Embedded Journalist: Erster Band
Von Ralph Ardnassak
()
Über dieses E-Book
"Und der Mossad hat darauf geantwortet?"
"Natürlich! Es sind wohl nun ein paar Tage vergangen und schon hat sich ein Mann bei ihm gemeldet, den er Shmuel nennen sollte. Die Konversation lief auf Englisch und der Mann hat ihn gefragt, warum er für den Mossad arbeiten wolle, Deutschland sei doch so ein friedvolles Land, das ihm jede Menge an Perspektiven und vor allem Frieden bieten könne. Er, Shmuel, habe keine Ahnung davon, was in Deutschland los sei, hat mein Vater gesagt und nochmals von seinen Erlebnissen vom Auschwitz-Besuch als Student berichtet. Der Mann, also dieser Shmuel, der wohl ein sogenannter Katza war, also ein Führungsoffizier vom Mossad, hat ihm dann eine E-Mail-Adresse gegeben, an die er seinen Lebenslauf schicken sollte. Er hat ihn zu strengster Verschwiegenheit über die Kontakte zum Mossad ermahnt. Auch gegenüber seiner Frau, meiner Mutter. Die Anrufe sind immer von einer Nummer in Stockholm aus erfolgt. Dieser Shmuel kannte aber wohl einige deutsche Städte sehr gut. Darunter auch Berlin und Leipzig. Er hatte allerdings irgendeine Scheu davor, nach Deutschland zu kommen, denn er wich immer aus und vertröstete meinen Vater.
Mehr von Ralph Ardnassak lesen
Gilgul Neschamot: Das Experiment Gottes: Roman. Erster Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVäterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Zweiter Band: Vom großen Sterben bis zum Krieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVäterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Dritter Band: Vom Großen Vaterländischen in den Kalten Krieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mutter der Macht. Ein Mensch namens Mao Tse-tung.: Erster Band: Vom Bauernjungen zum Guerillaführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir lassen nur den Ort.: Ein Essay über den Tod Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Name ist Adolf Hitler: Mein Leben von mir selbst erzählt. Zweiter Band: vom Septemberfeldzuge 1939 bis zu meinen traurigen Tagen im Winter 1941 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDublin. Grafton Street: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zornige: Werdung eines Terroristen: Erstes Buch: Der Blick in den Abgrund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Barbaren: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVäterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Erster Band: Geburt bis Jeschowtschina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmbedded Journalist: Zweiter Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kinder der Bosheit: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMalleus communisticarum oder der Stiefel Gottes: Roman einer Entmenschlichung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... der kann nicht mein Jünger sein: Zweiter Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGilgul Neschamot: Das Experiment Gottes: Roman. Dritter Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... der kann nicht mein Jünger sein: Erster Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGilgul Neschamot: Das Experiment Gottes: Roman. Zweiter Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mutter der Macht. Ein Mensch namens Mao Tse-tung.: Zweiter Band: Ein Guerillero wird Staatsmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrecksmaden: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zornige: Werdung eines Terroristen: Zweites Buch: Der Menschenfeind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmbedded Journalist: Dritter Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Name ist Adolf Hitler: Mein Leben, von mir selbst erzählt. Vierter Band: Götterdämmerung - von der Normandie bis zu meinem selbst bestimmten Ende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVoid State: Das letzte Geheimnis: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zornige: Werdung eines Terroristen: Drittes Buch: Die Entfesselung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mutter der Macht. Ein Mensch namens Mao Tse-tung.: Dritter Band: Millionen Tote für ein neues China Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... der kann nicht mein Jünger sein: Dritter Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Embedded Journalist
Ähnliche E-Books
Unerwartete Leidenschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ruf des Lebens (Ein Heimatroman): Roman aus den Tiroler Bergen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ruf des Lebens: Roman aus den Tiroler Bergen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ruf des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJudasse: Astro-Zwillinge mit verhängnisvollem gleichen Schicksal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLass sie hinter dir, die Kriege …: Grenzgang. Eine Spurensuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich ist er tot: Ein Schwäbischer-Wald-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHASSO Imperator auf Mallorca: Band 2 Des Herrschers Wesensart und fragwürdiges Verhalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie um Bismarck Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein neustes Ebook: mit ergänzten Daten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichten über Liebe, Krieg und Schach: 16 Kurzgeschichten über Nazis, Juden und andere Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrei alte Erzählungen: Die Judenbuche (Droste-Hülshoff), Die schwarze Spinne (Gotthelf), Krambambuli (Ebner-Eschenbach) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Spur des Dschingis-Khan: Kommentierte und unzensierte Originalfassung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein lieber Ballin: Neues aus dem Kaiserreich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDietmar Grieser für Kenner: Das Lesebuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSkrupelballaden: teuflisch, gerissen, makaber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Raufbolden - Fürsten, Grafen und Rittern: Ein kurzweiliger Geschichtseinblick zum Ende des Mittelalters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Odyssee eines Outlaw-Journalisten: Gonzo-Briefe 1958-1976 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stadt des Kaisers: Alternativweltgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod des Krämers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStalingrad: Die Einsamkeit vor dem Sterben. Neuausgabe mit Originalbriefen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer König von Weiden: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Knoblauch: Ein Leben im elften Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Kampf Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Fasnetsmord: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMasurengold: BsB_Abenteuerroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBurgkinder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Lieber Sohn und Kamerad: Briefe aus dem Ersten Weltkrieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTropen. Mythos einer Reise: Werke Band 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAdabei: Die große Zeit der Stars. Herausgegeben von Michael Horowitz Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5
Allgemeine Belletristik für Sie
Das Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Artus: Die Geschichte von König Artus, seinem geheimnisvollen Ratgeber Merlin und den Rittern der Tafelrunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Annas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlaufen in Berlin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/51984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Haus mit vielen Zimmern: Autorinnen erzählen vom Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHans Fallada: Gesamtausgabe (32 Werke und Illustrationen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbüchlein der Moral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Embedded Journalist
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Embedded Journalist - Ralph Ardnassak
I
Embedded Journalists, zu Deutsch: Eingebetteter Journalist, heißen die zivilen und kontrollierten Kriegsberichterstatter, die in der Regel einer regulären, im Krieg kämpfenden Einheit, zugewiesen wurden.
Meist wird von den Embedded Journalists, die auch kurz als Embeds bezeichnet werden, verlangt, dass sie zunächst ein kurzes, aber intensives militärisches Spezialtraining absolvieren.
Die Todeswahrscheinlich für Embeds ist in den modernen Kriegen seit dem Irakkrieg des Jahres 2003 erstaunlich hoch. Die Möglichkeit, als Embed während der Kampfhandlungen sein Leben zu verlieren ist 45mal höher, als die Todeswahrscheinlichkeit eines regulären Soldaten.
Quelle: Wikipedia
Auf den ersten Blick ist es ein in Lebensgröße ausgeführtes bronzenes Denkmal eines Soldaten, wie es auf dem kleinen Hügel nahe beim Ausgang des Dorfes steht und die staubige schmale Dorfstraße hinab zu blicken scheint, die zwischen den Häusern hindurch und den Berg hinab führt.
Ein in Lebensgröße ausgeführtes bronzenes Denkmal eines Soldaten, der den Kampfanzug der amerikanischen Armee und einen Stahlhelm lässig auf dem Kopf trägt. Ein offensichtlich vollbärtiger Soldat, der eine Brille trägt und entschlossen, ja optimistisch, unter seinem Stahlhelm hervor und die Straße hinab zu blicken scheint. Die Taschen an der Hose seiner Kampfmontur beulen sich und er trägt ein Koppel, aber keine Waffe. Stattdessen jedoch hängt an seiner Schulter eine gewaltige Kamera mit unförmigem Teleobjektiv, wie sie Kriegsberichterstatter oft zu tragen pflegen. An seine linke Schulter aber presst er, behutsam mit seinen beiden Händen und Armen, ein kleines Mädchen.
Das Denkmal des bärtigen Soldaten, der ein Mädchen auf seinem Arm trägt, steht am Hang einer grünen Wiese, umgeben von den letzten Häusern des Dorfes und einigen offensichtlich schon sehr alten und knorrigen Kirschbäumen, durch deren streifig sich abschälende Rinde dicke bernsteinfarbene Tropfen von Harz austreten. Die Straße, die vorbei führt, ist mit hellem grobkörnigem Kies belegt. Und jedesmal, wenn ein Fahrzeug vorüber fährt, was oft geschieht, wird weißer Staub aufgewirbelt, der sich in den bronzenen Falten des Soldatendenkmals fest setzt und ihm bis zum nächsten Regenguss ein geradezu beklemmend realistisches Aussehen verleiht.
Das Denkmal steht auf einem flachen Granitsockel, an dem ein schmales Schild angebracht wurde, welches Auskunft über das Denkmal gibt. Dort steht: „Henry Armand, 1964 – 2001. Schriftsteller, Journalist, Ehemann und Vater. Einwohner von Klein Ehringen."
Am Fuße des Denkmals: eine einzige verwitternde rote Rose, deren welke Blütenblätter vom Wind Stück um Stück hinweg getragen werden, bis nur noch der verwelkte grüne Stiel übrig bleibt, über den ganze Heere kleiner rotleibiger Ameisen emsig dahin laufen, ihre Eier auf den Rücken balancierend.
Unberührt von alledem, steht das Denkmal, blickt der bronzene Soldat, der das kleine Mädchen auf dem Arm trägt und die Kamera mit dem Teleobjektiv geschultert hat, unter seinem Stahlhelm hervor und die staubige Dorfstraße hinab, als ginge ihn die Szenerie nichts an und als würde er teilnahmslos auf etwas warten.
Dicht bei dem Denkmal jedoch, arbeitet eine junge Frau in kurzen Hosen mit einer durchdringend lärmenden Motorsense. Ihr dunkler Teint und ihr langes tiefschwarzes Haar verraten ihre offenbar ausländische Herkunft. Nur selten hält sie inne, um sich eine Strähne ihres langen Haares aus dem verschwitzten Gesicht zu wischen.
Unablässig schwingt sie die lärmende Motorsense, um das Gras, welches rund um das Denkmal des bronzenen Soldaten wuchert, der an dieser Stelle des kleinen thüringischen Dorfes irgendwie deplatziert wirkt, zu bändigen und kurz und gepflegt zu halten.
In der Redaktion der Mansfelder Zeitung herrscht hektische Betriebsamkeit. Die Mitarbeiter wissen, dass der neue Investor aus Süddeutschland, der das Blatt noch einmal vor der drohenden Insolvenz gerettet hat, dies nicht aus Barmherzigkeit tat. Der Chef vom Dienst wies die Belegschaft darauf hin, wo das Problem lag und was nun künftig von ihnen erwartet würde. Steigende Werbeeinnahmen und dies in einer strukturschwachen Gegend und ebenso eine deutliche Erhöhung der Zahlen von verkaufter Auflage und Abonnenten. Keine leichte Aufgabe in einer Region mit fast fünfundzwanzig Prozent Arbeitslosigkeit, in der Resignation und Abwanderung in den Westen der Republik zum trostlosen Alltag gehörten.
Auch fiel es schwer, die meist chronisch finanziell klammen kleinen Unternehmen und Handwerksfirmen, die das wirtschaftliche Rückgrat der Region darstellten, von der Sinnhaftigkeit teurer Zeitungsannoncen zu überzeugen.
Der redaktionelle Teil orientierte an der Zusammenarbeit mit den großen Nachrichtenagenturen, deren News beinahe in unveränderter Form abgedruckt werden. Im Lokalteil fanden sich die üblichen Mitteilungen: Artikel über Unfälle, Einbrüche und Brände im Einzugsgebiet. Ein wenig Sport und ein eher eintöniger Veranstaltungskalender mit Berichten von Wochenmärkten und Geflügel- sowie Kaninchenausstellungen.
Insgesamt unspektakuläre Themen und somit eher ungeeignet, um die berühmte Leser-Blatt-Bindung zu stärken, geschweige denn, um neue Abonnenten zu gewinnen, deren Zahl bereits seit Jahren absolut rückläufig war.
Der Chef vom Dienst kämpfte jedoch seit Jahren um den Erhalt des Blattes und der damit verbundenen Arbeitsplätze. Er tat dies vor allem auch aus Eigennutz. In fünf Jahren würde er in Rente gehen und bis dahin wollte er seinen Arbeitsplatz in der Region behaupten und nicht noch als Lohnschreiberling, wie er es zu nennen pflegte, bei einer der vielen und erfolgreicheren Zeitungen im Westen der Republik arbeiten müssen.
Ein Kracher musste her. Am besten eine Fortsetzungsgeschichte mit möglichst rührseligem Inhalt. Etwas über Heldenmut in trostlosen Zeiten. Eine Story, wie die des amerikanischen Flugkapitäns Chesley Burnett Sullenberger, der es fertig gebracht hatte, den vom doppelten Triebwerksausfall infolge Vogelschlages betroffenen US-Airways-Flug 1549 inmitten des Häusermeeres von New York sicher auf dem Hudson River zu landen, ohne dabei auch nur einen einzigen Menschen zu verlieren.
Diese Meldung hatte das in der Finanzkrise taumelnde Amerika nicht nur aufgerichtet, sondern den entsprechenden Nachrichtenagenturen auch Millionenumsätze beschert, da jeder begierig war, die Geschichte dieses Mannes, der als Vorbild für ein ganzes Land taugte, das gerade dabei war, sein Selbstvertrauen flächendeckend zu verlieren, möglichst aus erster Hand zu erfahren.
Der Chef vom Dienst pflegte daher bereits seit Wochen jede Redaktionssitzung mit der Mahnung zu beenden „Meine Damen und Herren: wenn Sie hier noch eine Weile arbeiten möchten, wovon ich doch aus gehen, dann machen Sie sich endlich Gedanken! Ich wiederhole es noch einmal: Machen Sie sich endlich Gedanken!"
Die Redakteure und Volontäre, die Praktikanten und Fotoreporter hatten es begriffen, eine Story musste her, die allen ans Herz ging und über die die kleine Mansfelder Zeitung möglichst exklusiv berichten würde. Etwas wahrhaft Herzzerreißendes.
Rainer Matthes, ein junger Journalist aus er Region, der seinen Abschluss vor noch nicht allzu langer Zeit an der Leipziger Universität gemacht hatte, war sich der Aufgabenstellung bewußt. Während andere Kollegen längst aufgegeben hatten, saß er jeden Freitag, nach der Redaktionssitzung, an seinem Schreibtisch, um zu grübeln.
Eine Story musste her. Aber welche?
Jeden Tag geschahen Familientragödien im Einzugsgebiet des Blattes. Es gab Selbstmorde und gelegentlich sogar Morde. Es gab Brände, Einbrüche in Gartenlauben, Verkehrsdelikte, Wahlkämpfe um den Posten des Landrats oder irgendeines ehrenamtlichen Bürgermeisters. Es gab Geschäftseröffnungen und Konkurse. Nichts jedoch, dass geeignet war, die Herzen der Menschen derartig anzurühren, dass es als allgemeines Lehrstück von Heldenmut und Selbstlosigkeit dienen konnte und zudem noch geeignet war, die wirtschaftliche Situation derjenigen Zeitung, die es schließlich bringen würde, nachhaltig zu verbessern.
Immer wieder tauchte Rainer Matthes in die Tiefen des Internets ab. Immer wieder versenkte er sich in die Geschichte der Region, forschte er nach Personen, Ereignissen und Zusammenhängen.
Immer wieder aufs Neue hatte er schließlich mit diversen Vorschlägen, von denen er allerdings auch nur halbherzig überzeugt war, vor dem Schreibtisch des Chefs vom Dienst gestanden.
Immer hatte er abschlägigen Bescheid erhalten: kein Neuigkeitswert, bereits ein alter Hut, nicht von allgemeinem Interesse und so weiter.
Als er schließlich dabei war, aufzugeben und sich in der Region nach einem neuen Arbeitsplatz als Journalist oder Redakteur umzusehen, war er schließlich in einem kleinen Anzeigenblatt auf die Mitteilung gestoßen, dass in Klein Ehringen, einem geradezu winzigen thüringischen Dorf mit knapp 300 Seelen, das Denkmal eines Embedded Journalists, eines Kriegsberichterstatters, eingeweiht worden war.
Matthes war sofort wie elektrisiert. Ein Kollege also! Wie kam ein junger Mann aus einem winzigen westthüringischen Dorf dazu, Kriegsberichterstatter zu werden und mit den amerikanischen Truppen nach Afghanistan zu ziehen?