Vaniyaa und die Shonta
Von Uwe Lammers
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Über dieses E-Book
Doch frei sein, das ist nicht wirklich der Zustand, in dem sie sich jetzt befindet. Ihr wird nun an der Seite ihres neuen Begleiters, des aufsässigen Shonta Abenteurerherz, zunehmend klar, dass ihre Lage fatal bleibt. Sie sitzt mittellos und schutzlos fest im Innern der gigantischen Maschine, die die Tassaier einen „Sternenhammer“ genannt haben, und sie befindet sich auf der Flucht.
Vor ihnen: ein ungeheuerlicher Abgrund, Endstation, wie es scheint.
Aber die pfiffigen Shonta in Abenteurerherzens Begleitung wissen Rat... und eine beispiellose Odyssee in die Tiefen der Maschinenwelt nimmt ihren Anfang...
Mehr zu Vaniyaa und den desertierenden Shonta ist nachzulesen im dritten Teil des Shonta-Zyklus, in Band 18 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI).
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Buchvorschau
Vaniyaa und die Shonta - Uwe Lammers
1. Zyklus: „Oki Stanwer und das Terrorimperium"
Band 18
Vaniyaa und die Shonta¹
Sie flüchtet mit den Shonta – und eine unglaubliche Odyssee beginnt.
Inhalt
Was bisher geschah
3. Teil
32. Am Abgrund: Abenteurerherz
33. Was einen Anführer ausmacht
34. Besuch aus dem Abgrund
35. Verstimmung und neue Probleme
36. Drachen
37. Drüben
38. Räuber
39. Neue Probleme
Anhang
Glossar der wichtigsten Namen und Begriffe
Impressum
Backlist
Anmerkungen
Was bisher geschah:
Man schreibt den 7. Sheng 441 yantihnischer Zeitrechnung, als es der Linguistin Vaniyaa, einstmals Mitglied der RHONSHAAR-Expedition², endlich resolut gelingt, sich aus der fürsorglichen Umklammerung der zwergenhaften Shonta zu befreien. Doch die jungen Revoluzzer-Shonta unter Abenteurerherz, an die sie nun gerät und die bei ihrer Flucht weiterhelfen, verfolgen ihre eigenen Ziele.³
Als Vaniyaa mit Schrecken erkennen muss, dass sie sich nackt und alleine noch immer in den unergründlichen Tiefen des mörderischen Maschinensterns, des Sternenhammers, befindet, der die Kultur der schlangenarmigen Tassaier ausgelöscht hat⁴, beschließt sie umso intensiver, ihre Gefährten aus den Kälteschlafkammern des Imperiums zu befreien. Doch zunächst geht es darum, genügend Abstand zu dem Abspalter-Clan zu bekommen, der sie einst aus den Sargkolonnen befreit hat und sie nun als „Göttin" in ständiger Gefangenschaft halten wollte. Erst nach einer Weile wird klarer, wie Vaniyaa und die Shonta wirklich zueinander stehen...
3. Teil
„Nur Shonta können hier überleben. Fremde bedürfen der Hilfe der Shonta, und sie müssen behütet und beschützt werden, damit die Gefahren unserer Welt sie nicht vorzeitig von unserer
Seite reißen. Wir brauchen die Fremden."
Lehrsatz der Shontapriester bei den Abspalter-Clans
31. Am Abgrund: Vaniyaa
‚Ich möchte aus diesem Alptraum aufwachen!’
Das war der zentrale, innige Gedanke, der der zitternden, nackten Linguistin Vaniyaa aus dem Volk der Yantihni immer wieder mantraartig im Kopf herumgeisterte. Und zugleich, während die zierliche, verängstigte Frau dies dachte, war ihr klar, dass es ein müßiger Wunsch blieb, ohne jede Aussicht auf Realisierung.
Was sie hier erlebte, war kein Traum.
Sie steckte mitten im grässlichsten und unglaublichsten Abenteuer fest, das irgendjemand ihres Volkes jemals erlebt hatte, aber es handelte sich dabei um ein Abenteuer, in dem es nur Zumutungen, Entbehrungen, Schrecken und Schocks zu geben schien. Und es wurde von Minute zu Minute immer trostloser.
Seit sie vor vielleicht einer halben Stunde dank einer unüberlegten Bemerkung ihres seltsamen Weggefährten, des fremdartigen schwarzen Zwerges Abenteurerherz, Klarheit darüber gewonnen hatte, wo sie sich hier eigentlich aufhielten – nämlich immer noch in den rotmetallenen Eingeweiden der mondgroßen Maschine, die die schlangenarmigen Tassaier einstmals „Sternenhammer" genannt hatten – , seit diesem Moment lichteten sich immer mehr rätselhafte Schleier ihrer Erinnerung.
Leider stellte sich keine Freude darüber ein, denn die Entdeckungen hinter den Nebeln des gnädigen Vergessens gestalteten sich zu monströs, um sich auch nur einen Moment lang darüber glücklich zeigen zu können. Vielmehr verdichtete sich von Moment zu Moment die unausweichliche Gewissheit, in einer grässlichen Lage festzusitzen, aus der es kein Entkommen zu geben schien, sondern nur noch schlimmere Weiterungen. Vielleicht gar tödliche. Es konnte also nicht verblüffen, dass die kleinwüchsige Linguistin sich gewissermaßen automatisch in die jüngste Vergangenheit ihres Lebens flüchtete, die nun wieder als Erinnerung gewissermaßen begehbar war.
Alles war willkommener als die harsche Realität des Moments.
Vaniyaa entsann sich nun wieder so sehr deutlich jener brennenden Neugierde, die sie während des Fluges mit der RHONSHAAR zur Bebengrenze Twennars empfunden hatte.⁵ Die Neugierde, endlich mit einem lebenden extrayantihnischen Volk zusammenzutreffen, diesen Wesen womöglich helfen zu können. Welch ein Abenteuer – etwas nie Dagewesenes! Sie fühlte sich schon ganz als legendäre Entdeckerin der Zukunft, die für ihr Volk das Tor zu phantastischen Erfahrungen aufstieß. Ach, was hatte sie damals mit Yerranith⁶ begeisterte Diskussionen geführt über die Möglichkeiten, die ihnen offen standen. Völkerfreundschaft. Gemeinsame Expeditionen in die Weiten von Twennar vielleicht gar…
Phantastische Aussichten, fürwahr.
Und dann der grässliche Schock, als sie im Xoor’con-System ankamen und sich alle furchtbaren Bemerkungen aus dem Bericht des verstorbenen Schiffbrüchigen Gwensh, der auf Hushhin gestrandet war⁷, als Realität herausstellten, wirklich jede einzelne: das System stellte eine verwüstete Kulturlandschaft dar, die Monde waren geradezu atomisiert worden, die Heimatwelt der Tassaier selbst, Gwai’insh, eine wolkenbedeckte Trümmerwüste (sie entsann sich, dass sie und ihre Gefährten mit der RHON-2 nicht nahe genug herangekommen waren, um zu sehen, was sich unter den Wolken befand… aber es war eigentlich kaum vorstellbar, dass die Herren des Imperiums den Planet geschont hatten – wenn sie doch die gesamte Bevölkerung entführten!).⁸
Alle Träume der Völkerfreundschaft zerstoben. Und grässliche Furcht blieb zurück… weil das Vernichtungsinstrument, der monströse „Sternenhammer", immer noch zugegen war, im Orbit um Gwai’insh kreiste wie ein Aasvogel oder ein Wesen, das sich an dem Anblick der angerichteten Zerstörung weidete.
Entsetzlich.
Und dann entschied Yuuricor, dieser draufgängerische, verrückte Kerl – wenn auch mit nur knapper Mehrheit – , dem dezidierten Befehl des Kommandanten Khaalnech von der RHONSHAAR zuwider zu handeln und den „Sternenhammer" genauer zu explorieren.⁹ Gewiss gab es gute Gründe für diesen Entschluss… aber…
‚Das hätten wir niemals tun dürfen, niemals!’, dachte Vaniyaa nun zitternd und rückte ein bisschen von der überraschend warmen Rubinmetallwand der recht klein dimensionierten Nische ab, in der sie mit angezogenen Beinen saß.
Etwas schimmernder Schweiß blieb an der Metallwand zurück.
Sie erschauerte und schreckte aus den Erinnerungen zurück in die Gegenwart.
Das war alles unnatürlich. Das war so unnatürlich… und nichts davon ergab einen rechten Sinn…
‚Ich darf mich nicht so gehen lassen’, riss sich die dunkelmähnige Linguistin zusammen, so schwer ihr das auch fiel. Dafür reichte schon ein einziger Blick hinaus aus ihrem Versteck: hinaus in diesen mächtigen Abgrund, der sicherlich einen Neenor breit war, aber wegen der diffusen, ungewohnten Lichtverhältnisse nur teilweise genauer erkennbar blieb. Eigentlich ein Segen, dass es sich so verhielt. Sie wagte sich nicht vorzustellen, wie entmutigend die Umgebung sein mochte, wenn sie strahlendhell ausgeleuchtet war… etwa wie ein Hangar der RHONSHAAR.
Besser nicht näher darüber nachdenken!
Die Umwelt, sofern sie unter den gegebenen Umständen erkennbar war, bildete eine einzige Alptraumkulisse aus rotschwarzem Metall und überall glimmenden Lichtern, aus gigantischen Erkern, die vor innerer Energie und Aktivität nur so brummten und zitterten. Die meisten der Metallaggregate strahlten Wärme aus, deshalb konnte sie es auch nicht wirklich „kalt" finden. Sie nahm an, dass die Temperatur etwa irgendwo zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Grad positiv liegen musste. Dennoch fühlte sich Vaniyaa in ihrer Nacktheit entsetzlich schutzlos und unbehaglich.
Sie wünschte sich einmal mehr, sie hätte während ihrer Flucht aus