Mit dem Erbe kam die Liebe: Der Bergpfarrer 330 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Als Pfarrer Trenker am Mittwochnachmittag von seinem Besuch im Altenheim in Waldeck zurückkehrte, erwartete ihn Sophie Tappert schon ziemlich ungeduldig. Sie öffnete ihm die Haustür und empfing ihn mit den Worten: »Das sind S' ja endlich, Hochwürden. Der Herr Deininger war vor zwei Stunden da und hat mir was für Sie gegeben. Er war ziemlich von der Rolle, der arme Mann. Erst wollt' ich Sie anrufen. Das hab' ich aber unterlassen, weil ich Sie net stören wollt' bei den alten Leutl'n.« Sophie war ziemlich aufgeregt. »Was ist denn los, Frau Tappert?« Sebastian schwante wenig Erfreuliches. »Es ist ein Flyer, Hochwürden«, antwortete Sophie. »Ich hab' ihn auf Ihren Schreibtisch gelegt. Verfasst hat ihn der Stangassinger. Er hat heut' Vormittag dem Reisinger Sepp einen solchen Zettel vorbeigebracht, und der hat ihm dem Herrn Deininger gegeben, als er ihm zufällig begegnet ist. Der Stangassinger hat dem Reisinger gegenüber geäußert, dass auch dessen Hotelbetrieb ziemlich hart betroffen sein wird, wenn die Brauerei den schönen Achsteinsee ruiniert und die Urlauber deswegen ausbleiben.« Sebastian ging schnell in sein Büro. ›Der Stangassinger hat also net nur mit dem Säbel gerasselt‹, schoss es ihm durch den Kopf. Dann las er das Flugblatt. Darin hatte der letzte Fischer von Achsteinsee all seine Bedenken, die er gegenüber dem Bürgermeister geäußert hatte, recht drastisch ausgemalt. Es hörte sich an, als wäre die Existenz des Achsteinsees gefährdet.
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Buchvorschau
Mit dem Erbe kam die Liebe - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 330 –
Mit dem Erbe kam die Liebe
Werden Janas Träume Wirklichkeit?
Toni Waidacher
Als Pfarrer Trenker am Mittwochnachmittag von seinem Besuch im Altenheim in Waldeck zurückkehrte, erwartete ihn Sophie Tappert schon ziemlich ungeduldig. Sie öffnete ihm die Haustür und empfing ihn mit den Worten: »Das sind S’ ja endlich, Hochwürden. Der Herr Deininger war vor zwei Stunden da und hat mir was für Sie gegeben. Er war ziemlich von der Rolle, der arme Mann. Erst wollt’ ich Sie anrufen. Das hab’ ich aber unterlassen, weil ich Sie net stören wollt’ bei den alten Leutl’n.« Sophie war ziemlich aufgeregt.
»Was ist denn los, Frau Tappert?« Sebastian schwante wenig Erfreuliches.
»Es ist ein Flyer, Hochwürden«, antwortete Sophie. »Ich hab’ ihn auf Ihren Schreibtisch gelegt. Verfasst hat ihn der Stangassinger. Er hat heut’ Vormittag dem Reisinger Sepp einen solchen Zettel vorbeigebracht, und der hat ihm dem Herrn Deininger gegeben, als er ihm zufällig begegnet ist. Der Stangassinger hat dem Reisinger gegenüber geäußert, dass auch dessen Hotelbetrieb ziemlich hart betroffen sein wird, wenn die Brauerei den schönen Achsteinsee ruiniert und die Urlauber deswegen ausbleiben.«
Sebastian ging schnell in sein Büro. ›Der Stangassinger hat also net nur mit dem Säbel gerasselt‹, schoss es ihm durch den Kopf. Dann las er das Flugblatt. Darin hatte der letzte Fischer von Achsteinsee all seine Bedenken, die er gegenüber dem Bürgermeister geäußert hatte, recht drastisch ausgemalt. Es hörte sich an, als wäre die Existenz des Achsteinsees gefährdet.
Sebastian schaute Sophie an, die ihm gefolgt, aber in der Tür stehen geblieben war. »Das ist doch die reine Panikmache, was der Stangassinger da abzieht!«, stieß er hervor und schüttelte ungläubig den Kopf. »Das liest sich ja wie die Apokalypse des Achsteinsees.« Sebastian griff sich an die Stirn. »Die bloße Schwarzmalerei. Aber ich kann mir schon denken, was der Stangassinger damit bezweckt. Er will die Geschäftsleute am See kopfscheu machen und erreichen, dass sie den Aufstand proben. Er will sie vor seinen Karren spannen. Hat der Herr Deininger irgendetwas dazu gesagt, als er Ihnen den Zettel gegeben hat, Frau Tappert?«
»Net viel, nur dass er genervt ist. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war er sogar ausgesprochen wütend.«
»Ist’s ihm zu verdenken?«, fragte Sebastian. »Ich muss mit ihm reden. Er wollt’ dem Stangassinger den ersten Zug überlassen und sich wappnen. An so etwas hat er sicher net gedacht, als er diese Entscheidung getroffen hat. Sicher dürft’ so ein Wisch auch dem Bürgermeister auf den Tisch geflattert sein. Ich bin neugierig, was der dazu zu sagen hat.«
»Der wird sich wieder einmal diplomatisch verhalten«, prophezeite Sophie Tappert, »und abwarten, bis er sich, unter dem Deckmantel des Gemeinwohls, auf die Seite desjenigen stellt, der in dieser Sach’ die größere Chance hat, sich durchzusetzen.«
Überrascht, geradezu verblüfft fixierte der Bergpfarrer seine Haushälterin. »Mir scheint, ihre Meinung über unseren werten Bürgermeister ist net sehr hoch, Frau Tappert …«
»Er ist doch immer nur drauf bedacht, nirgends anzuecken«, erwiderte sie.
»Er will halt wieder gewählt werden«, kommentierte Sebastian Bruckners diplomatische Wankelmütigkeit. »Und im Endeffekt geht’s ihm tatsächlich ums Gemeinwohl. Wenn’s auch manchmal der falsche Bündnispartner ist, dem er dann ausgerechnet mehr vertraut, als seiner eigenen Vernunft.«
»Ich weiß schon, Hochwürden. Ich denk’ da nur an die Idee von der Freilichtbühne, oder den derzeitigen Plan, eine Sommerrodelbahn in den Ainringer Forst zu setzen.«
»Insoweit haben S’ schon recht, Frau Tappert.« Ein fast belustigtes Grinsen spielte um Sebastians Mund. »Und leider entwickelt er oft einen Ehrgeiz, der über das vernünftige Maß hinausgeht.«
»Sie holen ihn schon immer wieder auf den Boden der Realität zurück, Hochwürden«, sagte die Haushälterin und schmunzelte, als sie die Tür schloss.
Der Pfarrer griff nach dem Telefon. Gleich darauf hatte Sebastian Jürgen Deininger an der Strippe. »Ich hab’ das Flugblatt gelesen«, sagte er, nachdem sie sich begrüßt hatten.
»Mit so einer Aktion habe ich nicht gerechnet«, erklärte Jürgen Deininger.
»Damit hat wohl niemand von uns gerechnet«, sagte Sebastian. »Haben Sie schon mit dem Bürgermeister gesprochen?«
»Nein. Ich warte darauf, dass er auf mich zukommt.« Sebastian hörte Jürgen durchatmen. »Stangassinger will bei den Geschäftsleuten am See erreichen, dass sie ebenso auf die Barrikaden gehen wie die Ladenbesitzer an der Hauptstraße. Sie sollen dem Bürgermeister Tür und Tor einrennen, um ihn zum Handeln zu zwingen. Ich sehe es schon kommen, dass am Ende wieder ich der Dumme bin.«
»Vielleicht kommt es gar net so schlimm«, versuchte Sebastian abzuwiegeln. »Jeder vernünftig denkende Mensch wird sich sagen, dass hinter diesem Wurfzettel nur der reine Eigennutz Stangassingers steckt und alles nichts als Panikmache ist.«
»Wenn ich nicht schon so viel Geld in das Brauerei-Projekt gesteckt hätte, würde ich hinschmeißen!«, brach es aus Jürgen heraus. »Hätte mir jemand gesagt, was hier auf mich zukommt, dann hätte ich einen weiten Bogen um St. Johann gemacht.« Jürgen Deininger klang zutiefst verbittert und enttäuscht.
»Jetzt werfen S’ die Flinte net gleich ins Korn, Herr Deininger. Es ist ja noch net heraus, was Stangassingers Flugblattaktion bewirkt.«
»Sie versuchen mich zu beruhigen, Hochwürden«, knurrte Deininger. »Vielleicht sollt’ ich mich in der Tat net so aufregen. Die Gesundheit will ich mir nämlich nicht auch noch ruinieren mit dem ganzen Zirkus. Es wird wohl das Beste sein, wenn ich vorerst mal abwarte, was sich anbahnt.«
»Genau das wär’ auch mein Vorschlag«, pflichtete Sebastian bei. »So wenig Aufhebens wie möglich machen. Was sagt denn Paul zu der ganzen Geschichte?«
»Er ist stocksauer, aber machen kann auch er nix. Im ersten Moment hat er gemeint, dass wir die ganze Sache fallen lassen und aufgeben sollten. Aber dann hat er überschlägig ausgerechnet, wie viel Geld wir in den Sand setzen würden, und er ist von diesem Gedanken ganz schnell wieder abgerückt.«
»Lassen S’ es auf sich zukommen, Herr Deininger«, empfahl Sebastian. »Sobald man an Sie herantritt, können S’ immer noch reagieren. Jetzt sollten Sie nichts überstürzen.«
»Ich sehe es auch so, Hochwürden. Allerdings schätze ich, dass der Flyer etwas nach sich zieht. Möglicherweise hat der Stangassinger damit einen Schneeball geworfen, der eine Lawine auslöst. Gewarnt bin ich jetzt ja. Wir hören sicher wieder voneinander, Herr Pfarrer. Sollte sich etwas in der Sache tun, werde ich Sie informieren.«
»Danke. Pfüat Ihnen, Herr Deininger. Sollt’ mir was zu Ohren kommen, was für Sie von Interesse ist, meld’ ich mich.«
»Vielen Dank.«
Nachdem sich Deininger verabschiedet hatte, unterbrach Sebastian die Verbindung und behielt einen Moment lang das Telefon in der Hand. Er fragte sich, ob er den Bürgermeister anrufen sollte, verwarf diesen Gedanken aber sogleich wieder.
*
Der zweiundsechzigjährige Reinhard Breitengasser betrieb in der Gemeinde St. Johann einen Bauernhof. Er hatte sich vor Jahren schon auf die Milchwirtschaft spezialisiert. In seinem Stall standen mehr als sechzig Kühe. Getreide-, Rüben- und Maisanbau hatte er nur wegen des Futters für seine Tiere betrieben.
An diesem Tag, es war ein warmer Tag im August, fühlte er sich schon am Morgen, als er aufstand, nicht besonders wohl. Er hatte keine Ahnung, worauf das zurückzuführen war. Vor zwei Wochen erst war er bei seinem Hausarzt, dem Toni Wiesinger gewesen, der ihn auf Herz und Nieren durchgecheckt und ihm bescheinigt hatte, dass er kerngesund sei.
›Wahrscheinlich‹, sagte er sich, ›sind die Spiegeleier und Bratkartoffeln, die ich mir gestern Abend einverleibt hab’, ein wenig zu schwer gewesen für die Nacht. Aber das wird sich schon wieder geben.‹
Solange er denken konnte, hatte Reinhard die Wehwehchen und Zipperlein ignoriert, die ihm zeitweise zu schaffen gemacht hatten. Mal war es die Bandscheibe gewesen, dann plagte ihn die Arthrose in den Schultergelenken, ein anderes Mal waren es wieder die Knie, die ihm schmerzten. Er schob es auf die harte Arbeit