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Geheime Mission: Liebe
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eBook244 Seiten3 Stunden

Geheime Mission: Liebe

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Über dieses E-Book

Anyas neuer Job in dem neuen Forschungsunternehmen Legate erscheint ihr immer mysteriöser. Warum verfolgt der Geschäftsführer Roman Alexander jeden ihrer Schritte? Obwohl sie von seinen braunen Augen und seinem verführerischen Lächeln verzaubert ist, hat sie den Eindruck, dass er etwas vor ihr verbirgt…

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum8. Nov. 2017
ISBN9783733753993
Geheime Mission: Liebe
Autor

Cassie Miles

Cassie Miles, USA-TODAY-Bestseller-Autorin, lebt in Colorado. Nachdem sie zwei Töchter großgezogen und tonnenweise Käse-Makkaroni für ihre Familie gekocht hat, versucht sie inzwischen, bei ihren kulinarischen Bemühungen etwas abenteuerlustig zu sein. Sie hat festgestellt, dass mit Wein fast alles besser schmeckt. Wenn sie sich nicht gerade spannende Handlungen für Mills&Boon-Bücher ausdenkt, hält sie sich gern im Botanischen Garten von Denver in der Nähe ihrer Hochhauswohnung auf.

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    Buchvorschau

    Geheime Mission - Cassie Miles

    IMPRESSUM

    Geheime Mission: Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2004 by Kay Bergstrom

    Originaltitel: „Protecting the Innocent"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA LOVE & CRIME

    Band 24 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Dr. Rainer Nolden

    Umschlagsmotive: Olesya22 / OSTILL / Getty Images

    Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733753993

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    PROLOG

    Roman Alexander lief über den festen Sand des schmalen Strandes. Der Rücken seines schwarzen Overalls, den er stets beim Joggen trug, glänzte vor Feuchtigkeit, und seine dichten schwarzen Haare klebten an seiner Stirn. Er legte einen Schritt zu und kämpfte sich durch den dichten Nebel, der die Bucht von San Francisco einhüllte. Er wollte sich verausgaben. Training ohne Anstrengung nützte gar nichts. Um seine Kraft und Ausdauer zu stärken, zwang er sich, bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu gehen.

    Er wechselte das Tempo erst, als er die siebenundachtzig Stufen der Wendeltreppe zu den Klippen hinauflief, bis zu denen sich das Grundstück der Legate Corporation erstreckte. Oben angekommen, betrat er den asphaltierten Pfad, der genau neun Komma zwei Kilometer lang war.

    Am anderen Ende der sanft geschwungenen Wiesen konnte er die Silhouette des Hauptgebäudes erkennen, ein lang gestrecktes graues Haus, das vor mehr als hundertzwanzig Jahren auf diesem Grundstück mit Meerblick in einer der besten Lagen südlich von Oakland errichtet worden war. Als er seine Arbeit hier begonnen hatte, war ihm dieses Gebäude wie eine Burg vorgekommen. Legate war eine der größten Ideenschmieden des Landes. Ihr Motto lautete „Zum Wohl der Allgemeinheit". Roman hatte daran geglaubt, damals jedenfalls. Mittlerweile erschienen ihm diese grauen Wände so bedrohlich wie die Wachtürme eines Gefängnisses.

    Als er Haus Nummer vierzehn in der Nähe des Haupteingangs erreichte, verlangsamte er das Tempo und betrat das Gebäude. Dieser klobige, hässliche Kasten, der kaum mehr als eine Baracke war, sollte von Anfang an nur ein Provisorium sein. Morgen würden die Physiker und Biochemiker, die hier arbeiteten, endgültig in ein geräumiges, hochmodernes Labor einziehen, das näher am Hauptgebäude lag.

    Im sterilen weißen Korridor, der Haus Nummer vierzehn in zwei Teile trennte, stapelten sich Kisten und Kartons. Die meisten Angestellten waren bereits umgezogen.

    Roman öffnete die Tür zu einem Büro neben dem Biochemielabor. Wie erwartet war Jeremy Parrish noch intensiv in seine Arbeit vertieft. Romans bester Freund saß hinter seinem Schreibtisch und machte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit Notizen auf einen Spiralblock.

    „Benutz doch dein Laptop", schlug Roman vor.

    „Ich muss es zuerst auf Papier sehen." Jeremy schrieb weiter, ohne aufzuschauen.

    Mit einem schwungvollen Strich beendete er seine Aufzeichnungen. Jeremy schien krank zu sein. Seine Gesichtsfarbe war von einem kränklichen Weiß – wie der Bauch einer Forelle.

    „Du arbeitest zu viel, sagte Roman. „Du siehst verdammt schlecht aus.

    „Es ist nichts Schlimmes. Irgendein Grippevirus liegt in der Luft."

    Das war eine überraschend vage Aussage aus dem Munde eines promovierten Biochemikers, der sich täglich mit komplexen viralen und bakteriellen Infekten beschäftigte.

    „Außerdem, fuhr Jeremy fort, „will ich dieses Projekt schnell zu Ende bringen, damit ich zurück nach Denver kann.

    Sein Blick fiel auf eine Fotografie, die auf seinem übervollen Schreibtisch stand. Sie zeigte seine Frau Anya und ihren gemeinsamen vierjährigen Sohn. Roman nahm das Bild in die Hand. Das Kind war ein aufgewecktes Bürschchen, während die Frau schüchtern lächelte. Sie hatte langes, glattes, hellblondes Haar. Er hatte Anya immer bewundert. Sie wirkte zart und zerbrechlich, doch ihre lachenden blauen Augen blitzten vor Intelligenz und Witz. Hätte sie nicht seinen Freund geheiratet, hätte Roman vielleicht selbst um ihre Hand angehalten und seinem Ruf als begehrtester Junggeselle in der Bay Area ein Ende bereitet. „Du bist ein echter Glückspilz, Jeremy."

    „Das weiß ich. Ich hätte nie gedacht, dass ich Kinder haben könnte. Und der kleine Charlie … Ein Hustenanfall hinderte ihn am Weiterreden. „Dieser Junge ist die Sonne meines Lebens.

    Der kleine Charlie war die Hauptursache für Jeremys Bereitschaft gewesen, bei Legate an Spezialprojekten mitzuwirken. Denn erst die Experimente und Entdeckungen, die hier gemacht worden waren, hatten Anyas erfolgreiche In-vitro-Befruchtung ermöglicht.

    Als Jeremy erneut hustete, meinte Roman: „Das klingt aber gar nicht gut. Du solltest dich ein paar Tage schonen."

    „Ich traue meinen Ohren nicht. Jeremy grinste. „Schlägt Roman Alexander, der geschäftsführende Sklaventreiber, einem seiner Wissenschaftler tatsächlich vor, freizunehmen?

    Roman grinste zurück. So unbekümmert redeten nur wenige Leute mit ihm. Aber schließlich kannten sie sich seit der Zeit, als sie auf der Highschool im selben Laufteam gewesen waren.

    „Jemand muss doch auf euch Schlauköpfe aufpassen, meinte Roman. „Wenn ich nicht hin und wieder vorbeikommen und an deine Reagenzgläser klopfen würde, würdest du glatt das Essen vergessen.

    „Mit dem Projekt bin ich Ende der Woche fertig. Dann bleibe ich ein oder zwei Monate zu Hause."

    „Und wenn du schon heute fliegst?, schlug Roman vor. „Deine Forschungsarbeit hat ja nicht unbedingt die oberste Priorität.

    „Das möchte ich jetzt aber überhört haben. Dieser antiseptische Wirkstoff verhindert Infektionen, insbesondere in den Behelfskliniken der Dritten Welt, wo …"

    „Es ist doch nur Seife, Jeremy."

    „Na ja, vielleicht hast du recht. Ich sollte nach Denver fliegen und mich auskurieren. Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. „Sobald ich mit dieser letzten Berechnung fertig bin. Das dauert nicht länger als eine Stunde.

    Wenn Roman eine Frau wie Anya hätte, die auf ihn wartete, wäre er sofort gegangen. Mit einer Handbewegung verabschiedete er sich von seinem Freund. „Grüß Anya und Charlie von mir."

    „Mach’ ich."

    Roman verließ das Büro und bahnte sich einen Weg durch das Chaos im Korridor. Wenn dieser Umzug erst einmal beendet war, könnte er selbst ein paar freie Tage nehmen. Er brauchte eine Pause, und die attraktive Rechtsanwältin, mit der er ein paarmal ausgegangen war, hatte ihm durch die Blume zu verstehen gegeben, dass sie einem langen Ski-Wochenende in Squaw Valley ganz und gar nicht abgeneigt war.

    Draußen hatte sich der Nebel kaum gelichtet. Die Aussicht auf einen weiteren feuchten, trüben Tag ließ die Vorstellung von sonnenbeschienenen Skipisten noch verlockender erscheinen.

    Auf halber Strecke zum Hauptgebäude begann die Erde unter seinen Füßen zu zittern. Ein Erdbeben? Dann hörte er die Explosion.

    Drei gigantische Stichflammen schossen aus Haus Nummer vierzehn, ehe es zusammenbrach. Glassplitter glitzerten in der Gluthitze. Zementbrocken schossen durch die Luft und bohrten sich in die Erde. Holz zerbarst in tausend Stücke.

    Instinktiv machte Roman kehrt und rannte zum Labor zurück – zu der Tür, aus der er kurz zuvor gekommen war. Aber es gab keine Tür mehr. Und auch kein Gebäude. Nur eine Wand aus fauchenden Flammen. Er wollte näher treten, aber die Hitze trieb ihn zurück. Seine Augen brannten, und schwerer schwarzer Rauch drang in seine Lungen.

    Er musste durch das Feuer und sich um die Wissenschaftler kümmern. Er durfte sie nicht sterben lassen. Er duckte sich und kroch näher.

    Funken stieben durch die Luft und brannten Löcher in seinen Jogginganzug. Nichts und niemand konnte in diesem Inferno überleben, aber er musste trotzdem versuchen, hineinzugelangen.

    Jemand zog ihn zurück. Roman konnte sich nicht dagegen wehren, denn ihm war schwindlig, weil er den säurehaltigen Rauch eingeatmet hatte. Er ließ sich auf den Boden fallen und starrte fassungslos in die Flammenwand.

    Jeremy! Um Himmels willen! Das durfte doch nicht wahr sein!

    1. KAPITEL

    „Jeremy hat es so gewollt." Claudette Bouchards Stimme klang wie immer sehr gebieterisch.

    „Ich weiß, Mutter." Anya Bouchard Parrish schaute unverwandt auf ihre verschränkten Hände, die ganz ruhig in ihrem Schoß lagen, obwohl ihr Herz wie verrückt raste.

    „Es war sein Letzter Wille."

    Ihre Mutter lief im Vorstandsbüro der Legate Corporation hin und her. Claudette war eine zierliche, gepflegte Frau, die peinlich genau auf ihr Erscheinungsbild achtete. Von den Schuhen bis zum Band in ihrem Haar war ihre Kleidung farblich aufeinander abgestimmt.

    Neben ihrer Mutter kam Anya sich immer linkisch vor. Sie schob sich eine verirrte Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht.

    „Warum zögerst du?", fragte Claudette streng.

    Weil Anya immer noch nicht glauben konnte, dass ihr liebevoller, fürsorglicher Mann diese Vorkehrungen in seinem Testament getroffen hatte, ohne sie davon in Kenntnis zu setzen. Warum hatte er das nicht mit ihr besprochen?

    Sie sah auf und schaute über den Schreibtisch, an dem Fredrick Slater, Gründer und Geschäftsführer der Legate Corporation, saß. Die zerfurchte Miene unter seiner stahlgrauen Mähne wurde weich, als er sie mitfühlend betrachtete – ein Ausdruck, der ihr nur zu vertraut war. Anya war eine zweiunddreißigjährige Witwe mit einem fünf Jahre alten Sohn. Alle hatten Mitleid mit ihr, und niemand konnte ihren Kummer lindern.

    „Anya, fuhr ihre Mutter ungeduldig fort. „Wir versuchen doch nur, das Richtige zu tun – um Charlies willen.

    Das Richtige? Ein bitterer Seufzer erstarb in ihrer Kehle. Nichts war mehr richtig, seitdem Jeremy vor acht Monaten in Haus Nummer vierzehn auf diesem Grundstück getötet worden war. Sie hätte Slater für diese Tragödie, die vier Wissenschaftler und zwei Wartungsmonteure das Leben gekostet hatte, verantwortlich machen können. Aber Nachforschungen zur Unglücksursache hatten ergeben, dass es ein Unfall gewesen war, den ein Leck in der Gasleitung verursacht hatte.

    Unwillkürlich tauchte vor ihrem inneren Auge das Bild des Flammeninfernos auf, die zerstörerische Wucht der Explosion – eine Vorstellung, die sie bis in ihre Albträume verfolgte. Romans Beschreibungen waren zu deutlich gewesen, aber sie hatte ihn ja gebeten, ihr alles zu erzählen. Sie musste über jede Einzelheit Bescheid wissen, um diese entsetzliche, unvorstellbare Katastrophe verstehen zu können.

    Sie atmete tief durch. Manchmal wog ihr Verlust so schwer wie ein Anker, der sie in die Tiefe zog. Anya wusste nicht, wie sie diese letzten Monate ohne Romans unermüdliche Unterstützung überstanden hätte.

    Vor acht Monaten hatte er den Sarg mit Jeremys Überresten nach Denver begleitet. Obwohl Roman sehr eingespannt war, hatte er Urlaub genommen und war mehrere Wochen in Denver geblieben. Sie konnte sich an seiner Schulter ausweinen, und er hatte sich auch viel Zeit für Charlie genommen.

    Sie fand es seltsam, dass Roman sich nicht bei ihr gemeldet hatte, als sie und Charlie am vergangenen Abend angekommen waren. Ein Dienstwagen von Legate hatte sie am Flughafen von Oakland erwartet.

    Sie sah Slater an und fragte: „Wo ist Roman?"

    „Es gab einen Notfall in L.A., der seine sofortige Anwesenheit erforderlich machte", erwiderte er.

    „Kommt er denn heute zurück?"

    „Sehr wahrscheinlich. Slater beugte sich über den Schreibtisch und legte die Fingerspitzen gegeneinander. „Haben Sie sonst noch Fragen, Anya?

    „Ja." Sie erhob sich aus dem Ledersessel vor seinem Schreibtisch und trat an das hohe Fenster, von dem aus man das Anwesen überblicken konnte. Der Oktober hatte den saftigen Rasen ausgedünnt, und das Laub begann sich zu verfärben. Obwohl sie das Wasser in der Bucht hinter der baumbestandenen Landschaft nicht sehen konnte, hing Feuchtigkeit in der Luft und schuf geheimnisvolle Nebelschwaden.

    Direkt unterhalb des Fensters befand sich ein Irrgarten aus Hecken. Dort zog ihr kleiner Sohn Charlie die Frau, die dazu abgestellt war, auf ihn Acht zu geben, durch die verschlungenen Pfade hin zum Marmorbrunnen in der Mitte des Labyrinths. An jeder Biegung blieb Charlie nur kurz stehen, um zu überlegen, welcher Weg der richtige sein konnte. Er machte ein paar Fehler, aber niemals zwei Mal den gleichen.

    Ein zärtliches Lächeln umspielte Anyas Lippen, und ihr Herz füllte sich mit Stolz. Ihr Sohn war außergewöhnlich klug; sein IQ kam nahe an den eines Genies heran. Nicht dass seine Intelligenz eine Überraschung gewesen wäre. Jeremy war sehr klug gewesen. Anyas Mutter hatte einen Doktortitel in Medizin und Geisteswissenschaften, und ihr Vater war Physiker – ebenso brillant wie verantwortungslos, denn er hatte sie und ihre Mutter vor Anyas drittem Geburtstag verlassen.

    Claudette trat nervös hinter sie. „Lass uns keine Zeit mehr verlieren. Unterzeichne die Dokumente."

    Dickköpfig sah Anya weiter aus dem Fenster. Bei dieser wichtigen Entscheidung wollte sie sich nicht drängen lassen. „Halten Sie mich bitte nicht für undankbar, Mr. Slater. Ihr Angebot ist sehr großzügig, und ich bin davon überzeugt, dass Sie nur das Beste wollen."

    „Es ist nicht ganz uneigennützig, gestand er. „Wenn Charlie hier von unseren Lehrern erzogen wird, könnte Ihr Sohn einer der brillantesten Köpfe dieses Jahrhunderts werden.

    „Aber hat er auch die Möglichkeit, ein Kind zu sein?"

    Ihre Mutter gab einen verächtlichen Laut von sich. Claudette hatte nie viel auf die kleinen Freuden der Kindheit gegeben. „Unsinn."

    „Für mich ist es wichtig. Anya wandte sich vom Fenster ab und sah ihre Mutter an. „Kinder müssen auch einmal einen Nachmittag im Gras liegen und den Wolken nachschauen können. Sich schmutzig machen. Baseball spielen.

    „Wir bieten Möglichkeiten für außerschulische Aktivitäten, sagte Slater. „Die Reitställe und den Swimmingpool haben Sie ja bereits gesehen.

    „Ja."

    „Und wenn Sie möchten, dass Charlie den Wolken nachschaut – warum nicht? Um seine Freizeitgestaltung kümmern Sie sich. Sie sind ja immer noch seine Mutter."

    „Und wie sieht es mit Spielkameraden aus?", wollte Anya wissen.

    „Wie Sie wissen, nehmen fünf weitere Kinder an unserem Programm teil", antwortete Slater.

    Diese Kinder waren zwischen vier und sieben Jahre alt und auf Herz und Nieren geprüft worden, ehe sie in das Legate-Programm aufgenommen wurden. Alle hatten IQs, die an den eines Genies heranreichten.

    „Was gibt es da noch zu überlegen?, schaltete ihre Mutter sich ein. „In Denver müsstest du wahrscheinlich wieder arbeiten, und Charlie würde seine Zeit in einer Kindertagesstätte verschwenden. Denk an deinen Sohn, Anya. An meinen Enkel. Gönne ihm die Chance einer exzellenten Ausbildung.

    Das Abkommen schien irgendwie nicht richtig zu sein. Selbst wenn Anya die Obhut über ihren Sohn behielte, würde Legate sich doch um alles andere kümmern. Sie würden seine Ausbildung übernehmen und ihnen ein Haus zur Verfügung stellen. Anya bekäme sogar ein Stipendium. Warum eigentlich? Weil sie seine Mutter war? Die Vorstellung passte ihr überhaupt nicht.

    „Und was ist mit meinem Leben?, erkundigte sie sich. „Was würde geschehen, wenn ich wieder heiraten möchte?

    „Hast du den Vertrag nicht gelesen?, fragte ihre Mutter. „Das ist keine lebenslängliche Verpflichtung. Wann immer du die Vereinbarung aufkündigen willst, erstattest du Legate die entstandenen Kosten und gehst.

    „Ich weiß", erwiderte Anya. Sie hatte diesen Passus immer wieder gelesen, und er schien ihr nur fair. Dank der Lebensversicherungen ihres Mannes hatte sie genügend Geld, um alle Schulden, die möglicherweise durch Legate entstanden, mühelos zurückzahlen zu können.

    Im Gegensatz zu ihrer Mutter versuchte Slater es mit sanfter Überredungskunst. „Vergangene Nacht haben Sie in dem Cottage verbracht, in dem Sie und Charlie wohnen würden. Sie stimmen mir sicher zu, dass es auch noch groß genug für einen Ehemann wäre. Tatsächlich hat Jeremy es sogar selbst ausgesucht."

    Offenbar hatte Jeremy seinem Sohn diese Chance nicht vorenthalten wollen. Wie konnte Anya da Nein sagen?

    Slater fuhr fort. „Wenn Sie noch einmal heiraten und weitere Kinder bekommen, werden wir uns um ein größeres Haus kümmern."

    Die Wahrscheinlichkeit, dass Anya noch ein Kind bekommen würde, war äußerst gering. Ohne die Methode zur künstlichen Befruchtung, die

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