Eine Handvoll Glück für Dorothee: Dr. Norden Bestseller 280 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Emily van Holden war einst eine berühmte Schauspielerin gewesen, aber wie sehr sie in Vergessenheit geraten war, bewies die kleine Trauergesellschaft, die an ihrem Grabe stand. Vielleicht hatte sie auch nicht verstanden, Freundschaften zu pflegen. Wie tyrannisch sie sein konnte, hätte am besten Dorothee van Holden, ihre Großnichte, erzählen können, die neben dem Notar Dr. Kustermann direkt vor dem Grab stand.Aber sie hatte nicht die Absicht, über die zehn Jahre zu sprechen, die sie im Hause ihrer Großtante und Patin verbracht hatte, denn an diesem offenen Grab begann sie wieder Hoffnung zu schöpfen, daß das Leben auch schön werden könnte.Ab und zu warf Dr. Kustermann einen Blick auf Dorothee, aber sie stand da mit gesenktem Kopf, bewegungslos, und schien jene, die ihr dann die Hand drücken wollten, gar nicht wahrzunehmen.Sie war etwas mehr als mittelgroß, sehr schlank und feingliedrig, hatte ein Madonnengesicht und war auch in der Kleidung darauf bedacht, ja nicht aufzufallen. Es hätte ihr aber doch ein Lächeln abgerungen, hätte sie geahnt, daß man in ihr nun die reiche Erbin betrachtete.Dr. Kustermann erlaubte sich, seine Hand leicht unter ihren angewinkelten Arm zu schieben, als sie den Friedhof verließen.»Ich darf Sie doch zum Essen einladen, Dorothee?« fragte er freundlich.»Ja, gern«, erwiderte sie. »Sie werden mir ja noch einiges zu erzählen haben. Zum Beispiel, wann ich das Haus verlassen muß.« Sie sagte es ruhig und ohne jede Bitterkeit. Aber er war sehr bestürzt.»Nun, die Testamentseröffnung findet erst am Nachmittag statt«, erklärte er. »Frau van Holden hat alles genau bestimmt.
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Buchvorschau
Eine Handvoll Glück für Dorothee - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 280 –
Eine Handvoll Glück für Dorothee
Patricia Vandenberg
Emily van Holden war einst eine berühmte Schauspielerin gewesen, aber wie sehr sie in Vergessenheit geraten war, bewies die kleine Trauergesellschaft, die an ihrem Grabe stand. Vielleicht hatte sie auch nicht verstanden, Freundschaften zu pflegen. Wie tyrannisch sie sein konnte, hätte am besten Dorothee van Holden, ihre Großnichte, erzählen können, die neben dem Notar Dr. Kustermann direkt vor dem Grab stand.
Aber sie hatte nicht die Absicht, über die zehn Jahre zu sprechen, die sie im Hause ihrer Großtante und Patin verbracht hatte, denn an diesem offenen Grab begann sie wieder Hoffnung zu schöpfen, daß das Leben auch schön werden könnte.
Ab und zu warf Dr. Kustermann einen Blick auf Dorothee, aber sie stand da mit gesenktem Kopf, bewegungslos, und schien jene, die ihr dann die Hand drücken wollten, gar nicht wahrzunehmen.
Sie war etwas mehr als mittelgroß, sehr schlank und feingliedrig, hatte ein Madonnengesicht und war auch in der Kleidung darauf bedacht, ja nicht aufzufallen. Es hätte ihr aber doch ein Lächeln abgerungen, hätte sie geahnt, daß man in ihr nun die reiche Erbin betrachtete.
Dr. Kustermann erlaubte sich, seine Hand leicht unter ihren angewinkelten Arm zu schieben, als sie den Friedhof verließen.
»Ich darf Sie doch zum Essen einladen, Dorothee?« fragte er freundlich.
»Ja, gern«, erwiderte sie. »Sie werden mir ja noch einiges zu erzählen haben. Zum Beispiel, wann ich das Haus verlassen muß.« Sie sagte es ruhig und ohne jede Bitterkeit. Aber er war sehr bestürzt.
»Nun, die Testamentseröffnung findet erst am Nachmittag statt«, erklärte er. »Frau van Holden hat alles genau bestimmt.«
Dorothee gestattete sich ein flüchtiges Lächeln, das sogar ein wenig ironisch wirkte, und das entging ihm nicht, aber es gefiel ihm. Er war schon ein alter Herr, aber er mochte Dorothee, und wenn er jünger gewesen wäre, hätte er nicht gezögert, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Dafür hätte es auch andere Gründe gegeben, die Dorothee noch an diesem Tag erfahren sollte.
Sie aßen in einem sehr guten Restaurant, und Dorothee ließ es sich schmecken. Sie hatte schon drei Tage kein warmes Essen mehr bekommen, da sie rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen war, alle Wünsche der Verstorbenen auch nach deren Tod noch zu erfüllen, und vorher hatte sie fast ständig an ihrem Sterbebett gesessen. Einen leichten Tod hatte Emily van Holden nicht gehabt, aber im Leben hatte sie es meist anderen sehr schwer gemacht.
Wenn Dorothee nicht Dr. Norden gehabt hätte, wäre sie manches Mal verzweifelt und auch drauf und dran gewesen, die Flucht zu ergreifen.
»Ich habe noch nie so gut gegessen«, sagte Dorothee mit einem sehr anmutigen Lächeln, »vielen Dank, Herr Dr. Kustermann.«
Er fühlte sich etwas beschämt, denn eigentlich war das in seinem Honorar inbegriffen, das er von dem Nachlaß absetzen konnte. In diesem Moment aber beschloß er, in die eigene Tasche zu greifen, um vor sich selbst geradestehen zu können.
Zwölf Jahre ihres Lebens hatte Dorothee einer egoistischen, rechthaberischen und geizigen alten Frau gewidmet. Zuerst mochte sie dankbar gewesen sein, als Emily sie nach dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern zu sich genommen hatte. Aber aus Herzensgüte hatte es Emily van Holden nicht getan. Sie hatte nur ihren Vorteil gesehen, jemanden um sich zu haben, der völlig abhängig von ihr sein würde, und den sie nicht hoch bezahlen mußte.
Dorothee war achtzehn gewesen.
Die Schule hatte sie gerade abgeschlossen. Sie war ein intelligentes und vielseitig interessiertes Mädchen und sie hatte sich das Leben in dem Hause der großen Schauspielerin sogar schön vorgestellt.
Ihre Eltern hatten ihr nicht viel hinterlassen. Tilmann van Holden hatte als Schauspieler keine großen Lorbeeren ernten können und seine überaus zarte, kränkliche Frau konnte nicht viel zum Lebensunterhalt beitragen mit ihren gewiß hübschen Illustrationen. Dorothee hatte das in zwölf Jahren oft genug von der Tante Emily zu hören bekommen, und immer wurde hinzugefügt, welches Glück sie deshalb hätte, bei ihr sein zu können und sich um nichts sorgen zu müssen.
Dr. Kustermann hatte nur eine vage Ahnung, wie Dorothees Leben bisher verlaufen war, da er Emily van Holden sehr gut gekannt hatte, ja, er hatte sie als noch junger Mann einmal sogar sehr verehrt, der sich von der um zwanzig Jahre älteren in eine Affäre verstricken ließ. Die Marschallin und ihr Rosenkavalier, hatte sie dieses Verhältnis, das jetzt noch als Alptraum auf ihm lastete, kokett bezeichnet. Das war schuld gewesen, daß er nie geheiratet hatte.
Doch davon hatte Dorothee keine Ahnung, und wenn sie eine gehabt hätte, wäre Dr. Kustermann ihres Mitgefühls sicher gewesen.
Das Essen wurde mit einem ausgezeichneten Mokka beendet, und dann fuhren sie zu Dr. Kustermanns Kanzlei.
Irgendwie war es Dorothee unheimlich, daß wegen dieser Testamentseröffnung eine Zeremonie stattfinden sollte, aber das war ja Emilys Stil gewesen.
Es erwartete sie aber doch eine Überraschung, denn zwei Herrn saßen bereits im Warteraum. Dorothees Augen weiteten sich, als sie Roman Nicolitsch erkannte, der Emilie von Zeit zu Zeit besucht hatte. Dann war noch der andere da, ein ältlicher Lebemann, so stufte ihn Dorothee jedenfalls nach einem forschenden Blick ein, ein Rumäne, wie sie dann erfuhr. Sein Name war Igor Raskovic.
Dr. Kustermann begrüßte beide sehr reserviert, Roman Nicolitsch versuchte es vertraulicher bei Dorothee, aber die setzte eine eisig-abweisende Miene auf.
Was dann geschah, gefiel Dorothee überhaupt nicht, denn Dr. Kustermann sagte, daß die beiden Herren eigentlich schon zur Trauerfeier erwartet worden wären.
»Unsere Maschine ist zu spät gelandet«, erklärte Roman Nicolitsch hastig. »Wir bedauern das sehr.«
Dr. Kustermann äußerte sich dazu nicht mehr. Er forderte die beiden mit einer Handbewegung auf, in sein Arbeitszimmer einzutreten und Platz zu nehmen. Dorothee führte er zu einem Sessel, der ihm am nächsten war.
Dann begann die Verlesung des Testaments, das so boshaft war wie Emily zeitlebens.
Universalerbin sollte Dorothee sein, aber die ahnte schon gleich, daß da einige Fußangeln eingebaut waren.
Verfügen könnte sie über das Erbe erst, wenn sie bereits ein Jahr verheiratet wäre.
Dorothee blieb gelassen. Sie lächelte sarkastisch. Sie betrachtete jetzt aber die beiden Männer wachsam unter halbgeschlossenen Lidern, und sie merkte, wie gespannt und erregt diese waren.
Emily van Holden war eine skurrile Frau gewesen mit Sinn für makabre Scherze. Das sollten nun Roman Nicolitsch und Igor Raskovic zu spüren bekommen.
Roman sollte fünfzigtausend Mark erben, aber nur, wenn er an der Trauerfeier teilnehmen würde oder teilgenommen hätte, was nicht zutraf. Ebenso Igor Raskovic, der allerdings nur zwanzigtausend bekommen hätte, aber dazu die Liebesbriefe, die er Emily einst geschrieben hatte, und die Schuldscheine über eben auch zwanzigtausend Mark, die er mit seinem Erbteil hätte einlösen können.
»Das alles ist doch infam«, stieß Roman hervor, »sie war verrückt, anders ist doch das nicht möglich.«
»Das Testament wurde bereits vor drei Jahren gemacht, und es gab keinen Zweifel, daß Frau van Holden im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war« erklärte Dr. Kustermann.
»Und Sie, was bekommen Sie? Sie waren doch auch Ihr Liebhaber!« fuhr ihn Roman an, während Igor Raskovic mit versteinertem Gesicht dasaß.
Dorothee schrak zusammen.
Dr. Kustermann lächelte schief. »Was immer Sie auch denken mögen, Herr Nicolitsch, erben werde ich nichts. Und keiner von Ihnen beiden könnte mir vorwerfen, daß ich verhindert habe, daß Sie bei der Trauerfeier anwesend sind. Sie sind schriftlich benachrichtigt worden, und ich habe mit Ihnen beiden auch nochmals telefoniert und mir bestätigen lassen, daß Sie über den Termin der Beerdigung genau Bescheid wissen.«
»Das Flugzeug kam nicht rechtzeitig an«, sagte Roman erregt.
»Sie hätten bereits gestern kommen können«, erklärte Dr. Kustermann ruhig.
»Sie wollte uns nur verhöhnen«, warf Igor Raskovic in gebrochenem Deutsch ein. »Sie war rachsüchtig.«
»Nun, wenn Sie zur Trauerfeier anwesend gewesen wären, sähe es anders aus«, stellte Dr. Kustermann fest. »Und wenn man erben will, muß man auch Zugeständnisse machen.«
»Und welche macht Dorothee?« fragte Roman.
»Ich mache gar keine«, erwiderte sie, »und ich gestatte Ihnen auch nicht, mich beim Vornamen zu nennen.«
Ihre Stimme klang eisig, und Dr. Kustermann konnte nur staunen.
»Aber Sie wissen, daß Emily uns verheiraten wollte«, sagte Roman mit schriller Stimme. »Vor fünf Jahren hatte sie die Hochzeit bereits geplant.«
»Um mich auf die Probe zu stellen«, erwiderte Dorothee eisig. »Aber sie war sehr bestürzt, als ich ihr erklärte, daß ich sofort das Haus verlassen würde. Daraufhin bekam sie einen Herzanfall. Jedenfalls glaubte ich das, und sie erreichte wieder, daß ich blieb.«
»Was hätten