Was ein Kuss verraten kann
Von Barbara Hannay
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Über dieses E-Book
Wie konnte das nur passieren? Die attraktive PR-Agentin Jen hat sich in den erfolgreichen Schriftsteller Harry verliebt, obwohl sie genau weiß, dass er nicht der Richtige für sie ist. Zu viele Frauen umschwärmen ihn! Doch Jen kann ihm unmöglich aus dem Weg gehen - ausgerechnet sie leitet die PR-Kampagne für sein neuestes Buch. Und wann immer sie sich treffen, verraten ihr Harrys heiße Küsse, dass sie auf dem besten Weg ist, sein Herz zu erobern …
Barbara Hannay
Die Kreativität war immer schon ein Teil von Barbara Hannays Leben: Als Kind erzählte sie ihren jüngeren Schwestern Geschichten und dachte sich Filmhandlungen aus, als Teenager verfasste sie Gedichte und Kurzgeschichten. Auch für ihre vier Kinder schrieb sie und ermutigte sie stets dazu, ihren kreativen Neigungen nachzugehen. Doch erst als sich die beruflichen Träume ihre Kinder erfüllt hatten, dachte Barbara Hannay ernsthaft darüber nach, ihre eigenen künstlerischen Ambitionen zu verfolgen. Zu diesem Zeitpunkt unterrichtete sie eine elfte Klasse in zeitgenössischer Literatur und entdeckte dabei eher zufällig das Genre Liebesgeschichten. Romances begeisterten sie – sie las sie leidenschaftlich gern, und wenig später begann sie mit ihrem ersten Manuskript. Um hauptberuflich als Autorin zu arbeiten, brach sie sogar ihr weiterführendes Studium an der University of Queensland ab. Der bevorzugte Schauplatz für ihre Romances ist das australische Outback. Wie schön diese Landschaft ist, hat sie bei verschiedenen Campingurlauben und Kanutouren erlebt. Barbaras Ehemann, der früher Journalist und Herausgeber einer Zeitschrift war, hat sie immer sehr unterstützt. Inzwischen wohnen sie auf Magnetic Island, einer paradiesischen Insel, die zum Great Barrier Reef gehört und ein geschütztes Landschaftsdenkmal ist. Für Barbara ist es einer der schönsten, unberührtesten Plätze der Welt und zudem nur 20 Minuten mit der Fähre vom lebhaften Townsville entfernt.
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Buchvorschau
Was ein Kuss verraten kann - Barbara Hannay
IMPRESSUM
Was ein Kuss verraten kann erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Barbara Hannay
Originaltitel: „Her Playboy Challenge"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1551 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban
Umschlagsmotive: GettyImages_Sjale
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757519
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
„Miss Summers", drängte eine Männerstimme leise hinter Jen, doch sie ignorierte sie, weil sie sich nicht ablenken lassen durfte.
Dies war ihr großer Auftritt. Zum ersten Mal leitete sie allein eine Pressekonferenz. Journalisten hatten begonnen, Fragen zu stellen. Kameras surrten.
„Miss Summers, ich muss Sie sprechen." Diesmal schwang in der dunklen Stimme ein leicht ungeduldiger Unterton mit.
Meine Güte! Es gehörte schon beachtliche Dreistigkeit dazu, eine Pressekonferenz zu unterbrechen! Die Tontechniker nahmen die unerwünschte Störung sichtlich unwirsch auf. Jen hob den Kopf und machte über die Schulter eine Abwehrbewegung mit der Hand, ohne den Reporter aus den Augen zu lassen, der ihrem Klienten ein Mikrofon vor die Nase hielt.
Unwillkürlich verkrampfte sich Jens Magen. Ihr Klient Maurice war berüchtigt für seine Wutausbrüche vor der Presse. Und die aufdringliche Art des Reporters war förmlich dazu angetan, einen herauszufordern. Jetzt wird’s gefährlich! dachte Jen. Selbst wenn der Typ mit der dunklen Stimme ihr mitteilen wollte, dass sie eine Million Dollar gewonnen hatte, musste er warten.
„Maurice, Sie sind berühmt, weil die schönsten Frauen sich von Ihnen frisieren lassen, säuselte der Reporter. „Heute eröffnen Sie eine Kette von Salons in mehreren Vororten von Sydney. Aber haben Sie auch der Durchschnittsfrau etwas zu bieten? Wann haben Sie einer ganz normalen Frau das letzte Mal persönlich die Haare geschnitten?
Maurice’ Gesicht färbte sich puterrot. „Ich war von jeher ein Mann des Volkes, brüstete er sich lautstark. „Deshalb möchte ich auch den Damen in den Vororten meine Künste zugänglich machen.
Das Glitzern in seinen zusammengekniffenen Augen warnte Jen. Kam jetzt ein Tobsuchtsanfall? Sie wünschte, sie hätte mehr Erfahrung mit solchen Auftritten. Am Morgen war ihre Chefin für zwei Wochen in Urlaub nach Thailand geflogen und hatte ihr nur wenige allgemeine Anweisungen hinterlassen. Dies war ihre Feuerprobe.
Entsetzt sah sie, dass Maurice sich plötzlich auf den Reporter stürzte, ihm vor laufenden Kameras den Notizblock entwand, ihn durchriss und die Fetzen in die Luft schleuderte.
„Jetzt geht’s los!" Ein Reporter neben Jen grinste hämisch und versetzte seinem Nachbarn einen Knuff.
„Dank meiner Kunst kann jede Frau aussehen wie ein Superstar, prahlte Maurice. „Für mich gibt es einfach keine hässliche Frau.
Die Menge reagierte mit aufgeregtem Gelächter. Jen schlug das Herz bis zum Hals. Jetzt war es an ihr, die brenzlige Lage in den Griff zu bekommen. Doch ehe sie reagieren konnte, eilte Maurice auf sie zu und hielt sie fest.
„Sehen Sie das hier!, rief er und schob ihr die Finger in die schulterlange Mähne. „Das ist ganz gewöhnliches Haar. Absoluter Durchschnitt!
Peinlicher konnte es kaum noch werden! Wie versteinert stand Jen da. Alle Journalisten im Friseursalon betrachteten sie amüsiert. Sie war Public-Relations-Beraterin, kein Haarmodel.
„Toll! Dranbleiben!", schrie jemand von den Medienleuten dem Kameramann zu.
Maurice genoss seinen Auftritt ganz offensichtlich. „Das Haar dieser Frau ist farblos, unscheinbar und schlaff."
Insgeheim stöhnte Jen. Auch das noch! Ausgerechnet sie! Dabei hatte sie vorgehabt, ihr Haar auffrischen und sich blonde oder kupferfarbene Strähnchen machen zu lassen, doch in den letzten vier Wochen hatten der Umzug von Sydney nach Brisbane und die neue Stelle sie völlig in Anspruch genommen.
„Die moderne Frau trägt flott gestuftes, weich fließendes Haar. Dieser Schnitt ist nun wirklich out! Maurice betrachtete Jen, und seine Grimasse sollte wohl Mitgefühl ausdrücken. „Schätzchen, der glatte Look ist mega-out.
Konnte man vor Verlegenheit sterben? Nur ein einziges Mall hatte Jen sich eine Lockenmähne zugelegt, doch da war sie sich wie Medusa mit dem Schlangenhaupt vorgekommen. Gleich würde Maurice ihre gespaltenen Spitzen vor die Kameras halten, damit alle Großaufnahmen machen konnten. Aber verflixt, wenn sie sich dagegen wehrte, würde der Mann möglicherweise erst richtig zu toben anfangen, und die Pressekonferenz konnte platzen. Hilflos sagte Jen sich, dass sie diese Achterbahnfahrt notgedrungen bis zum bitteren Ende durchstehen musste.
„Jede Sekretärin, jede Kassiererin hat das Recht, toll auszusehen. Und ich verhelfe ihnen dazu, verkündete Maurice und fuhr Jen mit den langen, schlanken Fingern durchs Haar. „Gebt mir Material wie das hier, das mein Können herausfordert, und ich zaubere euch im Handumdrehen ein Meisterwerk!
Interessiertes Raunen und hier und da ungläubiges Gelächter folgten.
Maurice nahm Jen beim Arm und schob sie zu einem Sessel vor einem Spiegel, wo sie wegen des grellen Lichtes blinzeln musste und der Hitze der Fernsehscheinwerfer ausgesetzt war.
Wie ein Zauberer schwenkte Maurice den Arm und wählte einen Kamm und eine Schere aus. Mit der anderen Hand schob er Jens Haar zurecht, bis es ihr wie ein feiner Vorhang ins Gesicht fiel.
„Moment mal! Wie lange wird das hier dauern? Ich muss Miss Summers sprechen. Und zwar sofort!"
Meine Güte, wieder diese dunkle, sinnliche Männerstimme.
Jen hatte den Störenfried völlig vergessen, doch da war er wieder. Er machte sich jetzt lautstark bemerkbar und schien nahe daran zu sein, die Geduld zu verlieren.
Das ging zu weit. War der Mann verrückt, ausgerechnet in dieser kritischen Situation dazwischenzufunken?
„Ruhe!, schrie Maurice. „Während ich meine Kunst ausübe, dulde ich keine Störung.
„Höchste Zeit, dass Sie sich bessere Manieren angewöhnen, erklärte der Fremde ungerührt. „Es gibt ja nun wirklich wichtigere Dinge als einen Haarschnitt.
Maurice schnappte nach Luft, und Jen blickte auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht, um zu sehen, wem die Stimme gehörte.
Er stand an einer Seite des Salons, ein Typ in Livree … groß, breitschultrig, athletisch gebaut, dunkles lockiges Haar, ernst dreinblickende, klare graue Augen. Stolz, mit leicht gespreizten Beinen stand er da. Wie ein Torero in der Stierkampfarena, der auf den Angriff wartete.
Auf der Brusttasche seiner zweireihigen grauen Livreejacke mit den dunkelbraunen Schulteraufschlägen prangte ein Firmenname.
„Wie lange wird das hier dauern?, wiederholte der Fremde, ohne sich um die Kameras und die verblüfften Journalisten zu kümmern. „Ich muss Miss Summers dringend etwas ausrichten und kann nicht den ganzen Vormittag warten.
Jen runzelte die Stirn. „Ausrichten?" Er störte die gesamte Veranstaltung, um ihr etwas auszurichten? Sie hatte keine Ahnung, wer der Mann sein mochte oder wie er sie ausfindig gemacht hatte. Und was fiel ihm ein, hier einfach hereinzuplatzen?
Mit einer knappen Handbewegung trat er zur Seite und drehte sich zur Haupttür des Salons um.
Geblendet vom Blitzlichtgewitter der Kameras blinzelte Jen und bemerkte einen riesigen Koffer, daneben ein kleines Mädchen mit einem Miniaturgeigenkasten in der Hand.
Sie betrachtete die zarte Gestalt genauer. „Millie?", rief sie fassungslos und sprang auf.
„Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr!" Von dem kleinen Mädchen blickte sie zu dem Fremden, dann zu dem erbosten Maurice und den Journalisten, die sie, Schreiber und Notizblöcke gezückt, umringten.
Hilflos hob sie die Hände. „Tut mir wirklich leid, aber Sie müssen mich einen Moment entschuldigen … Ohne nach rechts oder links zu sehen, bahnte sie sich eiligst einen Weg zwischen der Menge hindurch. „Du liebe Zeit, was hat das zu bedeuten?
Der Fremde zuckte die Schultern. „Ich soll das kleine Mädchen hier einem Familienmitglied übergeben, und mir wurde gesagt, das seien Sie."
„Wer sind Sie?"
„Ein Chauffeur."
„Und wer hat Sie angewiesen, meine Nichte herzubringen? Meine Güte, meiner Schwester Lisa ist doch hoffentlich nichts zugestoßen?"
Abschätzig blickte der Mann zu den wartenden Journalisten, dann kam er näher und erwiderte leise: „Es geht ihr bestens. Sie hat unsere Autoverleihfirma aus Perth angerufen. Anscheinend zieht sich ihre Arbeit dort in die Länge, und das Kindermädchen, das die Kleine betreut, hat Knall und Fall gekündigt."
Die Nachricht, dass Lisa in Perth war, überraschte Jen nicht. Ihre bildschöne Schwester arbeitete als Model und hetzte ständig von einem Fototermin zum nächsten. „Das Kindermädchen hat plötzlich gekündigt? Wieso denn das?"
Der Fremde unterdrückte eine Verwünschung. „Das ist doch jetzt unwichtig. Es gab da irgendein Familienproblem. Mein Auftrag lautet einfach, das Kind zu Ihnen zu bringen."
„Aber im Moment kommt mir das völlig ungelegen!"
Verächtlich lächelte der Mann und blickte zu Maurice. „Manche halten das Wohl eines kleinen Mädchens für wichtiger als den Rummel hier. Er reichte Jen ein in Leder gebundenes kleines Notizbuch. „Darin sind die Termine der Kleinen eingetragen.
„Termine?"
„Ballettstunden, Turnen, Schwimmen, Geigenunterricht. Ironisch zog er eine Braue hoch. „Bestimmt gibt’s da auch noch Handarbeit und Sprachenunterricht.
Ratlos rieb Jen sich die Stirn. Ihre Schwester versuchte, ihr kleines Mädchen für ihre häufige Abwesenheit zu entschädigen, indem sie es ständig beschäftigt hielt. Wieder blickte Jen zu Millicent. Die arme Kleine war erst fünf Jahre alt und wirkte in dem Salon inmitten der vielen Fremden herzergreifend zerbrechlich und verloren.
Spontan kauerte sie sich vor ihre Nichte, gab ihr einen Kuss und nahm sie mitfühlend in die Arme. „Was für eine hübsche Überraschung", sagte sie warmherzig.
Millicent antwortete nicht. Sie war ein unscheinbares kleines Ding mit glattem, hellbraunem Haar wie Jens und ernst blickenden Augen, die an die einer Stoffpuppe erinnerten. Das Kind schien nichts von seiner schönen Mutter, dem berühmten Model Lisa Summers, geerbt zu haben, und Jen hatte es wohl deshalb besonders ins Herz geschlossen. Sie und Millicent waren ganz und gar durchschnittliche Mitglieder der Familie Summers.
Sie seufzte. Ihr war klar, warum Lisa ihre Tochter postwendend zu ihr geschickt hatte. In Krisenfällen wandten sich alle prompt an sie. Das war das Los der Gutmütigen. Ihre Freunde und Verwandten verließen sich unweigerlich darauf, dass sie sich zur Verfügung stellte. Sie war der erste Anlaufhafen im Sturm. Jeder erwartete von ihr, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse ganz selbstverständlich hintansetzte und half.
Bisher hatte sie nichts dagegen gehabt.
Doch diesmal hatte sie beim besten Willen keine Zeit.
Was sollte sie tun? Ihre Chefin war verreist, und die Leitung der gesamten Public- Relations-Agentur ruhte auf ihren Schultern.
Unschlüssig blickte Jen wieder zu Maurice und den Journalisten, die rebellisch zu werden begannen. Einen unglücklicheren Augenblick hätte der Überbringer ihrer Nichte sich wirklich nicht aussuchen können. Wenn sie sich mit ihm noch länger aufhielt, würde die gesamte Pressekonferenz platzen.
Wie auf ein Stichwort hörte sie Maurice schrill protestieren: „Jen! Wir sind noch nicht fertig!"
„Ich komme schon!, rief sie zurück. „Hören Sie
, sagte sie zu dem Fahrer, „ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie Sie sehen, bin ich … sehr beschäftigt."
Der Fremde betrachtete kurz ihre Frisur, und in seinen grauen Augen blitzte es belustigt auf. Bestimmt gab er Maurice recht, dass ihr Haar sich in einem bedauernswerten Zustand befand.
Unbeirrt sah sie ihn an. „Im Moment kann ich mich wirklich nicht um Millie kümmern. Bringen Sie sie zu meiner Mutter – Caro Summers. Ihre Adresse ist: 47 Victoria Terrace, St Lucia."
Doch der Mann schüttelte den Kopf. „Geht nicht. Ich soll um …"
„Bitte!, unterbrach Jen ihn beschwörend, obwohl er abweisend dreinblickte. Der Mann mochte Chauffeur sein, doch irgendwie wirkte er, als wäre er es gewohnt, Befehle zu erteilen, statt entgegenzunehmen. „Sie müssen sie einfach dorthin bringen. Sie ist Millicents Großmutter, und mir fällt im Moment wirklich keine andere Lösung ein.
Aufmunternd lächelte sie Millie zu.