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Herrschaft der Clans - Die Rastlosen (Buch 4): LitRPG-Serie
Herrschaft der Clans - Die Rastlosen (Buch 4): LitRPG-Serie
Herrschaft der Clans - Die Rastlosen (Buch 4): LitRPG-Serie
eBook472 Seiten5 Stunden

Herrschaft der Clans - Die Rastlosen (Buch 4): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Ein einzigartiger Spieler zu sein, hat so seine Vorteile, bringt aber auch eine Reihe von Problemen mit sich. Nachdem Rosgard in den Besitz eines Zaubers gelangt ist, der den magischen Schleier von einem unerforschten Kontinent entfernt, muss er sich auf die Rolle des Navigators vorbereiten. Denn er allein kann die Expedition über den Ozean anführen. Tut er dies nicht, wird ihm der Zauber von der Spielleitung entzogen. Rosgards Wunsch, eine Legende im Spiel zu werden, steht im Konflikt mit der Abenteuerlust unseres Helden, die jeden Versuch, seinen Charakter konsequent zu leveln, untergräbt. Die virtuelle Welt von Waldyra steckt voller Geheimnisse. Da wäre zum Beispiel die Silberne Legende, eine mysteriöse Rüstung, deren Teile über die ganze virtuelle Welt verstreut wurde und oft gar nicht mehr auffindbar sind.

Eine Handvoll Gleichgesinnter teilt Rosgards Hang zum Abenteuer. Sie scharen sich um ihn und sind bereit, jedes Risiko einzugehen und sich kopfüber ins Abenteuer zu stürzen. In der Zwischenzeit sind die führenden Clans immer noch auf der Suche nach dem Großen Navigator, um ihn entweder davon zu überzeugen oder ihn dazu zu zwingen, sich ihnen anzuschließen. Weder in der wirklichen noch in der virtuellen Welt hat Rosgard auch nur eine Minute Ruhe. Der Clan der Rastlosen ist ihm dicht auf den Fersen, und das Spiel stellt Rosgard und seine Freunde vor eine weitere Herausforderung, der sie nur schwer widerstehen können.

Du willst wissen, wie es weitergeht? Dann lies den vierten Teil von Dem Mikhailovs legendärer LitRPG-Saga auf Deutsch.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum30. Mai 2022
ISBN9788076195707
Herrschaft der Clans - Die Rastlosen (Buch 4): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Herrschaft der Clans - Die Rastlosen (Buch 4) - Dem Mikhailov

    Erstes Kapitel

    Die Magiergilde. Welt in Aufruhr. Heute Frieden, morgen Krieg!

    EIN SCHWACHES AUFBLITZEN und ich landete mittels magischer Teleportation auf der Hauptstraße von Algora. Die Sonne war bereits untergegangen und die Straßen waren in goldenes Laternenlicht getaucht. Ich stand wie ein Fels in der Mitte eines ruhigen Stroms von Einheimischen und Spielern. Ab und zu sah ich jemanden in Eile durch die Menge laufen, aber das waren nur wenige. Die Stadtwache drückte bei vielen Dingen ein Auge zu, aber spätabends durch die Straßen und Parks zu hetzen, war ein absolutes Tabu. Nichts sollte die Bewohner und Gäste Algoras bei ihren abendlichen Spaziergängen durch die Stadt stören.

    Ich schlenderte in aller Ruhe zur Seite und blieb neben einer Litfaßsäule stehen, die mit bunten Plakaten beklebt war. Ich verweilte dort einen Moment lang, schaute mich um und versuchte, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen, die sich vor mir auftat. Meine abrupte Reise aus einem feuchten Dungeon hinein in die Straßen der Stadt nach Sonnenuntergang, auf denen es von vergnügungslustigen Menschen wimmelte, hatte mir ein kleines Schleudertrauma verpasst. Also stand ich da und sah mich eine Weile um. Sehenswürdigkeiten – und Menschen – gab es genügend zu bestaunen.

    Der schimmernde Schein der Straßenlaternen mit den flackernden Flammen, die in den leuchtenden Kugeln tanzten, so klein und doch so hell, verliehen der Straße den Flair von geradezu nostalgischer Behaglichkeit. An einigen Laternenpfählen lehnten schmale Leitern. Die Laternenanzünder überblickten mit gutmütigem Grummeln ihr Gebiet, während sie ein spezielles Zauberöl in die Lampen gossen. Diese kleinen Details waren es, die Waldyra besonders realistisch machten. Besenschwingende Straßenkehrer, Hausfrauen, die ihre Wäsche an Leinen vor ihren Fenstern aufhängten – man hätte sie leicht stehlen können, wenn man die Art von Spieler war – alles fühlte sich echt an. Es war keine Imitation des Lebens, es war das Leben selbst, nicht weniger real, nur weil es digital ablief.

    Die Blütenknospen aller Arten „nachtaktiver" Pflanzen hatten sich geöffnet. Tagsüber sahen sie wie normales Grünzeug aus, um dann in der Nacht ihre wahre Pracht zu zeigen. Riesige schneeweiße und himmelblaue Blüten, die leuchteten und von Schwärmen kleiner Glühwürmchen und anderer Insekten aller Art umtanzt wurden. Man konnte auch etwas größere leuchtende Tiere sehen, die ebenfalls eilig von einer Blume zur anderen flatterten. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sie sich als winziger Kolibri oder eine kleine Blumenfee, die bei Sonnenuntergang erwachten und emsig süßen Nektar sammelten und kleine Insekten fingen, ohne dabei zu ahnen, dass sie nur ein weiteres malerisches Ornament des nächtlichen Algora waren.

    Unter all dieser Blumenpracht standen hier und da einladende Bänke aus allen möglichen Materialien, in allen Farben, Formen und Größen. Einige waren niedrig und massiv und hauptsächlich aus Stein gemeißelt, als wären sie für Zwerge gemacht. Andere sahen aus wie ein elastisches Netz aus Vegetation, ideal für Elfen. Selbst Achyloten fanden hier ein Plätzchen zum Verweilen. Es gab kleine, runde Teiche mit kristallklarem Wasser und sogar ein paar Becken aus Glas und Kristall, in denen Achyloten andere Menschen betrachten und sich selbst zeigen konnten, und in denen sie sich in aller Ruhe unterhalten konnten, indem sie gelegentlich den Kopf aus dem Wasser steckten. Die Aquarien hatten einen Ausgang, der ebenfalls mit Wasser gefüllt war und direkt zu einem gut beleuchteten unterirdischen Wasserlauf führte, der wiederum mit einem größeren Gewässer außerhalb der Stadtgrenzen verbunden war. An alles war gedacht.

    Auf den Bänken saßen zahlreiche Paare und genossen die laue Nacht und den wunderschönen Sternenhimmel. Auf niedrigen Tischen standen Schalen mit Obst, offene Weinflaschen und Kristallgläser. Eine Gitarre oder eine Mandoline irgendwo in der Ferne, begleitet von einer sanften Frauenstimme, die eine unverschämt abgewandelte Version eines alten Liedes sang.

    „Waldyras warme Brise, sie fühlt sich so gut an. Sie bläst Jasminhauch durch mein Haar."

    Alle Spieler schlendern in ihren besten Kleidern durch die Straßen.

    Was die Vielfalt und Schönheit der Kleidung anging, hatten die Frauen eindeutig die Nase vorn. Rüschenröcke mit allen möglichen Verzierungen, enge Korsetts, aufwendige Frisuren, zarte Masken im Gesicht, Fächer zwischen den Fingern, sinnlich lächelnde Lippen. Alle Farben, Stile und Epochen waren vertreten. Und das alles begleitet von einem sonoren Klackern der Absätze auf den gepflasterten Straßen. Niemand konnte es den Frauen verübeln, schön sein zu wollen, sei es in der realen Welt oder in einer digitalen Illusion.

    Die Männer versuchten, mit ihnen mitzuhalten, und trugen Wams mit silbernen und goldenen Stickereien, Gewänder im persischen Stil, Kaftane, Westen, Schlabberhosen, Reithosen, Strümpfe, hohe Stiefel. Auf vielen Gesichtern prangten dieselben Zorro-Masken wie die Damen sie hatten. Level, Spitznamen und Clan-Verbindungen blieben damit ein Geheimnis. Nichts als eine kurze Legende wie Mr. Incognito oder Lady Mystery. Die Masken wurden so hergestellt, dass man seine persönlichen Daten verbergen und sich in einen geheimnisvollen Fremden verwandeln konnte. Nur nachts und nur im Stadtzentrum.

    Das war praktisch, vor allem für bekannte Kämpfer und Turniergewinner, Anführer berühmter Clans oder andere, die sich durch ihre Taten in der Welt von Waldyra einen Namen gemacht hatten. Oder, ganz im Gegenteil, öffentliche Feinde (zum Beispiel ein Anführer eines Killer-Clans). Es wäre höchst unangenehm, in Algora Arm in Arm mit einer Frau spazieren zu gehen und von jedem Spieler, dem man jemals Unrecht getan hatte, beleidigt zu werden. Selbst ein hartgesottener Krimineller hätte sich das nicht gefallen lassen. Die Masken waren in diesem Fall eine perfekte Lösung. Auf die Details musste man selbst achten. Die besonders seltene und auffällige Mithril-Rüstung, die es nur einmal gab, musste man eben ausziehen. Sonst wäre jede Tarnung mit Maske für die Katz. Außerdem konnte die Stadtwache durch den Verschleierungszauber hindurch alle Daten sehen, die sie brauchte, egal, ob man nun eine Maske trug oder nicht. Aber die Wachen verrieten einen nicht.

    Im Grunde genommen war eine Maske die einfachste Möglichkeit, den lästigen Schaulustigen, Bettlern, Rächern in den abendlichen Straßen von Algora zu entgehen. Für die Baronin beispielsweise war eine solche Zorro-Maske lebensnotwendig. Sonst hätte sie keine Sekunde der Ruhe. Wenn ich es mir recht überlegte, würde auch mir eine Maske nicht schaden. Bei all den Abenteuern hatte ich vergessen, wie berüchtigt mein Spitzname in Waldyra geworden war. Jeder hat ihn schon einmal gehört, jeder sprach über mich. Jeder, der „Rosgard!" rief, bekam eine Reaktion von allen Anwesenden, und sei es nur, dass sie sich umdrehten und einen träge musterten. Andere würden bestimmt versuchen, mich besser kennenzulernen, und das brauchte ich nicht.

    Ich sah mich verstohlen um und vergewisserte mich, dass noch niemand auf mich aufmerksam geworden war. Zum Glück. Dann flitzte ich nach links, zu dem kleinen, gepflegten Stand eines alten Einheimischen, direkt am kunstvoll gearbeiteten Geländer. Der Stand war ein einfacher Kasten auf hohen Beinen, über dem ein Spiegel in einem silbernen Rahmen angebracht war, der dem Kunden zugewandt war. Unter diesem Spiegel hatte der Händler seine Waren ausgebreitet: einfache Masken, die er zu einem lächerlich niedrigen Preis verkaufte. An der Kiste war auch ein Griff angebracht, der eine kaum hörbare Melodie von sich gab und offenbar als Straßenorgel diente. Der alte Mann kaute auf seiner Unterlippe herum, warf einen Blick in meine Richtung, sagte aber nichts und deutete mit einer Geste in Richtung des Verkaufsstandes, wobei er mich offensichtlich aufforderte, meine Wahl zu treffen.

    Die Wahl einer Maske würde auch nicht das Problem sein. Sondern die Bezahlung. Ich hatte keinen Groschen Geld. Nur Gegenstände. Zum Beispiel zerrissene bordeauxfarbene Mäntel, nass und angesengt obendrein.

    Ich begann das Gespräch mit einem einfachen „Guten Abend" und versuchte, trotz meiner großen Müdigkeit, ein fröhliches Gesicht zu machen.

    „Den wünsche ich Euch auch, sagte der alte Verkäufer mit näselnder Stimme und nickte mir kurz zu. „Sucht Euch aus, was Ihr braucht, mein Bester. Die Waren sind nicht lange haltbar, aber es macht Spaß, sie zu tragen! Ich habe einfache Stoffmasken oder Masken, die mit Perlmutt, Pailletten oder Federn in verschiedenen Farben verziert sind. Auch Tücher aller Art. Meine Preise sind gut. Du wirst nicht ausgeraubt, und ich verdiene auch noch ein paar Groschen.

    „Ich brauche eine einfache Stoffmaske, antwortete ich schnell. „Schwarz. Doch es gibt ein Problem. Ich habe kein Geld.

    „Dann auf Wiedersehen", sagte der alte Mann mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen. Offenbar empfand er mich als amüsant.

    „So haltet doch ein, ich kann hier nicht weg, bis die Maske … ist mein", stotterte ich und sah mich besorgt um.

    „Ihr seid also ein Dieb", sagte der alte Mann wissend. Nach meinen hinkenden Versen wirkte er nur noch amüsierter.

    „Nein, mein Herr, kein Dieb. Und doch wär’ mir eine Maske lieb, sagte ich „Könnt ihr eine Maske entbehren, so würde ich mich nicht verwehren. Eine Stunde oder zwei, danach ist Geld ganz einerlei.

    „Ihr seid ein geschickter Redner. Der Verkäufer seufzte. „Bestimmt seid Ihr ein Betrüger. Worte in Häufen, um Leute zu täuschen, die Ihr gar nicht kennt.

    „Aber ganz und gar nicht, erwiderte ich. „Ich bin nur ein einfacher Mann.

    „Oh, ein Schürzenjäger also? Damen mit Ringen, dann deren Männer mit Klingen?"

    „Keine Damen, keine Ringe, keine Männer, keine Klinge!, sagte ich. „Hört, alter Mann, könntet Ihr mir bitte eine Maske geben? Ich werde Euch jeden einzelnen Groschen zurückzahlen, ich schwöre es!

    „Bitte sehr, sagte der alte Mann und reichte mir spöttisch kichernd eine Maske. „Ein Dichter, wie wunderbar. Mit Maske. Und in Stiefeln.

    „Ich bin alles andere als ein Dichter. Oh, danke, dass Ihr mich an die Stiefel erinnert habt, guter Mann! Wie viel für die Maske?"

    „Ist umsonst, sagte der alte Mann und winkte abweisend. „Ihr habt mich zum Lachen gebracht. Werft doch einmal einen Blick in den Spiegel.

    „In Ordnung", sagte ich und legte das schwarze Stück Stoff über meine Augen.

    Ich schaute durch die schmalen Schlitze der Maske in den Spiegel und sah zu, wie sich die Legende über meinem Kopf langsam auflöste und verschwand. Eine Sekunde später waren keine spielbezogenen Daten mehr zu sehen, und es erschien eine Meldung, die mich aufforderte, einen vorübergehenden Namen zu wählen und diesen laut auszusprechen.

    „Reimloser Dichter", sagte ich, weil mir nach meiner Wortfeilscherei mit dem Verkäufer nichts Besseres einfiel.

    Der vorübergehende Name wurde genehmigt. Dauer: 04:59:59

    So lautete die Systemmeldung, die ich nach einer kurzen Pause erhielt.

    Ich hatte also fünf Stunden Zeit. So viel würde mir schon reichen.

    Der alte Mann kicherte und bot mir einen breitkrempigen Hut an. „Und wieder habt Ihr mich zum Lachen gebracht, und das passiert nicht oft."

    Ich setzte mir den Hut auf den Kopf, verbeugte mich unbeholfen vor dem Verkäufer und ging davon, sein fröhliches Lachen im Ohr. Ich fühlte mich tatsächlich wie Zorro, nur viel weniger charmant oder cool. Ich besaß weder Degen noch treues Ross. Aber nach Zorro war auch nie so fieberhaft gefahndet worden wie nach mir hier in Waldyra. Wirklich jeder schien auf der Suche nach mir zu sein, sowohl einzelne Spieler als auch ganze Clans. Mir fehlte nur noch ein persönlicher Slogan oder ein Zeichen, das ich an jeder möglichen und unmöglichen Stelle hinterlassen konnte. Etwas wie „Ros war hier", nur kreativer.

    Ich fluchte, blieb kurz stehen, zog die extrem auffälligen hohen Stiefel aus und packte sie weg. Ich klopfte mich gründlich ab und versuchte, die verkrustete Schmutzschicht und die Algenreste von meiner Kleidung zu entfernen. Langsam sah ich wieder halbwegs zivilisiert aus und machte meinem temporären Spitznamen etwas mehr Ehre. Ein halb verhungerter und fast mittelloser Bewohner des nächtlichen Algora, der seine Bahnen durch die Stadt zog. Ich hätte damit beginnen können, aus dem Stegreif vor mich hin zu dichten, aber dazu fehlte mir der Mut. Man würde mich höchstens mit fauligem Obst bewerfen. Es gab immer eine Menge Kritiker.

    Außerdem bestand die Möglichkeit, dass ich es nicht schaffte, wie ein einfacher Landstreicher auszusehen. Viele berühmte Spieler schlüpften gern in die Rolle eines einfältigen Bettlers, der durch die Straßen zog. Lumpen bedeuteten noch lange nicht Armut. Selbst die Könige hatten dieses Verkleidungsspiel früher oft gespielt, heute taten es praktisch alle. Besonders anstrengen würde ich mich hoffentlich nicht müssen – es gab Tausende von Menschen auf der Straße, die genauso aussahen wie ich. Fürs Erste würde ich schon nicht auffallen.

    Vor mir knisterte etwas wie das Knattern eines Maschinengewehrs, mit Blitzen und Funken. Ich zuckte bei dem unerwarteten Geräusch zusammen, stellte aber gleich fest, dass einer der Spieler einen Haufen Feuerwerkskörper gezündet hatte, um dann kurz darauf abzuhauen. Die Wachen missbilligten dies, aber auf eine ruhige und freundliche Art und Weise. Sie erkannten, dass es außer dem Lärm nichts Schlimmes war und alle ihren Spaß hatten, vor allem, wenn ein geschickt geworfener Böller unter den Füßen ahnungsloser Spaziergänger explodierte. Ich seufzte und ging weiter, wobei ich versuchte, das gleiche gemächliche Tempo beizubehalten.

    Ein recht interessantes Paar kam in meine Richtung spaziert, interessant genug, dass sich einige Köpfe nach ihnen umdrehten. Auch die Nicknamen, die sie sich gegeben hatten, fand ich lustig – Pestdoktor und C-3PO. Der eine trug eine seltsame vergoldete Ganzkörperrüstung. Er stakste unbeholfen einher und machte ein ernstes Gesicht. Der andere hatte einen langen, schwarzen Umhang angelegt. Sein Gesicht war von einer Maske mit einem Vogelschnabel verdeckt, deren Augen unheilvoll grün leuchteten. Trotz der morbiden Aura, der schweren Schritte und der gruseligen Maske dieses Spielers war der andere beliebter, was sich in der Anzahl der „Likes auf der vergoldeten Brust deutlich widerspiegelte. Etwa 30 rautenförmige Punkte oder mehr, während Pestdoktor bestenfalls fünf auf seinem dunklen Umhang hatte. An Abenden wie heute konnte jeder Spieler dem Charakter, deren Kostüm und Aussehen ihm am besten gefielen, ein einziges „Like geben. Man musste den Spieler nur berühren und „Gefällt mir sagen. Die Charaktere mit den meisten „Likes erhielten von der Verwaltung Preise, die zumeist sogar wertvoll waren. Seltsamerweise war der Androide C-3PO sehr beliebt, obwohl er ausgelaugt und etwas benommen aussah. Ich sollte mal nachsehen, ob er in einem bekannten Film mitgespielt hatte oder so.

    Im Allgemeinen hatten die Leute Spaß. Einige Spieler waren mit ihren Abenteuern beschäftigt, andere schlenderten vergnügt durch die Straßen von Algora. Das hing vom Charakter des Spielers ab und davon, was er lieber mochte. Besiegte Mobs, die zu seinen Füßen zusammensanken, oder nächtliche Spaziergänge durch eine geschmückte Stadt.

    Ich konnte mir vorstellen, was in der Umgebung des Siebenbrunnenplatzes gerade los war. Tagsüber ging es dort schon lustig genug zu. Jetzt in der Nacht war dort wahrscheinlich Party ohne Ende. Es gab Gerüchte, dass berühmte Designer, Filmregisseure und andere Persönlichkeiten den Platz in den Abendstunden besuchten. Niemand konnte sagen, ob an diesen Gerüchten etwas dran war, aber die Spieler, die diesen berühmten und trotzdem so alternativen Ort bevölkerten, waren stets bemüht, in diesen Stunden ihr Bestes zu geben.

    Der Trubel kam mir nur zugute. Ich machte mich auf den Weg zu den Toren der Magiergilde und mischte mich dabei unter die Menge der kostümierten Spieler und Einheimischen, die ebenfalls unterwegs waren. Im Vergleich zu ihnen allen war ich ein regelrechtes Mauerblümchen.

    Jetzt war die Zeit, in der man sich kennenlernen oder flirten konnte. Es gab unzählige Clowns, Gaukler und Fakire. Über eine der Straßen waren Taue gespannt und mehrere Spieler tanzten, sprangen, schlugen Purzelbäume und führten alle möglichen anderen, kaum vorstellbaren Kunststücke vor. Am auffälligsten von allen war ein schlankes Mädchen mit einer kunstvollen silbernen Maske und einem dazu passenden Bikini, ein Bild der Schönheit und Anmut, das alle Blicke auf sich zog. Sie musste hart an ihrem Image gearbeitet haben. Es gab genug Leute in der Menge, die ihrem Auftritt fasziniert zusahen und gelegentlich Münzen in den Zylinder am Boden warfen, der groß genug für einen Riesen war. Aber der Auftritt war es wert. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie viele Geschicklichkeitspunkte es brauchte, um auf diesen dünnen, hoch oben gespannten Tauen zu tänzeln und dabei die Gesetze der Physik so kühn zu missachten.

    „Hier, nimm das!" Ein kleiner Junge drückte mir einen bunten Zettel in die Hand und verlor sich sofort in der Menge, ohne auch nur einen einzigen Groschen zu verlangen.

    Als ich den Zettel betrachtete, musste ich lachen – es war natürlich eine Reklame.

    „Nicht verpassen! Das Ereignis des heutigen Abends!

    Die Große Oper von Waldyra präsentiert!

    Eine Oper mit dem Titel ‚Ankunft in Zaar’Grad‘ mit fantastischem Bühnenbild, Spezialeffekten und herrlichem Gesang! Mit dem berühmten Schauspieler Luigi Galvari als Navigator und mehr als 300 Schauspielern und Sängern!"

    Das trübte meine Stimmung gehörig.

    Ich stellte mir vor, wie ein Schauspieler an Deck des Flaggschiffs stand, höchst dramatisch die Arme in die Höhe warf und etwas wie „Fi-i-i-i-garo... Fi-i-i-garo... Zaaar’Graaad!" in lyrischem Tenor schmetterte.

    Untermalt von einer Heerschar im Matrosenkostüm, die „Ahoi! Ahoi! Dort am Horizont!" sang.

    Mit einem kleinen Boot hinter dem Schiff, in dem die Schwarze Baronin ruderte und mit angestrengter, aber fröhlicher Stimme trällerte: „Don’t leave me this way, I can’t survive, I can’t stay alive…"

    Ich räusperte mich und redete beruhigend auf meine wilde Fantasie ein.

    Dann warf ich den Flyer schnaubend in den nächstgelegenen bunten Mülleimer. Sofort hörte ich ein zufriedenes Brummen – der müllfressende Schleimer machte sich mit Vergnügen an seine Mahlzeit. Ich hoffte, dass dem Schleimer das Papier gut schmeckte, obwohl diese Kreaturen alles zu fressen schienen, was man ihnen vorsetzte.

    Es dauerte nicht lange, bis ich das mir wohlbekannte Tor der Magiergilde erreicht hatte, das einladend geöffnet war, da die Gilde rund um die Uhr arbeitete. Die Spieler besuchten Waldyra schließlich auch nachts, und einige von ihnen verbesserten ihre Fähigkeiten zu ungewöhnlichen Zeiten. Die Magier, die die Spieler bedienten, besaßen jedoch nur einen niedrigen Rang, während ihre Vorgesetzten um diese Zeit wahrscheinlich gemütlich schliefen. Auch viele Einheimischen waren bereits zu Bett gegangen. Wie sonst sollten Diebe im Schutz der Nacht in ihre Häuser eindringen und auf Zehenspitzen über knarrende Dielenböden schleichen, in der panischen Angst, jemanden aufzuwecken?

    Ich hoffte inständig, dass die Nachricht vom Tod des berüchtigten Werwolfs einen gewissen alten Magier so begeistert hatte, dass er aus seinem warmen Bett gekrochen war und mir jetzt eine Audienz gewährte. Noch besser, dass er für den Rest der Nacht gar nicht mehr an Schlaf dachte.

    Ich wollte einfach nur jemandem diesen widerlichen abgetrennten Wolfskopf in die Hand drücken und meine wohlverdiente Belohnung dafür kassieren. Ich wurde nicht enttäuscht. Man empfing mich bereits am Eingangstor. Kaum war ich eingetreten, brüllte ein Teenager in einem langen Gewand und einem albernen hohen Hut etwas und stürmte zu den Türen des Gildengebäudes. Er war kein guter Läufer, stolperte unzählige Male auf der kurzen Strecke und hielt dabei seinen lächerlichen Hut mit beiden Händen fest. Ich beachtete ihn aber nicht länger, denn sein Ausruf musste etwas bedeutet haben.

    Ich blieb stehen und versuchte, meine aktuellen Umstände vollständig zu erfassen. Sollte ich wirklich weitergehen oder doch umkehren und fliehen?

    Zu spät.

    „Rosgard!, sagte jemand mit einer dröhnenden Stimme, die von Autorität zeugte. Mein Name hallte in einem dumpfen Echo über den Park vor dem Gebäude und nagelte mich förmlich an Ort und Stelle fest. „Willkommen, Held!

    Das fing ja gar nicht so schlecht an. Man könnte sogar sagen, vielversprechend.

    Ich plusterte mich auf und lächelte Tarnius zu, dem großen Erzmagier, der auf den Stufen stand und so streng und majestätisch aussah wie Gandalf höchstpersönlich.

    Dann trabte ich mit stolzgeschwellter Brust auf ihn zu und begrüßte ihn.

    „Ich wünsche dir einen guten Abend, großer Erzmagier Tarnius. Ich habe gute Nachrichten..."

    „Wie mutig du bist!, unterbrach der alte Mann mich, während er meine unbedeutende Wenigkeit musterte. „Wahnsinnig mutig, würde ich sagen!

    „Sprichst du von dem bösartigen Werwolf?", fragte ich.

    „Ich spreche von den Göttern, sagte der verdrießliche Erzmagier. „Du hattest genug Mut, sie wütend auf dich zu machen. Nur wenige können das. Nur wenige können dies riskieren. Nur wenige haben so wenig Verstand, dass sie...

    „Tarnius, unterbrach ich den Erzmagier, dessen Rede langsam beleidigend wurde. „Könntest du mir mehr über die zornigen Götter erzählen? Ach, und übrigens, ich habe Grym getötet. Hier ist sein Kopf.

    „Fantastisch, sagte Tarnius und bedeutete mir, ihm zu folgen. „Komm mit, du Held. Es wartet eine posthu … äh … eine große Auszeichnung auf dich.

    Hatte er eben „posthum" sagen wollen?

    Wir gingen die verschlungenen Gänge entlang und landeten schließlich in dem mir bereits vertrauten Zimmer. Ich nahm kurzerhand in einem der bequemen Stühle Platz und streckte meine müden Füße aus. Ein träger Gedanke wanderte mir durch den Kopf – sie hätten mir auch noch ein paar andere Zimmer zeigen können. An Platz mangelte es ihnen hier jedenfalls nicht. Aber wahrscheinlich hielt ich mich gerade für wichtiger, als ich war. Die meisten Spieler wagten nicht einmal davon träumen, einen einzigen Raum der Magiergilde von innen zu sehen, und ich langweilte mich hier?

    Tarnius räusperte sich demonstrativ, und ich sprang auf und kramte in meinem Rucksack, um den riesigen Wolfskopf zu präsentieren, der zu einem wütenden Grinsen erstarrt war.

    Der Erzmagier deutete auf einen niedrigen Tisch, und ich legte den Kopf des Werwolfs gehorsam in die Mitte eines leeren Silbertabletts, das aussah, als sei es zu diesem Zweck auf den Tisch gestellt worden. Was sagte ich da? Es lag eindeutig zu diesem Zweck hier, denn es war mit allen möglichen Runen und Schnörkeln bedeckt. Nicht gerade ein stinknormaler Teller. Sie hatten wohl Angst, dass dem Werwolf ein neuer Körper wachsen würde. Gott bewahre. Einmal war mehr als genug für mich. Meine Psyche würde eine weitere Begegnung mit dem monströsen Wolf nicht überleben, geschweige denn mein Körper.

    Tarnius betrachtete die toten Augen des Werwolfs mit einer gewissen Ehrfurcht und strich sich über seinen gut gestutzten Bart.

    „Es war eine große Tat, die du vollbracht hast, Rosgard! Wahrlich eine große Tat!"

    Herzlichen Glückwunsch!

    Du hast eine Quest abgeschlossen: Die Bestie, die in Grym, dem Untröstlichen, schläft.

    Deine Belohnung: 500 Goldmünzen.

    Herzlichen Glückwunsch!

    Derzeitige Höhe des Bonus: +2 auf freundliche Gesinnung der Magiergilde von Algora.

    Freundliche Gesinnung war großartig, besonders wenn man bedachte, welche Macht die Magiergilde von Algora hatte. 500 Goldmünzen waren sogar noch besser.

    Aber was war mit dem Teil über „einen Gegenstand meiner Wahl aus dem Saphir-Gewölbe"?

    Der Hamsterer in mir, der lange im Koma gelegen hatte, wachte auf, riss sich die Kanülen vom Körper, rutschte unbeholfen vom Krankenhausbett und fletschte die Zähne, bereit, den Feind in Stücke zu reißen.

    Ernsthaft jetzt. Wo war der Gegenstand?

    „Du erinnerst dich doch, oder?, fragte der Erzmagier, der mein nachdenkliches Gesicht gesehen hatte, mit einem schiefen Lächeln. „Manchmal ist ein Kupferling in der Hand viel mehr wert als ein Saphir, der dir versprochen wurde. Du hast deinen Kupferling bekommen, Rosgard, also kannst du den Saphir gleich vergessen. Du hast deine Wahl getroffen. Außerdem hast du die Hälfte der Belohnung bekommen, noch bevor du den Werwolf getötet hast. Das ist fair. Habe ich recht?

    „Na ja. Fast, antwortete ich zähneknirschend. „Fast...

    Eigentlich war es fair. Die Wahrsagerin hatte mir gesagt, wo ich einen weiteren Teil der Silbernen Legende finden würde, und ich hatte ihn umsonst erhalten. Aber der Hamsterer in mir war außer sich. Bloß, was sollte ich tun? Den Magier beim Bart packen? Erstens wäre dies kein akzeptables Verhalten, und zweitens würde er mich wahrscheinlich in der Luft zerreißen, bevor ich überhaupt die gepflegte Konstruktion erreichen würde, die sein Gesicht umrahmte.

    „Fast? Tarnius hob eine Augenbraue und sah etwas verwirrt aus. „Glaubst du denn, dass...

    „Es ist fair, sagte ich und hob die Hände in einer beschwichtigenden Geste. „Es ist nur so, dass ich gehofft hatte, du könntest mir ein paar Fragen beantworten. Ich wäre dir sehr dankbar.

    „Wenn ich kann", antwortete der Magier und nickte wohlwollend.

    Es gab einen Blitz und ein prall gefülltes Säckchen fiel mir in den Schoß. Nach den feinen Stickereien darauf zu urteilen teure Handarbeit.

    „Das ist das Gold, erklärte der Magier unnötigerweise. „Was möchtest du wissen, Rosgard? Ich werde antworten, wie gesagt, wenn ich kann. Eine gute Gelegenheit, mich mit jemandem zu unterhalten, der eine so edle Tat vollbracht hat wie du.

    „Könntest du mir bitte etwas über den Zorn der Götter erzählen?", platzte ich heraus.

    Ich war kein Idiot und wusste, dass es etwas mit der Sumpf-Quest und dem Mädchen, das ich gerettet hatte, mit der feurigen Kobra und dem Ausbruch des göttlichen Zorns zu tun hatte. Aber ich wollte die Details wissen, egal wie grausam oder unangenehm sie waren. Wissen war schließlich immer besser als Vermutungen.

    Erzmagier Tarnius enttäuschte mich nicht.

    „Eine weise Entscheidung. Nun, Rosgard, du hast die Göttin sehr zornig gemacht. Und Götter meinen es ernst, wenn sie zornig sind. Sie hätte dich schon längst in Staub und Asche verwandelt, wenn sie könnte."

    „Okaaaay …"

    „Denk daran: Dein Tun hat immer Konsequenzen. Wenn man einen rettet, zerstört man einen anderen, philosophierte Tarnius. „Wenn du jemanden aus dem Feuer ziehst, wird ein anderer in den Flammen der Hölle brennen. So ist das Leben, und so ist das Gesetz.

    „Ich habe ein junges Mädchen aus den Flammen gerettet, sagte ich nickend. „Ich habe sie aus dem Feuer gezogen, das ich selbst gelegt hatte. Ich töte keine Kinder.

    „Das ist sehr lobenswert, räumte der alte Magier ein, der offenbar keine Haarspalterei zu betreiben gedachte, und rieb sich die Augen. „Das Leben ist kostbar. Das Leben eines Kindes ist unbezahlbar. Aber all das ändert nichts an den Befindlichkeiten der Mächtigen. Du hast eine besondere Aufgabe erhalten, Rosgard, und ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Sie war besonders, aber sie war auch einfach. Sie hätte nicht einfacher sein können. Die einzige Herausforderung bestand darin, die Blutegel zu entfernen und die Zunderbüchse trocken zu halten, um ein Feuer zu entfachen und eine alte Hütte niederzubrennen, bevor sie zur Wiege wurde.

    Wiege. Ich prägte mir den neuen Begriff ein, während Erzmagier Tarnius eine Pause einlegte, um zwei mit dunkelrotem Wein gefüllte Kristallbecher aus dem Nichts herbeizurufen. Er drückte mir einen davon in die Hand und nahm einen Schluck aus dem anderen, bevor er fortfuhr.

    „Außerdem hatte man dir einen sehr klaren Hinweis gegeben, wie du deine Aufgabe erfüllen kannst. Das hätte dir eine große Hilfe sein sollen, Rosgard. Dir ist doch klar, dass du diese Aufgabe nicht von einer gewöhnlichen Wahrsagerin aus dem Dorf erhalten hast, die nicht über ihre warzenbedeckte Nasenspitze hinaussehen kann, oder? Du weißt doch bestimmt, wen du da in dem alten Zelt getroffen hast und wer dir den Auftrag gegeben hat, ihren Willen zu manifestieren."

    „Ich glaube schon, auch wenn sie wie eine einfache Frau aussah. Aber in der Jobbeschreibung stand nichts von wegen ‚Manifestation ihres Willens’, widersprach ich. „Selbst, wenn es einen Willen zu manifestieren gäbe, habe ich die Aufgabe erfüllt. Ich habe die Hütte bis auf den Grund niedergebrannt. Was hätte ich denn noch tun sollen?

    „Was noch? Warum musstest du deine neugierige Nase hineinstecken?, fragte der alte Magier in donnerndem Bariton, der mich zusammenzucken ließ. „Feuer legen und verschwinden! Das und sonst nichts war zu tun gewesen! Du liebe Zeit! Und ich hatte gedacht, ich würde hier einen vielversprechenden jungen Magier zu etwas ganz Großem heranwachsen sehen. Fähig und vom Glücke verfolgt...

    „Würdest du bitte noch warten, bevor du meine Grabrede anstimmst?, murmelte ich verdrossen. „Erzmagier, ich bin noch nicht tot.

    „Du scheinst es aber darauf anzulegen, lebendig begraben zu werden, da brauchst du keine Hilfe, schnappte Tarnius und nahm dann genüsslich einen Schluck Wein. „Aber du hast der Magiergilde und auch dem einfachen Volk einen guten Dienst erwiesen, indem du Grym, den Werwolf, vernichtet hast. Deshalb werde ich gnädig sein und dir sagen, wie du dem Zorn der Göttin, die du überlistet hast, entgehen kannst.

    „Moment mal!, sagte ich aufgebracht. „Ich habe keine Göttin überlistet! Ich habe niemanden betrogen! Äh... bitte fahre fort, hochverehrter Tarnius.

    „Oh, du bist genauso stur, wie ich es in meiner Jugend war", sagte der Erzmagier seufzend.

    „Na klar, wollte ich schon ätzen. „Damals gab es Waldyra noch gar nicht!

    Zum Glück konnte ich mich davon abhalten, etwas zu sagen. Der große Magier würde mich ohnehin nicht für voll nehmen, wenn ich ihm jetzt erklärte, dass er nie jung gewesen war, und das Gespräch mit mir abbrechen.

    „Ob du es wolltest oder nicht, du hast die Göttin zornig gemacht. Deshalb bist du jetzt einmal still und hörst mir respektvoll zu!, mahnte Tarnius, und ich nickte artig. „Der einfachste, sicherste und beste Weg wäre es, das Kind, das du gerettet hast, von Priestern und Priesterinnen aus einem von Snessas Tempel aufziehen zu lassen. Das wird alles lösen, und sie wird schließlich Snessas Hohepriesterin werden.

    „Hohepriesterin?" Ich traute meinen Ohren kaum.

    Eine Hohepriesterin war die oberste Autorität des Tempels, die nur von der Gottheit des Tempels überragt wurde. Eine Art Papst.

    „Das wäre das Beste für ein Kind wie sie. Ein glorreiches Schicksal, pfeilgerade und klar wie die Bahn der aufgehenden Sonne",

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