Wer heiratet meinen Papi?: Mami 1998 – Familienroman
Von Anna Sonngarten
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Über dieses E-Book
Milena Berg stand von ihrem Schreibtisch auf, ging ans Fenster und schloß es energisch zu. Gedankenverloren blickte sie auf die Lichter der Großstadt. Es mußte schon nach zwanzig Uhr sein, denn die Dunkelheit lag tief auf den Häusern, und die Abendluft, die bis eben durchs Fenster geströmt war, hatte ihr Büro unmerklich in einen Kühlschrank verwandelt. Fröstelnd setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm ihres PCs. Plötzlich klopfte es an ihre Bürotür, und im gleichen Augenblick trat ihr Chef herein. »Ach, Milena. Sie sind immer noch hier?« fragte Arno Pawelka. »Ja. Ich habe heute nachmittag viel Zeit bei einem Klienten verloren.« »Bei wem waren Sie?« »Bei Herrn Müller-Dellenhoff und seiner Gattin«, antwortete sie. Man konnte deutlich heraushören, daß sie der Termin mit dem stadtbekannten Kunstsammler Nervenkraft gekostet hatte. »Ach ja, die beiden«, sagte Pawelka und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Milena runzelte die Stirn. »Es mag Sie vielleicht nicht trösten, aber Herr Müller-Dellenhoff ist ganz begeistert von Ihnen. Er sagte wörtlich: ›Endlich haben Sie mal eine Kunstexpertin eingestellt, die nicht nur sehr gut aussieht, sondern auch etwas von der Materie versteht, Pawelka‹.« Arno Pawelka hatte den Tonfall des alten Herrn so gut imitiert, daß Milena unwillkürlich lachen mußte.
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Buchvorschau
Wer heiratet meinen Papi? - Anna Sonngarten
Mami
– 1998 –
Wer heiratet meinen Papi?
Tonia wünscht sich so sehr eine Mami
Anna Sonngarten
Milena Berg stand von ihrem Schreibtisch auf, ging ans Fenster und schloß es energisch zu. Gedankenverloren blickte sie auf die Lichter der Großstadt. Es mußte schon nach zwanzig Uhr sein, denn die Dunkelheit lag tief auf den Häusern, und die Abendluft, die bis eben durchs Fenster geströmt war, hatte ihr Büro unmerklich in einen Kühlschrank verwandelt. Fröstelnd setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm ihres PCs. Plötzlich klopfte es an ihre Bürotür, und im gleichen Augenblick trat ihr Chef herein.
»Ach, Milena. Sie sind immer noch hier?« fragte Arno Pawelka.
»Ja. Ich habe heute nachmittag viel Zeit bei einem Klienten verloren.«
»Bei wem waren Sie?«
»Bei Herrn Müller-Dellenhoff und seiner Gattin«, antwortete sie. Man konnte deutlich heraushören, daß sie der Termin mit dem stadtbekannten Kunstsammler Nervenkraft gekostet hatte.
»Ach ja, die beiden«, sagte Pawelka und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
Milena runzelte die Stirn.
»Es mag Sie vielleicht nicht trösten, aber Herr Müller-Dellenhoff ist ganz begeistert von Ihnen. Er sagte wörtlich: ›Endlich haben Sie mal eine Kunstexpertin eingestellt, die nicht nur sehr gut aussieht, sondern auch etwas von der Materie versteht, Pawelka‹.«
Arno Pawelka hatte den Tonfall des alten Herrn so gut imitiert, daß Milena unwillkürlich lachen mußte.
»Na, so gefallen Sie mir schon besser, Milena. Eine so schöne Frau sollte nicht die Stirn runzeln«, sagte Arno Pawelka vertraulich, indem er den Blick auf der jungen Frau mit tiefbraunen sanften Augen ruhen ließ. Milena fühlte sich unbehaglich. Sie hackte auf ihrer Tastatur herum, als sei ihr plötzlich etwas ganz Wichtiges eingefallen, das keinerlei Aufschub duldete. Arno Pawelka sah lächelnd zu ihr herunter. Sie war ein Glücksgriff für seine Abteilung, die sich mit der Versicherung aller Art von Kunst befaßte. Frau Berg hatte nach einer Ausbildung zur Versicherungskauffrau Kunstgeschichte studiert und war nun seit einem halben Jahr seine Assistentin. Er konnte ihr vertrauen. Sie war kompetent in der Sache, aber was in seiner Branche noch wichtiger war: Sie konnte mit Klienten umgehen. Das Ehepaar Müller-Dellendorf war dafür ein Beispiel.
»Milena, machen Sie Schluß für heute«, schlug Pawelka vor und fügte dann hinzu: »Sagen Sie, erwartet Sie eigentlich niemand zu Hause?«
»Nein... nicht mehr«, antwortete Milena und hielt mit ihrer Tätigkeit abrupt inne.
»Nicht mehr?« wiederholte Pawelka.
»Ich bin vor drei Monaten bei ihm ausgezogen.«
»Ach, davon wußte ich gar nichts«, sagte Pawelka unsinnigerweise, da Milena und er bisher kein privates Gespräch geführt hatten. Außer Milenas Sekretärin Anna Krüger wußte niemand in der Abteilung irgend etwas Privates über Milena. Sie war stets freundlich, aber auch sehr zurückhaltend.
»Wo wohnen Sie denn jetzt?«
»Bei meiner Tante. Es ist zur Zeit nicht leicht, etwas Passendes zu finden... Ich möchte schließlich nicht aufs Land ziehen«, erklärte sie und lächelte.
»Da kann ich Ihnen sicherlich helfen«, murmelte ihr Chef mehr zu sich selbst und fügte dann laut hinzu: »Mal sehen, was ich für Sie tun kann, Milena. Oder möchten Sie bei Ihrer Tante wohnen bleiben?«
»Nicht unbedingt... Ich glaube..., es wäre sehr freundlich von Ihnen...« Milena war verlegen. Sie wußte, daß es Pawelkas Hauptaufgabe war, Kontakte zu pflegen, und darauf verstand er sich meisterhaft. Wahrscheinlich hatte er auch unter den Immobilienmaklern der Stadt Freunde.
Pawelka machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Schon gut, Milena. Sehen wir mal, was sich da machen läßt«, sagte er und rauschte davon. Milena atmete tief durch und lächelte. Daß sich ihr Chef um ihre persönlichen Angelegenheiten kümmern würde, verursachte ihr ein Gefühl wie eine warme Dusche. Hatte sie nicht schon lange darauf gewartet, daß ihr Chef sich auch einmal für sie persönlich und nicht nur für ihre Arbeit interessierte? Milena mußte vor sich selbst zugeben, daß sie für Arno Pawelka mehr empfand, als sie durfte. Schließlich wußte sie, daß er verheiratet und Vater von drei Kindern war. Das alles sagte ihr der Verstand, aber ihre Gefühle sprachen eine andere Sprache. Sie sah in ihrem Chef immer nur den hochgewachsenen Mann mit den grauen Schläfen, dessen Augen stets lebhaft funkelten, als könne er niemals den Humor verlieren. Das waren ihre Gedanken, während sie noch einige Papiere ordnete und sich ihre Termine für den nächsten Tag anschaute. Morgen mußte sie einen Fotografen aufsuchen, dessen Fotos beim Transport von einer Ausstellung Schaden genommen hatten. Namentlich war ihr der Fotograf bekannt, aber sie kannte nur wenige Arbeiten. Na ja, schlimmer als die Müller-Dellenhoffs konnte der Fotograf nicht sein, überlegte sie und schloß die Tür zu ihrem Büro hinter sich zu.
*
Jens Overbeck hatte schlecht geschlafen, denn Tonia, seine fünfjährige Tochter war nach einem bösen Traum in das Bett ihres Vaters geschlüpft und hatte darin die weitere Nacht verbracht. Quer natürlich und sehr unruhig. Jens war immer wieder von ihren Fußtritten geweckt worden oder fand ein
Ärmchen in seinem Gesicht wieder. Tonia war jedenfalls wie jeden Morgen seit halb sieben putzmunter und plapperte drauflos, während Jens gerädert und unausgeschlafen seinen Kaffee schlürfte. Ihr Geplapper drang nicht recht zu ihm vor. Er antwortete einsilbig mit ›Hm‹ und ›Ja‹, was der Kleinen bald auffiel.
»Du hörst gar nicht richtig zu, Papa«, sagte sie und stemmte die Ärmchen in die Hüfte.
Jens sah seine Tochter an. Ihre großen blauen Augen schauten vorwurfsvoll unter den blonden Ponyfransen hervor. Jens schaute sie an, als sähe er sie heute das erste Mal. Die kleine zarte Gestalt, der Schmollmund und die treuen Kinderaugen rührten ihn immer wieder aufs neue.
»Du hast recht, meine Kleine. Aber ich habe schlecht geschlafen und ausgerechnet heute einen wichtigen Termin. Wenn ich dich nachher aus dem Kindergarten abhole, sieht die Welt wieder etwas rosiger für uns aus.«
Tonia machte nicht den Eindruck, als hätte sie das mit dem rosiger verstanden, aber sie gab sich zufrieden, und Jens konnte sich wieder seinem Kaffee und seinen Gedanken widmen. Auf dem Weg zu Tonias Kindergarten, den die beiden zu Fuß zurücklegten, ging er noch einmal seine Argumente durch, die er gegenüber dem Versicherungsvertreter geltend machen wollte. Er rechnete fest damit, daß man ihm irgendeinen Schreibtischmenschen schicken würde, der von Kunst nicht die geringste Ahnung hatte. Sie wollen die Fotos ersetzt haben? Kann man da nicht einfach neue Abzüge machen lassen? So stellte sich Jens Overbeck die Fragen des Versicherungsvertreter vor, und er würde dann versuchen zu erklären, daß man natürlich nicht einfach neue Abzüge machen kann, womöglich auch noch in einem Supermarkt. Er würde erklären müssen, daß die Arbeit eines Fotografen die Fähigkeit Fotos selbst zu entwickeln beinhaltete. Daß gerade das die Kunst sei. Er war so in Gedanken vertieft, daß er noch nicht einmal bemerkt hatte, daß Tonia und er den Kindergarten bereits erreicht hatten. Überhaupt war es wohl eher Tonia gewesen, die ihren Vater an der Hand zum Kindergarten geführt hatte, als umgekehrt.
»Ach, Herr Overbeck. Darf ich Sie kurz sprechen?« begrüßte ihn Frau Meyer, die Erzieherin aus Tonias Gruppe.
»Hm, ich habe heute morgen nicht viel Zeit. Um was geht es denn?«
»Wir planen eine kleine Fotoaktion für unser Sommerfest... Und wir dachten, wo Sie doch Fotograf sind...«
»Ja, das bin ich..., aber ich mache keine Schnappschüsse. Und um so etwas geht es Ihnen doch, oder?«
»Tja, eigentlich schon«, sagte Frau Meyer und lächelte, um ihre