Ein Märchenschloss voll Traurigkeit: Fürstenkrone Classic 54 – Adelsroman
Von Ute von Arendt
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Über dieses E-Book
In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Nr. Untertitel: Warum Fürst Clemens nicht mehr an das Glück glaubte... Fiona Börger trat vor das kleine, wellblechbedeckte Haus und blickte mit Tränen in den Augen dem Wagen nach, der den ausgefahrenen Weg zur Hauptstraße hinabfuhr. Aus! Vorbei! Umsonst! Das war alles, was die junge Frau in diesem Augenblick denken konnte. Umsonst war die Schufterei von Jahren, aus der Traum von der Selbständigkeit, und gerade fuhr ihre letzte Hoffnung, Mr. Parker, davon. Nachdem der Makler aus Auckland das Haus und das Land besichtigt hatte, hatte er bedauernd die Achseln gezuckt. »Tut mir leid, Mrs. Börger. Aber da ist nicht viel zu machen. Die Farm liegt zu weit weg von jeder Ansiedlung, das Haus ist ziemlich klein, und das Land… auch das ist nicht viel wert. Ich glaube kaum, daß ich einen Käufer finden werde und schon gar keinen, der bereit ist, die von Ihnen geforderte Summe zu bezahlen.« »Aber die muß ich haben«, hatte Fiona heftig erwidert. »Soviel haben mein Mann und ich hier hereingesteckt. Nach dem Verkauf muß ich ja auch noch etwas zum Leben übrig behalten.« »Das sehe ich ja ein, Mrs.
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Buchvorschau
Ein Märchenschloss voll Traurigkeit - Ute von Arendt
Fürstenkrone Classic
– 54 –
Ein Märchenschloss voll Traurigkeit
Ute von Arendt
Fiona Börger trat vor das kleine, wellblechbedeckte Haus und blickte mit Tränen in den Augen dem Wagen nach, der den ausgefahrenen Weg zur Hauptstraße hinabfuhr. Aus! Vorbei! Umsonst! Das war alles, was die junge Frau in diesem Augenblick denken konnte. Umsonst war die Schufterei von Jahren, aus der Traum von der Selbständigkeit, und gerade fuhr ihre letzte Hoffnung, Mr. Parker, davon. Nachdem der Makler aus Auckland das Haus und das Land besichtigt hatte, hatte er bedauernd die Achseln gezuckt.
»Tut mir leid, Mrs. Börger. Aber da ist nicht viel zu machen. Die Farm liegt zu weit weg von jeder Ansiedlung, das Haus ist ziemlich klein, und das Land… auch das ist nicht viel wert. Ich glaube kaum, daß ich einen Käufer finden werde und schon gar keinen, der bereit ist, die von Ihnen geforderte Summe zu bezahlen.«
»Aber die muß ich haben«, hatte Fiona heftig erwidert. »Soviel haben mein Mann und ich hier hereingesteckt. Nach dem Verkauf muß ich ja auch noch etwas zum Leben übrig behalten.«
»Das sehe ich ja ein, Mrs. Börger«, hatte der Makler versichert, und in seinen Augen hatte sie Mitleid entdeckt, »ich verspreche Ihnen, ich werde mein möglichstes tun. Aber viel Hoffnung kann ich Ihnen nicht machen.«
Nachdem er sich noch einige Notizen gemacht hatte, war er wieder in seinen Wagen gestiegen und davongefahren.
Das häßliche Krächzen eines Keas, dieses krähengroßen grauen Bergvogels, der hier in Neuseeland beheimatet war, ließ sie zusammenzucken. An diesen Klang hatte sie sich auch nach fünf Jahren noch nicht gewöhnt. Als sei dieser Schrei ein Signal gewesen, begann es plötzlich zu regnen, ein feiner, warmer Nieselregen, der sich mit den Tränen auf dem Gesicht der jungen Frau mischte. Ein Seufzer tiefster Hoffnungslosigkeit entrang sich Fionas Brust. Oh, Lothar, warum hast du uns allein gelassen, klagte sie stumm. Was in aller Welt soll nun aus deiner Tochter und mir werden?
»Mami, Mami, Gypsy ist wieder da!«
Um die Hausecke kam ein etwa dreijähriges pausbäckiges Mädchen mit Rattenschwänzchen und einem roten Latzhöschen gefegt, Fionas Tochter Elisabeth, genannt Lilli. Auf dem Arm trug sie mit triumphierender Miene ein buntes Zwerghuhn, besagte Gypsy, ihr einziger Spielgefährte in dieser einsamen Gegend. Das kleine Huhn hatte leider die Angewohnheit, sich manchmal zu verstecken, so daß Lilli es suchen mußte und es dann oft an den unmöglichsten Orten fand.
»Gypsy war in Beckys Stall, Mami«, im gleichen Atemzug fügte Lilli hinzu: »Weinst du, Mami?«
»Aber nein!« Fiona schüttelte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. »Das ist nur der Regen. Komm, laß uns hineingehen, sonst werden wir noch bis auf die Haut naß.«
Zusammen betraten Mutter und Tochter das ebenerdige Haus. Es bestand aus einem großen Wohnraum, der in die Küche überging, und zwei kleineren Kammern. In einem Anbau befanden sich eine Toilette und ein primitives Bad.
»Hab’ Hunger, Mami«, behauptete Lilli, nachdem sie Gypsy in eine Spankiste gesetzt hatte. »Mein Bauch knurrt ganz doll! Höre mal!«
Fiona mußte lachen. »Ich mach dir was, Kleines«, versprach sie. »Aber erst mußt du dir die Hände waschen!«
Während Lilli sich ins Bad trollte, suchte Fiona im Küchenschrank nach Eßbarem. Viel war nicht da, nur Haferflocken, Kakao und Milch, die Becky, ihre einzige Kuh, gab. Sie war die Letzte, die von einer stattlichen Herde übriggeblieben war. Die anderen waren alle an einer Seuche eingegangen. Die Tierarztrechnung hatte den letzten Rest ihres bescheidenen Vermögens verschlungen.
Nach diesem neuerlichen Schicksalsschlag hatte Fiona endlich eingesehen, daß sie gegen Windmühlenflügel kämpfte. Eine Frau allein konnte diese Farm nicht halten. Wenn sie und Lilli nicht verhungern wollten, mußte sie verkaufen. Nur war der abgelegene Besitz in den Blue Hills nicht so leicht an den Mann zu bringen, das hatten ihr vor Mr. Parker schon andere Makler gesagt. Aber sie brauchte nun mal die veranschlagte Summe, um ihre Schulden abzutragen und noch Geld übrig zu behalten für die Überfahrt nach Europa.
Fiona Börger hatte sich nämlich entschlossen, in ihre Heimat, nach Deutschland, zurückzukehren. Dort würde sie ihren Stolz begraben und endlich die Hilfe suchen, wo sie sie von Rechts wegen erhalten mußte.
*
Endlich schien das Schicksal ein Einsehen zu haben mit der leidgeprüften jungen Frau. Nach zwei Wochen hatte ihr Mr. Parker tatsächlich einen Käufer besorgt, der sogar annähernd die gewünschte Summe zu zahlen bereit war.
Fiona dankte dem Makler überschwenglich, packte ihre wenigen Habseligkeiten, ihre Tochter und natürlich Gypsy, von der sich Lilli nicht trennen wollte, in ihr altes, klappriges Auto und fuhr nach Wellington. Zehn Tage später ging sie mit Kind und Huhn, Gypsy wurde in einem Korb versteckt, an Bord eines Frachtschiffes, das eine billige Passage nach Genua bot. Nachdem sie sich in ihrer kleinen Kabine eingerichtet hatten, gingen Fiona und Lilli an Deck, um dem Ablegen des Schiffes zuzuschauen.
Als der Hafen von Wellington langsam im Dunst hinter ihnen verschwand, schossen Fiona plötzlich die Tränen in die Augen. Erinnerungen stiegen in ihr auf, Erinnerungen an jenen Tag vor über fünf Jahren, als sie hier zusammen mit Prinz Lothar von Ehrenberg angekommen war.
Es war ein warmer, sonniger Tag gewesen, und sie hatte vor Glück geweint, denn damals waren sie beide voller Hoffnung und Idealismus gewesen. Zwei junge Menschen, die entschlossen waren, sich an diesem Teil der Welt eine neue Existenz aufzubauen. Alles hatte sich dann auch so gut angelassen. Die Farm in den Blue Hills gedieh, und ihr gemeinsames Leben war wunderschön. Ans Heiraten dachten sie dabei nicht, das erschien ihnen ganz nebensächlich, denn sie konnten es jederzeit tun, wenn sie es für nötig hielten.
Als Lilli sich schließlich ankündigte, hatte Lothar schmunzelnd gemeint, daß sie nach der Ernte die Dinge endlich in die Reihe bringen müßten. Doch dazu war es nicht mehr gekommen. Lothar war beim Abholzen eines kleinen Waldstücks von einem umstürzenden Baum getroffen worden. Die einheimischen Arbeiter hatten ihn auf der Bahre heimgebracht. Er hatte noch drei Tage gelebt. Unendlich mühsam hatte er einen Brief an seinen Bruder in Deutschland aufgesetzt, in dem er ihn um Verzeihung bat für das, was er ihm angetan hatte, und ihn gleichzeitig darum bat, sich um Fiona und sein ungeborenes Kind zu kümmern. Dann hatte er Fiona das Versprechen abgenommen, nach Deutschland zurückzukehren und bei seinem Bruder Hilfe zu suchen. Als er wenige Stunden später starb, erlitt Fiona einen so schlimmen Schock, daß bei ihr die Wehen einsetzten, obwohl sie erst im siebten Monat war.
Als die Hebamme aus dem nächsten Dorf eintraf, von einem der Arbeiter alarmiert, hatte Fiona ihr Kind schon bekommen, ein winziges Etwas, das kaum atmete.
»Das Würmchen kriegen Sie nicht groß, Mrs. Börger«, hatte die alte Hebamme gemeint. »Ist vielleicht auch besser so!«
Wahrscheinlich war es dieser Satz, der Fionas Lebensgeister wieder ankurbelte. Sie begann zu kämpfen, kämpfte mit aller Verbissenheit um das Leben ihres Kindes. Sie wollte nicht das einzige Unterpfand ihrer großen Liebe verlieren, das Kind, das sie immer an Lothar erinnern würde. Und sie hatte es geschafft. Lilli war heute ein gesundes, munteres Mädchen, ihr größter Trost und ihre einzige Freude.
Aber einen anderen Kampf hatte Fiona verloren, den um die Farm. Sie hatte geglaubt, es auch allein schaffen zu können. Aber das hatte sich als Irrtum herausgestellt. In der Einsamkeit der Blue Hills brauchte eine Frau einen Mann, sonst war sie verloren.
*
»Was hast du, Mami? Weinst du?«
Lillis Hand stahl sich in die ihrer Mutter. »Bist du traurig, weil wir wegfahren?«
Fiona nickte und wischte sich mit der Hand über die Augen.
»Ja, mein Kind, ich bin traurig! Weißt du, als ich damals mit deinem Papa hierher kam, hatten wir beide so große Pläne. Damals hätte ich nie geglaubt, daß ich noch mal nach Deutschland zurückkehren würde und noch dazu ohne ihn.«
»Erzähle mir von Papa!«
Lilli konnte nie genug von ihrem Vater hören, den sie ja