Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ich habe dich lieb, kleine Liane
Ich habe dich lieb, kleine Liane
Ich habe dich lieb, kleine Liane
eBook199 Seiten2 Stunden

Ich habe dich lieb, kleine Liane

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die elternlose Liane von Lehndorf führt kein angenehmes Leben im Hause ihrer Verwandten. Wenn sie sich mit ihrem Onkel Friedrich auch recht gut versteht – ihre nervöse und reichlich überspannte Tante Fernande macht ihr das Leben schwer. In jungen Jahren ist Tante Fernande mit ihrem Mann über eine lange Zeit hinweg in Indien gewesen und hat dort von einem indischen Fürsten einen enorm wertvollen Diamanten geschenkt bekommen, der mit goldenen Götzen besetzt ist. Eines Tages ist nach einer Kaffeegesellschaft dieses wertvolle Schmuckstück auf einmal spurlos verschwunden. Völlig von Sinnen vor Aufregung und Wut über diesen unerklärlichen Diebstahl beschuldigt die Tante ihre Nichte der Tat. Für die kleine Liane beginnt eine schwere Zeit. Wird sie sich von dem entsetzlichen Verdacht befreien können? Ein Gutes hat das schlimme Geschehen immerhin: Ohne den Diebstahl hätte sie Ingenieur Hans Kikow wohl kaum kennengelernt, der ihr nun eine neue Welt voller Glück zu schenken verspricht ...Anny Freifrau von Panhuys (1879 – nach 1941) ist eine deutsche Unterhaltungsschriftstellerin in der Tradition von Nataly von Eschstruth, Hedwig Courths-Maler und Helene Butenschön ("Fr. Lehne"), die etwa 100 Romane geschrieben hat und auch als Schauspielerin tätig war. Geboren wurde sie am 27. März 1879 als Tochter des Dachdeckermeisters, Dachpappenfabrikanten und Gelegenheitsdichters Ignaz Umouaft in Eberswalde. Durch ihre Adelsheirat wurde sie Freifrau. Panhuys begann um 1915, meist mehrere Romane pro Jahr zu veröffentlichen und war bis zu Beginn der vierziger Jahre literarisch aktiv. 1931 kehrte sie wieder nach Eberswalde zurück, wo sie in der Grabowstraße 28 wohnte. Ihr genaues Todesdatum konnte nicht ermittelt werden. Ihre Bücher wurden auch nach ihrem Tod noch immer wieder neu aufgelegt – vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren – und teils auch ins Niederländische übersetzt. Während die Romane der älteren Nataly von Eschstruth vornehmlich im gehobenen Adelsmilieu spielen, ist Anny von Panhuys' Hauptthema der Niedergang und Bedeutungsverlust des (in ihren Büchern meist verarmten) Adels und sein Streben nach Anschluss an die neue bürgerliche Welt.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum26. Mai 2016
ISBN9788711570210
Ich habe dich lieb, kleine Liane

Mehr von Anny Von Panhuys lesen

Ähnlich wie Ich habe dich lieb, kleine Liane

Ähnliche E-Books

Moderne Geschichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ich habe dich lieb, kleine Liane

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ich habe dich lieb, kleine Liane - Anny von Panhuys

    www.egmont.com

    Erstes Kapitel

    Frau Fernande Romstedt betrat das Speisezimmer, in dem alle Mahlzeiten eingenommen wurden, auch das Frühstück. Ihr Mann saß, die Zeitung vor sich, schon am Tisch, neben ihm Liane von Lehndorf, die verwaiste Tochter seiner Schwester, die seit zwei Jahren in seinem Hause lebte.

    „Wo bleibst du denn so lange, Fernande? rief er seiner Frau entgegen, „ich verspüre schon tüchtigen Hunger.

    „Ich fand meine Brille nicht, und wenn ich die nicht habe, bin ich bei meiner Kurzsichtigkeit, um mich deutlich auszudrücken, aufgeschmissen, erwiderte Frau Fernande in leicht gereiztem Ton. „Ich bat Liane, mir die Brille morgens immer an denselben Platz zu legen, falls ich sie einmal in Gedanken irgendwo unterbrächte, wo sie nicht hingehört, aber Liane hat nun einmal nicht so viel Aufmerksamkeit für mich übrig.

    Sie setzte sich umständlich und ihr weißgepudertes, um Augen und Mund von feinen Fältchen durchpflügtes Gesicht zeigte einen tiefbeleidigten Ausdruck.

    Liane hob langsam die dunklen Wimpern, und ihr Blick begegnete ruhig dem Blick der matten Grauaugen der Älteren.

    „Liebe Tante, ich legte die Brille auf deinen Toilettentisch, wie du es wünschtest, wahrscheinlich verlegtest du sie wieder —"

    „Natürlich."

    Frau Fernande lachte scharf und ärgerlich auf, „natürlich, du bist wie stets ohne Fehl, und wenn etwas nicht klappt, bin ich immer schuld! Deine Verteidigungsreden fangen nachgerade an, meine Nerven zu reizen. Nicht das geringste darf ich mir erlauben zu sagen, ohne daß du mir widersprichst."

    Friedrich Romstedt mischte sich ein.

    „Es ist ja gut, die Sache ist doch gar nicht so vieler Worte wert."

    Er wollte seine Frau endgültig ablenken.

    „Denk‘ nur, Fernande, was ich eben hier im Blatte las, dem Ingenieur Heinz Rikow ist in Anbetracht seiner Verdienste, die er sich auf dem Gebiet der Verbesserung und Neukonstruktionen von landwirtschaftlichen Maschinen erworben, der Titel Dr. h. c. verliehen worden. Dergleichen mag auch nicht oft vorkommen."

    Fernande Romstedt ließ sich von Liane mit Kaffee und bestrichenen Brötchen bedienen. Langsam erwiderte sie:

    „Über die Auszeichnung wird sich seine Mutter freuen und ein bißchen Freude tut ihr sicher gut, gerade jetzt, der Tod sitzt ja schon an ihrem Bette. Ich begreife nur nicht, daß sich von dem Sohne getrennt hat, daß sie zugab, er dürfte eine Stellung in Süddeutschland annehmen. Hier um Berlin herum gibt es doch schließlich auch Fabriken, die landwirtschaftliche Maschinen herstellen."

    Ihr Mann lächelte ein bißchen überlegen.

    „Zwischen solchen Fabriken besteht aber ein gewaltiger Unterschied. Die süddeutsche Fabrik, in die Heinz Rikow als erster Ingenieur eintrat, ist ein Riesenbetrieb, der sich besonders mit der Herstellung von Motorpflügen und landwirtschaftlichen Zugmaschinen befaßt. Das ganze Unternehmen trägt großzügigen Charakter." —

    Fernande Romstedt warf den Kopf etwas zurück.

    „Ich verstehe überhaupt nicht, wie die gute Anna ihren Sohn so ’ne Art besseren Schlosser werden lassen konnte. Weshalb nicht Arzt, Jurist oder dergleichen?"

    Liane sagte mit leicht bebender Stimme:

    „Mein seliger Vater war auch Ingenieur, Tante Fernande, und ich weiß von ihm, daß, wenn einer als Ingenieur etwas leistet, vor allem ein gescheiter Kopf auf dem Halse so eines besseren Schlossers sitzen muß."

    Die Frau hob ihre Brille vor die Augen und musterte Liane, als habe sie das junge Mädchen noch niemals gesehen.

    „Seit wann muß ich mir Zurechtweisungen von meiner Nichte gefallen lassen? Deine Eltern haben es scheinbar nicht verstanden, dir Respekt vor älteren Personen beizubringen."

    Friedrich Romstedt warf seiner Nichte einen beinahe bittenden Blick zu und, von dem Blick des geliebten, stets gütigen Onkels bezwungen, duckte sich ihr Stolz.

    Ruhig, beinahe sanft, erwiderte sie:

    „Es lag mir völlig fern, Tante Fernande, dich zu kränken, aber ich hatte schon das Gefühl, meinen seligen Vater verteidigen zu müssen. Er war doch Ingenieur mit Leib und Seele, dazu ein sehr kluger Mensch."

    Fernande Romstedts Groll pflegte meistens so rasch zu verschwinden wie er gekommen. Sie winkte gnädig mit der Hand, konnte es sich aber nicht versagen, noch einen Trumpf auszuspielen.

    „Schade nur, daß dein Vater es mit seiner ganzen Klugheit nicht verstanden hat, für sein einziges Mädel ein bißchen Geld zusammenzubringen, nicht einmal die kleine Mitgift. Arme Mädels sind leider keine begehrte Ware auf dem Heiratsmarkt."

    „Das bewahrt mich wenigstens davor, das Opfer eines Mitgiftjägers zu werden!" wollte Liane, aufs neue empört, erwidern, doch sie kam nicht dazu.

    Das Mädchen trat ein und meldete überstürzt:

    „Die Sabine von Frau Rikow war eben da, Frau Rikow ist vor einer halben Stunde gestorben."

    Frau Fernande Romstedt, entsetzt, sprang empor, mit weitaufgerissenen Augen starrte sie die Unglücksbotin an.

    „Oh mein Himmel, wirklich? Ist es denn wahr?" Schluchzen erstickte ihre Stimme.

    Ihr Mann wollte ein paar tröstende Worte sagen, aber sie wies ihn fast schroff zurück.

    „Meine beste Freundin, meine Jugendfreundin ist tot, klagte sie, immer heftiger weinend. „Ich will zu ihr, es stand ihr ja hier in der großen Stadt niemand nahe außer mir. Liane, komm, hilf mir beim Umkleiden, und am besten ist’s, du begleitest mich rasch, rasch, essen kannst du später.

    Schon bei den letzten Worten war sie aus dem Zimmer gestürzt.

    Friedrich Romstedt sah ihr nach, dann reichte er Liane herzlich die Hand.

    „Sie ist in allen Dingen gleich erregt, du hast es nicht leicht bei ihr, Kind, ich weiß. Wenn es einmal gar nicht mehr gehen will, komme zu mir, ich stehe auf deiner Seite, sei dessen versichert."

    Liane nickte, doch seufzte sie heimlich.

    Sie dachte nicht daran, den Onkel mit ihren Sorgen zu behelligen, mit der nervösen, verwöhnten Frau mußte sie allein fertig werden, ein Schutzsuchen beim Onkel hieße Unfrieden zwischen ihm und seiner Frau stiften.

    Das aber wollte sie um keinen Preis, dazu hatte sie den Onkel zu lieb.

    Sie lächelte den alten Herrn an und folgte dann rasch der Erregten.

    Frau Fernande stand in ihrem Schlafzimmer heftig schluchzend vor dem geöffneten Kleiderschrank, erregt darin herumsuchend.

    „Wo hast du mein schwarzes Jackenkleid mit dem Kreppbesatz hingetan? rief sie der Eintretenden entgegen, „du hast auch gar keinen Ordnungssinn.

    Sie konnte ihr ewiges Nörgeln selbst in diesem Augenblick nicht lassen.

    „Das Kleid hängte ich, weil du es doch nur gelegentlich trägst, in den großen Kleiderkasten nebenan, Tante Fernande, erwiderte Liane so freundlich wie möglich. „Aber du willst es doch nicht etwa anziehen?

    Fernande Romstedt brachte trotz ihrer verweinten Lider einen anklagenden Augenaufschlag fertig.

    „Selbstverständlich will ich es anziehen. Ich kann doch unmöglich in einem buntfarbenen Kleide zu meiner lieben toten Freundin gehen, ich weiß, was sich gehört."

    „Trauer trägt man doch eigentlich nur um Verwandte", wagte Liane zu erwidern.

    Fernande Romstedt richtete sich auf und salbungsvoll belehrte sie:

    „Es gibt auch Verwandte des Herzens. Liebe Freunde stehen einem im Leben oft näher als leibliche Verwandte."

    Liane verstand die Anspielung und ging schweigend, das gewünschte Kleid zu holen.

    Frau Fernande überzog inzwischen ihr vom Weinen etwas erregtes Gesicht mit einer frischen Puderschicht, fuhr mit der Bürste leicht über die tief eingebrannten Wellen ihrer rostrot gefärbten Haare und ließ sich dann von der inzwischen zurückgekehrten Liane in das düstere Trauergewand und den dazu passenden Hut helfen.

    Nach vollendetem Werk drehte sie sich langsam vor dem Spiegel hin und her. Dabei heiterten sich ihre Mienen zusehends auf.

    „Trauer steht mir vorzüglich, nicht wahr, Liane? Es macht mich jünger. Mein Haar hebt sich wie dunkles Gold aus dem schwarzen Schleier."

    Lianes Gefühl empörte sich, sie erwiderte hastig:

    „Ja, ja, Tante."

    Und fragte gleich, ob sie sich nun ebenfalls zum Ausgehen zurechtmachen dürfe.

    Frau Romstedt nickte gnädig, sie hatte noch genug mit ihrem Spiegelbild zu tun. Sie litt zuweilen an solchen Eitelkeitsanwandlungen, die ihre Umgebung heimlich belächelte.

    Aber Liane stand heute nicht der Sinn danach, darüber zu lächeln, sie fühlte, wenn sie auch in keinen Tränenstrom ausbrach, ein tiefes Weh im Herzen ob der Todesnachricht. Die gute Frau Rikow war tot, die verehrte Dame, die stets freundlich und liebevoll zu ihr gewesen und sie oft getröstet, wenn sie es der Tante Fernande wieder einmal gar nicht recht machen konnte. Und wie oft gab es solche Tage in den zwei Jahren, seit sie im Romstedtschen Hause Aufnahme gefunden, ach, wie gar oft gab es solche Tage.

    Gern und freudig war sie nach dem Tode der Eltern, die kurz nacheinander gestorben waren, mit der Tante gegangen, unzählige gute Vorsätze hatte sie in ihr neues Leben mitgenommen, und doch wurde sie allmählich immer zaghafter und unsicherer in allem, was sie tat. In manchen Augenblicken trat sogar die Versuchung an sie heran, sich bei fremden Menschen einen Wirkungskreis zu suchen, die kleinliche Quälerei der Tante verdarb ihr jede frohe Stunde.

    Wenn Onkel Friedrich nicht gewesen wäre, hätte sie auch wahrscheinlich nicht standgehalten. Wenn er nicht gewesen wäre, er und die alles verstehende Frau Anna Rikow. Die Gütige, Mütterliche war nun aus der Welt gegangen, und niemals würde ihre weiche liebe Stimme zu ihr mehr sagen:

    „Lassen Sie nur, Kindchen, und grollen Sie nicht, wenn Ihnen auch Unrecht geschieht. Das nimmt auch ein Ende, alles ändert sich einmal, und schließlich, die Fernande meint es nicht so böse. Es liegt so in ihr, Menschen zu piesacken, das tat sie zuweilen schon in ihren jüngsten Jahren gar zu gern. Im innersten Herzen ist sie nicht schlecht, glauben Sie es mir, ich kenne sie besser als sonst jemand."

    Die Erinnerung in Liane war so lebendig, daß sie fast die Stimme der nun Toten zu hören glaubte. Sie fuhr sich über die Augen, aus denen sich jetzt ein paar heiße Tränen drängen.

    Nicht weinen, nicht weinen! dachte sie, für die arme Frau war der Tod ja als Erlöser gekommen, schon seit Jahren siechte sie an einem heimtückischen Herzleiden dahin.

    „Bist du noch nicht bald fertig?"

    Die scharfe Stimme der Tante scheuchte ihre Gedanken jählings in die Flucht.

    „Jawohl, Tante, ich komme."

    Sie fuhr sich noch einmal schnell über die Augen und eilig, ohne einen einzigen Blick in den Spiegel zu werfen, zog Liane den einfachen grauen Herbstmantel an und setzte den gleichfarbenen Filzhut auf das dicke blonde Wellenhaar.

    Schweigsam machten sich die beiden Damen auf den Weg.

    Im schwarzen Schleier und stumpfen Krepp sah Frau Fernande aus wie eine tieftrauernde Witwe, während Liane neben ihr herschritt wie eine bescheidene Gesellschafterin.

    Zweites Kapitel

    In der vornehmen, belebtesten Ladenstraße des westlichen Berlins, der Tauentzienstraße, befindet sich das Geschäft des Juweliers Franz Bendemann.

    Der Inhaber desselben stand in dem sehr neumodisch ausgestatteten Verkaufsraum und legte eben einem schlanken Herrn von vornehmstem Typ Armbänder vor. Dieser Herr saß vor einem längeren Tisch, über den eine mattlila Samtdecke gebreitet war. Auf diese schimmernde mattlila Decke legte Franz Bendemann die goldenen, mit wertvollen Edelsteinen besetzten Armketten und Reifen.

    „Ich hätte meiner Braut gern etwas ganz Besonderes zu ihrem Geburtstage geschenkt, äußerte der schlanke, vornehme Herr, „wissen Sie, so geschmackvoll auch alles ist, finde ich darunter diesmal leider doch nicht das, was ich suche.

    Franz Bendemann verneigte sich geschmeidig.

    „Verstehe, Herr Direktor, verstehe vollkommen, aber Sie haben doch noch stets etwas bei mir gefunden, Herr Direktor. Es täte mir sehr, sehr leid, Ihnen diesmal nicht dienen zu können."

    Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein, es muß mir gelingen, Sie auch diesmal zufrieden zu stellen."

    Er holte einen breiten, seidengepolsterten Kasten herbei und öffnete ihn. Mit spitzen Fingern langte er ein ziemlich breites goldenes Kettenarmband daraus hervor, an dem verschiedene kurze Goldkettchen hingen, daran kleine groteske Götzen baumelten.

    „Hübsch, sehr hübsch, lobte Bankdirektor Walter Felden, „wirklich sehr hübsch. Ich nehme das Ding, es dürfte meiner Braut gefallen.

    „Das glaube ich auch, Herr Direktor, jedenfalls bin ich froh, daß ich Ihnen wieder dienen konnte."

    Bendemann räumte geübt und schnell die Armbänder in ihre Behälter zurück und verschloß diese in einen hohen Wandschrank.

    Direktor Felden zahlte und wollte sich schon entfernen, da bat ihn Franz Bendemann, noch einige Minuten zu verweilen.

    „Ich möchte Ihnen nämlich etwas ganz Apartes zeigen, sagte er lächelnd, „weil ich weiß, daß Sie aparte Schmuckstücke lieben, Herr Direktor.

    Er verschwand einen Augenblick in einen neben dem Laden gelegenen Raum, um gleich wieder mit einem aus dunklem Ebenholz geschnitzten Kästchen zurückzukehren.

    Ganz langsam öffnete er das Kästchen, hob mit beinahe übertriebener Sorgfalt eine ungefähr drei Zentimeter hohe Götzenfigur daraus hervor und hielt sie Walter Felden entgegen.

    Der konnte einen Ausruf des Entzückens nicht zurückhalten.

    „Welch köstliche Arbeit, lobte er begeistert, „das Anhängerchen muß ich haben, es paßt prächtig an das Armband, gewissermaßen als Mittelpunkt, um den sich die kleineren Götzen gruppieren.

    Franz Bendemann schüttelte bedauernd den tadellos gescheitelten Kopf.

    „Es tut mir außerordentlich leid, Herr Direktor, aber über das Schmuckstück habe ich kein Verfügungsrecht. Eine Dame übergab es mir zur Reparatur. Sehen Sie, er deutete mit dem langen, sorgfältig gefeilten und polierten Nagel des kleinen Fingers auf eine Stelle des edelsteinglitzernden Figürchens: „Hier, dieser Rubin ist locker und muß neu gefaßt werden.

    „Wem gehört denn der Götze? fragte der Direktor, „möglicherweise ist er verkäuflich. Ich beabsichtige nicht zu knausern, in keiner Weise, aber ich muß den Götzen haben.

    Abermals schüttelte Franz Bendemann den Kopf.

    „Es läßt sich nicht machen, Herr Direktor, die Besitzerin der Schmuckstücke ist sehr reich. Ihr Gatte war lange Jahre Teilhaber einer großen Tabakfarm auf Java, und der Götze ist das Geschenk eines indischen Fürsten an die Dame."

    „Ich werde sofort zu der Dame hinfahren, entschloß sich Walter Felden rasch, „ich will mit ihr sprechen, sie muß mir einfach den Götzen verkaufen, sie muß.

    Der Juwelier machte ein sehr erschrecktes Gesicht.

    „Verzeihen Sie, Herr Direktor, aber ich möchte ergebenst bitten, das nicht

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1