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Hexentreffen
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eBook323 Seiten3 Stunden

Hexentreffen

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Über dieses E-Book

Aus allen Himmelsrichtungen strömen Heilerinnen und ihre Lehrlinge auf die Burg: Der erste Lehrgang mit der neuen Obersten Heilerin! Freundschaften leben wieder auf und werden neu geknüpft, während alte Feinde auf Rache sinnen. Wer wird triumphieren?

SpracheDeutsch
HerausgeberSabrina Fackler
Erscheinungsdatum17. Aug. 2022
ISBN9781005047078
Hexentreffen
Autor

Sabrina Fackler

Born in 1998, grown up in Germany, studied Celtic Studies in Wales and currently working on an MA in Intercultural Communication. Horse-crazy since before I could walk, big into martial arts, languages, mythology and folklore.1998er Jahrgang, in Deutschland aufgewachsen, habe Keltologie in Wales studiert und arbeite momentan an einem MA in Interkulturelle Kommunikation. Pferdeverrückt seit ich denken kann, fasziniert von Kampfkunst, Sprachen, Mythologie und Folklore.

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    Buchvorschau

    Hexentreffen - Sabrina Fackler

    Lubica wischte sich erschöpft über die Stirn und richtete sich auf. Sie trat zurück, um den frischgebackenen Vater heranzulassen, und ging sich die Hände waschen, ehe sie begann, eine Teemischung zusammenzustellen. Sie musste sich darauf konzentrieren, nicht im Stehen einzuschlafen – nicht unbedingt das Bild, das sie als Oberste Heilerin abgeben wollte.

    Gott, bin ich müde.

    Acair und sie waren von einem aufgeregten Hämmern an den Türen der Schmiede unterbrochen worden. Der Junge, der hereinstürzte, war puterrot angelaufen und hatte etwas von seiner Mutter und Hilfe gestammelt. Als Lubicas Gehirn sich weit genug von dem Kuss erholt hatte um zu verstehen, dass eine Frau Wehen bekommen hatte und scheinbar etwas schief lief, hatte sie keine Zeit verloren und sich auf den Weg gemacht. Für solche Notfälle führte sie immer einen gewissen Bestand mit sich.

    Sie hatte sich mit Muira, der Mutter der Gebärenden, zusammengetan und um das Leben von Mutter und Kind gekämpft.

    Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihre Ahnung: Es war bereits dunkel. Sie mussten stundenlang beschäftigt gewesen sein.

    Eine knochige, aber starke Hand schloss sich um ihren Unterarm. „Wir schulden Euch Dank, Oberste Heilerin."

    Lubica sah überrascht auf. Bisher hatte Muira nicht besonders viel für sie übrig gehabt, geschweige denn sie mit Respekt behandelt. Sie neigte den Kopf und erwiderte ruhig: „Ihr schuldet mir nichts. Ich bin froh, dass ich helfen konnte."

    Mit einem Blick auf die erschöpfte, aber glückliche Mutter, die jetzt auch von ihren älteren Kindern umringt wurde, besprach sie mit Muira die nächsten Tage. Lubica verprach, am folgenden Tag wieder vorbeizuschauen, ehe sie das Zimmer verließ und behutsam die Tür schloss, damit die glückliche Familie nicht gestört wurde. Bleierne Müdigkeit breitete sich langsam in ihr aus. Sie ließ sich auf den Schemel in der Garderobe sinken, um sich die Stiefel anzuziehen. Ihr Rücken protestierte bei der Bewegung schmerzhaft und sie biss sich auf die Lippe, um einen gequälten Laut zu unterdrücken.

    Es klopfte an der Haustür. Lubica konzentrierte sich auf den Kampf mit ihren Schnürsenkeln – je eher sie angezogen war, desto eher konnte sie sich auf den Weg zu ihrem Bett machen.

    Warme Hände schoben ihre Finger sanft, aber bestimmt zur Seite. „Hey, Kleines. Ist alles gut gegangen?"

    Acair.

    Sie schloss die Augen und fühlte schlichte Dankbarkeit. „Ja."

    Er zog sie vorsichtig hoch und half ihr in ihren Mantel, ehe er sich daran machte, die Knöpfe zu schließen. Sein Blick forschte in ihrem Gesicht; Lubica erkannte die Sorge darin und erklärte: „Mir geht es gut. Bin nur müde. Sie zog eine Grimasse. „Es war zwischendurch ziemlich knapp. Um ein Haar … Ihre Stimme verlor sich im Nichts. Acair zog sie in seine Arme und murmelte: „Aber du hast es geschafft, Lubica. Du hast es geschafft."

    Sie seufzte und ließ sich einfach in seine Umarmung sinken. Ließ sich von ihm festhalten, stützen … und stärken.

    Irgendwann jedoch kam ihr zu Bewusstsein, dass es auf diese Weise noch länger dauern würde, bis sie endlich ins Bett kam; sie löste sich widerstrebend von ihm und murmelte: „Lass uns nach Hause gehen."

    Acair hob ihr Kinn vorsichtig mit einem Finger und küsste sie zart auf die Lippen. „Gute Idee. Kleines … Er musterte sie, fragte leise: „Soll ich dich tragen?

    Sie musste lachen. „Nein, so schlimm ist es dann doch wieder nicht. Sie zögerte einen Moment, ehe sie ihre Hand in seine schob. Er drückte sie leicht und murmelte: „Wenn du das sagst.

    Die Selbstverständlichkeit, mit der seine Finger zwischen ihre glitten, ihre Hand anhoben, damit er einen Kuss darauf hauchen konnte, und sie dann in ihrer Tasche verstauten, ließ sie innerlich erzittern.

    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Hause. Es war eine sternenklare Nacht und hin und wieder war Lubica sich nicht ganz sicher, ob sie noch wach war oder bereits träumte. Die Ereignisse des Vormittags kamen ihr wieder zu Bewusstsein – war es tatsächlich erst ein paar Stunden her, dass sie Donnan des Dorfes verwiesen hatte, weil er versucht hatte, Acair umzubringen?

    Der Gedanke an den Missetäter ließ ihre Müdigkeit vorübergehend zurückweichen. Eine tiefe, drohende Wut stieg in ihr auf.

    Sollte er es noch einmal wagen, Acair etwas anzutun, kann ich für nichts garantieren.

    Ein leichter Druck an ihren Fingern holte sie zurück in die Gegenwart. Sie sah auf und erkannte, dass sie ihr Grundstück erreicht hatten. Acair hielt ihr das Tor auf; sie lächelte dankbar und rückte ein wenig näher an ihn heran, als sie zum Haus gingen.

    Eine andere Erinnerung an den vergangenen Tag stieg in ihr auf und sie war froh um die Dunkelheit, die Acair daran hinderte, ihr Erröten zu sehen. Dank des Notfalles hatten sie keine Zeit gehabt, miteinander zu reden. Nicht, nachdem sie ihn geküsst hatte.

    Acair schob ihre Hände sanft zur Seite und machte sich daran, die Knöpfe ihres Mantels zu öffnen. „Lass mich. Du siehst erschöpft aus. Er küsste sie leicht auf die Stirn und Lubica spürte, wie ihre Zweifel sich in Luft auflösten. Sie legte eine Hand an seine Wange und streckte sich, um einen Kuss auf seine Lippen zu hauchen. „Danke.

    Er streifte ihr den Mantel von den Schultern und lächelte. „Du weißt doch – ich helfe dir gerne. Besonders beim Ausziehen. Er wackelte mit den Augenbrauen und sie musste lachen. „Du kannst so ein Quatschkopf sein. Sie gab sich keine Mühe, den liebevollen Unterton zu verbergen – wozu? Er wusste, was sie fühlte.

    Acair starrte sie an … und schloss einen Moment die Augen. Verwirrt trat sie näher und fragte besorgt: „Acair? Hab ich etwas Falsches gesagt?"

    Er schüttelte den Kopf, noch immer mit geschlossenen Augen, und murmelte: „Gehe ich recht in der Annahme, dass du müde, hungrig und ziemlich zerschlagen bist?"

    Worauf genau will er hinaus?

    „Könnte man so sagen, antwortete sie vorsichtig. Acair atmete tief durch, schlug die Augen wieder auf und lächelte resigniert. „Entschuldige. Hatte nur gerade eine kleine Auseinandersetzung mit meiner Libido. Bevor sie darauf reagieren konnte, ergriff er ihre Hand und führte sie zur Küche. Der Geruch, der sie beim Eintreten begrüßte, brachte Lubica auf einen Schlag zu Bewusstsein, wie hungrig sie war. Auf dem Tisch standen zwei Schalen, auf dem Herd ein dampfender Topf.

    „Unser Timing ist perfekt, meinte Acair leichthin, während er sie sanft nötigte, sich zu setzen. Sie sank auf den Stuhl und fragte tonlos: „Du … hast gekocht?

    Acair nickte mit dem Rücken zu ihr, während er die Suppe in eine Terrine goss, Brot aufschnitt und beides zum Tisch brachte. „Ich habe gewartet, bis Muira einmal kurz rauskam und erklärte, dass es länger dauern würde. Irgendwann ging mir auf, dass du seit dem Frühstück nichts mehr in den Magen bekommen hast, also bin ich kurz hochgelaufen, in der Hoffnung, rechtzeitig wieder zurück zu sein."

    Er zuckte mit den Schultern und warf ihr einen fast entschuldigenden Blick zu. „Es ist nichts Besonderes, nur eine Suppe. Für mehr war mir die Zeit zu knapp … aber ich dachte, du wüsstest etwas Warmes vielleicht zu schätzen wissen."

    Lubica war sprachlos. Sie starrte ihn an, unfähig, ihr müdes Gehirn zur Arbeit zu zwingen. Als sie sah, dass seine Miene unsicher wurde, tat sie das Einzige, das ihr einfallen wollte: Sie stand auf, ging die wenigen Schritte zu ihm und kletterte auf seinen Schoß. Acair half ihr, ohne weiter nachzudenken; sie legte beide Hände an seine Wangen und küsste ihn zart. Sie konnte spüren, dass ein Schauer durch seinen Körper lief; anstatt auf Abstand zu gehen murmelte sie dicht an seinen Lippen: „Danke, Acair. Das ist perfekt."

    Seine Arme zogen sie näher und sie schmiegte sich an ihn, ließ den Kopf an seine Schulter sinken und fragte: „Kann ich hier sitzen bleiben beim Essen? Ich will nicht weg."

    Ein Teil von ihr klatschte sich stöhnend die Hand an die Stirn, aber sie war zu müde, um sich zu schämen. Und Acair schien die dümmliche Frage nichts auszumachen; er küsste ihre Schläfe und half ihr, sich auf seinem Schoß umzudrehen. „Natürlich, Liebste."

    Er zögerte einen Moment und murmelte dann dicht an ihrem Ohr: „Das stört dich nicht mehr, oder?"

    Lubica legte eine Hand auf den Arm, der um ihre Taille lag, und schüttelte den Kopf. „Nein. Absolut nicht."

    Die Suppe war göttlich. Acairs Nähe hüllte sie ein, wärmer als eine Decke oder ein Herdfeuer, und vertrieb die Kälte der Nacht aus ihren Knochen. Und die Vorsicht hinter diesen Gesten …

    Als Lubica bemerkte, dass sie weggedämmert war, trug Acair sie bereits die Treppen hinauf. Sie bewegte sich in seinen Armen, zwang ihre Augen, sich zu öffnen, und murmelte: „Was …?"

    „Ich bringe dich ins Bett, Kleines. Darf ich bei dir schlafen?"

    Sie seufzte und vergrub das Gesicht in seinem Hemd. „Hm-m."

    Lubica schaffte es, lange genug wach zu bleiben, um sich auszuziehen. Nun ja, besser gesagt, um Acair mit glasigen Augen dabei zu beobachten, wie er sie auszog, bis ihr Gehirn sich in letzter Sekunde einschaltete und sie hastig darauf bestand, ihre Unterwäsche selbst gegen das alte Hemd auszutauschen, in dem sie für gewöhnlich schlief. Acair lachte. Er wartete geduldig, bis sie – nicht ganz gerade – zum Bett tapste und zog sie ohne Umstände in seine Arme.

    Lubica schmiegte sich mit einem seligen Seufzen an ihn und murmelte, schon halb im Schlaf: „Daran könnte ich mich gewöhnen."

    Acairs Antwort vermischte sich mit ihren Träumen.

    „Das wirst du, Kleines. Das wirst du."

    Außerhalb des ehrwürdigen Hauses herrschte kein solches Glück. Zwei Paar heller Augen starrte hasserfüllt auf die Tür, hinter der die Oberste Heilerin mit ihrem Nichtsnutz von einem Mann verschwunden war. Sie waren den beiden gefolgt, hatten auf einen Augenblick gewartet, an dem die beiden Halt machten …

    Sie hatten gehofft, die Hexe würde sich alleine auf den Heimweg machen. Dass der Nichtsnutz sie abholen würde, war ihnen nicht in den Sinn gekommen. Sie waren zweifelsohne in der Lage, mit jedem der beiden fertig zu werden, aber …

    Wenn der Kerl ihnen auch nur eine Sekunde den Weg versperrte, konnte die Hexe ihre Magie anwenden. Und dann waren sie geliefert. Nein. Sie brauchten einen anderen Plan.

    Die Augen wechselten einen Blick und zogen sich langsam, widerwillig, zurück. Das Feuer, das in ihnen brannte, hatte unterschiedliche Gründe, aber es brannte in beiden hell – sowohl Lust als auch Rachgier sind starke Zündstoffe.

    Als sie außer Sicht- und Hörweite waren, murmelte eine der beiden Gestalten: „Es ist zu riskant, sie hier anzugreifen. Wir müssen auf die nächste Gelegenheit warten, wenn sie alleine ist."

    Die andere schnaubte wütend. „Um dabei erwischt zu werden, wie wir hier herumlungern?"

    „Verdammt. Das … Nein. Warte."

    Finstere Genugtuung füllte die Stimme des Sprechers. „Wir haben Mittwinter. In ein paar Monaten wird sie zu einer Reise aufbrechen, die sie weit, weit weg von Busbaidh führt. Und ihrem reizenden Gatten. Weit weg von allen, die ihr helfen würden …"

    Die beiden tauschten einen weiteren Blick und weiße Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. „Klingt nach einem Plan."

    Sie drehten sich gemeinsam um, um einen letzten Blick auf das Haus der Havae zu werfen, und eine der Gestalten schüttelte drohend die Faust in seine Richtung. „Warte nur, Hexenbalg. Wenn unsere Zeit gekommen ist, wirst du es bitter bereuen, dich mit uns angelegt zu haben."

    Kapitel 1 - Ciaràn

    Ciaràn runzelte die Stirn. „Sie meinen, wir haben jetzt eine ganze Woche Zwangsaufenthalt hier?"

    Der Kapitän schob seine Mütze in den Nacken und kratzte sich am Kopf. „Mindestens. Eher zwei, würde ich sagen. Bis meine Leute den Motor wieder hundertpro auf Vordermann haben, kann ich nicht riskieren, die Loyalty auslaufen zu lassen. Na, wir haben eh Glück im Unglück; wir sind weit genug oben, um die Leute in der Zwischenzeit mit kurzen Trips zu den Inseln bei Laune zu halten."

    Leichte Schritte erklangen hinter ihm und eine vertraute Hand schob sich in seine. Ciaràn musste lächeln, als Avlia ihm einen Kuss auf die Wange drückte, und zog sie an sich. „Hey. Alles klar?"

    Sie nickte. Der Kapitän räusperte sich und erklärte ihr, was er Ciaràn eben mitgeteilt hatte: Durch einen bisher unerklärlichen Schaden am Schiffsmotor würde ihre Reise bis auf Weiteres unterbrochen werden. Zu seiner Überraschung zog Avlia kein langes Gesicht, im Gegenteil; in ihre Augen trat ein grüblerischer Ausdruck, den er kannte.

    „Was heckst du aus?"

    Sie lachte über seinen Argwohn. „Keine Sorge, ich ziehe dich nicht einfach mit mir davon. Ich dachte nur … Wäre es für dich sehr schrecklich, wenn wir diese zwei Wochen nicht an Bord verbringen würden?"

    Er zog eine Braue hoch. „Willst du Lubica besuchen?"

    Sie zuckte mit den Schultern. „So in etwa."

    Der Kapitän, den sie zehn Minuten nach ihrer Ankunft auf dem Schiff bereits um den Finger gewickelt gehabt hatte, nickte zustimmend. „Für uns wäre das überhaupt kein Problem. Da wir ohnehin im Hafen liegen, kann sich im Ernstfall auch einer der örtlichen Ärzte um die Gäste kümmern. Ich schicke Johnson gleich los, dass er jemanden organisiert."

    Ciaràn verkniff sich ein Schmunzeln. Es war immer wieder erstaunlich, wie mühelos sich die Dinge zu fügen schienen, wenn Avlia sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.

    Sie sah zu ihm auf. „Was sagst du? Wir müssen nicht ins Gebirge."

    Aber sie waren bereits fast ein Jahr unterwegs. Ein Jahr, seit sie dem Gebirge den Rücken gekehrt und Avlias Schwester ihrem Posten als Oberste Heilerin überlassen hatten. Ciaràn hatte gerade in den letzten Wochen immer wieder eine gewisse Ruhe an Avlia bemerkt, die ihn fast an Sehnsucht erinnerte, oder Melancholie … Und eine zweiwöchige Reise war ein geringer Preis dafür, Avlia an seiner Seite zu haben. Selbst wenn sie dafür wieder in dieses verfluchte Gebirge zurück mussten.

    Kein Strom, keine Technologie, dafür Magie und Hexen an jeder Ecke. Oh, und wilde Tiere. Wunderbar.

    Er lächelte Avlia zu und wandte sich an den Kapitän. „Bis wann müssen wir wieder zurück sein?"

    Der Mann blinzelte, eindeutig ein wenig benommen von Avlias strahlendem Lächeln. „Ah … Übermorgen in zwei Wochen? Wenn ihr einen Tag länger braucht oder zwei ist das sicher auch nicht tragisch. Er lachte polternd. „Wir fahren euch schon nicht davon!

    Aus dem Augenwinkel sah er, dass Avlia vor Begeisterung fast auf der Stelle hüpfte. Er nickte dem Mann zu und wandte sich ab, als der Kapitän von einem seiner Leute in Anspruch genommen wurde.

    Sobald sie die Kajüte verlassen hatten, quietschte Avlia und flog ihm um den Hals. „Danke, danke, danke!"

    Ciaràn musste lachen. Er zog sie neckend an einer Haarsträhne. „Oh, ich hege durchaus Hintergedanken. Er hob eine Braue und ließ seinen Blick anzüglich an ihr hinabwandern. Avlias Lächeln wurde unverhohlen sinnlich und sie schnurrte: „Ich habe nicht vor, meine Dankbarkeit zu verstecken. Dann grinste sie wieder und ergriff seine Hand, um ihn durch die Gänge zu ziehen. „Komm, wir müssen packen! Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch rechtzeitig."

    Er runzelte die Stirn. „Rechtzeitig wozu?"

    Hatte Lubica etwa Geburtstag? Das würde Avlias Heimweh allerdings erklären.

    Avlia warf ihm einen Blick über die Schulter zu; ihre Augen sprühten vor Vorfreude und Eifer. „Weißt du noch, als ich dir von meiner Ausbildung in Selbstverteidigung erzählt habe?"

    Ciaràn dachte nach. „Ah … Ja?"

    „Zweimal im Jahr eine Woche, half sie seiner Erinnerung auf die Sprünge. „Soweit ich das in Lubicas letztem Brief verstanden habe, ist der Herbst-Lehrgang entfallen – unter anderem, um Lica Zeit zu geben, sich mit ihrer Rolle als Oberste Heilerin zurechtzufinden. Und mit ihrem Ehemann.

    Ein weiterer Grund, weshalb Avlia zweifellos begierig darauf war, ihre Schwester wieder zu sehen. Lubicas Hochzeit war mehr als plötzlich gewesen und Avlia war sich sicher, dass ihre kleine Schwester ein Geheimnis hatte.

    „Aber der Frühjahrs-Lehrgang findet in fünf Tagen statt. Wenn wir sofort aufbrechen und die direkte Route nehmen … und uns beeilen … sollten wir es noch schaffen."

    Ihre Augen leuchteten so sehr, dass Ciaràn seine Zweifel hinunterschluckte. Eine Frage jedoch ließ sich nicht verdrängen. „Äh … Und du bist sicher, dass es in Ordnung ist, wenn ich mitkomme?"

    Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. „Aber natürlich! Du bist mein Partner. Als solcher hast du nicht nur das Recht, sondern theoretisch sogar die Pflicht, mindestens einmal mit zur Kriegerschmiede zu kommen, um Al kennen zu lernen."

    Al?

    Kriegerschmiede?

    Ciaràn schluckte. Er hatte plötzlich das Bild eines Muskelprotzes vor sich, der mit einem Hammer auf andere einschlug, um sie abzuhärten.

    Avlia war bereits dabei, Sachen in eine Tasche zu werfen. Keiner ihrer Röcke war darunter, wie ihm auffiel. Etwas ratlos beobachtete er sie. Sobald sie mit ihren Kleidern fertig war, machte sie sich daran, seine zu packen. Dann richtete sie sich auf, ein Funkeln in den Augen, und warf ihm seinen Rucksack zu. „Fertig. Mehr brauchen wir nicht."

    Er zog zweifelnd eine Braue hoch, aber … Wenn es um die Berge ging, war sie zweifelsohne die Expertin. „Okay. Dann … gehen wir?"

    Sie grinste und ergriff seine Hand.

    „Rennen trifft es wohl eher."

    Gnade mir Gott.

    Worauf genau habe ich mich da eingelassen?

    Kapitel 2 - Avon

    Ich gehe auf Reisen.

    Avon presste mit der Hand auf ihren Bauch, um das aufgeregte Flattern darin zu beruhigen.

    Ich kann nicht glauben, dass das tatsächlich passiert.

    Das halbjährliche Treffen aller Heiler und Heilerinnen in der Kriegerschmiede stand bevor, und sie, Avon, würde diesmal mit von der Partie sein.

    Der vertraute Geruch der Kräuterkammer schaffte es ausnahmsweise nicht, sie zu beruhigen. Avon atmete tief durch und lenkte ihren Geist in geregeltere Bahnen. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. Ihre Meisterin hatte sie heraufgeschickt, um ein letztes Mal ordentlich sauber zu machen, bevor sie sich am Abend auf den Weg machen würde.

    Es war ungewöhnlich, eine Reise am Abend zu starten. Aber zu Avons Glück war am Morgen eine Botin aufgetaucht, mit einer Nachricht für einen der Dorfbewohner, und hatte zugestimmt, Avon ein Stück weit mitzunehmen – nachdem sie und ihr Pferd ein paar Stunden Pause bekommen hatten.

    Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich die Kriegerschmiede zu Gesicht bekommen werde.

    Avons Hände arbeiteten mechanisch. Sie konnte sich nicht erlauben, zu spät zu kommen oder einen Fehler zu machen. Nicht heute. Ihre Gedanken jedoch weigerten sich, bei den Kräutern, Pilzen und sonstigen Heilmitteln zu bleiben, die sie kontrollierte und gegebenenfalls aussortierte; sie sausten von der bevorstehenden Reise, zur Kriegerschmiede, zu dem Treffen, bei dem sie so viele andere Heilerinnen treffen würde, und wieder zurück zur Reise. Und der Botin. Avon hatte sie noch nicht gesehen, da sie mit ihrer morgendlichen Meditation beschäftigt gewesen war, als ihre Meisterin das Dorf besucht hatte. Sicher, sie hatte schon Boten

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