Die geheimen Träume der Komtess: Fürstenkrone 156 – Adelsroman
()
Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Felseneck trug seinen Namen zu Recht. Am Rande eines steil abfallenden Felsens erbaut, glich es mit seinen vielen Türmen und Zinnen mehr einer alten Trutzburg als einem Schloss. Ein gewundener Weg, gerade noch befahrbar, führte an der anderen Seite des Berges durch dichten Felseneckschen Mischwald zum Schloss hinauf. Ließ man die Bäume dann endlich hinter sich, so sah man sich einer abweisenden Mauer aus dicken Quadern gegenüber. Das Spitzbogentor darin aus eisenhartem Eichenholz war gewöhnlich fest verschlossen und gewährte nur selten einem Fremden den Zutritt. Innerhalb der festen Mauern indes befand sich ein lieblicher Park. Uralte Kastanienbäume und gewaltige Blutbuchen, deren Zweige bis tief auf den Boden reichten, standen in großen Abständen auf sattgrünem Rasen. Rosen und bunte Sommerblumen blühten auf den vielen Rabatten. An den Schlosswänden kletterten Efeu, blaue Glyzinien und wilde Kletterrosen in allen Farbschattierungen empor. Rosenumrankt war auch der alte Zugbrunnen in der Nähe der breiten Eingangstür. Die Bewohner des Schlosses zeigten sich selten in den Dörfern und kleinen Städten drunten, und so war es kein Wunder, dass viel Sonderbares über das Schloss und seine Besitzer geredet wurde. Spukgeschichten wurden in der Dämmerung in Stuben und Kammern erzählt, und so mancher berichtete allen Ernstes, hier und da einen seltsam fahl leuchtenden Lichtschein auf den Zinnen gesehen zu haben, während andere von ganz und gar unirdischem, grässlichem Geheul zur Geisterstunde in Vollmondnächten zu berichten wussten. Wer immer an der Schlossmauer aus diesen oder jenen Gründen vorübergehen musste, der schlug hastig ein Kreuz, betete ein Vaterunser und beeilte sich, den unheimlichen Wald zu verlassen. Im Schloss droben hatte man von alledem keine Ahnung. Dort gingen die Tage gleichmäßig dahin und gleichmäßig waren auch die Sorgen, mit denen die Besitzer sich zu plagen hatten. Viel Geld kostete die Erhaltung des alten Besitzes, und so hatten nach und nach die meisten Nutzflächen verkauft werden müssen. Besser war es dadurch nicht geworden, fehlte es jetzt doch auch an dem Geld, das die Ernten von jenen nun verkauften Feldern eingebracht hätten. An diesem schönen Sonntag im Mai war es noch stiller im Schloss als gewöhnlich. Die beiden letzten Bediensteten aus einer ehemals großen Schar gingen bedrückt auf Zehenspitzen umher. Eine Totenruhe lag über dem Schloss.
Ähnlich wie Die geheimen Träume der Komtess
Titel in dieser Serie (100)
Die bürgerliche Komtess: Fürstenkrone 104 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimweh nach Schloss Hohenfels: Fürstenkrone 105 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas verleugnete Fürstenkind: Fürstenkrone 111 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch lass dich nicht aus meinen Armen: Fürstenkrone 80 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesgeheimnisse in Schloss Lichtenau: Fürstenkrone 100 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs gibt eine Zukunft für uns: Fürstenkrone 107 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg in die Heimat: Fürstenkrone 122 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Baby für Schloss Lindenbach: Fürstenkrone 116 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erbin von Montfort: Fürstenkrone 106 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Liebe, die nie vergeht: Fürstenkrone 131 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWiener Liebesreigen: Fürstenkrone 112 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Moorprinzessin: Fürstenkrone 101 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Prinzessin verliert ihr Herz: Fürstenkrone 138 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der Fürstin Carolin: Fürstenkrone 103 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElisabeth und der verfemte Graf: Fürstenkrone 114 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer verschollene Graf: Fürstenkrone 117 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Schloss in Südtirol: Fürstenkrone 110 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBleibt die Vergangenheit lebendig?: Fürstenkrone 127 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGraf, Sie sind kein Ehrenmann: Fürstenkrone 119 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie falsche Gräfin: Fürstenkrone 123 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeis' erklingt die Abschiedsmelodie: Fürstenkrone 102 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch hol dich auf mein Schloss: Fürstenkrone 136 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTina läuft ins Glück: Fürstenkrone 108 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKüsse in der Nacht: Fürstenkrone 141 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Sturm der Leidenschaft: Fürstenkrone 118 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGraf Michael und die Malerin: Fürstenkrone 120 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBleib bei mir, Nora!: Fürstenkrone 134 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Frau für René: Fürstenkrone 113 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur ein Hauch Glückseligkeit: Fürstenkrone 109 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefangen in Pracht und Herrlichkeit: Fürstenkrone 133 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Altweimarische Liebes- und Ehegeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIsidora Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAbendliche Häuser Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIsabelle de Paradou: BsB Historischer Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrieg und Frieden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleopatra Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElayne (Band 2): Rabenherz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKristallklare Ewigkeit: Bonus: Ein wahrhaftiger Liebesbrief Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch gehöre Ihnen, Mylord Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBei Deinem goldenen Herzen: Legenden aus Nohva Shortstory Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann von Eisen: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod des Kleinbürgers: Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Petermännchen - Eine Geistergeschichte aus dem 13. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAbendliche Häuser Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVielgeliebte Falsette Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCsárdás im Schlosshotel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Herzogin von Santa Rosa (Historischer Liebesroman): Das geheimnisvolle Erbe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMitternachtsblüten: Das Leben der Anna von Hessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPrinz Stefan lügt aus Liebe: Fürstenkrone 163 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErobertes Normannenherz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNick Tappoli Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Herzogin von Santa Rosa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnruhige Gäste Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDuell der Sinnlichkeit: Die Rosenturmsaga - BsB Ritterroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der Alchemistin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE SCHMUTZIGE STADT: Ein historischer Kriminal-Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie beliebtesten Liebesromane von Eugenie Marlitt und Wilhelmine Heimburg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie ungezähmte Rebellin: BsB Historischer Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie beliebtesten Liebesgeschichten von Eugenie Marlitt & Wilhelmine Heimburg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie rosarote Hutschachtel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Schmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf Seinen Knien: Ein Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Professor Platonisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Arztes: Ein Milliardär-Arzt-Liebesroman: Gerettet von dem Arzt, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Geliebter, mein Wüstenprinz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 2: Unter Feuer, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegluckte Investitionen: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Finnische Träume - Teil 2 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin erster Kuss im Winter: Eine Milliardär Liebesroman: Der Mistelzweig-Vorfall, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführung wie in 1001 Nacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQuartet: Eine Milliardär-Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Entehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEkstase inklusive Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Die geheimen Träume der Komtess
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die geheimen Träume der Komtess - Angelika Borchert
Leseprobe:
Vor dem großen Sturm
LeseprobeAlexandra von Waldenburg war schon lange nicht mehr so glücklich und zufrieden gewesen wie jetzt. Sie seufzte. Ja, wenn dieses Wenn nicht wäre. Sie war glücklich mit Mike, der es, wie auch immer, doch tatsächlich fertiggebracht hatte, sie von diesem Stalker zu befreien, der sich wie ein lästiges Geschwür, wie eine Klette, in ihr Leben geschlichen hatte. Auf Waldenburg lief es rund. Sie fand sich immer mehr in ihr neues Leben als Chefin des Hauses Waldenburg ein und sie fand Gefallen daran, mehr noch, sie war glücklich und stolz, dass ihr Vater sie zu seiner Nachfolgerin bestimmt hatte. Wenn doch bloß endlich der Streit mit ihrem Bruder Ingo vorbei wäre, der nicht nur ihr Leben belastete, sondern viel mehr noch das Leben ihrer Eltern, ganz besonders das ihrer Mutter. Und da war noch ihre Freundin Liliane, die sich durch ihr törichtes Verhalten selbst ins Abseits gekickt und sich um ihr Glück mit Dr. Lars Dammer gebracht hatte. Die Beziehung zu dem erfolgreichen jungen Arzt war zwar immer ein wenig problematisch gewesen, und es hatte ein ewiges Auf und Ab gegeben, aber die beiden hatten ihre Krisen immer wieder gemeistert, waren sogar miteinander verlobt gewesen, und die Hochzeit hatte unmittelbar bevorgestanden. Warum nur hatte Lil es so sehr auf die Spitze getrieben? Wenn man sich mit einem so engagierten Arzt wie Lars einlässt, dann muss man einfach wissen, dass das Privatleben erst an zweiter Stelle kommt. Doch das hatte die Trennung nicht herbeigeführt. Robby, Lilianes geschiedener amerikanischer Ehemann war plötzlich aufgetaucht, was an sich nicht schlimm war, auch nicht, dass Lil ihn in ihrer Wohnung beherbergt hatte. Aber warum, zum Teufel, hatte ¬Liliane ihren Verlobten und ihren Ex nicht miteinander bekannt gemacht? Und warum war sie so weit gegangen, Lars damit zu drohen, mit Robby sofort etwas anzufangen, wenn er in Boston eine Vertretung annehmen würde? Und dann hatte sie allem die Krone aufgesetzt, indem sie gesagt hatte, dass Robby eh der bessere Liebhaber sei. So ein Schwachsinn, sie hatte es einfach so dahergesagt, obwohl genau das Gegenteil der Fall war. Obwohl Liliane ihre allerbeste Freundin war, konnte Alexandra verstehen, dass Lars die Verlobung gelöst hatte und nichts mehr mit Lil zu tun haben wollte. Und jetzt war das Jammern und Wehklagen bei Lil groß, sie war unglücklich, weinte und wollte Lars um jeden Preis wiederhaben.
Fürstenkrone
– 156 –
Die geheimen Träume der Komtess
Muss sich Stefanie für ihren Besitz opfern?
Angelika Borchert
Felseneck trug seinen Namen zu Recht. Am Rande eines steil abfallenden Felsens erbaut, glich es mit seinen vielen Türmen und Zinnen mehr einer alten Trutzburg als einem Schloss. Ein gewundener Weg, gerade noch befahrbar, führte an der anderen Seite des Berges durch dichten Felseneckschen Mischwald zum Schloss hinauf. Ließ man die Bäume dann endlich hinter sich, so sah man sich einer abweisenden Mauer aus dicken Quadern gegenüber. Das Spitzbogentor darin aus eisenhartem Eichenholz war gewöhnlich fest verschlossen und gewährte nur selten einem Fremden den Zutritt.
Innerhalb der festen Mauern indes befand sich ein lieblicher Park. Uralte Kastanienbäume und gewaltige Blutbuchen, deren Zweige bis tief auf den Boden reichten, standen in großen Abständen auf sattgrünem Rasen. Rosen und bunte Sommerblumen blühten auf den vielen Rabatten. An den Schlosswänden kletterten Efeu, blaue Glyzinien und wilde Kletterrosen in allen Farbschattierungen empor. Rosenumrankt war auch der alte Zugbrunnen in der Nähe der breiten Eingangstür.
Die Bewohner des Schlosses zeigten sich selten in den Dörfern und kleinen Städten drunten, und so war es kein Wunder, dass viel Sonderbares über das Schloss und seine Besitzer geredet wurde. Spukgeschichten wurden in der Dämmerung in Stuben und Kammern erzählt, und so mancher berichtete allen Ernstes, hier und da einen seltsam fahl leuchtenden Lichtschein auf den Zinnen gesehen zu haben, während andere von ganz und gar unirdischem, grässlichem Geheul zur Geisterstunde in Vollmondnächten zu berichten wussten. Wer immer an der Schlossmauer aus diesen oder jenen Gründen vorübergehen musste, der schlug hastig ein Kreuz, betete ein Vaterunser und beeilte sich, den unheimlichen Wald zu verlassen.
Im Schloss droben hatte man von alledem keine Ahnung. Dort gingen die Tage gleichmäßig dahin und gleichmäßig waren auch die Sorgen, mit denen die Besitzer sich zu plagen hatten. Viel Geld kostete die Erhaltung des alten Besitzes, und so hatten nach und nach die meisten Nutzflächen verkauft werden müssen. Besser war es dadurch nicht geworden, fehlte es jetzt doch auch an dem Geld, das die Ernten von jenen nun verkauften Feldern eingebracht hätten.
An diesem schönen Sonntag im Mai war es noch stiller im Schloss als gewöhnlich. Die beiden letzten Bediensteten aus einer ehemals großen Schar gingen bedrückt auf Zehenspitzen umher. Eine Totenruhe lag über dem Schloss. Und der Tod war es auch, der unsichtbar am Bett des alten Grafen stand.
Weich gebettet lag Hubert von Felseneck in seinen Kissen, er atmete mühsam. Die kräftige Adlernase wirkte jetzt sonderbar spitz, und sein Gesicht war bleich und eingefallen. Nur in seinen Augen war noch Leben. Die Vorhänge aus schwerem Samt waren halb zugezogen, damit das Licht den Sterbenden nicht störe.
Neben dem Bett kniete schluchzend eine schlanke Gestalt. Blondes Haar fiel aufgelöst über Schultern und Nacken.
»Papa, du darfst jetzt nicht von mir gehen. Du kannst mich doch nicht einfach verlassen.«
»Weine nicht«, flüsterte der Sterbende und versuchte seiner zitternden Stimme Festigkeit zu geben. »Wir Felsenecker waren immer stolz auf unsere Fähigkeit, Schicksalsschläge ungebeugt hinzunehmen. Nimm den Kopf hoch und sieh den Tatsachen ins Gesicht. Und Tatsache ist nun einmal, dass wir alle eines Tages dahingehen müssen.«
»Aber doch nicht jetzt schon, Papa.«
»Ob jetzt oder später, was ändert das?«
»Ich brauche dich, Papa.«
Der alte Graf in seinen Kissen verzog mühsam das faltige Gesicht zu einem Lächeln. »Wenn es danach ginge, Kind, so fände ich wohl niemals meine Ruhe. Ich bin müde geworden, Steffi, ich gehe gern von hinnen. Ich fühle, meine Zeit ist abgelaufen. Und es ist gut so. Nur dass ich dich allein zurücklassen muss in dieser Welt voller Neid und Gier und Geltungsstreben, das macht mir Kummer. Du bist noch so jung. Viel zu spät wurdest du mir geboren. Aber ich vertraue auf das Felsenecksche Blut in dir.«
»Papa«, wimmerte das junge Mädchen verzweifelt an seinem Bett, »sprich nicht so viel. Es tut dir nicht gut.«
»Du wirst dein Leben meistern, Steffi, ich verlange es von dir. Die Frauen aus unserem alten Geschlecht standen zu allen Zeiten ihren Mann, sie standen stets wie ein Fels in der Brandung des Lebens. Auch du wirst das tun! Du wirst dich niemals unterkriegen lassen, Steffi. Versprich es mir.«
»Ich werde mir alle Mühe geben, Papa«, schluchzte das junge Mädchen.
»Das genügt mir nicht. Versprich es mir!«
»Ich verspreche es dir, Papa.« Die junge Komtess schlug beide Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich.
»Und versprich mir, Schloss Felseneck niemals aus deiner Hand zu geben, versprich mir, es niemals an einen dahergelaufenen Emporkömmling zu verkaufen. Oh, ich weiß, man wartet schon auf meinen Tod. Schlösser sind bei den Reichen in Mode gekommen, seit die alten, adligen Familien verarmten. Sie werden bald angelaufen kommen mit ihrem gierig zusammengerafften Geld und meinen, nun, da sie alles erreicht hätten in ihrem Leben, fehle ihnen nur noch ein Schloss zu ihrem vollkommenen Glück. Darunter tun sie es nicht. Sie glauben, mit ihrem schmutzigen Geld alles kaufen zu können, Schlösser und Burgen ebenso wie die Würde der Menschen, die heute noch darin leben wie zuvor die lange Reihe ihrer Ahnen. Als könne der Glanz des alten Adels ein wenig auf sie abfärben. Der Gedanke, ein solcher Mensch könne einmal am Kamin in der Halle sitzen, ein obskures Getränk neben sich, weil ihm die feine Zunge fehlt, die ihm den guten, edlen Wein zu einem Genuss werden ließe, macht mich ganz elend. Nur Blut von unserem Blut soll in diesen Mauern leben, nur Menschen aus Felseneckschem Geschlecht sollen durch die Zimmer und Säle von Schloss Felseneck wandern. Niemals darfst du Schloss Felseneck in fremde Hände geben, Steffi. – Niemals! Versprich mir auch das! Ich werde sonst keine Ruhe in meinem Grab finden.«
Stärker noch schluchzte das Mädchen, das Steffi hieß. Unmöglich erschien es ihr, die Forderungen des Vaters zu erfüllen. Schwach fühlte sich Steffi und so entsetzlich hilflos. Das gewaltige Schloss erschien ihr schon jetzt wie ein Klotz am Bein. Womit sollte sie es erhalten? Wovon auch nur die dringendsten Reparaturen bezahlen? Das Schloss brachte ihr kein Geld ein, seine Erhaltung aber erforderte Unsummen.
»Steffi, hast du mich nicht verstanden?« Der alte Graf wurde unruhig. Seine Hände glitten über die Decken, begannen rastlos zu zupfen, und Steffi erkannte, dass der Tod nahe war.
»Steffi!«, rief der alte Mann angstvoll.
»Doch, Papa, ich habe dich verstanden«, sagte Steffi da mühsam.
»Versprich es mir, Steffi, hörst du? Es ist das Einzige, worum ich dich in meiner Sterbestunde bitte. Behalte das Schloss, auch wenn es dir schwerfällt. Ich fühle es, ich sehe es, es wird dir Glück bringen. Noch nie wurde eine Frau auf Felseneck unglücklich. Auch du wirst es nicht werden.«
Ich werde die Erste sein, dachte Steffi