Start in ein neues Leben: Dr. Norden Bestseller 270 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Bianca Donatelli bot einen bezaubernden Anblick, als sie auf dem Eis ihre ganze Anmut und ihr großes Können entfaltete, und ihretwegen war Fee Norden mit ihrem Töchterchen Anneka zum Olympiastadion gefahren.
»Ob ich es auch mal so gut lerne, Mami?« fragte Anneka atemlos.
»Da steckt viel harte Arbeit dahinter, mein Kleines«, erwiderte Fee, »und uns ist es lieber, wenn du dich deiner Kindheit und Jugend freuen kannst.«
»Kann sich Bibi nicht freuen?« fragte Anneka nachdenklich. »Muß sie immer nur trainieren?«
»Jedenfalls muß sie sehr viel trainieren«, erklärte Fee, und ihr Blick wanderte zu Claudia Donatelli, Biancas Mutter, die mit wachsamen Augen und gespannter Miene jede Bewegung ihrer Tochter verfolgte. Claudia war nämlich auch Biancas Trainerin und auch anderer Spitzenläufer. Sie genoß den, in Fees Augen, etwas zweifelhaften Ruf, hart und unerbittlich zu sein. Aber sie war auch eine sehr attraktive Frau, und Fee entging es nicht, daß zwei gutaussehende Männer dicht bei ihr standen. Enzo Donatelli, der Ehemann, war aber nicht dabei. Den kannten die Nordens sehr gut.
»Das war nicht gut, Bianca«, ertönte da Claudias hohe Stimme. Und wenn sie Bianca sagte und nicht Bibi, war sie sehr unzufrieden. Dabei hatte Fee wirklich keinen Patzer feststellen können.
»Ich bin müde«, erwiderte Bibi unwillig.
»Du wirst diese Kombination nochmals wiederholen«, sagte Claudia unnachsichtig. »Nächste Woche sind die Meisterschaften, denk daran.«
»Ich denke dauernd daran«, sagte Bibi trotzig, und dann hatte sie Fee entdeckt. »Hallo, Frau Dr. Norden«, rief sie. Es freute Fee, ja, es freute sie doppelt, weil Claudia ihre Mahnung nicht wiederholte. Fee Norden wußte recht gut,
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Start in ein neues Leben - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 270–
Start in ein neues Leben
Patricia Vandenberg
Bianca Donatelli bot einen bezaubernden Anblick, als sie auf dem Eis ihre ganze Anmut und ihr großes Können entfaltete, und ihretwegen war Fee Norden mit ihrem Töchterchen Anneka zum Olympiastadion gefahren.
»Ob ich es auch mal so gut lerne, Mami?« fragte Anneka atemlos.
»Da steckt viel harte Arbeit dahinter, mein Kleines«, erwiderte Fee, »und uns ist es lieber, wenn du dich deiner Kindheit und Jugend freuen kannst.«
»Kann sich Bibi nicht freuen?« fragte Anneka nachdenklich. »Muß sie immer nur trainieren?«
»Jedenfalls muß sie sehr viel trainieren«, erklärte Fee, und ihr Blick wanderte zu Claudia Donatelli, Biancas Mutter, die mit wachsamen Augen und gespannter Miene jede Bewegung ihrer Tochter verfolgte. Claudia war nämlich auch Biancas Trainerin und auch anderer Spitzenläufer. Sie genoß den, in Fees Augen, etwas zweifelhaften Ruf, hart und unerbittlich zu sein. Aber sie war auch eine sehr attraktive Frau, und Fee entging es nicht, daß zwei gutaussehende Männer dicht bei ihr standen. Enzo Donatelli, der Ehemann, war aber nicht dabei. Den kannten die Nordens sehr gut.
»Das war nicht gut, Bianca«, ertönte da Claudias hohe Stimme. Und wenn sie Bianca sagte und nicht Bibi, war sie sehr unzufrieden. Dabei hatte Fee wirklich keinen Patzer feststellen können.
»Ich bin müde«, erwiderte Bibi unwillig.
»Du wirst diese Kombination nochmals wiederholen«, sagte Claudia unnachsichtig. »Nächste Woche sind die Meisterschaften, denk daran.«
»Ich denke dauernd daran«, sagte Bibi trotzig, und dann hatte sie Fee entdeckt. »Hallo, Frau Dr. Norden«, rief sie. Es freute Fee, ja, es freute sie doppelt, weil Claudia ihre Mahnung nicht wiederholte. Fee Norden wußte recht gut, warum sie das nicht tat, denn es gab eben auch noch einen Herrn Donatelli, der keineswegs damit einverstanden war, daß seine Bibi so strapaziert wurde.
Graziös kam Bibi nun auf Fee und Anneka zugetänzelt. »Du bist toll, Bibi«, sagte Anneka begeistert. »Ich möchte auch so gut eislaufen können wie du.«
»Lieber nicht so gut und mehr zum Vergnügen, aber wir können gern noch eine Runde drehen, wenn du Lust hast.«
Anneka hatte erst Weihnachten Eislaufcomplets bekommen, aber sie hatte sich sehr anstellig gezeigt, und nun strahlte sie, weil Bibi tatsächlich mit ihr lief.
Claudia kam näher und begrüßte Fee lächelnd. »Das dient Bibi zur Entspannung«, stellte sie fest, »aber wenn Wettbewerbe vor der Tür stehen, muß sie halt trainieren. Ohne Fleiß kein Preis.«
»Aber sie sollte nicht überfordert werden«, sagte Fee.
Claudias Augen wurden schmal. »Sie hat eine gute Kondition und alle Aussichten, Weltmeisterin zu werden«, erklärte sie mit einem aggressiven Unterton, der Fee allerdings nicht beeindruckte. Sie wußte, wie ehrgeizig Claudia Donatelli war, die als Claudia Fromm nie ganz oben auf dem Siegertreppchen gestanden hatte und auch heute noch davon sprach, daß sie verschaukelt worden war. Ihren Ehrgeiz sollte nun Bibi stillen.
Claudia hatte als Neunzehnjährige eine glänzende Partie gemacht, als Enzo Donatelli, der Erbe eines Großhandelsunternehmens, sie zum Traualtar führte. Ihr war das damals auch wichtiger gewesen, als weiterhin auf Titeljagd zu gehen und doch enttäuscht zu werden. Enzo enttäuschte sie nicht. Sie konnte mit ihm reisen, sie bekam jeden Wunsch erfüllt, ja, sie konnte sich alles leisten, und sie schenkte ihrem Mann, mit dem sie sich ausgezeichnet verstand, einen Sohn und drei Jahre später auch noch die Tochter Bianca.
Warum sie sich entschlossen hatte, Eislauftrainerin zu werden, wußte Fee Norden nicht.
Ihr Mann, Dr. Daniel Norden, sollte gerade an diesem Tag mehr darüber erfahren, während sie sich freute, wie reizend ihre Anneka und Bibi aussahen. Jetzt konnte Bibi auch fröhlich lachen.
*
Dr. Norden hatte dagegen einen richtigen Schrecken bekommen, als Enzo Donatelli in seine Praxis kam. Er hatte kurz zuvor angerufen und gefragt, ob Dr. Norden ihn einschieben könnte. Zeit hatte er ja nie.
Vor drei Monaten hatte er aber, trotz einer heftigen Erkältung, die er schnell hatte kuriert wissen wollen, noch bedeutend besser ausgesehen. Enzo Donatelli war achtundvierzig Jahre alt und ein interessanter Mann, ein typischer Römer, wie man sagte. Er war jedoch in München zur Welt gekommen und aufgewachsen, er verstand sich als gestandener Bayer.
»Wo fehlt es, Herr Donatelli?« fragte Dr. Norden.
»Ich drehe durch. Ich halte das nicht mehr aus. Sie macht mir das Kind kaputt, Dr. Norden. Jetzt will sie mich nicht mal mehr zu ihr lassen. Aber Bibi war gestern bei mir, und sie war so müde, daß sie schon um sechs Uhr fast eingeschlafen wäre.«
Dr. Norden war schon hellwach geworden, weil Enzo Donatellis Stimme so krächzte, denn er hatte normalerweise eine angenehme dunkle Stimme. Und was da über seine Lippen sprudelte, wollte ihm auch nicht gefallen.
»Nun mal langsam und hübsch der Reihe nach«, sagte er ruhig. »Was ist mit Bibi, und was ist mit Ihrer Stimme?«
»Es geht doch nicht um Bibis Stimme«, stieß Enzo Donatelli hervor. »Es geht um ihre Gesundheit.«
»Ich meine auch Ihre Stimme, Herr Donatelli«, sagte Dr. Norden. »Nicht die Ihrer Tochter.«
»Ach was, meine Stimme, darauf brauchen Sie nicht zu hören. Ich möchte, daß Sie sich einschalten, daß Sie es Claudia verbieten, Bibi so herumzuhetzen. Sie ist ja nur noch ein Strich in der Landschaft. Sie soll unbedingt Weltmeisterin werden, und wenn sie dann umkippt, kräht kein Hahn mehr nach ihr. Das ist doch kein Spaß mehr.«
Daß man Bibi schon als zukünftige Weltmeisterin hochjubelte, wußte Dr. Norden, und er wußte auch, daß seine Frau mit Anneka heute im Olympiastadion war. Da konnte er dann schon noch einiges mehr über Bibi erfahren.
»Ist Bibi denn nicht immer zu Hause?« fragte er vorsichtig. »Sie ist doch noch nicht in Oberstdorf.«
»Nein, sie ist noch in München, wenigstens heute und morgen noch. Aber ich bin in der Stadtwohnung. Es läuft nichts mehr mit Claudia. Wir geraten uns immer in die Haare.«
»Nur wegen Bibi?« fragte Dr. Norden.
Donatelli zuckte die Schultern. »Auch wegen Claudias Ambitionen.«
»Sie wollen sich scheiden lassen?« fragte Dr. Norden.
»Ich? Niemals lasse ich mich scheiden! Aber es scheint, als hätte sich unsere Ehe totgelaufen wegen dieser verdammten Schlittschuhe, die sie einfach nicht an den Nagel hängen wollte, und das Kind muß es jetzt büßen.«
»Aber es hat Bibi doch Spaß gemacht, Herr Donatelli«, sagte Dr. Norden, »und sie ist volljährig und kann selbst entscheiden.«
»Sie ist nun mal drin, und Claudia beherrscht die Kleine. Auf Nico hat sie keinen Einfluß mehr. Er hat sich beizeiten gewehrt, aber was für Bibi Spaß war, ist bitterer Ernst geworden. Sie hat schon panische Angst, bei den Meisterschaften zu patzen. Bitte, helfen Sie ihr und mir auch.«
»Ich kann sie doch nicht herzitieren, Herr Donatelli. Aber vielleicht geht es auf einem Umweg«, räumte er dann ein.
»Auf welchem?«
»Ich nehme an, daß Sie eine Kehlkopfentzündung haben. Sie sollten sich klinisch untersuchen lassen. Und ich könnte dann mit Bibi darüber sprechen.«
»Einen Schrecken will ich ihr aber nicht einjagen. Außerdem geht das wieder vorbei. Ich habe ein bißchen viel geraucht.«
»Und sollten schleunigst damit aufhören«, sagte Dr. Norden.
»Der Geist ist willig, der Körper schwach.«
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war fahl.
»Ich würde gern mal in Ihren Hals schauen«, sagte Dr. Norden. »Eine gründliche Untersuchung muß natürlich vom Facharzt durchgeführt werden.«
»Ich möchte Hilfe für Bibi, und Sie wollen mich krank machen«, sagte Enzo brummig.
»Ich will Sie nicht krank machen, Sie sind es«, erklärte Dr. Norden rigoros. »Und es kann durchaus sein, daß Sie bald überhaupt nicht mehr sprechen können, wenn Sie nichts gegen diese Reizung tun.«
Enzo war nun doch recht kleinlaut geworden. »Na schön, gucken Sie mal nach, aber zu einem anderen Arzt gehe ich nicht.«
Der erste Schritt ist getan, der zweite wird folgen, dachte Daniel Norden, aber er erschrak doch, als er diesen entzündeten Rachen sah.
»Ich werde jetzt gleich mal auspinseln«, sagte er, »und dann schreibe ich Ihnen zwei Medikamente auf, die Sie aber auch nehmen müssen.«
»Aber nicht auspinseln, das vertrage ich nicht!« ächzte Enzo.
»Das werden Sie vertragen«, erklärte Dr. Norden energisch.
»Ich trinke lieber einen Grog.«
»Der hilft gar nichts. Machen Sie keine Mätzchen, Sie sind doch