Wolfswege 4: Zeitenwandel
Von Stefanie Worbs
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Über dieses E-Book
Dem jüngsten Sohn der Thalans wird alles zu viel.
Amber hat kein Einsehen und auch Ryans Wolf stellt sich weiterhin gegen ihn.
Es bleibt nur eine Lösung. Er muss sein Rudel und damit seine Familie verlassen.
Doch ist das wirklich der richtige Weg und wird er allein zurechtkommen?
Begleite Ryan weiter in seinem Leben als Werwolf.
Stefanie Worbs
Geboren und aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt in Mitteldeutschland und ich lebe noch immer dort. Schon als Teenager schrieb ich Gedichte und kurze Texte. Diese wurden zu Kurzgeschichten und schlussendlich zu Büchern. Wer träumt nicht von einer Welt, in der man die eigenen Probleme beiseite schieben kann?
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Buchvorschau
Wolfswege 4 - Stefanie Worbs
Einsamer Wolf
Ryan war zurückgekommen. Er hatte es nicht gewollt und noch immer brodelte es in ihm. Es war keine Wut, es war keine Enttäuschung, es war ... er wusste selbst nicht, wie er es beschreiben konnte.
Amber hatte mehr als deutlich klargemacht, dass sie sich nicht zurückhalten würde. Sie würde ihren Instinkten folgen und zulassen, was immer auf sie zukam. Und sei es eben, dass es sie zu Ryan zog, obwohl sie Evan geheiratet hatte.
Ryan war tagelang als Wolf gelaufen. Er hatte die komplette restliche Feier sausen lassen und war erst kurz vor Abreise der Thalans zurückgekehrt. Sein Dad hatte ihn voller Wut empfangen und Ryan hatte eine gewaltige Standpauke bekommen, doch er hatte nichts gesagt. Er hatte sich nicht entschuldigt, weil er es nicht für nötig gehalten hatte. Er hatte sich auch nicht gerechtfertigt, weil er des Redens über sein Amber-Ding müde war.
Tavis schien bemerkt zu haben, dass sein Sohn keine Ambitionen zeigen würde, ihm irgendetwas zu entgegnen, wie er es sonst für gewöhnlich tat. Seine wütende Tirade hatte der Alpha schließlich mit einem reiß dich zusammen beendet, was weit weniger zornig geklungen hatte als die ganze Rede davor. Ryan hatte genickt und war wortlos auf sein Zimmer verschwunden.
Auch die Rückfahrt nach Brandon war seinerseits schweigend verlaufen. Wieder hatte er bei Evan mitfahren müssen und diesmal hatte er es durchgezogen. Sie hatten nur eine große Pause gemacht, die er größtenteils allein im Wagen verbracht hatte, während alle anderen sich Essen besorgt oder sich die Beine vertreten hatten.
Alle hatten Ryans Stimmung bemerkt, doch nur seine Brüder und Rahel schienen zu wissen, warum er so still war. Alle anderen schoben es sicher darauf, dass er Amber ja nun wirklich und unwiderruflich an Evan verloren hatte.
Rahel war gegen Ende der Rast zu ihm gekommen und hatte ihm stille Gesellschaft geleistet, genau wie Xander. Ryan bezweifelte allerdings, dass irgendwer ihn direkt auf seine Laune ansprechen würde.
Endlich kamen sie zu Hause an und er seilte sich sofort ab. Er lief ins Mitgliederhaus und auf den Dachboden, wo seine Sachen noch immer standen, denn Maise Lynn hatte ja in seinem Zimmer gewohnt. Mit zwei Kisten unter dem Arm ging er runter und begann seine persönlichen Dinge wieder im Raum zu verteilen.
Ein Hauch von Maises Geruch hing noch in den Textilien im Zimmer, doch es war zu ertragen. Er würde die Nacht als Wolf schlafen, dann würde sein eigener Geruch, den der anderen Azur schnell überdecken.
Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich, doch er wandte sich nur halb um. „Mum", grüßte er tonlos.
Charlotte hielt leicht erschrocken inne. „Bitte entschuldige. Ich wusste nicht, dass du hier bist." Sie hielt frisches Bettzeug in den Armen und Ryan erkannte den Geruch von Frühlingsmorgen.
„Schon gut."
Sie lächelte und kam näher. „Ry? Wie geht es dir, mein Schatz?, wollte sie wissen und machte sich daran, das Bett neu zu beziehen. „Dein Vater sagt, du bist sehr still.
Ryan lachte unecht. „Ach, nur er?"
Sie schüttelte traurig den Kopf. „Nicht nur er. Aber er hat mir erzählt, was bei den Azur zwischen euch passiert ist."
Argwöhnisch sah Ryan seine Mum an. „Was meinst du genau?"
„Er hat mir von eurem Gespräch erzählt, als du nach der Hochzeit wiedergekommen bist."
Gespräch war gut. Ryan hatte ja nicht ein Wort gesagt. „Ah ja." Er wandte sich wieder den Kisten zu.
Eine Hand legte sich auf seinen Arm und seine Mum zwang ihn behutsam, sich umzudrehen. „Was ist los mit dir? Bitte sag es mir."
„Nichts ist. Alles gut."
„Ryan, tadelte sie ihn sanft. „Ich bin deine Mutter und ein Werwolf. Du kannst mich nicht täuschen.
Er drehte sich zurück und sah sie direkt an. „Dann weißt du doch, was los ist. Warum soll ich es erzählen?"
„Weil ich es von dir hören will. Erkläre es mir, bitte."
Er verdrehte die Augen und ließ sich auf seinen PC-Stuhl fallen. Den Kopf an die Lehne gelehnt, schloss er die Augen. „Amber", war seine einzige Erklärung.
„Was ist mit ihr?"
„Weißt du von diesem Instinktdings?", fragte er, statt zu antworten.
Sie nickte.
„Amber weiß das auch. Und sie wird nichts dagegen tun", erklärte er.
Charlotte hob die Schultern. „Was sollte sie auch tun?"
Ungläubig starrte er seine Mum an. „Sich zusammenreißen vielleicht?!, stieß er aus und stand wütend wieder auf. „Ich soll mich ständig zusammenreißen! Ryan, benimm dich! Ryan, reiß dich zusammen! Lerne, damit zu leben, Ryan! Nimm es hin, wie es ist, Ryan! Warum denn nur ich, verdammt?! Denkt ihr, es ist leichter für mich, als für sie?! Denkt ihr, sie ist ein ach so armes Mädchen, das sich nicht zu benehmen braucht?! Geht ihr davon aus, dass sie keine Regeln nötig hat?! Glaubt ihr wirklich, ich kann das allein schaffen?!
Verdutzt starrte Charlotte ihn an. „Was redest du da?", wollte sie wissen und schüttelte den Kopf.
„Ich rede davon, dass ich hier derjenige bin, der von seinem Wolf kontrolliert wird, nicht ihr! Ich muss damit umgehen und ich gebe verflucht noch mal mein Bestes! Aber trotzdem bekomme ständig ich die Rügen! Ständig heißt es, ich wäre derjenige, der sich nicht zurückhalten kann! Dabei war sie es, die am See zu mir gekommen ist! Sie hat mich angemacht, obwohl ich wirklich versucht habe, auf Abstand zu bleiben! Sie kam und kommt immer wieder zu mir! Sie will nicht einsehen, dass wir nicht so leben wie die Azur und dass sie alles kaputt machen könnte, was wir für sie getan haben! Wir reißen uns unsere verdammten Ärsche für die auf und was bekommen wir dafür? Ich für meinen Teil habe bisher nichts als Arschtritte von jedem und noch dazu ein blaues Auge von meinem eigenen Bruder wegen der bekommen!"
„Ryan, hauchte seine Mum betroffen, als er endete und sich abwandte. „Mein Schatz, bitte. Siehst du das wirklich so?
Er drehte sich ruckartig wieder zu ihr und funkelte sie böse an. „Du nicht? Denk mal drüber nach!" Er spürte seine Gestalt beben und seinen Wolf in sich aufsteigen, doch er rang ihn nieder.
„Es tut mir so leid, mein Schatz! Charlotte fasste erneut seinen Arm, doch Ryan entzog sich ihr. „Bitte sag, was wir tun können.
„Nichts", brummte er.
„Es muss doch was geben. Wir reden mit Amber. Sie muss verstehen, dass sie mitmachen muss. Sie ..."
„... wird nicht mitmachen, unterbrach er seine Mum und sah sie wieder an. „Ich habe mit ihr gesprochen, auf der Hochzeit. Bain und Adrian haben ihr die ganze Zeit davor schon ins Gewissen geredet und trotzdem hat sie mir klargemacht, dass sie nicht mitmachen wird. Sie hat bekommen, was sie wollte. Sie ist die Einzige hier, die es bekommen hat.
„Mein Schatz ..."
„Nein, Mum. Ich mach das hier allein fertig", ließ er sie wissen und nickte zum halb fertig bezogenen Bett.
Sie presste traurig die Lippen aufeinander, ließ den Kopf sinken und ging. Ryan seufzte, als die Tür leise ins Schloss fiel. Er atmete tief durch und der Geruch von Frühlingsmorgen stieg ihm in die Nase. Der Geruch, der ihn als Kind schon immer beruhigt hatte. Der ihm immer ein Gefühl von Geborgenheit und Zuhause gegeben hatte. Der ihn getröstet hatte. Gerade tat er es nicht.
Er spürte seine Augen brennen und kniff sie zusammen, damit die Tränen sich nicht lösten. Ein Abend, ein Geruch, eine verhängnisvolle Entscheidung und nun stand er hier. In seinem Zimmer, im Haus seiner Familie, doch er fühlte sich hier so wenig wohl, wie nie zuvor.
Kein kompletter Vollmond
Spät am Abend musste Ryan doch noch in sein Zimmer im Haupthaus. Er brauchte frische Sachen und hatte nur dort welche. Ohne den Blick zu heben, betrat er den Flur und setzte gerade einen Fuß auf die erste Stufe nach oben, als sein Dad ihn rief.
„Ryan, komm bitte. Wir wollen einen Rat abhalten."
Wortlos ging er ins Wohnzimmer und ließ sich neben Rahel auf dem Sofa nieder. Er spürte einige Blicke auf sich, ließ seinen aber auf seine Hände gesenkt.
Tavis sprach: „Wir wollten euch heute alle versammeln, um kurz zu besprechen, wie es jetzt weitergeht. Im Grunde ändert sich nichts. Wir können ab sofort weiterleben wie vor alldem." Er machte eine Pause und Ryan spürte förmlich, dass sein Dad auf ein Pff von ihm wartete, doch er schwieg weiterhin. Der Alpha fuhr fort: „Wir haben mit Amber ein neues Familienmitglied und da in zwei Nächten Vollmond