Rot wie die Liebe: Sophienlust Bestseller 67 – Familienroman
Von Nina Nicolai
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Hast du mir noch ein paar Chips übrig gelassen? Och nö, Selma, du bist ja gefräßiger als die kleine Raupe Nimmersatt.« »Superlecker haben sie geschmeckt.« Die Zwölfjährige lachte ihr unwiderstehliches, weil sommersprossig-schmissiges Lächeln, das garantiert völlig frei von Gewissensbissen war. »Du hast die Riesentüte fast ganz allein gefuttert«, stellte die zwölfjährige Kat vorwurfsvoll fest, als sie in die leere Tüte blickte. »Kein Krümelchen hast du mir übrig gelassen.« Selma Krogmanns kastanienbraune Augen funkelten. Wie eigentlich immer, was daran lag, dass sie eine extrem Ausgeschlafene war. Das verriet schon der wache Blick, dieses offene Gesicht, und der Spaß am Reden und Denken. »Es war nur eine kleine Tüte.« »Chips sind unheimlich kalorienhaltig.« »Dann«, versetzte Selma, nur zwei Monate jünger als ihre allerbeste Freundin seit der gemeinsamen, von Anfang an solidarischen Zeit in der Kita, »solltest du sowieso auf sie verzichten. Weil sich kein Model peinliche Speckröllchen erlauben kann.« Die spindeldürre Kat betastete sich erschrocken. »Findest du, dass ich fetter geworden bin?« »Nö.« Selma beneidete ihre Freundin nicht um deren Komplexe. »Grad jetzt, wo's spannend wird, hab ich nix zum Knabbern.«
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Buchvorschau
Rot wie die Liebe - Nina Nicolai
Sophienlust Bestseller
– 67 –
Rot wie die Liebe
Selma hatte alles so schön eingefädelt
Nina Nicolai
Hast du mir noch ein paar Chips übrig gelassen? Och nö, Selma, du bist ja gefräßiger als die kleine Raupe Nimmersatt.«
»Superlecker haben sie geschmeckt.« Die Zwölfjährige lachte ihr unwiderstehliches, weil sommersprossig-schmissiges Lächeln, das garantiert völlig frei von Gewissensbissen war.
»Du hast die Riesentüte fast ganz allein gefuttert«, stellte die zwölfjährige Kat vorwurfsvoll fest, als sie in die leere Tüte blickte. »Kein Krümelchen hast du mir übrig gelassen.«
Selma Krogmanns kastanienbraune Augen funkelten. Wie eigentlich immer, was daran lag, dass sie eine extrem Ausgeschlafene war. Das verriet schon der wache Blick, dieses offene Gesicht, und der Spaß am Reden und Denken.
»Es war nur eine kleine Tüte.«
»Chips sind unheimlich kalorienhaltig.«
»Dann«, versetzte Selma, nur zwei Monate jünger als ihre allerbeste Freundin seit der gemeinsamen, von Anfang an solidarischen Zeit in der Kita, »solltest du sowieso auf sie verzichten. Weil sich kein Model peinliche Speckröllchen erlauben kann.«
Die spindeldürre Kat betastete sich erschrocken. »Findest du, dass ich fetter geworden bin?«
»Nö.« Selma beneidete ihre Freundin nicht um deren Komplexe.
»Grad jetzt, wo’s spannend wird, hab ich nix zum Knabbern.«
»Soll ich dir ein Stück Gurke aus der Küche holen? Oder ne Banane? Hat Mami immer reichlich vorrätig.« Selma wich geschickt dem Geschoss aus, einem von Kat nach ihr geschleuderten Kissen.
Anschließend machten es sich die beiden Freundinnen wieder vor dem Fernseher gemütlich, den sie mit vereinten Kräften direkt vor die Kissenlandschaft auf dem Fußboden gewuchtet hatten.
»Das Finale finde ich immer oberspannend«, murmelte Kat. »Meine Favoritin ist Holly. Die finde ich am süßesten von allen. Doof ist nur, dass sie sich nicht so gut kontrollieren kann. Man muss nämlich bei Zickenalarm ein Pokerface hinkriegen.«
»Ich begreif einfach nicht, wie man heiß darauf sein kann, in so ner Show aufzutreten. Ist doch grausam, sich vorführen zu lassen. Die armen Mädchen tun mir voll leid.« Selma Krogmann langte in die Schale mit den Erdnüssen und klaubte eine Handvoll heraus.
»Salz ist ungesund«, kommentierte Kat Homburg spitz.
Selma lachte achselzuckend. »Nüsse machen schlau.«
Kat setzte die Wasserflasche an und trank ausgiebig. »Wenn ich deine Mutter wäre, würde ich das Zeug hier nicht rumstehen lassen. Ehrlich, Selma. Das macht doch nur fett.«
»Ich war heute im Supermarkt«, grinste Selma.
»Kontrolliert deine Mutter nicht die Quittungen?«, erkundigte sich Kat, während sie das Lakritzkonfektangebot inspizierte.
»Sie vertraut mir total. Und ich ihr auch. Bist du an der Erdbeerschoko interessiert? Dann will ich sie mal testen.«
»Wenn du in diesem Stil weitermampfst, kannst du dir die Bewerbung beim Sender sparen. Ein Wunder, dass du noch nicht aus deinen T-Shirts platzt.«
»Ich finde mich normal. Das da vorn ist doch keine Reality.«
Kat betrachtete seufzend ihre Oberarme. »Die schwabbeln schon. Dabei habe ich gestern nur Joghurt gegessen. Und ein Croissant.«
»Auf das du dir ne fette Schicht Nussnougatcreme geschmiert hast. Willst du allen Ernstes zum Fernsehen, um dich von dieser Gruseltante zwiebeln zu lassen? Wenn deine Mutter von dir verlangen würde, dass du bei so einer hohlen Veranstaltung mitmachst und dabei auch noch strahlst, als würdest du dich wie Bolle amüsieren, sag mal, würdest du ihr nicht was husten?«
»Meine Mutter ist ein Fan von dieser Sendung. Schon ewig.«
»Echt?« Selma fuhr sich mit beiden Händen durchs eichhörnchenbraune Lockenhaar, das sich beharrlich allen Glättungsversuchen widersetzte. »Wusste ich gar nicht. Sie unterstützt dich?«
»Mamas Traum ist, dass ich mal über den Catwalk laufe.«
Selmas Mund blieb vor Staunen offen.
Allerdings nicht lange, denn ihr war ein großes Mitteilungsbedürfnis eigen. »Willst du ihr zuliebe Topmodel werden? Weil sie’s nicht hingekriegt hat?«
Sie hatte noch nie erlebt, dass Kats Mutter nicht auf Diät gewesen wäre. Bei Homburgs aß man nicht, was schmeckte, sondern nur Kalorienarmes. Mehrmals täglich stellte man sich auf die Waage, und Hysterie brach schon nach wenigen Gramm Gewichtszunahme aus.
»Noch vier Minuten«, kündigte Kat an. »Dann geht’s weiter. Und wir werden wissen, wer die Gewinnerin dieser Staffel ist.«
»Irre interessant«, kommentierte Selma trocken, mampfend.
»Weshalb kuckst du dir alle Folgen an, wenn du nicht dafür bist?«, wollte Kat mit befremdeter Miene wissen.
Selma und sie kannten sich wirklich schon lange, und zwar in- und auswendig, doch manchmal wurde sie nicht klug aus ihrer autonomen Freundin.
Dass die Spekulationen ihrer Mutter, Selma betreffend, gelegentlich durch die Decke gingen, behielt Kat für sich.
»Kein Ahnung. Weil es Spaß macht. Oder vielleicht, weil wir zusammen sind und über alles quatschen. Ist doch gemütlich.«
»Du hättest es viel leichter als ich, on top zu kommen.«
Selma brach sich noch ein Stück Schokolade ab.
Kat fuhr fort: »Weil deine Mutter an der Quelle sitzt, vielmehr arbeitet. Ein Wort von ihr, und du machst Karriere.«
»Als was?«
»Manno, als Model natürlich.«
»Mami ist Tom Triloffs Assistentin. Mit den Models hat sie null zu tun. Eigentlich ist sie so gut wie nie im Atelier.«
»Sondern?«
»Im Büro natürlich. Ein ganz normaler Job, sagt Mami.«
»Ich stelle es mir wahnsinnig vor, für einen berühmten Modeschöpfer zu arbeiten. Hat sie schon viele Stars getroffen?«
Selma lachte los. »Die kommen ganz bestimmt nicht ins Sekretariat. Du hast da total falsche Vorstellungen, Kat.«
»Vielleicht kann sie ja trotzdem mal was für mich tun.« Genau das hoffte Kats Mutter, weshalb sie die Freundschaft ihrer Tochter mit einem Mädchen, das in keine Schablone passte, erduldete.
»Macht sie doch schon. Sie hat dir erlaubt, hier zu schlafen.«
Kat verdrehte die grünen, mit glitzerndem Lidschatten betonten Augen. »Später, meine ich. Nach der Schule.«
»An Tom Triloff kommt man ganz schlecht ran, sagt Mami.«
»Obwohl er ihr Chef ist?«, fragte Kat ungläubig. »Hey, der Werbebreak dauert heute aber lange.«
»Weil die Sendung eine megaklasse Quote hat.«
»Wieso trägt deine Mutter eigentlich keine Modellkleider?«
»Weißt du, wie teuer die Dinger sind? Können wir uns nicht leisten. Und sie ist auch nicht so der Typ, sagt Mami.«
»Ich finde sie hübsch. Und wenn sie sich schminken und eine andere Frisur zulegen würde, könnte sie perfekt aussehen.«
»Mami findet Make-up nicht so umwerfend.«
»Und ihr Freund?«
Als Selma flüchtig an ihren einstigen Kinderarzt dachte, den wohl sympathischen, doch ihrer Meinung nach enorm langweiligen – der Vergleich mit dem vollsmarten, unerhört coolen Tom Triloff verbot sich von selbst –, musste sie unwillkürlich schmunzeln.
»Bernhard ist nett.« Mehr gab’s zu ihm nicht zu sagen.
Kat ließ nicht locker: »Er liebt sie, deine Mom, oder?«
»Heiß und innig«, bestätigte Selma, kräftig nickend. »Schon immer. Und vermutlich bis in alle Ewigkeit.«
»Wieso heiraten sie dann nicht?«
Selma fragte überrascht: »Warum sollten sie?«
»Dann hättest du einen richtigen Vater.« Das war ein Punkt, mit dem sich Kats Mutter gern ausführlich auseinandersetze.
»Wie oft hast du Stress mit deinem Vater? Ey, Kat.«
»Und deine Mutter könnte aufhören zu arbeiten.«
»Ich denke, deine Mutter leidet darunter, ihren Beruf aufgegeben zu haben«, erinnerte Selma gelassen.
»Ist doch bestimmt irre anstrengend, für Tom Triloff tätig zu sein. Immer diese Events mit Presse und Celebritys.«