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Der Wüstensklave: Die Last der Verantwortung
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Der Wüstensklave: Die Last der Verantwortung
eBook307 Seiten4 Stunden

Der Wüstensklave: Die Last der Verantwortung

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Über dieses E-Book

Mit Yaris Erinnerungen kehrt auch seine frühere Persönlichkeit, Jamon zurück, doch Yari ist noch nicht bereit für Jamon. Während er sich vorsichtig mit seinen Erinnerungen auseinandersetzt und erkennt, wie er in seine aktuelle Lage geraten ist und vor allem durch wen, kann er sich auch Kai immer weiter öffnen. Seine Liebe lässt auch sein körperliches Verlangen soweit aufleben, dass er in der Lage ist, wieder Lust zu empfinden und sie zu genießen. Dass Kai ausgerechnet zu dieser Zeit des inneren Umbruchs die jährliche Fahrt nach Wladiwostok unternehmen muss, bei der Yari nicht mitkommen kann, stürzt Yari in tiefe Verzweiflung, gerade jetzt bräuchte er die Unterstützung seines Shariks, sieht er sich doch als Jamon Gefahren ausgesetzt, die Yari nicht bewältigen kann. Ihm wird klar, dass er und seine neue Familie in großer Gefahr schweben. Wenn der amtierende Pharao erfahren sollte, dass Jamon noch lebt, währen die Folgen nicht auszudenken. Zudem bringt Kai von seiner Reise beunruhigende Informationen über das ägyptische Großreich mit, die Jamon vor die Frage stellen, ob er es überhaupt verantworten kann, der vor ihm liegenden Aufgabe aus dem Weg zu gehen …
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Nov. 2019
ISBN9783750212480
Der Wüstensklave: Die Last der Verantwortung
Autor

J. D. Möckli

J. D. Möckli ist 1983 in der Schweiz zur Welt gekommen und lebt mit ihrer Familie und zwei Katern im Kanton Schaffhausen. Nachdem sie vor einigen Jahren mit dem Schreiben und Veröffentlichen von Fanfictions angefangen hat, ist nun für sie der Schritt gekommen, in die Welt der eigenen Geschichten einzutauchen.

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    Buchvorschau

    Der Wüstensklave - J. D. Möckli

    Was bisher geschah

    In Izusan lebt der junge Händler Kai Mutsuo. Zusammen mit seinem Großvater Ren führt er einen Stoffladen, der Mutsuos Cotton heißt. Als er seinen besten Freund Yusaku Saburo zum Sklavenmarkt begleitet, kauft er aus Mitleid den Sklaven Yari. Er verliebt sich in ihn, doch Yari leidet nicht nur an einem Gedächtnisverlust, sondern ist auch noch durch fünf Jahre Sklaverei tief traumatisiert.

    Ganz langsam und mit viel Geduld, trotz des einen oder anderen Rückschlags, gewinnen Kai und Ren das Vertrauen Yaris, der sich mit der Zeit an immer mehr aus seiner Vergangenheit erinnert.

    Als Yusaku für eine Weile ins Gefängnis muss, bringt er seinen Sklaven Rashid zu ihnen. Was eigentlich kein Problem sein sollte, entpuppt sich für Yari als besonders schwierig, erinnert ihn Rashid doch nicht nur an einen seiner früheren Besitzer, sondern wirkt auf Yari auch noch als Konkurrent um sein neues Zuhause. Erst als Yari entdeckt, dass er mehr für Kai empfindet und sich diesen Gefühlen mit Kais Hilfe vorsichtig stellt, wird er wieder etwas ruhiger und entspannter. Dennoch ist er heilfroh, als Rashid wieder zurück zu Yusaku geht.

    Als Yari Kai zum jährlichen Stoffmarkt in Edo begleitet, sieht er sich mit der Enkelin von Andrew Hemingway konfrontiert, die Kai schöne Augen macht und kein Nein akzeptieren will. Das bringt Yari dazu, immer wieder über seine Grenzen zu gehen, um seinen Kai vor ihr zu schützen. Allerdings wird er in Edo auch mit seinen ersten Besitzern konfrontiert, was in Yari wieder die alten Ängste und Traumata weckt. Zudem glaubt Andrew Hemingway, jemanden in Yari zu erkennen, der eigentlich tot sein müsste. Das führt dazu, dass er Yari einige Privilegien gewährt, die nicht mal die freien Hausangestellten genießen, und somit zu Spannungen im Haus. Sodass Yari und Kai froh sind, als sie wieder nach Hause fahren können.

    Kapitel 1: Lagerchaos

    Die Sonne geht gerade auf, als Yari aus seinem unruhigen Schlaf hochschreckt. Er hatte wieder jene verwirrenden Träume, die ihn öfters heimsuchen. Trotzdem bleibt er ruhig liegen, da Kai ihn mal wieder als Kopfkissen benutzt. Er kann aber beim besten Willen nicht mehr einschlafen, weshalb er aus dem Fenster sieht und beobachtet, wie die Sonne langsam den Himmel in ein leuchtendes Rot taucht. Ohne es zu merken, streichelt er dabei immer wieder leicht über die Seite seines Shariks.

    Das lässt Kai aus seinem Tiefschlaf erwachen. »Yari, es ist noch mitten in der Nacht.« Murrend dreht er sich um und zieht sich die leichte Decke über den Kopf.

    Im ersten Moment ist Yari etwas enttäuscht, hat er sich doch insgeheim etwas anderes erhofft. Allerdings kann er seinen Sharik nach den beiden anstrengenden Tagen ja auch verstehen, deswegen steht er jetzt möglichst leise auf und geht mit seiner Kleidung hinunter ins Bad.

    Dort legt er sie auf den Hocker, bevor er sich vor das Waschbecken stellt und eingehend mustert.

    Verdammt, was ist nur mit mir los? Sich die Nasenwurzel reibend, senkt Yari den Blick und wendet sich vom Spiegel ab. Vielleicht hilft ihm ja eine heiße Dusche, seine Gedanken wenigstens ein wenig zu ordnen.

    Als er unter dem heißen Wasserstrahl steht, wird das Kreisen der Bilder in seinem Kopf ein wenig besser, sodass er schließlich nicht nur erfrischt, sondern auch deutlich ruhiger aus der Wanne steigt und sich mit kräftigen Bewegungen abtrocknet. Dabei muss er daran denken, wie ihn Kai abgetrocknet hat, was ihn unwillkürlich lächeln lässt.

    Als er mit seiner Morgentoilette fertig ist, verlässt er das Badezimmer und bringt seinen Schlafanzug ins Wohnzimmer, um Kai nicht aus Versehen noch einmal aufzuwecken. Trotzdem blickt er noch einmal ins Schlafzimmer. Was er dort sieht, lässt ihn unterdrückt auflachen, denn Kai hat die Decke wie eine Wurst zwischen seine Beine gezogen und umschlingt sie mit den Armen.

    »Offenbar leidest du an Klammerattacken, Sharik«, murmelt Yari und schließt leise die Tür.

    Noch immer vor sich hin schmunzelnd geht er in den Stall, um sich endlich mal wieder richtig um seine beiden Racker zu kümmern.

    Tatsächlich wird er schon ungeduldig erwartet und mit lautem Gewieher begrüßt.

    »So, Jungs, jetzt ist die ganze Nachbarschaft wach und weiß jetzt endgültig, dass ihr wieder zu Hause seid.« Grinsend krault er die beiden kurz, bevor er ins Heulager geht. Dort nimmt Yari die Netze von den Haken neben der Tür und trägt sie zu den Boxen. Natürlich kriegt Rocky als Erster sein Heu in die Box gehängt.

    Einen Moment lang bleibt er bei den Pferden stehen und beobachtet, wie die beiden zufrieden ihr Heu aus den Netzen zupfen. Dann schnappt er sich den Eimer und füllt die Tränken mit frischem Wasser. Anschließend füllt er die Netze schon mal für die nächste Fütterung.

    Weil er danach noch Zeit hat, setzt sich Yari auf die Stufen vor der Hintertreppe. Den Blick in den Himmel gerichtet, beobachtet er die Wolken, die noch immer leicht rötlich über ihm hinwegziehen.

    Erst als auch der letzte Schimmer des Sonnenaufgangs verschwunden ist und die Schatten ihm verraten, dass es langsam Zeit fürs Frühstück ist, steht er auf. Bevor er jedoch zurück ins Haus geht, kontrolliert er noch einmal die Tränken und füllt sie mit frischem Wasser.

    Als er sich die Hände wäscht, fällt ihm auf, dass er aus der Küche keine Stimmen hört.

    Er ist überrascht, dass Ren allein am Tisch sitzt. »Guten Morgen, Großvater, wo ist denn Kai?«

    Nachdem er sich seinen Tee eingeschenkt hat, dreht er sich mit einem fragenden Blick zu dem alten Mann um und lehnt sich an die Arbeitsplatte neben dem Herd.

    »Guten Morgen, mein Junge. Ich lasse Kai heute ausschlafen und öffne für ihn den Laden. Weißt du, nach so einer anstrengenden Reise sollte man ihn nicht zu früh wecken, denn sonst ist er noch schlimmer drauf als sowieso schon.«

    »Ja, ich habe es gemerkt«, murmelt Yari und setzt sich zu Ren an den Tisch, um sich endlich einen Löffel Honig in den Tee zu rühren.

    Schmunzelnd beobachtet Ren, wie Yari mit geschlossenen Augen seinen Tee genießt. »Hast du bei Hemingway keinen Honig bekommen?« Er selbst greift schon mal nach einem Brötchen, während er auf eine Antwort wartet.

    Seufzend stellt Yari seine Tasse hin. »Es gab schon Honig, aber ich wollte die Situation nicht ausnutzen, also habe ich verzichtet und mich auch sonst zurückgehalten. Die Situation war schon angespannt genug, wegen meiner Privilegien.« Nun nimmt auch er sich ein Brötchen und bestreicht es dick mit Honig. »Es kam mir schon komisch vor, dass ich auf einmal so anders behandelt wurde, denn dieser Hemingway hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, dass er von seinen Prinzipien abweicht. Darum habe ich versucht, mich so perfekt wie möglich zu verhalten.« Jetzt beginnt er schief zu grinsen. »Okay, die Wette mit der Göre war nicht gerade die beste Idee und dass ich sie dann auch noch haushoch im Schach geschlagen hatte, war vielleicht auch nicht klug, aber sie hatte es nicht anders verdient.«

    Schmunzelnd hört Ren Yari zu, obwohl er das meiste schon aus dem Brief kennt. »Ja, das war wirklich nicht gerade das beste Verhalten für einen Sklaven, aber damit hast du bei den beiden auch Eindruck hinterlassen. Aber sag mal, warum nennst du Elaine immer Göre? Was hat sie denn getan, dass du so von ihr sprichst?« Neugierig beugt er sich vor.

    Yari verschränkt grimmig die Arme. »Die Göre ist respektlos und ignoriert die Wünsche von anderen komplett, wenn sie ihr nicht passen. Zwar hat sie mir geholfen, aber das hat nur einen Bruchteil von dem, was sie zuvor angestellt hat, wieder wettgemacht. Und wenn sie diese Wette nicht verloren hätte, dann würde sie meinen Kai jetzt immer noch mit ihrem ewigen Darling nerven und sich ihm aufdrängen.« Fest sieht er Ren an, der aufgrund des Tonfalls unwillkürlich schluckt.

    »Na, das nenne ich mal direkte Worte. Aber ja, sie ist wirklich ein wenig verwöhnt.«

    »Ein wenig? Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrtausends! Man hätte ihr schon viel früher ihre Grenzen zeigen sollen! Dass Kai zu freundlich dafür ist, ist klar, aber Hemingway hat bei ihrer Erziehung ganz klar versagt, wenn es um das Thema Respekt geht! Das hätte ich mir als Kind niemals erlauben dürfen, so die Grenzen meiner Mitmenschen zu missachten. Außerdem hat Kai ihr gleich zu Anfang klar und deutlich gesagt, dass er vergeben ist, und trotzdem hat sie sich ihm aufgedrängt und dann noch behauptet, dass Homosexualität eine Phase sei!« Während er spricht, beginnt Yari wild zu gestikulieren.

    Ren legt ihm die Hand auf die Schulter. »Ganz ruhig, ich habe dich ja verstanden. Du kannst weder Elaine noch Hemingway leiden und das ist auch dein gutes Recht.« Fest sieht er ihn an. »Nur will ich dir eins sagen: Elaine lebt bei ihrem Großvater, weil ihre Eltern schon nicht mehr mit ihr klargekommen sind, als sie noch ein Kind von vier Jahren war. Sie ist nämlich hochintelligent und darum lebt sie bei ihm, weil er sie fördern kann.«

    Mit zusammengekniffenen Augen erwidert Yari den Blick. »Sie ist vielleicht hochintelligent, aber trotzdem ist sie respektlos. Ihre soziale Intelligenz ist nicht sehr ausgeprägt.« Weil er der Meinung ist, zu dem Thema alles gesagt zu haben, wendet Yari den Blick ab und schmiert sich noch ein Brötchen.

    Seufzend akzeptiert Ren die stumme Botschaft. Offensichtlich hat sich Yari seine Meinung über Elaine gebildet. Sie hat offenbar noch viel Arbeit vor sich, um diese wieder zu ändern. Eigentlich grenzt es ja schon beinahe an ein Wunder, dass sich Yari so gut beherrschen konnte, obwohl er Elaine so wenig leiden konnte. Hemingway hatte ihm nämlich geschrieben, dass sich Yari bis auf die direkten Worte, wenn es um Kai ging, immer vorbildlich verhalten hat. – So, wie es von einem Herrscher nun einmal erwartet wird.

    Unauffällig mustert er Yari und fragt sich, ob der Junge inzwischen ahnt, wer er mal gewesen ist. Laut Hemingway gibt es keinen Zweifel, dass Yari der angeblich verstorbene Pharao ist, und die Begründungen klingen logisch.

    Nach dem Frühstück steht Ren auf. »Spülst du bitte das Geschirr?« Fragend sieht er Yari an, der nach einem Moment nickt.

    »Ja, das kann ich machen.«

    »Danke. Ich bin dann jetzt im Laden. Lass Kai so lange schlafen, wie er will. Die Stoffe könnt ihr ja auch noch am Nachmittag richtig ins Lager einordnen.« Noch bevor Yari etwas sagen kann, geht Ren aus der Küche.

    Yari beginnt in aller Ruhe, den Tisch abzuräumen, und trinkt seinen inzwischen kalten Tee. Er ist überraschend schnell fertig und weil es ihn stört, alles auf dem Tisch stehen zu lassen, legt er für Kai ein paar Brötchen auf einen Teller und stellt die Marmelade und dessen Tasse daneben. Den Rest bringt er wieder in die Vorratskammer.

    Zufrieden betrachtet Yari dann die saubere Küche, ehe er zu Ren geht.

    Noch im Flur zieht er sich das Halsband an und betritt schließlich mit gesenktem Kopf den Laden, wo Ren sich gerade mit einer Kundin unterhält.

    Obwohl sich Ren auf die junge Dame konzentriert, bemerkt er sofort, dass Yari hinter ihm steht und dreht sich mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihm um. »Yari?«

    Erst als er seinen Namen hört, hebt Yari den Blick, versucht aber weiterhin, unterwürfig zu wirken. »Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass die Küche aufgeräumt ist und ich jetzt wieder in den Stall gehe.« Weil er auf die Antwort von Ren warten muss, verschränkt er seine Arme hinter seinem Rücken, steht aber ansonsten vollkommen ruhig da.

    Im ersten Moment ist Ren irritiert, doch dann fängt er sich wieder. »Ja, ist gut. Ich gebe Kai Bescheid, wenn er dich suchen sollte.« Ohne ihn noch weiter zu beachten, wendet er sich wieder der Kundin zu, die Yari mit einem seltsamen Glanz in den Augen nachsieht.

    »Da haben sie sich aber einen wirklich gut aussehenden Sklaven zugelegt. Trägt er die Stoffballen gegen einen kleinen Aufpreis auch zu den Kunden nach Hause?« Lächelnd neigt sie den Kopf und ignoriert dabei, dass sie ja einen Sklaven hinter sich stehen hat, der die Einkäufe für sie trägt.

    »Mademoiselle, Yari ist nicht direkt mein Sklave, sondern der meines Enkels, und der kann es gar nicht leiden, wenn man solche Angebote macht.« Trotz seiner harten Worte lächelt er die junge Frau weiterhin freundlich an, während er jetzt um den Verkaufstresen herumgeht. »Was halten Sie davon, wenn wir uns jetzt die in Frage kommenden Stoffe ansehen? Leider ist mein Enkel erst gestern am späten Abend von seiner Geschäftsreise zurückgekommen, darum kann ich Ihnen die neue Ware noch nicht zeigen, aber ich denke, dass wir auch so einen für Sie passenden Stoff finden werden.«

    Yari hat gerade noch so die Worte der Frau mitbekommen und geht kopfschüttelnd zu den Pferden. Bevor er sie allerdings rauslässt, ändert er spontan seinen Fütterungsplan und verteilt ihr zweites Frühstück großzügig im Hof. Erst nachdem er sein Werk zufrieden begutachtet hat, öffnet er die Boxentüren.

    Sofort spazieren Blacky und Rocky zufrieden schnaubend in den Hinterhof und drehen ein paar langsame Runden, ehe sie sich gemütlich den vielen kleinen Heubergen widmen.

    Eine Weile lang beobachtet Yari schmunzelnd die beiden Wallache, die zufrieden umherwandern und sich die Bäuche vollschlagen. Erst als er sich sicher ist, dass sie nichts anstellen werden – schließlich sind sie eine ganze Woche lang nicht wirklich frei herumgelaufen, wenn man die Weide beim Gasthof außer Acht lässt –, geht er zurück in den Stall, um die Boxen auszumisten.

    Pünktlich zum Mittagessen ist Yari mit seinen Aufgaben, bis auf die Fütterungen, für heute fertig und holt die Pferde wieder rein, indem er sie mit Äpfeln lockt, die er schon seit einer Weile für solche Fälle in der Sattelkammer aufbewahrt.

    Als Yari in die Küche kommt, sieht er zu seinem Erstaunen Kai am Herd stehen. »Sharik? Kochst du heute für uns?« Freudig umarmt er ihn von hinten und schielt dabei in die Pfanne. »Was ist das denn?« Neugierig versucht er, den Inhalt zu identifizieren. Als ihm das nicht gelingt, legt er den Kopf auf der Schulter seines Shariks ab. »Das ist aber nichts Giftiges, oder?«

    Bei der vorsichtigen Frage kann sich Kai nicht mehr zurückhalten und beginnt leise zu kichern. »Ja, ich koche heute für uns, weil mich Großvater im wahrsten Sinne des Wortes wieder aus dem Laden geschmissen hat, als ich ihn ablösen wollte. Dieses Essen nenne ich immer Wochenrückblick. Es ist eine Art Eintopf aus allen möglichen Sachen, die noch übrig sind. Und natürlich ist es nicht giftig, auch wenn es so aussieht, und schmeckt sehr gut.« Vorsichtig nimmt er mit dem Holzlöffel ein wenig von dem Eintopf heraus und hält ihn Yari vor den Mund. »Keine Sorge, ich habe vorhin schon probiert. Du bist also nicht mein Versuchskaninchen«, sagt er grinsend, als er den zweifelnden Gesichtsausdruck seines Liebsten bemerkt.

    Zögernd öffnet Yari den Mund und probiert dann äußerst vorsichtig.

    »Und? Schmeckt es dir?« Gespannt dreht sich Kai um.

    Yari schluckt erst einmal runter. »Na ja, noch ein bisschen mehr Salz und dann schmeckt es wirklich ganz gut. Jetzt ist es noch ein wenig fad.«

    Seufzend streut Kai noch etwas Salz in den Topf und rührt dann kräftig um. Auffordernd hält er Yari wieder den Holzlöffel vor den Mund.

    Sorgfältig prüft Yari den Geschmack und nickt dann zufrieden. »Jetzt schmeckt dein Wochenrückblick wirklich lecker.« Zur Belohnung beugt er sich vor und gibt Kai einen sanften Kuss auf die Lippen. »Guten Morgen erst mal. Hast du gut geschlafen?«

    Diese Frage lässt Kai unwillkürlich grinsen, während er Yari seine freie Hand in den Nacken legt. »Ich habe sehr gut geschlafen. Nur bin ich ziemlich einsam aufgewacht und jetzt darf ich auch noch kochen.« Den letzten Teil des Satzes grummelt er mehr, als dass er ihn spricht.

    Todernst lehnt Yari seine Stirn an Kais und sieht ihm direkt in die Augen. »Tut mir leid, aber ich konnte doch Blacky und Rocky nicht hungern lassen. Und Großvater meinte, dass ich dich schlafen lassen soll, weil du sonst unausstehlich wärst.« Ohne Vorwarnung zieht er Kai nun an sich und verwickelt ihn in einen leidenschaftlichen Kuss.

    Nur zu gern lässt sich Kai darauf ein, allerdings nicht für lange, weil er nicht riskieren möchte, dass das Essen anbrennt. Schweren Herzens löst er sich von seinem Liebsten und wendet sich wieder dem Topf zu. »Deckst du bitte den Tisch?« Lächelnd blickt er über seine Schulter und bekommt sofort noch einen Kuss.

    »Natürlich, Sharik. Soll ich dann auch gleich die Brötchen aus der Vorratskammer holen?« Die Teller schon in den Händen haltend, sieht er Kai an, der nach einem Moment nickt.

    »Ja, bitte, Liebster.«

    Wie erhofft bekommen Yaris Augen wieder diesen warmen Schimmer, den er so sehr liebt.

    Kaum hat Yari den Tisch fertig gedeckt, kommt Ren in die Küche und trinkt als Erstes einen großen Schluck Wasser, ehe er sich seufzend auf den Stuhl fallen lässt. »Kai, der allerletzte Ballen von dem neongrünen Stoff ist endlich verkauft. Wie lange lag der jetzt rum? Fünf Jahre?«

    Den Topf auf den Tisch stellend, nickt Kai. »Ja, der gehörte zu den ersten Paketen, die ich kaufen musste, um das Lager wieder zu füllen. Sag bloß, die Aino war da und du hast ihn ihr aufgeschwatzt.« Das Grinsen seines Großvaters ist Antwort genug, sodass er sich nur kopfschüttelnd hinsetzt.

    Bevor auch Yari sich setzt, füllt er ihre Becher noch einmal auf. »Was hat die olle Tratschtante denn heute wieder zu erzählen gehabt?«, fragend sieht er Ren an, der jetzt noch breiter grinst als zuvor.

    »Na ja, hast du gewusst, dass du auf der Reise nach Edo hungern musstest? Und dass Kai so unersättlich ist, dass du noch nicht einmal in die Sklavenunterkünfte gekommen bist?«

    Vor lauter Schreck, dass das in Izusan herumerzählt wird, lässt Kai den Schöpflöffel in den Topf fallen. »Was? Woher hat sie denn das schon wieder? Hong ist uns doch erst gestern begegnet und der war doch auf dem Weg nach Edo!«

    Lachend wischt sich Ren eine Träne aus dem Augenwinkel. »Du hast wohl noch nicht bemerkt, dass die Gute ihre Spione überall hat. Anscheinend war ihr Sohn in dem Gasthof, als ihr auf dem Weg nach Edo dort angekommen seid, und der hat dein Gespräch mit Herrn Kagayama mitangehört.«

    Nachdenklich blickt Yari zum Fenster. »Da war wirklich so ein kleiner Typ, der in einem Sessel in der Ecke neben der Tür gesessen hat.« Als er ein seltsames Geräusch hört, sieht er zu Kai, der sich mit der Hand an die Stirn geklatscht hat.

    »Na toll, dann bin ich ja mal wieder das Stadtgespräch Numero uno. Es ist ja auch schon eine Weile her, dass ich das wegen meiner lauten Trennung von Linus war, die Hong leider mitbekommen hatte.« Genervt verdreht er die Augen, ringt sich dann aber zu einer Erklärung durch, als er den fragenden Blick seines Liebsten bemerkt: »Wir waren bei Yu in der Schmiede und haben uns aus irgendeinem Grund, den ich aber wirklich nicht mehr weiß, gestritten. Dabei ist, glaube ich, ein Hufeisen herumgeflogen. Na ja, ich habe es an die Wand geworfen. Tja, am Ende hieß es, wir hätten Yus ganze Schmiede demoliert. Die Leute haben sich tatsächlich gewundert, dass er deswegen nicht schließen musste.« Kopfschüttelnd denkt Kai an jenen Tag zurück. »Na ja, auf jeden Fall waren wir nach dem Streit getrennt und Linus ist dann auch zwei Tage später in die nächste Stadt gezogen. Das war aber schon länger geplant gewesen.«

    Verstehend nickt Yari. »Na, dann hast du jetzt wenigstens gute Gerüchte. Denn wenn so etwas rumgeht, gilt man in der Regel als guter Sklavenhalter.« Als er die erstaunten Blicke bemerkt, hebt er die Schultern ein wenig an. »Es ist leider so. Kai wird jetzt als streng gelten und auch als Mann, der seinen Sklaven nicht verwöhnt und so weiter.« Erst jetzt bemerkt er den geschockten Gesichtsausdruck seines Shariks und wird sich bewusst, dass er wohl etwas Falsches gesagt hat.

    Ohne auf Großvater zu achten, steht er auf und geht um den Tisch herum, bis er neben Kai in die Hocke gehen kann. Sanft legt er ihm die Hand auf die Wange und zwingt ihn so, ihm in die Augen zu sehen. »Kai, das ist gut, weil die Leute nun nicht mehr so sehr darauf achten werden, wie du dich mir gegenüber verhältst, wenn ich im Laden bin. Denn dann denken sie einfach nur, dass du deine wahre Strenge vor ihnen nicht zeigen möchtest.« Weil er in dieser Position kleiner als sein Sharik ist, zieht er ihn leicht zu sich runter, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. »Das Wichtigste ist doch, dass wir drei und unsere Freunde wissen, wie es wirklich ist. Also nimm dir die Gerüchte nicht so zu Herzen.«

    Es dauert einen Moment, doch dann nickt Kai. »Du hast ja recht, es ist nur so, dass mich deine Worte gerade ziemlich schockiert haben.« Zärtlich fährt er über Yaris Wange. »Na komm, wenn wir nicht langsam mit dem Essen anfangen, wird mein Wochenrückblick noch kalt.«

    Erleichtert, dass sein Sharik wieder lächelt, steht Yari auf.

    Stumm hat Ren alles beobachtet und wartet jetzt darauf, dass sich Yari wieder setzt. Erst dann greift er nach dem Topf und verteilt das Essen auf die Teller, die er sich einfach nimmt und dann gut gefüllt wieder vor den Jungs hinstellt. »Also dann, ich wünsche euch einen guten Appetit.«

    Weil er die Kochkünste seines Enkels kennt, nimmt Ren extrem vorsichtig den ersten Bissen, stellt dann aber erleichtert fest, dass das Essen weder versalzen noch zu fad ist. »Kai, das hast du wirklich gut gekocht«, lobt er ihn.

    Kai strahlt. Wenn sein Großvater so ein Lob ausspricht, dann ist das Essen wirklich lecker. »Danke, aber Yari hat mitgeholfen, er hat mehr Salz verlangt.«

    Als Yari nun den Kopf in die Hand stützt und diesen leicht schüttelt, fangen beide Mutsuos an zu lachen, schließlich ist Yari der wohl schlechteste Koch, den es gibt. Aber rausschmecken, wenn etwas Salz fehlt, kann er hervorragend.

    Nach dem Essen verschwindet Yari in den Stall, weshalb Kai und Ren gemeinsam die Küche aufräumen.

    »Yari hat sich in der einen Woche ja massiv verändert. Er wirkt viel ausgeglichener als vorher.«

    Kai nickt. »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Dabei hat er wirklich viel aushalten müssen, denn die Tochter seines ersten Besitzers ist zu allem Übel auch noch aufgetaucht und hat ihn bedrängt und die Frechheit besessen, am nächsten Tag wiederzukommen! Die hat mir doch tatsächlich hundert Goldmünzen für ihn geboten! Kannst du dir das vorstellen!? So eine Frechheit, als würde ich Yari einfach so verkaufen – noch dazu an sie!«

    Weil Kai mit dem Teller in der Hand wild herumfuchtelt, nimmt ihm Ren diesen sicherheitshalber ab und bringt ihn in Sicherheit. »Tja, damit musst du leider immer wieder rechnen, dass du solche Angebote bekommst.« Beruhigend legt er seinem Enkel die Hand auf die Schulter und sieht ihn ernst an. »Also reg dich nicht zu sehr auf und lehne diese Angebote freundlich aber bestimmt ab.«

    Widerwillig nickt Kai. »Trotzdem muss es mir nicht gefallen.

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