Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Zornige: Werdung eines Terroristen: Erstes Buch: Der Blick in den Abgrund
Der Zornige: Werdung eines Terroristen: Erstes Buch: Der Blick in den Abgrund
Der Zornige: Werdung eines Terroristen: Erstes Buch: Der Blick in den Abgrund
eBook446 Seiten5 Stunden

Der Zornige: Werdung eines Terroristen: Erstes Buch: Der Blick in den Abgrund

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Was kümmert mich Ebola? Ebola, das ist Afrika und Afrika ist weit! Afrika, das sind Hitze und Hunger und Armut! Das ist Dürre, das sind Bananen und Mosquitos! Das ist Elend, das sind Malaria, Gelbfieber und AIDS! Das sind die nervenden Spendenaufrufe, die sie im Fernsehen in der Werbung einblenden und in denen sie ganz bewusst kleine Kinder mit aufgequollenen Hungerbäuchen und entsetzlichen Nabelbrüchen zeigen, mit steckendürren Ärmchen und großen, weit aufgerissenen Augen, in denen gleich ganze Scharen von fetten schwarzen Fliegen herum krabbeln, ehe sie dann eine Rufnummer und eine Bankverbindung einblenden, damit wir spenden!"
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Jan. 2015
ISBN9783738013177
Der Zornige: Werdung eines Terroristen: Erstes Buch: Der Blick in den Abgrund

Mehr von Ralph Ardnassak lesen

Ähnlich wie Der Zornige

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Zornige

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Zornige - Ralph Ardnassak

    1

    Den Tod zu fürchten ist ebenso töricht, wie eine Suppe abzulehnen, deren Geschmack niemand kennt.

    Es ist, als ob ein von Geburt an Blinder sich bemühte, die Farben des morgendlichen Sonnenaufgangs in Worte zu kleiden.

    Der Tod ist die uns abgewandte, die dunkle Seite des Mondes, die wir nicht sehen.

    Und wenn wir gezwungen sind, sie zu bereisen, werden wir längst aufgehört haben, zu erfahren.

    Wenn wir den Tod schmecken, werden wir den Geschmack verloren haben.

    Er wird lediglich über uns kommen, der Tod. Wir werden ihn nicht erleben, noch erleiden, noch erfahren.

    Er ist etwas, schon außerhalb von uns.

    2

    Von Clarissa Bölkow-Schmidt und Volker Neinstedt

    Berlin: Ebola - Zittern um die Todesseuche?

    Nun ist es also offiziell! Am vergangenen Samstag wurde der erste Ebola-Verdachtspatient auch nach Berlin ausgeflogen!

    Die 37-jährige Person, ein weiblicher oder männlicher Krankenpfleger, hat sich vermutlich als Mitglied eines südkoreanischen Mediziner-Teams in der Kleinstadt Koindu im afrikanischen Sierra Leone an der tödlichen Seuche infiziert. Sie wurde mit einer Spezialmaschine der US-amerikanischen Phoenix Air vom Lungi International Airport in Freetown ausgeflogen, die gegen 7:14 Uhr unter großen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen Tegel im Herzen der Hauptstadt landete.

    Ein Sprecher der Gesundheitsbehörden ließ verlauten, die Person würde auf der Seuchenstation des Berliner Virchow-Klinikums behandelt. Name und Geschlecht der Person werden jedoch von den zuständigen Stellen strikt geheim gehalten. Bekannt gegeben wurde lediglich, dass die betreffende Person für das British Ebola treatment center in Sierra Leone gearbeitet und sich dort an einer mit dem Blut eines verstorbenen Ebola-Kranken infizierten hochinfektiösen Injektionsnadel verletzt hatte. Nach Angaben des behandelnden Oberarztes der Seuchenstation des Virchow-Klinikums hatte die kontaminierte Injektionsnadel drei Lagen derjenigen Schutzhandschuhe durchstochen, die der Patient getragen hatte. Die Person war dann nach Absprache mit der Weltgesundheitsorganisation WHO nach Berlin ausgeflogen worden. Dort angekommen, wurde sie mit einer Polizeieskorte ins Virchow-Klinikum gebracht und zunächst umgehend auf der Seuchenstation 59 isoliert.

    Nach ersten Blutuntersuchungen müsse man nun die für Ebola typische Inkubationszeit von bis zu 42 Tagen abwarten, erklärte der behandelnde Oberarzt. Im afrikanischen Sierra Leone war auf Anordnung des Präsidenten Ernest Bai Koroma bereits Ende August unter dem Eindruck des eskalierenden Ebolafiebers der nationale Notstand ausgerufen worden. Zu den eingeleiteten Maßnahmen zählen die Verhängung einer Quarantäne über bestimmte Städte und Regionen, das Verbot öffentlicher Versammlungen, die Durchführung von Hausdurchsuchungen, um versteckte Infizierte aufzuspüren, die Verschärfung des Strafrechts, die Verhängung einer Ausgangssperre und die Schließung von annähernd 7.000 Schulen im ganzen Land. Mit der Durchführung von Präventions- und Kontrollmaßnahmen wurden Polizei- und Militärkräfte beauftragt.

    3

    Was kümmert mich Ebola? Ebola, das ist Afrika und Afrika ist weit! Afrika, das sind Hitze und Hunger und Armut! Das ist Dürre, das sind Bananen und Mosquitos! Das ist Elend, das sind Malaria, Gelbfieber und AIDS! Das sind die nervenden Spendenaufrufe, die sie im Fernsehen in der Werbung einblenden und in denen sie ganz bewusst kleine Kinder mit aufgequollenen Hungerbäuchen und entsetzlichen Nabelbrüchen zeigen, mit steckendürren Ärmchen und großen, weit aufgerissenen Augen, in denen gleich ganze Scharen von fetten schwarzen Fliegen herum krabbeln, ehe sie dann eine Rufnummer und eine Bankverbindung einblenden, damit wir spenden! Damit wir unser Geld spenden für Zwecke, die wir nie erfahren! Sie blenden diese Bilder von notleidenden Kindern in Afrika ein, weil sie genau wissen, dass sie uns auf diese Weise kriegen! Aber ob unser Geld dort tatsächlich ankommt, das erfahren wir nicht! Zuviel hat man schon gehört von Spendenbetrug und anderen üblen Dingen!

    Deshalb schalten wir geistig und emotional ab, wann immer sie die dürren Kinder mit den großen Augen und den Fliegen darin zeigen, ehe sie ihre Bankverbindungen einblenden! Wahrscheinlich haben sie die Augenlider der Kinder vorher noch extra mit Honig oder mit Zuckerwasser eingerieben und ein netter weißer Regisseur sagt als Regieanweisung zu den Kindern: „Wischt die Fliegen aus euren Augen nicht weg, Kinder! Lasst die Fliegen ruhig einmal in euren Augen herum krabbeln, die tun euch nichts und schaut dabei schön zu mir herüber! Schön zu mir herüber schauen, Kinder! So ist es gut! Fein macht ihr das! Richtige Fernsehstars seid ihr schon! Fein macht ihr das! Und nachher gibt’s Schokolade, Eis und Limonade für euch!"

    Das können die vielleicht medizinisch nicht geschulten Laien weismachen, dass ein Kind die Augen extra weit aufreißt und sie offen lässt, wenn eine Fliege auf dem Augapfel herum krabbelt! Mir können sie so etwas nicht weismachen! Ich kenne nämlich den Lidschlussreflex oder Kornealreflex, wonach bereits schon bei der leisesten mechanischen Einwirkung auf die menschliche Hornhaut oder auf die nähere Umgebung des Auges, sofort der reflektorische Schutzmechanismus ausgelöst und das Auge durch das Lid rasch verschlossen wird! Mir können sie das also nicht weismachen, mit den afrikanischen Kindern, die zu schwach sein sollen, um sich die Fliegen noch aus den Augen zu wischen! Werbung, nichts weiter! Oder Fundraising, wie der Fachmann sagt! Aber was den Lidschlussreflex anbelangt, da bin ich der Fachmann! Und ich durchschaue ihre Absicht!

    Wir schalten bei diesen afrikanischen Kindern also ebenso geistig und emotional ab, wie bei ihren übrigen Werbespots, in denen sie uns überreden wollen, irgendwelchen Unsinn zu kaufen, den wir nicht brauchen! Aber was wir brauchen oder was wir nicht brauchen, das zählt am Ende nicht! Was wir zu brauchen haben, bestimmen die großen Konzerne, die keine Steuern zahlen müssen in Deutschland! Es zählt allein ihr Profit!

    Ich bin Robert, Robert Ems, wie der Fluss, der durch Westfalen und Niedersachsen fließt und am Ende in die Nordsee mündet.

    Ich habe mit der Ems nichts zu tun, ich trage nur ihren Namen! Und ich habe mit dem Westen Deutschlands nichts zu tun! Ich bin nämlich im Osten geboren, in Brandenburg, bevor es mich nach Mitteldeutschland verschlug. Und gerade darauf bin ich stolz!

    Ich finde, ich hab es schwer genug im Leben, denn ich bin inzwischen über Fünfzig und mein Job als gelernter Krankenpfleger ist auch alles andere als sicher!

    So haben wir uns das Leben nach der Wende wirklich nicht vorgestellt, wir hier im Osten! Sie werfen uns oft aus dem Westen vor, wir könnten nicht arbeiten. Wir wüssten gar nicht, was Arbeit heißt und wir hätten vierzig Jahre lang nur auf der faulen Haut gelegen, Parteiversammlungen mit reichlich Bier abgehalten und uns lieber gegenseitig bespitzelt, anstatt zu arbeiten. Das Resultat seien marode Betriebe, die nicht konkurrenzfähig waren und kaputte Städte. Wir hätten gedacht, nach der Wende könnten wir weiter so faulenzen, wie in den letzten vierzig Jahren, nur dass wir dann Westgeld dafür bekämen, anstelle der Aluchips der DDR!

    Wenn ich diese Sprüche höre, schwillt mir der Kamm! Aber niemand sagt etwas dagegen! Vor der Wende hatten alle Angst vor dem Parteisekretär und vor der Stasi und seit der Wende haben alle Angst vor dem Chef und der Entlassung!

    Zu DDR-Zeiten konnte man nach Bautzen II kommen, wenn man das Maul aufmachte! Heute kommt man aufs Arbeitsamt und darf dort eine Nummer ziehen, sobald man das Maul aufreißt!

    Das Bautzen II der Bundesrepublik Deutschland heißt Arbeitsamt! Das haben meine Landsleute ganz schnell begriffen und seither hält wieder jeder das Maul, wie schon in den vierzig Jahren vor der Wende!

    Darin sind wir als gelernte Ossis schließlich gut, im Erkennen von Gefahren und Bedrohungspotentialen! Und im Anpassen und Ducken!

    Zu DDR-Zeiten durfte man die Klappe nicht aufmachen und wer sie dennoch aufriss, der landete womöglich in der Untersuchungshaft. Kann sein, dass er dort verprügelt wurde, aber verhungern oder erfrieren musste man da nicht!

    Heute darf man zwar die Klappe aufmachen, aber es interessiert keinen, was man sagt. Oder es stört sogar, weil es möglicherweise eine unbequeme Wahrheit ist und man landet auf der Straße! Das geht ganz schnell! Und tatsächlich sollen in den harten Wintern schon Obdachlose in der Bundesrepublik Deutschland auf der Straße erfroren sein! Und Arbeitslose sollen auch schon verhungert sein. Leute, denen sie die Bezüge gestrichen oder gekürzt hatten und denen dann am Ende die Wahl zwischen Miete oder Essen blieb und die sich natürlich für Miete entschieden, weil es draußen nämlich schon viel zu kalt zum Überleben war!

    Scheint also, dass der kleine Mann generell keine sehr lukrativen Alternativen hat, wenn ich es recht bedenke! In der DDR konnte er schlimmstenfalls im Knast totgeschlagen oder totgetreten werden, in der Bundesrepublik kann er auf der Straße als Obdachloser erfrieren oder verhungern, wenn er großes Pech hat! Was ist da wohl besser? Tot ist am Ende der Erschlagene ebenso wie der Erfrorene!

    Zu DDR-Zeiten wurde über die Leute, die in Bautzen II einsaßen und die dort möglicherweise auch erschlagen wurden, nicht in der Öffentlichkeit gesprochen oder gar in den Zeitungen geschrieben. Und wenn doch, so waren es Staatsfeinde, Kriminelle und Verbrecher!

    Und heute spricht man auch nicht mehr über Obdachlose, die in kalten Winternächten erfrieren oder über Arbeitslose, die sich keine warme Mahlzeit mehr leisten können und die Gefahr laufen, verhungern zu müssen! Und wenn doch, dann nur unter dem Motto „selbst Schuld", wonach Obdachlose Trinker und hungernde Arbeitslose allesamt faule Drogenjunkies sind!

    Randthemen bleiben eben Randthemen und Randthemen bleiben immer unangenehm und werden demzufolge gemieden, ob nun im Sozialismus oder im Kapitalismus!

    Das ist meine Meinung und meine Einsicht, zu der ich im Verlaufe der Jahre gelangt bin! Und ich halte damit nun einmal nicht hinterm Berg!

    4

    Ich bin also der Robert Ems und geboren bin ich zu Beginn der 1960er Jahre in Königs Wusterhausen.

    Mir wird immer ganz warm ums Herze, wenn ich an Königs Wusterhausen denke und ich muss mich gleich bezwingen, dann nicht wieder anzufangen, zu berlinern!

    Ich bin lange nicht dort gewesen, in KW, ausgesprochen KaWe und meine Wurzeln in meiner Heimatstadt, sind seit dem Tode meiner Eltern leider gekappt und seit jenen Tagen, da es mich, der Liebe wegen, ins Mitteldeutsche verschlagen hat!

    Ich denke jetzt oft mit Wehmut an meine märkische Streusandbüchse, wie das Kurfürstentum Brandenburg ob seiner sandigen Böden oft genannt wurde. Ich denke mit Schmerzen an die weiten und schier uferlosen Forsten aus den stets nach dem klebrigen, aromatischen und honigartigen Harz duftenden Waldkiefern, in denen ich als Kind mit Vater und Tante spazieren ging oder mit dem Rad fuhr, dabei stets ängstlich bemüht, mit dem auf seinem großen alten 28er Herrenrad voraus fahrenden Vater mitzuhalten und nicht im Sand der Wege stecken zu bleiben.

    Ich denke, während ich dabei regelrecht ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust verspüre, an die zahlreichen Gewässer in der Umgebung meiner Heimatstadt, an die Dahme, den Krüpel-, den Kriminick- und den Senziger See und an den Wolziger See und den Notte-Kanal, zu dem sie heute Notte-Fließ sagen.

    Ich denke an die im morgendlichen Nebel auf den Feldern vor Ragow äsenden Sprünge schlanker rot-silbriger Rehe. Ich denke an das Quietschen der alten klapprigen Bahnhofstür in Königs Wusterhausen, an das kühle helle Metall ihres silbrig glänzenden Griffes, der sich diagonal und verbogen über das abgeschabte Holz ihres mächtigen grauen Türblattes zog.

    Ich denke an den warmen Geruch nach Papier und nach frischer Druckerschwärze, der aus der kleinen Luke des gelb gestrichenen Zeitungskiosks am Fernbahnsteig wehte, in dem es stets gerade diejenigen Kinderzeitschriften nicht gab, die ich mir wünschte.

    Ich denke an die mehlig-wässrige Konsistenz der langen, fettigen und stets knorpeligen Bockwürste zu 90 Pfennig das Stück, die sie am Bahnsteig verkauften und auf einem weißgrauen Papptablettchen mit einem Klacks Senf, der an frische Entenscheiße erinnerte und mit einem pappigen Brötchen, aus dem Fenster heraus auf den Bahnsteig reichten.

    Ich denke an den rostigen und verrußten Wasserturm beim Bahnhof, am Gebäude des Stellwerks, neben der Straße; an das rund und glatt getretene anthrazitfarbene Straßenpflaster in der Altstadt; an das hellbraune regelmäßige Muster der Gehwegplatten, über die ganze Heere schwarzroter Feuerwanzen krabbelten, deren mit schwarzen Punkten und Dreiecken auf rotem Grund gezeichnete Rückenpanzer an die Schilde geheimnisvoller afrikanischer Neger- oder Menschen fressender Südseestämme erinnerten.

    Ich denke an das zweigiebelige hellgrau verputzte Schloss mit seinen parallelen leuchtend roten Satteldächern, unter denen das berühmte Tabakskollegium einst tagte, an den dicken Treppenturm mit den schrägen Fenstern und der schiefergedeckten Schweifhaube. An die das Schloss umrahmenden mannsdicken, grauen und mächtigen Platanen mit ihrer großflächig abblätternden Rinde; an die eleganten zweietagigen Kavaliershäuser beim Schloss, in denen meine feierliche Einschulung stattfand.

    Ich denke an den weitläufigen Schlosspark mit all den uralten Bäumen und dem gepflegten grünen Rasen, der an einen Teppich oder Golfplatz erinnerte.

    Ich denke an die hohen schlanken Gittermasten der Funktürme, das Wahrzeichen meiner Heimatstadt, oben auf dem Funkerberg. Ich denke an die ockerfarbene Fassade der evangelischen Kreuzkirche, oben am Kirchplatz und in der Nähe des Krankenhauses.

    Ich denke an den markanten Niederlehmer Wasserturm aus grauem Kalksandstein, der einst nach dem Vorbild des Istanbuler Galaturms errichtet worden war.

    Ich denke an den einsamen Uferweg des Tiergartens, draußen in Neue Mühle. Ich denke an den uralten mächtigen Eichenwald, den es dort gibt und an die Landzunge Husareneck, die mein Vater so liebte, mit ihren zerschnitzten Bänken in Ufernähe zur Dahme, die sie hier heute Staabe nennen. Ich denke an die beeindruckenden, silbrig-grau glänzenden Stämme der dickleibigen und hohen Buchen, die den Waldweg bis zum Husareneck hin säumten. Buchen, die mich an dorische Säulen oder an die Pfeiler hoher gotischer Kathedralen erinnerten. Buchen, deren Stämme die Schnitzereien unzähliger Herzchen und Initialen trugen, die langsam vernarbten.

    Ich denke daran, dass man zu Brötchen hier Schrippen sagte, zu einer Scheibe Brot Stulle und dass ein Glas Bier „eine Molle" war.

    Ich denke daran, dass man hier Schlachtplatte und Eisbein liebte und Fischgerichte, besonders Aal und Forelle und Spargel in allen nur denkbaren Variationen und dazu Berliner Weiße mit Schuss!

    Ich denke an das rötliche und noch von früher durchfahrenden Dampflokomotiven stark verrußte Backsteingebäude des Bahnhofs mit den hohen romanischen Fensterbögen, das mich stets ein wenig an ein mittelalterliches Schloss erinnerte und daran, dass ich mich als Junge so oft verzweifelt fragte, wer wohl hinter den zugezogenen Vorhängen der hell erleuchteten Fenster im Obergeschoß des Bahnhofsgebäudes wohnen mochte, während das langgezogene hohe und ein wenig unheimliche Signal einer Dampflok herüber wehte.

    Ich erinnere mich an das gelbliche Leuchten der großen Bahnhofsuhr im hohen backsteinernen Giebel des Bahnhofsgebäudes, die die nächtliche und einsame Bahnhofstraße und die im Abendwind zitternden Gipfel ihrer uralten Robinien und Platanen erleuchtete, als wäre sie ein zweiter, ein künstlicher Mond.

    Ich erinnere mich an die zartgrünen raschelnden Strähnen der Weiden, die draußen in Neue Mühle in die silbrig glänzende Dahme hingen und die mich von weitem an die Zöpfe der Frauenfrisuren erinnerten.

    Ich erinnere mich an die silbrig-grau verwitterten, knarrenden Planken all der Stege, an die alten ausrangierten Autoreifen, die man gern daran zum Schutz der Bootskörper angebunden hatte und an das schmatzende Geräusch, welches die kleinen unberechenbaren Wellen machten, die die sorgsam mit Planen abgedeckten Bootsleiber regelrecht tanzen ließen.

    Ich denke mit Wehmut an unsere Ausflüge an den nahen Rangsdorfer See, dessen blauschimmernder Spiegel zwischen den waldreichen Ufern eingebettet lag, wie ein Edelstein in einem Ring. Ich erinnere mich an tausende Wildgänse, die an seinem südlichen Ufer rasteten und von denen es hieß, sie kämen aus Sibirien.

    Ich entsinne mich der ausgedehnten Luchwiesen im Süden des Sees und der Klage meines Vaters, dass es hier keinerlei ufernahen Wanderweg gäbe.

    Und ich entsinne mich des dicken Eises, dass der See im Winter stets zeitig trug. Der blauen oder grünen Farbe oder der bläulich durchscheinenden Eisdecke des Rangsdorfer Sees.

    Ich entsinne mich, wie, vermutlich ausgelöst durch die Sonneneinstrahlung, plötzlich Risse in der Eisfläche des Sees auftraten, während wir darüber hin liefen. Ich erinnere mich an das Geräusch dieses Reißens, wie es urplötzlich erschreckend und explosionsartig laut da war und an ein Projektil erinnerte, welches in der klaren frostigen Winterluft auf uns abgefeuert schien. An das hohe Pfeifen dabei, beinahe schon körperlich spürbar in der kristallklaren frostigen Luft, die in die Nase und in die Ränder der Ohrmuscheln biss, ein Geräusch, welches im Bruchteil von Sekunden von hohen Tönen bis zu tiefen Frequenzen abfiel und uns dadurch stets erschreckte.

    Die Dicke der Eisdecke des Rangsdorfer Sees betrug bis zu 20 cm, so dass selbst Lastkraftwagen auf seiner ganzen Länge von 18 km darüber hin fahren konnten.

    Ich erinnere mich der sowjetischen Soldaten, die aus Asien stammende Silberkarpfen in diesem See ausgesetzt hatten, um sie dann im Winter geduldig an ihren Eislöchern zu angeln.

    Silberkarpfen, die einst das Rückgrat des Fischbestandes im Rangsdorfer See gebildet hatten und die spätestens seit der langen Eisbedeckung des Sees im Winter 2009/2010 ebenso aus dieser Gegend verschwunden sind, wie die bereits 1994 abgezogenen Sowjetsoldaten.

    Am Nordufer des Sees gab es eine kleine Erhebung. Eigentlich viel eher einen Hügel, den die Anwohner den Weinberg nannten. Einst, vielleicht im Mittelalter, war hier also offensichtlich sogar Wein angebaut worden, so weit oben im Norden! Aber der Wein war gegangen, ebenso wie die Sowjetsoldaten und die von ihnen im See ausgesetzten asiatischen Silberkarpfen. Was an Leben hinter uns lag, das war tot. Und darüber nach zu sinnen, bereitete uns ebensolchen Schmerz, wie die Erinnerung an einen Menschen der gestorben war.

    Deshalb war es mitunter besser, nicht an die Vergangenheit zu denken! Deshalb wäre es humaner gewesen, der Mensch besäße keine Erinnerungen!

    5

    Mit der Wende waren für jeden von uns große Hoffnungen verbunden. Hoffnungen, die sich nicht nur auf die Möglichkeiten begrenzten, endlich in den Geschäften Bananen einkaufen zu können, so wie wir vorher in den HO-Läden Weiß- und Rotkohl gekauft hatten; auf Autos nicht mehr ein halbes Leben lang warten zu müssen und überall hin reisen zu können, sofern das Geld dafür verfügbar war!

    Mit Speck fing man bekanntlich Mäuse! Westgeld, Warenangebot, Reise- und Meinungsfreiheit, das war derjenige Speck, mit dem man uns geködert hatte!

    Nur was nützte einem das Westgeld, wenn man als Arbeitsloser keines mehr bekam? Was nützten das Warenangebot und all die Möglichkeiten, zu reisen, wenn man es sich nicht mehr leisten konnte? Wozu hatte man Meinungs- und Pressefreiheit, wenn die Öffentlichkeit doch nur Dasjenige interessierte, was die Mächtigen sagten und wenn die Presse quasi automatisch nur Jenes druckte, was Diejenigen gedruckt sehen wollten, denen die Zeitungen und die Druckhäuser gehörten?

    Was stets so verführerisch von drüben geglänzt hatte, löste sich, sobald man es in Händen hielt, wie ein Tarnanstrich von der Oberfläche und darunter kam die Tatsache zum Vorschein, dass man nur als Konsument gebraucht wurde. Und wer nicht mehr konsumieren konnte, der fiel auch durch den letzten Rost ins soziale Nirwana, aus dem ihn niemand mehr je noch herauszuholen vermochte!

    Dabei hatte ich eigentlich noch Glück gehabt! Mein Beruf, ich hatte Alten- und Krankenpfleger gelernt, würde wohl auch noch nach der Wende gebraucht werden, weil er nicht oder nur sehr wenig ideologisch besetzt gewesen war.

    Dennoch redeten viele davon, die Alten würden nun alle nach Mallorca gehen oder nach Südfrankreich und in ostdeutschen Kliniken würden sich wohl überhaupt nur noch Mittellose behandeln lassen wollen.

    Die Erkenntnis, dass auch das Alt- und Kranksein in der neuen freien und demokratischen Gesellschaft eine Menge Geld kostete und nur dann wirklich genossen und ausgekostet werden konnte, sofern man zeitlebens Zeit und Muße gehabt hatte, ein ererbtes Kapital durch Zinsen zielstrebig zu vermehren, was wohl kaum einem von uns im Osten möglich gewesen war, kam wenig später.

    Zu DDR-Zeiten hatten wir kaputte Städte, marode Straßen und leere Schaufenster, aber alles war voller Leben gewesen! Heute haben wir piekfeine teure und moderne Städte, im Osten befinden sich die besten Straßen Deutschlands, weil es für ihre andauernde Sanierung die höchsten Fördermittel einzustreichen gab und die Schaufenster quellen über vor Angeboten. Nur, dass viele Städte auszusterben drohen und verwaisen, denn es gibt keine Arbeit und außerdem kaum jemanden mehr, der sich die explodierenden Mieten und Nebenkosten noch leisten kann oder der sich nachts noch auf die einsamen Straßen traut, angesichts der Tatsache, dass sich das Selbstverständnis der Polizei auch grundlegend gewandelt hat, weg vom Ordnungshüter und dafür hin zum reinen Buß- und Ordnungsgeldeinsammler, der auch schon mal weg sieht und nicht tätig wird, wo es nichts einzustreichen gibt.

    Arbeiten gehen, heißt keinesfalls, sich selbst zu verwirklichen oder sich und seine Erfahrungen einzubringen! Arbeiten gehen heißt, tagtäglich um seinen Job zu bangen, heißt kämpfen und sich verbiegen, heißt lügen und denunzieren und sich anbiedern, nur, um dadurch möglichst lange in Arbeit zu bleiben!

    Alles Eigenschaften, die westdeutsche Soziologen an uns diktaturerfahrenen Ostdeutschen nach der Wende so sehr verdammten! Wir sollten doch endlich, die Technik des aufrechten Ganges erlernen! Nun trainieren sie uns all diese Eigenschaften schneller und gründlicher wieder an, als es Partei und Staatssicherheit in 40 Jahren DDR je vermocht hätten! Der aufrechte Gang endet spätestens vor dem Büro des Chefs! Und wer sich nicht verbiegen möchte, landet als angeblich nicht teamfähig wieder auf dem Arbeitsamt, dem Bautzen II des Kapitals!

    Ich weiß, so darf ich als Ostdeutscher nicht denken! Das will keiner hören, auch wenn es zehnmal die Wahrheit ist! Die Wahrheit will man zu keiner Zeit hören! Stattdessen sollte ich dankbar sein, weil ich die Freiheit bekommen habe, Bananen einkaufen und auf dem Arbeitsamt eine Nummer ziehen zu können, wenn ich das Maul einmal aufreiße.

    Immer wieder verblüfft mich nur die Hellsichtigkeit von Marx, Engels und Lenin! Zu DDR-Zeiten, im Staatsbürgerkundeunterricht, habe ich immer geglaubt, die alten Zausel spinnen und das ist vollkommen übertrieben und nur kommunistische Propaganda, mit der Ausbeutung des Menschen und der Unmenschlichkeit des Kapitals! Aber man muss zugestehen, dass die tatsächlich nicht einmal übertrieben haben, sondern alles ganz exakt so beschrieben haben, wie es ist! Unsere Staatsbürgerkunde- und Geschichtsbücher, über deren Inhalt wir damals gelacht haben, lesen sich heute wie eine präzise Zustandsbeschreibung unserer gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Umgebung! Und fast, besonders in den Wartezonen der Arbeits- und Sozialämter, wird nun auch die verbiesterte Entschlossenheit verständlich, mit welcher die greisen und vertrottelten Genossen, die den Kapitalismus in jungen Jahren noch am eigenen Leibe erlebt haben, seine Rückkehr nach 1945 notfalls gewaltsam verhindern wollten!

    Demokratie und Freiheit sind vollkommen sinnentleerte Phrasen, wenn sie nur einer Handvoll superreicher Familien dienen. Demokratie heißt Volksherrschaft, soweit ich mich noch entsinne und nicht Herrschaft der wenigen Superreichen, die sich ein Parlament und dessen Machtapparat kaufen können!

    Vor der Wende, als es noch zwei deutsche Staaten auf deutschem Boden gab, war das alles mal anders, habe ich mir von denen sagen lassen, die das wissen müssen. Da war das Kapital sozialer und das Bruttosozialprodukt wurde gerechter verteilt, weil man der Weltöffentlichkeit beweisen musste, dass der Kapitalismus das menschenfreundlichere System war, in dem es sich freier und vor allem besser leben ließ. Heute muss der Kapitalismus niemandem mehr etwas mehr beweisen, denn es gibt praktisch nur noch ihn als Gesellschaftsentwurf auf der Welt und man muss auch auf niemanden mehr Rücksicht nehmen. Und da heißt es nun plötzlich, Knüppel aus dem Sack und ganz schnell die sogenannten sozialen Errungenschaften wieder zurück gebaut und schnell zurück zu jener Art von Raubtier- oder Manchesterkapitalismus, wie ihn schon Marx und Engels beschrieben und erlebt haben!

    Diejenigen, die das wissen müssen, sagen, nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Gesellschaftsentwürfe in Mittel- und Osteuropa sei auch der Entwurf der sozialen Marktwirtschaft nach Ludwig Erhardt zusammen gebrochen und der Kapitalismus habe sich von jedem sozialen Anspruch getrennt.

    Nun aber, nach der Finanzkrise, würde der Kapitalismus sich auch noch von jeder Form an Demokratie trennen, sei es nun auf politischer Ebene oder auf der Ebene der Gewerkschaften in den Betrieben. Die Gier sei so groß geworden, dass diktatorische oder neufeudalistische Strukturen im Entstehen seien, die von den Menschen am Ende sogar akzeptiert würden.

    Das alles bereitet mir große Angst! Wohin soll das alles noch führen? In eine anarchische Gesellschaft, in der es weder soziale noch physische Sicherheit für den kleinen Mann mehr gibt, in der er keinen Lohn mehr für seine Arbeit und im Alter keine Rente mehr erhält? In eine vollkommen amoralische und asoziale Gesellschaftsstruktur, in der den Reichen alles gehört und in der die Reichen automatisch auch alles dürfen und bestimmen und in der nur noch der eine gesellschaftliche Impetus gilt, wonach der Reiche noch reicher werden muss?

    Was mich aber noch mehr als diese Möglichkeit beunruhigt, ist die Tatsache, dass niemand ein Interesse hat, dagegen etwas zu unternehmen, sondern alle dabei kräftig mittun!

    Jeder kleine Arbeitnehmer, ja sogar jeder Arbeitslose, verhält sich so, als müsse er selbst ein kleiner veritabler und vor allem gnadenlos egoistischer Kapitalist werden! Das ist durchaus so gewollt und wird durch die Medien und die Kultur noch gezielt befeuert! Jeder, der etwas dagegen sagt, wird als Verschwörungstheoretiker oder Stasi-Spitzel denunziert und damit sofort mundtot gemacht! Das führt nicht nur zur Anpassung aller Menschen an den unmenschlichen neoliberalen Mainstream, sondern auch zur Entsolidarisierung der Gesellschaft und zur allgemeinen Verrohung der Sitten und Gebräuche! Das führt zu explodierender Kriminalität, zum Rückfall in eine Ausländerfeindlichkeit, die fatal an die Judenpogrome des Dritten Reiches erinnert, zu Kommunistenhass, Bigotterie und Intoleranz und Heuchelei, dass einem davon speiübel werden kann! Es führt zu Zensur und einseitiger Berichterstattung, zur Monopolisierung und Privatisierung in allen Bereichen der Gesellschaft. Dazu, dass die Stärkeren lustvoll und sadistisch auf den Schwächeren herum trampeln, anstatt sie zu unterstützen, zu kalten Enteignungen, Schauprozessen, Zweiklassen-Justiz, Zweiklassen-Bildungssystemen und Zweiklassen-Medizin. Es führt zur politischen und gesellschaftlichen Kapitulation und Kastration des Bürgers, der nur noch um seine paar erbärmlichen Besitztümer und den Abstieg ins soziale Nichts fürchten muss! Es führt zur Spaltung und zum Zerreißen der Gesellschaft und zur Pervertierung einer längst rein lobbyistisch ausgerichteten Politik, die als Vollstrecker der Wünsche des Großkapitals agiert!

    Es führt zur Erblichkeit politischer und parlamentarischer Ämter, zur Erblichkeit der Richtertitel und Generalsränge und zu skrupelloser Selbstbedienungsmentalität bei den Mächtigen, die niemandem mehr Rechenschaft schulden!

    Niemand kann sich ernsthaft wünschen, in einer solchen Gesellschaft leben zu müssen, in der allein Derjenige das Sagen hat, der das Geld besitzt und die sich nur noch allein dadurch von der spätfeudalen Gesellschaft unterscheidet, in der es noch die Leibeigenschaft und die Prügelstrafe gab und das Recht der ersten Nacht, dass der Fabrikbesitzer heute nicht mehr in der achtspännigen Droschke vorfährt, sondern in der S-Klasse von Daimler-Benz, im Maybach, im Bentley oder im Porsche Cabriolet!

    Niemand kann sich ernsthaft wünschen in einer Gesellschaft zu leben, deren Spielregeln nicht von Humanismus, Demokratie und Sachverstand, sondern von der Höhe des jeweiligen privaten Bankkontos bestimmt werden!

    Niemand kann sich ernsthaft wünschen, in einer solchen Art von Gesellschaft leben zu müssen, es sei denn, er gehört zu jenen sagenhaft reichen Familien im Lande, deren Namen aus gutem Grund keiner wirklich kennt und deren Zahl vermutlich an den Fingern beider Hände abgezählt werden kann.

    Niemand kann sich ernsthaft wünschen, in einer solchen Gesellschaft leben zu müssen und niemand müsste sich eigentlich noch ernsthaft darüber wundern, wenn angesichts dieser Entwicklungen immer mehr Menschen, vor allem im Osten, die noch etwas gänzlich anderes kennengelernt haben, rufen werden: „Baut endlich die Mauer wieder auf! Aber baut sie unbedingt noch zehn Meter höher als zuvor!"

    Aber ich weiß, so darf, so soll ich nicht denken und schon gar nicht reden, sonst werfen mir meine Kollegen wieder den Satz an den Kopf: „Dann verpiss Dich doch endlich und hau ab, nach Nordkorea!"

    Ich denke dann aber immer an den Text dieses Liedes, das ich früher immer so gern gehört habe und wegen dem sie mich bei der NVA sogar in den Bau stecken wollten, als ich es einmal beim Waffenreinigen auf dem Kompanieflur laut gesungen habe:

    „Die Gedanken sind frei,

    wer kann sie erraten?

    Sie fliegen vorbei

    wie nächtliche Schatten.

    Kein Mensch kann sie wissen,

    kein Jäger erschießen

    mit Pulver und Blei.

    Die Gedanken sind frei!

    Ich denke, was ich will

    und was mich beglücket,

    doch alles in der Still',

    und wie es sich schicket.

    Mein Wunsch und Begehren

    kann niemand verwehren,

    es bleibet dabei:

    Die Gedanken sind frei!

    Und sperrt man mich ein

    im finsteren Kerker,

    ich spotte der Pein

    und menschlicher Werke;

    denn meine Gedanken

    zerreißen die Schranken

    und Mauern entzwei:

    Die Gedanken sind frei!

    Drum will ich auf immer

    den Sorgen entsagen,

    und will mich auch nimmer

    mit Grillen mehr plagen.

    Man kann ja im Herzen

    stets lachen und scherzen

    und denken dabei:

    Die Gedanken sind frei!"

    (Volkslied von etwa 1790, bearbeitet von Hoffmann von Fallersleben im Jahre 1841)

    6

    Von Fritz Harss

    Freiwillig arbeiten bis mindestens zum 70. Lebensjahr! Ein parteienübergreifendes Plädoyer für einen alternativen Lebensentwurf, in welchem die 40-Stunden-Woche und die Rente mit 63 der Vergangenheit angehören und dem offenbar auch die Linke etwas abgewinnen kann!

    Die Rente mit 67, mit 65 oder sogar mit 63, müsse angesichts des eklatanten Fachkräftemangels in der deutschen Wirtschaft nunmehr endgültig der Vergangenheit angehören, forderte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, da durch diese Entwicklungen die deutsche Wirtschaft in ihrer Profitabilität spürbar zurück geworfen würde! Im Gegenteil! Denkbar und wünschenswert wäre sogar

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1