Im Grand Canyon: Wyatt Earp 163 – Western
Von William Mark und Mark William
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Über dieses E-Book
Schon über zwei Stunden hockten die beiden Männer hinter der roten Felsnase und starrten in die Schlucht.
Es waren Männer mit dunklen Gesichtern und langem dunklem Haar. Sie trugen lederne Jacken, und die Ränder ihrer Hosen waren mit ausgefransten Lederstücken besetzt. Jeder von ihnen hatte um den Leib einen patronengespickten Waffengurt mit zwei Revolvern. Außerdem hielt jeder eine schwere Winchester schußbereit in der rechten Armbeuge.
Indianer.
Zumindest sahen sie so aus. Nur wer ganz nahe an sie herankam, konnte feststellen, daß das eine Täuschung war.
Der eine von ihnen hatte ein spitzes Gesicht und dunkle Augen, die etwas Stechendes an sich hatten und allzunah beieinander standen, eine längliche spitze Nase und einen winzigen, strichdünnen Mund. In diesem Gesicht war absolut nichts Indianisches. Nur die rotbraune Haut erinnerte an einen Indianer. Die Perücke, die unter dem schwarzen ungeknifften Hut hervorblickte, wirkte auf einige Yards Entfernung echt.
Der Mann neben ihm hatte ein breitflächiges Gesicht, grobe Wangenknochen, ein stark hervortretendes Jochbein und einen breiten Mund mit aufgeworfenen Lippen. Bei ihm paßten nur die grauen Augen nicht zu einem Indianer. Ebenso wie der andere trug er eine lange schwarze Perücke.
Der Mann mit dem spitzigen Gesicht war Curle Hagg aus Caliente in Nevada. Er war der Sohn eines Wanderpredigers, hatte sich eine Zeitlang in den Duckwater Mountains herumgeschlagen, nachdem er mit siebzehn seinem Vater weggelaufen war. Er hatte in Eureka geheiratet, aber seine Frau nach anderthalb Jahren sitzenlassen. Dann war er weiter nach Nordwesten gezogen. Bei Susan Ville in Californien war er nur um Haaresbreite dem Zugriff der Polizei
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Im Grand Canyon - William Mark
Wyatt Earp
– 163–
Im Grand Canyon
William Mark
Schon über zwei Stunden hockten die beiden Männer hinter der roten Felsnase und starrten in die Schlucht.
Es waren Männer mit dunklen Gesichtern und langem dunklem Haar. Sie trugen lederne Jacken, und die Ränder ihrer Hosen waren mit ausgefransten Lederstücken besetzt. Jeder von ihnen hatte um den Leib einen patronengespickten Waffengurt mit zwei Revolvern. Außerdem hielt jeder eine schwere Winchester schußbereit in der rechten Armbeuge.
Indianer.
Zumindest sahen sie so aus. Nur wer ganz nahe an sie herankam, konnte feststellen, daß das eine Täuschung war.
Der eine von ihnen hatte ein spitzes Gesicht und dunkle Augen, die etwas Stechendes an sich hatten und allzunah beieinander standen, eine längliche spitze Nase und einen winzigen, strichdünnen Mund. In diesem Gesicht war absolut nichts Indianisches. Nur die rotbraune Haut erinnerte an einen Indianer. Die Perücke, die unter dem schwarzen ungeknifften Hut hervorblickte, wirkte auf einige Yards Entfernung echt.
Der Mann neben ihm hatte ein breitflächiges Gesicht, grobe Wangenknochen, ein stark hervortretendes Jochbein und einen breiten Mund mit aufgeworfenen Lippen. Bei ihm paßten nur die grauen Augen nicht zu einem Indianer. Ebenso wie der andere trug er eine lange schwarze Perücke.
Der Mann mit dem spitzigen Gesicht war Curle Hagg aus Caliente in Nevada. Er war der Sohn eines Wanderpredigers, hatte sich eine Zeitlang in den Duckwater Mountains herumgeschlagen, nachdem er mit siebzehn seinem Vater weggelaufen war. Er hatte in Eureka geheiratet, aber seine Frau nach anderthalb Jahren sitzenlassen. Dann war er weiter nach Nordwesten gezogen. Bei Susan Ville in Californien war er nur um Haaresbreite dem Zugriff der Polizei entgangen, als er in einem Juwelier Shop eingebrochen hatte. Nach dieser üblen Erfahrung setzte er sich aus dieser Gegend rasch ab, zog nach Südosten in das Babbitt Gebiet am Walker See und ritt dann an der Grenze Nevadas entlang nach Süden um den ganzen Staat herum, bis er in das Gebiet von Arizona kam, wo er am Mount Trumbull auf Joseph Butler stieß und sich mit ihm zusammentat.
Butler stammte aus Utah. Er war in der Nähe von Richfield geboren, wo sich seine Eltern als Saloonhelfer niedergelassen hatten. Die Mutter starb, als Joseph fünf Jahre alt war. Seitdem hatte Butler ein so wechselvolles Leben geführt, daß man einen eigenen Band damit füllen könnte.
Dieser Joseph Butler war es, der den Stein ins Rollen brachte…
Schräg gegenüber von der roten Felsnase hockten in einer grauen Spalte drei weitere Männer, die sich ebenfalls indianisch maskiert hatten: der schlitzäugige Clint Hope, der aus Kentucky stammte, sein Freund Jimmy Norton, ein kräftiger Bursche, der bei Flagstaff daheim war, und der Scharfschütze Ted Crake aus Nebraska, genauer gesagt aus Papillion, einem Vorort von Omaha.
Butler, der in den letzten sieben Jahren die verschiedensten Gefängnisse der Weststaaten kennengelernt hatte, bis er in Kansas City aus dem Jail entsprungen war, trieb sich nun seit anderthalb Jahren hier im Südwesten herum. Im vergangenen Herbst hatten er und sein Freund Curle Hagg, der ein gefährlicher Schießer war, den Plan gefaßt, eine Bande zu gründen.
Eine Bande, das mußte doch Geld bringen! Allein schaffte man nichts. Immer waren einem die anderen über. Aber wenn man noch Männer im Hinterhalt hatte, dann konnte man was riskieren.
Die Butler-Bande hatte schon mancherlei versucht. Aber bis jetzt war alles sinnlos gewesen. In Glendale bei Phoenix hatten sie einen Barber Shop ausgeraubt, und ganze zweiundsiebzig Cents erbeutet! Bei Camp Verde hatten sie einen alten Corral-Vermieter überfallen, und herausgeholt hatten sie elf Dollar. In Aguila, südwestlich von Prescott waren sie nachts in einen Trader Shop eingedrungen und hatten neunzehn Dollar kassiert. Nach langen Kreuz- und Querritten waren sie nordöstlich von Globe in der kleinen Ansiedlung Seneca kaltblütig genug gewesen, in die City Hall einzudringen, um das Office des Stadtschreibers auszuplündern – in der Hoffnung, wenigstens dort eine gute Beute machen zu können. Sie hatten ganze einunddreißig Dollar in der Kasse gefunden.
Wie Butler auf den Gedanken kam, hier in der Felsenge nordwestlich von Flagstaff auf die Postkutsche zu warten, die nach Tusayan am Grand Canyon fuhr, ist niemals ermittelt worden. Er scheint gewisse Informationen besessen zu haben – oder hatte er die Beute nur mit seinem Raubtier-Instinkt gewittert?
An jenem späten Januarvormittag jedenfalls reiste der Stellvertreter des Gouverneurs von Arizona, Sir James Levison, mit der Overland von Flagstaff hinauf nach Tusayan. Im Auftrage des Gouverneurs hatte er dort eigenhändig für einen großen Landkauf eine bedeutende Summe an einen uralten Rancher auszuzahlen, der das Land an die Regierung verkauft hatte. Die Verhandlungen waren langwierig gewesen und hatten viel Zeit in Anspruch genommen; aber endlich waren sie doch zum Ziel gekommen.
Selbstverständlich war die Postkutsche nicht unbewacht. Obgleich in den letzten Jahren in dieser Gegend nichts Nennenswertes mehr passiert war, war es doch immer noch ein wildes Land, in dem das Gesetz wenig respektiert wurde. Aus diesem Grunde hatte der Gouverneur seinem Stellvertreter drei Wachmänner mitgegeben, handfeste Leute, die sich auf den Gebrauch ihrer Waffen verstanden.
Aber man hatte nicht mit Joseph Butler und Curle Hagg gerechnet.
Es war genau zwanzig Minuten vor zwölf, als das Geräusch der herannahenden Overland in die Wegenge drang und sich am glatten Gestein brach. Deutlich war das Getrappel der Pferde zu hören, deren Eisen durch den dünnen Sand des Bodens auf das darunterliegende Gestein aufschlugen. Auch die Räderreifen rieben sich hin und wieder am felsigen Boden, was ein unverkennbares singendes Geräusch verursachte.
Auf dem Kutschbock saß als Driver Jonathan McCloy. Neben ihm hockte der schnauzbärtige, bullige Dan Hayes, einer der Männer des Gouverneurs. Er hatte seine Fäuste um den brünierten Lauf seines Sharpsgewehrs gespannt und blickte finster vor sich hin. Ihm gefiel dieses Gelände absolut nicht. Überall am Weg waren rote Sandsteinklötze, die mal näher, mal weiter von der Straße standen; hin und wieder hatten sie sogar ein Gegenüber, so daß ein regelrechter Pfad entstand.
Als die Kutsche jetzt aber auf die düstere Enge zuschoß, machte sich in Hayes Magengrube ein sonderbares Gefühl bemerkbar.
In der Overland saßen Mr. Levison und neben ihm sein Diener, der dunkelhäutige Francesco Durbridge, ein schmaler Mensch mit dunklen wachsamen Augen und von schweigsamem Wesen. Ihm gegenüber saßen zwei Männer von der Zivilwache des Gouverneurs, der massige Sergeant Carel Haman und der blutjunge Korporal Frank Laduc.
Insgesamt waren es also fünf Personen, die den zweiten Gouverneur des Staates zu verteidigen hatten.
Jetzt hatte der Kutscher die scharfe Kurve vor dem Gesteinpaß genommen, der die Straße verengte, und er zog die Zügel an. Die Fahrt verlangsamte sich etwas, und die schwere Kutsche schlingerte gewaltig nach rechts hinüber, fing sich aber wieder in ihren derben Federn, schuckelte noch etwas nach und brauste dann durch die Enge.
Noch aber hatten die beiden braunen Hengste deren Ende nicht erreicht, als ein Gewehrschuß aufröhrte, dessen Echo sich an den Gesteinswänden brach.
Am Ausgang der kleinen Schlucht sprang ein Mann auf die Mitte der Straße.
Ein Indianer! zuckte es gleichzeitig dem Driver und dem bulligen Wachmann Dan Hayes durchs Hirn.
Hayes riß das Gewehr sofort hoch. Da legte der Driver ihm die Rechte schwer auf den Arm; gleichzeitig zog er die Zügelleinen hart zurück. Die schwere Kutsche kam gewaltig ins Schleudern, aber dann brachten die beiden Hengste sie doch zum Stehen.
Der verkleidete Bandit hob die linke Hand; in der Rechten hielt er das Gewehr in der Armbeuge bereit.
Hayes krächzte dem Driver zu: »Weshalb schießen wir nicht? Es ist doch bloß ein einzelner Bursche.«
»Ein einzelner Indianer stellt sich nicht mitten in den Weg, um die Overland aufzuhalten«, sagte der erfahrene Postkutschenmann.
»Ach was, man hätte ihn einfach wegputzen sollen!« knurrte Hayes.
Hinten streckten die beiden Soldaten ihre Köpfe aus den Wagenfenstern.
»Was gibt’s?« fragte Mr. Levison, der in diesem Augenblick nicht ahnte, daß er nur noch eine knappe Minute zu leben hatte. »Weshalb geht’s nicht weiter?«
Der Driver wandte den Kopf.
»Der Weg ist verlegt, Sir«, entgegnete er unsicher.
»Was soll das heißen?« Der Gouverneur-Stellvertreter stieß den Wagenschlag auf.
In diesem Augenblick sah er den verkleideten Banditen auf der Wegmitte stehen.
»Was – soll denn das bedeuten?«
Er machte mehrere Schritte vorwärts.
»Weißer Mann stehenbleiben!« schnarrte ihm Curle Hagg im kehligen Gutturalton der Indianer entgegen.
Unwillkürlich verhielt Levison den Schritt.
In diesem Augenblick traten auf der linken Wegseite die drei anderen »Rothäute« aus der Gesteinkluft und bedrohten Levisons Begleiter mit ihren Waffen.
»Hände hoch!« rief Hagg mit schriller Stimme.
Alle nahmen die Hände hoch – außer James Levison.
Der Stellvertreter des Gouverneurs von Arizona blickte entsetzt von einem der Wegelagerer zum anderen. Und plötzlich blieb sein Auge an dem schlitzäugigen Gesicht des Kentuckymannes haften.
Er hob den rechten Arm, stieß den Zeigefinger nach vorn, und dann brach es aus ihm heraus:
»Aber, Männer! Laßt euch doch nicht foppen! Das sind doch gar keine…«
Ein Schuß peitschte in die Enge hinein.
Der grauhaarige Staatsbeamte bekam einen Stoß, und sein Körper wurde bis an den aufgerissenen Kutschenschlag zurückgeschleudert.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte Levison auf den Mann, der jetzt rechts aus derselben Spalte trat, aus der vorhin schon der erste verkleidete Bandit gekommen