Bill Regan in Not!: Lord Cameron 2 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese unerhört spannende, herzerwärmende Familien-Saga wird von der erfolgreichen, bekannten, serienerfahrenen Schriftstellerin Friederike von Buchner meisterhaft erzählt. Der Schauplatz des Geschehens ist ein kleines, verträumtes irisches Dorf, das man sich ca. 50 Meilen von der Metropole Dublin entfernt gelegen vorstellen darf.
Brenda Duffy stand auf. Sie warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Mein lieber Pat, ich dachte, du wolltest reden? Hat dich der Mut verlassen?« »Nein, mich hat keineswegs der Mut verlassen. Mich zerreißt es innerlich. Ich habe Bill geschworen, niemandem etwas zu erzählen. Er hat Angst. Ja, ich gestehe, mir ist es auch nicht wohl dabei. Zu viele Cottages in Culraid sind abgebrannt. Alle sagen, es kann nur Brandstiftung gewesen sein.« »Unser Haus mit dem Pub ist eines der ältesten Häuser im Dorf. Es war immer im Besitz der Duffys. Ich habe meinem Großvater und meinem Vater vor ihrem Tod geschworen, dass ich alles tun werde, es für künftige Generationen zu erhalten.« Brenda rollte die Augen. »Pat Duffy, höre mit der alten Geschichte auf! Wenn es so weitergeht mit Culraid, dann steht viel mehr auf dem Spiel. Dann wird es nichts Altes und Schönes mehr geben. Dem Himmel sei Dank, dass Cameron aus Schottland herübergekommen ist. Er ist der Einzige, der hier wieder Ordnung schaffen kann.
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Buchvorschau
Bill Regan in Not! - Friederike von Buchner
Lord Cameron
– 2 –
Bill Regan in Not!
Der alte Tierarzt ist wehrlos gegen einen üblen Feind
Friederike von Buchner
Brenda Duffy stand auf. Sie warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu und schüttelte den Kopf.
»Mein lieber Pat, ich dachte, du wolltest reden? Hat dich der Mut verlassen?«
»Nein, mich hat keineswegs der Mut verlassen. Mich zerreißt es innerlich. Ich habe Bill geschworen, niemandem etwas zu erzählen. Er hat Angst. Ja, ich gestehe, mir ist es auch nicht wohl dabei. Zu viele Cottages in Culraid sind abgebrannt. Alle sagen, es kann nur Brandstiftung gewesen sein.«
Pat ließ die Augen durch die Küche wandern und fuhr fort:
»Unser Haus mit dem Pub ist eines der ältesten Häuser im Dorf. Es war immer im Besitz der Duffys. Ich habe meinem Großvater und meinem Vater vor ihrem Tod geschworen, dass ich alles tun werde, es für künftige Generationen zu erhalten.«
Brenda rollte die Augen.
»Pat Duffy, höre mit der alten Geschichte auf! Wenn es so weitergeht mit Culraid, dann steht viel mehr auf dem Spiel. Dann wird es nichts Altes und Schönes mehr geben. Dem Himmel sei Dank, dass Cameron aus Schottland herübergekommen ist. Er ist der Einzige, der hier wieder Ordnung schaffen kann. Deshalb muss er wissen, welch ein Schurke, welch ein Betrüger dieser Chase Hunter ist. Er ist ein Krimineller durch und durch«, brauste Brenda auf.
Lord Cameron hatte Verständnis für seinen Freund aus Kindertagen. Er sprach sanft zu ihm und sagte, ein Versprechen sei ein Versprechen. Aber ein Versprechen zu halten, bedeute unter Umständen auch, mitschuldig zu sein, wenn es einen andern ins Unglück stürze.
»Um zu helfen, ist es gelegentlich notwendig, ein Versprechen zu umgehen. Du willst Bill helfen. Das habe ich begriffen. Aber zugleich leidest du darunter, wie es um Culraid steht.«
»Es zerreißt mir das Herz, Cameron«, antwortete Pat. »Manchmal wünsche ich mir, es würde im Pub nicht so viel erzählt.«
Pat sah seine Frau an. Sie wusste, wie weich ihr Mann unter harter Schale war.
»Brenda, erzähle du es. Du kannst das besser als ich«, sagte er leise.
»Gut, das werde ich auch. Aber zuerst brühe ich noch eine Kanne Tee auf«, antwortete Brenda.
»Whiskey für alle wäre besser oder Guinness«, zischte Pat.
»Danach, nachdem alles gesagt ist, jetzt nicht«, widersprach ihm Brenda.
Sie forderte ihren Mann auf, in das Fenster des Schankraums das Schild ›Geschlossen‹ aufzuhängen.
Pat kam der Aufforderung nach.
Brenda hatte immer kochendes Wasser auf dem Herd. Sie brühte Tee auf und füllte die Becher.
Dann setzte sie sich wieder an den Küchentisch.
Sie strich in Gedanken versunken mit der Hand das buntgemusterte Wachstuch glatt.
»Also«, sagte sie und atmete tief ein, »es war vor einigen Wochen. Die letzten Gäste waren endlich gegangen. Es war nach Mitternacht. Pat wollte die Tür zum Schankraum abschließen. Da hörte er ein leises Schluchzen. Er ging dem Geräusch nach. Hinter den Kisten im Hof fand er Bill Regan. Der Tierarzt kauerte auf dem Boden. Pat erschrak. Er half ihm auf die Beine und brachte ihn herein. Bill jammerte immer nur, ›ich bin verloren‹ und ›ich werde alles verlieren‹ und ›der Himmel stehe mir bei‹ und ›das wollte ich alles nicht‹. So ging das eine ganze Weile.«
Brenda nippte am Tee.
»Gut, ich gebe zu, dass der gute alte Tierarzt schon etwas getrunken hatte. Als Frau eines Pub Besitzers kenne ich mich aus. Bei Betrunkenen gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einen torkeln heim, andere werden fröhlich und singen laut und wieder andere bekommen das heulende Elend. Jeder in Culraid weiß, dass der Tierarzt nicht zu der letzten Art gehört. Außerdem hatte er nie viel getrunken. Er kam höchstens einmal in der Woche in den Pub, meistens am Samstagabend. Deshalb war sein Verhalten sehr ungewöhnlich. Pat und ich ließen ihn erst mal weinen. Ich denke, der gute Bill hatte einen Nervenzusammenbruch. Pat machte das Licht im Schankraum aus und wir nahmen Bill mit in die Küche. Ich machte ihm extrastarken Kaffee und wärmte ihm einen Teller Irisch Stew. Nachdem er gegessen hatte, war er ansprechbarer. Pat und ich redeten mit Engelszungen auf ihn ein, als Bill immer wieder sagte, es wäre besser, der Herrgott habe Erbarmen und hole ihn zu sich. Da schrillten bei uns alle Alarmglocken. Wir hatten sofort den Verdacht, dass der Dreckskerl Hunter dahinterstecken könnte. Hunter ist skrupellos. Wir wissen, wie er mit Leuten umgeht, die nicht nach seiner Pfeife tanzen. Er wirft sie raus und dann gehen ihre Cottages in Flammen auf. Schuld waren die alten elektrischen Leitungen, stellte die Feuerwehr jedes Mal fest, Kurzschluss als Brandursache. Pah, dass ich nicht lache! Aber davon erzähle ich später. Zurück zu Bill. Er hat ein großes Herz. Kommen Kinder mit ihren Haustieren in die Praxis, behandelt er sie kostenlos. Farmer, die in Schwierigkeiten sind, erhalten nie eine Rechnung und die Medikamente schenkt er ihnen obendrein. Doch seien wir ehrlich, von etwas muss er leben. Jedenfalls hatte er Schulden bei der Bank. Im letzten Frühjahr schrieb ihm die Bank, er müsse binnen einer kurzen Frist die Verbindlichkeiten begleichen. Er versuchte mit der Bank zu verhandeln. Aber es war vergeblich. Der Bankdirektor ließ sich nicht erweichen. Bill sah nur einen Ausweg. Da er dein Gut und Gestüt als Tierarzt betreut, Cameron, bat er Hunter um einen größeren Vorschuss. Hunter ließ sich alles berichten. Er tröstete Bill. Er habe gute Beziehungen zur Bank und werde das in Ordnung bringen. Bill, naiv wie er in solchen Dingen ist, glaubte ihm. Und Hunter unternahm auch etwas. Er erreichte einen Aufschub bei der Bank. Die Zinsen wurden neu berechnet und waren danach mehr als doppelt so hoch. Bill war verzweifelt. Wie sollte er das Geld aufbringen? Hunter streckte es ihm vor, als die erste Rate fällig war und so ging es weiter Monat für Monat. Aber dafür verlangte Hunter von Bill gewisse Dienste. Er nannte es kleine Gefälligkeiten. Bill hatte einen anderen Namen dafür: Erpressung. Hunter zwang Bill zu Handlangerdiensten, was die Pferdezucht betraf. Dabei ging es um Fohlen und um den Zuchthengst. Bill sagte, er habe den Verdacht, dass Hunter in die eigene Tasche wirtschafte. Das sei Betrug. Hunter betreibe das in großem Stil.«
Lord Cameron sah Florence an. Sie nickte.
Pat räusperte sich und sagte:
»Mit dem Gut und dem Gestüt soll es finanziell nicht gut stehen. Bill sagte, es werde verkauft. Deshalb wurde MacGregor Manor geschlossen und alle Bedienstete entlassen. Als du gleich nach deiner Ankunft in den Pub kamst und ich dir Andeutungen machte, Cameron, fielst du aus allen Wolken und sagtest, davon könne nie und nimmer die Rede sein. Weil ich dir glaubte, bat ich dich, heimlich bei uns vorbeizukommen. Hier stinkt es gewaltig zum Himmel. Warst du schon auf dem Gestüt?«
Lord Cameron schüttelte den Kopf.
»Das hat Zeit«, sagte er. »Zuerst muss MacGregor Manor wieder bewohnbar sein. Außerdem wollte ich mir selbst ein Bild machen. Nach Hunters Unterlagen ist alles in bester Ordnung. Einmal im Vierteljahr schickte er mir seine Berichte nach Schottland. Danach schien alles genauso weiterzulaufen wie bei seinem Vorgänger Quinn Walsh. Es war auch Quinn Walsh, der mir Hunter empfohlen hat. Dass es in Wirklichkeit hier drunter und drüber geht, habe ich erst vor Ort festgestellt. Florence ist auch so manches aufgefallen. Wie ihr wisst, bat Bill sie nach seinem Unfall, die Praxisvertretung zu übernehmen.«
Pat Duffy schlug mit der Hand auf den Tisch.
»Cameron, du musst Hunter rauswerfen«, sagte Pat mit Nachdruck.
»Geduld, Pat! Das wird schon werden. Alles zu seiner Zeit. Es muss dafür der richtige Augenblick gekommen sein. Ich brauche stichhaltige Beweise, sonst klagt