Der Stammhalter von Falkenried: Fürstenkinder 11 – Adelsroman
Von Gloria Rosen
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Ein neuer Tag dämmerte herauf. Auf dem Hochsitz des Falkenrieder Forstes stand eine hochgewachsene Männergestalt in Jagdkleidung und beobachtete ergriffen das Erwachen der Natur. In den Zweigen der Bäume regte es sich. Erstes Flügelschlagen zeigte an, daß die Vögel erwachten. Ein feines Zirpen ertönte, dann ein Trillern. Und während hinter den Bäumen die glutrote Scheibe der Sonne stetig höher stieg, brachte die gefiederte Sängerschar ihrem Schöpfer ein jubilierendes Morgenständchen. Weit tat sich das Herz des jungen Fürsten Falkenried auf. Als er sich auf den Heimweg zum Schloß machte, umfing ihn der andächtige Zauber des Waldes. Hier und da huschte ein Tier über den Weg, hoppelte Meister Lampe ins geschützte Dickicht. Falko von Falkenried liebte diese Morgenstunde über alles. Er gehörte zu den Frühaufstehern und fand in diesem stillen Spaziergang Kraft und Ruhe für die später auf ihn einstürmende Hektik des Tages. Seine Eltern waren bereits vor drei Jahren an einer Viruserkrankung kurz hintereinander gestorben. Seitdem ruhte die alleinige Verantwortung für den traditionsreichen Besitz der Falkenrieds, der sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen ließ, auf seinen jungen Schultern. Der erst siebenundzwanzigjährige Fürst zeigte sich dieser Aufgabe als pflichtbewußter Schloßherr durchaus gewachsen. Fleißig legte er selbst mit Hand an, wenn eine Arbeitskraft fehlte. Er war beliebt bei seinen Angestellten, denn er kannte keinen Dünkel, wohl den natürlichen Stolz auf sein prachtvolles Erbe. Während er den Waldweg entlangschritt, fielen die Sonnenstrahlen reflektierend über seinen Weg. Bedauernd dachte Falko an seine Verlobte Marina von Eschner, die er sich in diesem Augenblick an seiner Seite wünschte, damit sie gemeinsam das Wunder der Natur erlebten. Leider war Marina jedoch eine Langschläferin. Sie zog es zudem vor, auf Partys zu glänzen und sich in den bewundernden Blicken der Herrenwelt zu sonnen.
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Fürstenkinder
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Buchvorschau
Der Stammhalter von Falkenried - Gloria Rosen
Fürstenkinder
– 11 –
Der Stammhalter von Falkenried
Mit dem kleinen Ulrich kam das große Glück
Gloria Rosen
Ein neuer Tag dämmerte herauf. Auf dem Hochsitz des Falkenrieder Forstes stand eine hochgewachsene Männergestalt in Jagdkleidung und beobachtete ergriffen das Erwachen der Natur.
In den Zweigen der Bäume regte es sich. Erstes Flügelschlagen zeigte an, daß die Vögel erwachten. Ein feines Zirpen ertönte, dann ein Trillern. Und während hinter den Bäumen die glutrote Scheibe der Sonne stetig höher stieg, brachte die gefiederte Sängerschar ihrem Schöpfer ein jubilierendes Morgenständchen.
Weit tat sich das Herz des jungen Fürsten Falkenried auf. Als er sich auf den Heimweg zum Schloß machte, umfing ihn der andächtige Zauber des Waldes. Hier und da huschte ein Tier über den Weg, hoppelte Meister Lampe ins geschützte Dickicht.
Falko von Falkenried liebte diese Morgenstunde über alles. Er gehörte zu den Frühaufstehern und fand in diesem stillen Spaziergang Kraft und Ruhe für die später auf ihn einstürmende Hektik des Tages.
Seine Eltern waren bereits vor drei Jahren an einer Viruserkrankung kurz hintereinander gestorben. Seitdem ruhte die alleinige Verantwortung für den traditionsreichen Besitz der Falkenrieds, der sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen ließ, auf seinen jungen Schultern.
Der erst siebenundzwanzigjährige Fürst zeigte sich dieser Aufgabe als pflichtbewußter Schloßherr durchaus gewachsen. Fleißig legte er selbst mit Hand an, wenn eine Arbeitskraft fehlte. Er war beliebt bei seinen Angestellten, denn er kannte keinen Dünkel, wohl den natürlichen Stolz auf sein prachtvolles Erbe.
Während er den Waldweg entlangschritt, fielen die Sonnenstrahlen reflektierend über seinen Weg. Bedauernd dachte Falko an seine Verlobte Marina von Eschner, die er sich in diesem Augenblick an seiner Seite wünschte, damit sie gemeinsam das Wunder der Natur erlebten.
Leider war Marina jedoch eine Langschläferin. Sie zog es zudem vor, auf Partys zu glänzen und sich in den bewundernden Blicken der Herrenwelt zu sonnen. Sie war eine hübsche, junge Dame, deren üppiges, kupferrotes Haar in natürlichem Gelock über die Schultern fiel. Dazu bildeten die unergründlich grünen Augen einen herrlichen Kontrast. Sie hätte auch in Lumpen gekleidet gehen können, denn jedes Kleid umschmeichelte ihre reizvolle Figur wie die einer Königin.
Falko hoffte, daß es ihm gelang, Marina eines Tages zu diesen Morgenspaziergängen zu überreden. Sie war ja auch naturliebend, denn sie ritt leidenschaftlich gern und liebte das stolze Schloß Falkenried mit seinen herrlichen Anlagen von Edelhölzern, Blumen und Stauden wie nichts anderes auf der Welt.
Und sie liebte ihn. Ein zärtliches Lächeln stahl sich in das scharfgeschnittene, männliche Gesicht des Fürsten Falko, eines attraktiven Mannes mit blondem, leichtgewelltem Haar und stahlhart blitzenden, blauen Augen. Auch er liebte Marina von ganzem Herzen. Sie würden ein glückliches Leben miteinander führen. Noch waren sie verlobt, doch die Hochzeit war bereits für die nächste Zeit geplant.
Sehnsucht nach der geliebten Frau stieg in ihm auf. Sie war gerade in diesen Tagen für eine Zeitlang auf Schloß Falkenried. Vielleicht kam Falko noch zurecht, um sie mit einem liebevollen Kuß aus ihrem süßen Schlummer zu wecken.
Aus diesem Grunde wählte er die Abkürzung zum Schloß. Wenige Meter vor dem Jagdhaus der Falkenrieds verhielt er unwillkürlich den Schritt. Durch das Buschwerk hinter der grüngestrichenen Fassade des Hauses leuchtete es rot.
Er beflügelte seine Schritte und stand Minuten später erstaunt von Marinas rotem Sportwagen. Hatte sie geahnt, daß er heute diesen Weg entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nehmen würde? Wollte sie ihn überraschen?
Ein Lächeln legte sich um seine Mundwinkel, als er leise um das Haus herumschritt zu der kleinen versteckten Hintertür, die mit Efeu überwuchert war. Sie klemmte ein wenig und quietschte in den Angeln, so daß Falko es vorzog, sie hinter sich offenstehen zu lassen.
Er wollte sein Kommen nicht vorzeitig verraten. Unten in dem behaglich eingerichteten Kaminzimmer fand er Marina nicht vor, entdeckte jedoch verblüfft, daß eine Flasche Wein und zwei Gläser auf dem Tisch standen. Die Flasche war leer, die Gläser waren benutzt.
Seltsam, dachte er, und Unruhe zog unwillkürlich in sein Herz. Neben dem Raum befand sich ein Schlafgemach.
Vorsichtig öffnete er die Tür, dabei stieß er gegen einen Stuhl, der zu dicht neben dem Eingang gestanden hatte. Er fiel polternd um.
In diesem Augenblick flammte eine Nachttischlampe auf. Zwei Menschen richteten sich erschrocken im Bett auf und starrten auf den Eindringling.
Falkos Gesicht erstarrte. Er stand unbeweglich. War das ein Spuk oder böse Wirklichkeit?
Marina faßte sich zuerst. Sie kreischte auf. »Wie kannst du es wagen, hier so formlos und ohne anzuklopfen hereinzuplatzen?«
Falko hatte mühsam seine Fassung zurückerlangt. Seine Mundwinkel bogen sich bitter nach unten. »So sieht also deine Liebe und Treue aus! Du triffst dich heimlich mit meinem Vetter Axel! Ich muß blind gewesen sein, daß ich nie euer gemeinsames Einverständnis bemerkt habe.«
Seine Stimme wurde schärfer, als er sich an Axel wandte. »Du tust klug daran, mir möglichst weit aus dem Weg zu gehen.«
Falko verließ das Zimmer. Krachend fiel die Tür hinter ihm zu.
Er irrte ziellos durch den Wald, denn er war zu aufgewühlt durch dieses Erlebnis. Falko hatte Marina in seiner Liebe blindlings vertraut. Sie aber hinterging ihn auf die schamloseste Weise. Das konnte er einfach nicht fassen. Tiefe Trostlosigkeit überfiel ihn.
*
Falko tauchte erst zum zweiten Frühstück auf Schloß Falkenried auf. Er begab sich sofort in sein Arbeitszimmer. Seinem Butler Johann, der zu gut geschult war, um seine innere Bestürzung über das bleiche, verstörte Aussehen seines Herrn zu zeigen, sagte der Schloßherr, daß er nicht gestört werden wolle.
Der innere Aufruhr hatte sich zwar ein wenig gelegt, aber dennoch konnte er keinen klaren Gedanken über seine Zukunft fassen. Nur eines stand fest: Marina und Axel hatte er aus seinem Gedächtnis gestrichen.
Dennoch sollte es ihm nicht erspart bleiben, mit ihnen konfrontiert zu werden.
Als erstes schob sich nach kurzem Anklopfen Marina von Eschner zur Tür herein. Sie vertraute ihrer weiblichen List und ihrer Schönheit, um sich mit dem begehrten Mann, der sie zur Herrin dieses herrlichen Besitzes machen konnte, auszusöhnen.
Bei ihrem Anblick schoben sich Falkos Augenbrauen jedoch drohend zusammen.
»Was willst du noch von mir?«
Sie wollte ihre Hände schmeichlerisch auf seine Schultern legen, doch er schob sie grob zurück und erhob sich rasch.
Verführerisch schauten ihre schönen Augen ihn an, während sie ganz die Demütige mimte. »Bitte, verzeih mir, Liebster. Ich war angeheitert und wußte nicht mehr, was ich getan habe. Wir lieben uns doch und können uns nicht von einer Stunde zur anderen für immer trennen.«
»Doch, das kann ich. Was ich gesehen habe, genügt mir. Du liebst mich nicht.«
»O doch«, rief sie beschwörend. »Ich liebe dich, und ich werde ein Kind bekommen. Das allein ist Grund genug, daß wir so bald wie möglich heiraten.«
Falkos Gesicht war fahl geworden. Er griff mit den Händen hinter sich und umklammerte die Schreibtischkante so hart, daß die Knöchel weiß hervortraten.
Seine Stimme nahm einen noch härteren Klang an. »Auf diese Weise kannst du mich nicht erpressen, dich zu heiraten. Ich sagte dir doch bereits, daß es zwischen uns aus ist.«
»Du wirst dich besinnen, wenn du wieder bei klarem Verstand bist«, gab Marina auftrumpfend zurück. »Hast du die Falkenrieder Erbbestimmung vergessen? Wenn du mit dreißig Jahren keinen männlichen Erben hast, verlierst du den Besitz deiner Vorfahren. Axel wird dann der Erbe sein. Er wartet längst darauf, hier als Schloßherr einziehen zu können.«
»Es wird ihm nie gelingen. Das schwöre ich dir. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Noch habe ich Zeit, um die Erbklausel zu erfüllen. Dazu brauche ich dich nicht.«
Marina warf mit blitzenden Augen ihr rotes Haar zurück. »Mein Sohn wird der Erbe von Falkenried, und ich werde hier als Schloßherrin einziehen. Sei versichert, daß ich nicht eher Ruhe gebe, bis ich das geschafft habe.«
Falko maß sie mit verächtlichem Blick. »Nun hast du dich verraten, daß es dir in Wirklichkeit nur um Besitz geht und nicht um die Liebe eines Mannes. Wo habe ich bislang nur meine Augen gehabt? Ich muß vollständig verblendet gewesen sein, daß ich erst jetzt dein wahres Wesen erkannt habe.«
Er