So leicht ließ sich der Kavalier alter Schule jedoch nicht zurückweisen.
»Ich suche eine Partnerin für den Tanztee und dachte mir, Sie hätten vielleicht Lust dazu, jung und dynamisch wie Sie wirken.«
»Wenn ich nicht irre, gibt es bei solchen Veranstaltungen immer genug Damen, die nur auf einen Kavalier wie Sie warten«, gab Terese schlagfertig aber mit einem Anflug von Amüsement zurück. »Aber keine ist so wie Sie.«
»Sie kennen mich doch gar nicht.«
»Es genügt, Sie gesehen zu haben.« In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Wartezimmer und Wendy, die treue Helferin von Dr. Norden, erschien.
»Frau Wolters, bitte.«
Terese legte die Zeitschrift beiseite und erhob sich mit einem Blick auf König.
»Entschuldigen Sie mich bitte. Sie haben ja gehört, dass noch andere