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NordWallschatten: Mythos + Legende
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NordWallschatten: Mythos + Legende
eBook327 Seiten4 Stunden

NordWallschatten: Mythos + Legende

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Über dieses E-Book

Es war nur eine Fage der Zeit, dass sich aus dem Planet Orilus eine funkelnde Nekromantenkugel loslöste.
Aus ihrem nicht enden wollenden Schlaf kam die Hexenkönigin Myrta auf die Nordseeinsel Föhr zurück.
Sie raubte den Menschen das Wertvollste, ihre Menschensinne. Vier Freunde gingen furchtlos auf Hexenjagd.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum26. Jan. 2021
ISBN9783740703738
NordWallschatten: Mythos + Legende
Autor

Sandor Alexandre

Sandor Alexandre lebt in der Region Bodensee zwischen Radolfzell und Stockach. Neben des Schreibens ist er der Weltenkunst treu ergeben: Malen, Stein und Holzkünstler seine Art der Freizeitbeschäftigung. Sein erstes Kinderbuch das er geschrieben hatte: MAREK der kleine Waldkobold. DAS ROTE RUTSCHEAUTO. Auch dieses Kinderbuch KLAPPERDIPLAPP, ist mit viel liebe geschrieben worden, auch die Vielzahl von selbst gemalten Bildern stellen eine Besonderheit dar. Ein Weiteres Buch: NORDWALLSCHATTEN, Insel Föhr, Mystik und Fantasie Abenteuerroman.

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    Buchvorschau

    NordWallschatten - Sandor Alexandre

    Inhalt:

    Planet Orilus … Eines Tages

    Erstes Kapitel ..Bea, eine besondere Frau

    An der Mole, Amruna

    Die bereits gelesenen Buchseiten

    Kapitel 2 … Die Stadt De Wyk

    Seemannskrypta

    Kapitel 3 … Hunger stillt die Macht

    Kapitel 4 … Das Menschenräderwerk, Mittel-Insel

    Kapitel 5 … Die Dämonische Nacht

    Kapitel 6 … Die Seelen-Allee

    Kapitel 7 … Marcs Lesepause Das geheimnisvolle Silber-Feenvlies

    Kapitel 8 … Die Zwegos, von Untererde

    Kapitel 9 … Auf Ober-Untererde

    Kapitel 10 … Die Flucht in Untererde

    Kapitel 11 … Letztes Kapitel/ Der festliche Abend in De Wyk

    Kapitel … Es war einmal ….

    Anhang

    Danksagung

    Planet Orilus

    Es begab sich zu jener Zeit, als aus dem Planet Orilus, sich ein strahlendes Objekt losgelöst hatte. Zuerst nahmen die Forscher an, dass es sich um einen schlichten Meteorit handeln konnte, weil er gleichmäßig in einem großen Abstand zu der Erde seine Runden umherzog. Als dann der Meteorit seine Leuchtkraft drastisch erhöhte, nicht verglühte und mit rasanter Beschleunigung bedrohlich auf die Erde zueilte, wurde weltweit Alarm ausgelöst. Die fliegende Bedrohung wurde mit Argusaugen verfolgt, solange bis dieses Objekt den Nordpol erreicht hatte und vermutlich in eines der Meere versunken war. Jahre später fand man, einen Einschlag auf einer Insel mitten im historischen Bereich des Lembecks-Burgwalls. Spaziergänger entdeckten verkohltes auf der Wiese. Begutachtet wurde die Stelle von Geologen. Zusehen, war der immer wiederkehrender Schatten in der Mitte des Ringwalls, der sein Aussehen nie veränderte.

    Eines Tages des Jahres 2020, als Marc den geheimnisvollen Burgwall zu seinem Ausflugsziel wieder machte, war sonderbar, dass ihn erstmals sein Hund nicht begleiten wollte. Im Inneren des Walls fühlte es sich eigenartig an, nämlich durch ein energetisches Lichtkraftfeld, das von den Füßen aufwärts zum Körper strömte. Das Resultat: überaus große Krähen gab es seit dieser Zeit. Eine einzigartige Inselkrähe lief direkt auf den Menschen zu, der diesen Ort besuchte, sie redete ihn forsch an. »Du weißt, dass du auf historischem Boden stehst? Ich bin Kräwo, ein Magier in geheimer Mission. Erdgebundene Energie das du aus dem Herzstück des Walls spürst, hat dich hierher gerufen.« Kräwo erzählte weiter von der Legende, die sich vor x Jahrhunderten hier abspielte. Warum die Kräfte aus dem Inneren des Ringwalls immernoch so stark sind und das vor langer Zeit hier wilde Gesellen hausten, die unterschiedliche Kappenhörner trugen, Wikinger vom Eisland des Nordens waren es. In jener schwarzen Nacht 1697 vereinten sich die Geister der Weltmeere und die Wächter aus den unterirdischen Labyrinthen gingen mit ihrer Königin auf Raubzüge. Dass ein Magier Kräwo heißen kann und Kräfte in sich hat, erstaunte Marc und weckte sein Interesse. Marc beugte sich zu ihm hinunter und erwiderte mit spannungsgeladen Worten: »So, so! Du sagst, dass du ein geheimer Magier bist, also eine Magierkrähe! Und du hast mich sogar erwartet. Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert, dass ich einer Krähe gegenüberstehe und wie kann das sein, dass du unsere Sprache sprichst? Ihr seid verhasst, weil ihr im Pakt mit dem Teufel steht. Das ist kein Zitat von mir selbst, das sagt man üblicherweise so. «…Kräwo hörte sich Marcs Gedankenworte an, wackelte mit dem Kopf, nein, nein, die Menschen denken wirklich scheußliche Dinge über uns!

    Kräwo erzählte weiter: »Nordlandwikinger soffen Honigwein aus Büffelhörnern, und sie mordeten. Seit dem Zeitpunkt, als diese Horde wilder Mannen mit ihren Booten auf die Insel gekommen waren, gab es für uns Krähen keine friedvollen idyllischen Futterplätze mehr. Die wilden Menschen holzten die Schlafplätze der Vögel ab. Mit den Bäumen bauten sie die Wikingerburg mit jeweils vier bedrohlichen Wachtürmen auf. Die Vögel verließen daraufhin die Insel und flogen zu der Nachbarinsel Amrum, um dort in Frieden leben zu können. Nach vielen Vogelleben, als wir Nordvögel nachschauen gingen, ob die Hörnermenschen noch auf der Insel verweilten, gab es andere Menschen. Seltsame Menschen mit Kettenhemden, Ritter aus fernen Ländern, die wir Krähen noch nie im Leben gesehen hatten, besetzten die Insel. Sie kam zurück, die Nekromantin der dunklen Macht eine Hexenkönigin und lebte ebenfalls auf der Schattenburg mit den Rittern. Ihre eigenen Leibkrähen machte sie zu ihrem Willen untertan und diese machten Hatz auf uns. In einer Flammennacht brannte die Burg bis auf die Grundmauern nieder. Viele Kettenhemdritter verloren ihr Leben und die Frau ward nicht mehr gesehen.

    …Nach Jahrhunderten wollten wir meinen, dass eine friedvolle Zeit für uns kommen wird. Aber es kam anders. In jener Blutmondnacht des Jahres 1997 löste sich überraschend aus dem Planet Orilus eine funkelnde Nekromantenkugel und flog der Erde zu. Mit heftigem Getöse schlug der Trabant in die Mitte des Nordwalls ein, dass sogar die Wächter der Untererde, die Zwegos erwachten. Das Ergebnis: Die Hexenkönigin mit dem Namen Myrta kam aus ihrem nicht endenwollenden Schlaf zurück. Menschen gingen auf Hexenjagd. Seit dem Erwachen, hier, gibt es wieder die geheimnisvollen Strömungswellen.

    Kräwo erzählte weiter: Ich bin ein Wesen aus der Welt der Magie. Vor längerer Zeit habe ich die Gestalt der Rabenkrähe erneut angenommen, um so unauffällig auf die heutige Menschheit zu wirken. Wenn du mich fragst, wie alt ich wäre? Seit vier Jahrhunderten mit Lebensunterbrechungen gibt es mich schon auf dem Planeten. So, jetzt komme ich zu meinem Hauptanliegen! Ein Buch gibt es, eben von diesem Ort, und dieses besondere, verschollene Buch wird wahrscheinlich in deinem Besitz sein. Die Geister des Jahrhundertbuches werden sich, wenn die Zeit reif wird, auch bei dir melden. Die Schilderungen des Buches müssen wieder gelesen werden. Von dir gelesen werden, so dass die Mitwirkenden danach wieder ruhen können.«

    …Der Krähenmagier machte sich eiligst davon, als eine Reisegruppe in das Innere des Walls gekommen war.

    … Es zogen etliche Monate und Tage durchs Land

    Das Erlebnis mit dem Wunderwesen schien Marc vergessen zu haben. Eines Tages machten sich tatsächlich die Geister aus dem Buch bemerkbar, so wie die Krähe es ihm prophezeit hatte. Schlaflose Nächte plagten ihn und immer wieder erschien in seinen Träumen der Krähenmagier.

    Marc kam es an jenem Tag seltsam vor. Kein Lüftchen wehte mehr um sein Haus. Sogar abwärts vom Deich nicht. Das war nicht normal. Hier wehte ständig der Wind vom Meer herüber. Ihm wurde es so was von unheimlich. Plötzlich vernahm Marc das klopfende Geräusch von irgendwoher im Haus. Er kam ins Grübeln: »Was kann es sein? Schon komisch. Klopft es an der Türe? Muss ich mal nachschauen gehen.« Vor der Türe stand niemand, der um Einlass bat. Es klopfte wieder. »Du fantasierst, Marc. Bleib auf dem Teppich. Wenn es das ein klopfendes Buch sein soll, das gibt es nie und nimmer nicht!«, redete er sich ein. Doch inspizierte Marc vorsichtig die Räume, von den unteren Zimmern bis zum oberen Dachgeschoss. Vielleicht, so dachte er, ist es ein irrer Buntspecht, der sich an dem alten morschen Holzgebälk oben auf der Holzbühne austobte. Marc fand keinen Specht, nur ein verlassenes Nest, bestimmt von einer Schwalbenfamilie, die seit langem ausgezogen war. Er stieg auf der Bühnenleiter erneut abwärts zu den unteren Wohnräumen, wo er sich erstmal zur Beruhigung einen Tee machte. Es dauerte keine Stunde. Das Klopfen kam wieder, sogar noch häufiger und lauter und das in regelmäßigen Abständen. Immer wieder poch..., poch…, poch. Er, vom Wahnsinn geplagt, und sein Vierbeiner Tari horchten bis zum Dachboden hinauf.

    Krampfhaft überlegten sie, von wo und aus welchem Hauswinkel das Geklopfe überhaupt herkommen konnte. Vor der Türe stand niemand, also musste es vom Inneren des Hauses kommen. Tari führte sich auch komisch auf. Sie bellte laut auf, drehte fast durch und benahm sich äußerst sonderbar. Sie zitterte, drehte ihre Ohren horchend in den Raum und zog ihre Rute angstvoll ein. Eigentlich kannte Marc seinen Hund eher als Draufgängerin, als blutrünstige Jägerin, zumindest was die Entenjagd betrifft, aber hier war es anders. »Tari! Such das klopfende Ding! Du hast die dickere Nase. Also hoppla hopp und mach dich auf die Suche! Tari! Steh jetzt auf und such das klopfende Ding! Du hast die größte Spürnase und Ohren!«

    Tari kam allmählich phlegmatisch in die Gänge. Ihre dunklen Knopfaugen signalisierten erwartungsvolle Suchbereitschaft. Sie peilte die Sachlage ab, sprang auf und sauste mit großen Sätzen die Treppen hinauf bis zum zweiten Stock. Rutschte mit einem filmreifen zackigen Kurvenschnitt plump auf dem Bauch aus, stand dann wieder auf und raste anschließend laut bellend auf der oberen Holztreppe das Dachgeschoss hoch. Dort blieb sie regungslos stehen. Knurrend verharrte sie vor einem alten Bücherregal. Taris große Hundenase schnupperte zum oberen Bücherbord. Schwer schnaufend traf nun auch Marc ein. Sein Blick ging nun ebenfalls hoch zum Bücherbord. Er sagte zu sich: »Mh...! Komisch, hier auf dem Dachboden habe ich nie nachgeschaut. Ob Tari was gewittert hat? Ich schaue hier sofort nach! «

    Mit unbehaglicher Erwartung holte er eine Trittleiter. Er stieg hinauf. Was in Gottesnamen würde ihn wohl hier erwarten? Was würde er zwischen den Büchern des alten Regals entdecken, womöglich die Ursache des klopfenden Dingens? Er griff einfach nach seinem Gefühl zu dem hintersten Bereich. Tatsächlich ein verstaubtes altes Buch. Vorsichtig umgriff er, und zog das Druckwerk nach vorne. In der Hand haltend spürte er immernoch das dämonische Klopfen des Buches, das zufrieden jetzt in der Hand eines Menschen lag. Jetzt folgerte Marc, wie er dieses geheimnisvolle Werk vor langer Zeit entdeckt hatte. In einem antiquarischen Büchermarkt zwischen allerlei Schmökern in einem von Mäusen angenagten Pappkarton hatte er es gefunden. Jedes Buch gab es für nur einen Euro mit kostenlosem Modergeruch. Ihm schwante, wenn dies das Buch sein soll, von dem der Krähenmagier ihm vor langer Zeit berichtete, würde er sich wieder bei ihm melden! Zurück in der guten Stube nahm Tari, erschöpft von der abenteuerlichen Klopfjagd, vor dem Kachelofen Platz ein und Marc rückte sich ebenfalls in seinem etwas abgewetzten Ohrensessel zurecht, auf dem schon Generationen gesessen hatten, gespannt, was es wohl mit dem Geister-Buch auf sich hat. Obwohl es Buchgeister nicht geben kann, ergriff Marc mit gierigen Augen den mit Goldleder verzierten Wälzer.

    Mit höchster Vorsicht fing er an, das Buch von vorne nach hinten erst einmal durchzublättern. Seine Fingerkuppen feuchtete er an, so trocken waren die Buchseiten, besonders die ranzigen Seitenecken. Wie viele Menschen wohl dieses Schriftwerk der Besonderheit, schon in ihren Händen gehalten hatten?

    Immer wenn Marc beide Hände auf den Buchrücken auflegte, spürte er wieder das Klopfen der Buchgeister in den Seiten.

    …Marc nahm das geheimnisvolle Buch zu sich, schlug die erste Seiten auf, um es doch zu lesen.

    Bea, eine besondere Frau. Sie wohnte auf der Insel Föhr und ahnte schon seit langem, dass das Szenarium einer Wütenden und längst Vergessenen Wesensperson wiedererscheinen wird. In den Wahrsagekarten hatte sie es gesehen, wer die trügerische Ruhe verspürt, wird später die Feindberührungen des Sturmes erleben.

    …Das Südende des Sandstrandes war Beas besonderer Lieblingsplatz. Mit einem faszinierenden Blick hinaus aufs weite Meer genoss sie die weite Sicht. Fliegende Künstler, wie Austernfischer und Möwen flogen friedlich ihr Revier ab. Die junge Frau spielte gerne inmitten der Dünen auf ihrer Flöte ihre Lieblingsmelodien. Der Strandhafer war ihr Dirigent, der sanft den Rhythmus mit dem lauen Wind beibehielt. Ihr langer blonder Zopf schwang dabei hin und her und zeichnete abstrakte Bilder in den Dünensand, passend zu den Schwingungen ihrer Melodien.

    … Auf einmal, es war die Zeit, als ein Himmelskörper auf die Erde zueilte und Beas naturbelassene Behaglichkeit gestört wurde. Sie wurde Augenzeugin eines Phänomens, das rasant der Erde zueilte. Eine starke Unruhe erfasste sie, auch beim Anblick des sich verändernden Meeres. Mit dem raschen Aufbrausen der Wellen flogen die Vögel aufgeregt umher. Seltsam aussehende Wolken bauten sich auf. Sorgenvoll beobachtete Bea die monströsen Wolkenformationen, aus denen sich seltsame Schattengestalten zu lösen schienen. Die friedliche Strandidylle war augenblicklich einer spannungsreichen Atmosphäre gewichen.

    Aus den Wolkendecken schoss ein purpurner Feuerball auf die Erde zu. Reflexartig duckte sich Bea, um dem gewaltigen Druck, der ihr entgegen kam, auszuweichen. Ganz in der Nähe schlug es mit einem Donnerhall auf der Insel ein. Angst floss ihren Rücken runter. Bea dachte blitzartig an die vor kurzem von ihr ausgelegten Tarot-Karten. Dunkle Mächte, lodernde Burgtürme und auch die Hohepriesterin hatte sie in den Karten gesehen.

    Ihr kamen die alten Schriften in den Sinn mit den Berichten über die Hexe Myrta, die mit anderen Schattenwesen vor X-Jahrhunderten hier gelebt hatte. Diese Hexenkönigin Myrta soll ja mit der Inselburg zusammen in Flammen aufgegangen sein, so stand es geschrieben. Sie soll dabei furchterregend geschrien haben und drohte kreischend zurückzukommen, um sich zu rächen.

    Sollten die alten Schriften und die Karten Recht behalten? War dieser mysteriöse Feuerball wirklich die Hexenkönigin Myrta oder die schwarze Margarethe...? kam es Bea sofort in den Sinn.

    Spontan sprach sie ein eindringliches Gebet zu den Himmelsmächten und bat um Schutz für die Insel und ihre Bewohner. Sie stand eilig auf, wollte dringend ins Dorf, die Menschen zu warnen. Doch die Mitbürger nahmen die Sorgen und Ängste der rothaarigen Kartenleserin nicht ernst. Wer würde einer Frau Glauben schenken, die den lieben langen Tag zu den Sternen hinaufschaute, sich mit den Wesen der anderen Welt unterhielt und ihre Karten auslegte. Dass die Vergessene eines Tages zurückkommen werde, daran hatte sie, die gutgläubige Frau, nie gezweifelt. Schattenwetter nannten die Bewohner die dunkle Wolkenhand, die über einen Teil der Insel gestanden hatte.

    …»Was du nur hast, Bea! Der Nordwind pustet mal wieder richtig unsere Insel durch, das geht wieder vorbei.«, war die Rede. Währenddessen nahm der Sturm an Kräften zu. Tosende Wellen bauten sich auf, die mit brausender Geschwindigkeit und lautem Poltern und Schlagen ans Land vordrangen. Jetzt wurden eifrig die Deichtore ringsum geschlossen. Das Wasserbrausen des Sturmes wurde immer stärker. Heulende Geisterwinde übernahmen die Insel in ihren Bann und ihre Gefolgschaft der Hexenkönigin folgten dem Ruf der Wiederkehrenden zum mystischen Nordwall.

    An der Mole, Amrum

    Hauke, ein erfahrener Fischer, ging um dieser Zeit in der Nacht auf hoher See seiner Arbeit nach. Er beobachtete am frühen Morgen ein Firmament-Spektakel einer besonderen Art, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte. Der Seemann sah am Himmel öfters Erscheinungen, die sich regelmäßig abwechselten wie die Jahreszeiten: Lichtwesen, Sternschnuppen und ähnliches. Aber so ein leuchtend purpurfarbenes Ding, der vom Himmel hinabsauste, war für ihn einzigartig. Er verfolgte sie mit interessierten Blicken, solange bis sie hinter der Insel Föhr nicht mehr zu sehen war. Vielleicht war dieses seltsame, ein wenig unheimlich anmutende Gebilde ja auch erloschen und ins Meer gestürzt, überlegte der Fischer äußerst verwundert.

    …Er holte seine Netze ein. Streute Eis über das Fanggut und deckte es ab, damit es auch frisch auf dem Fischmarkt an-kommt. Seit drei Uhr nachts war er unterwegs, als er müde um die Vormittagszeit seinen Kutter im Hafen angelegt hatte. Der von den Salzbrisen der See gezeichnete Fischer vertäute sein Schiff an der Längsseite der Pier an hölzernen Pflöcken, die übersät waren vom Salzbelag jeglichen Wellenschlags.

    Es war wieder nicht sein Tag, wieder so einen spärlichen Fang, den er nach Hause gebracht hatte. Es fing schon an, als die Möwen in Sturzflugakrobatik fressgierig auf See anrückten, um Makrelen und Heringe, die noch im Fischernetz zappelten, zu stehlen. Ihre Klaubegierde hielt immer noch an, als er die Behälter mit dem wertvollen Inhalt auslud. Er rief derb hinauf zu den Vögeln. »Ihr räuberische Bande! Haut ab…! Ihr habt mich die ganze Fahrt schon bestehlen wollen. Haut endlich ab, hier gibt es nichts zu erbeuten! «

    Er nahm den öligsten Putzlappen, den er vorfand, und schwang ihn herum, um dem diebischen Volk zu drohen. Ärgerlich warf der Fischer das Putztuch den Fischräubern nach, worauf diese endlich kreischend davonflogen. Nach fortjagender Betätigung nahm Hauke seinen Lieblingsplatz ein, ein Holzpflock an dem auch die Kutter mit Seilen festgebunden werden und er jede Bewegung auf der See wahrnehmen konnte. Er kramte seinen Tabakbeutel aus der Tasche, suchte die Meerschaumpfeife, stopfte den Köcher mit dem wohlriechenden Inhalt, zündete ihn an. Ahhhh..., das tat gut! Die Welt um ihn war wieder geordnet, seinen Sinnen Gutes getan. Den Rauch aus dem Pfeifenkocher konnte man sogar an der ganzen Mole genussvoll riechen. Ein jeder im Ort wusste genau, Hauke der Krabbenfischer war wieder zurück.

    Mit kräftigen Zügen genoss der Seemann seinen duftenden Black-Vanilla Lieblingstabak, das Beste zum Ende von anstrengenden Arbeitsstunden. Und wie er so seinen Gedanken an altbekannten Seefahrern nachhing, besann er sich auch an die Lichterscheinung, die er auf hoher See gesehen hatte. Der Fischer schaute zur Nachbarinsel Föhr rüber, als eine riesige Schattenwolke über der Insel sich breit gemacht hatte. Er fragte sich: »Was geht da wohl ab? Sieht eher aus wie eine Science-Fiction Produktion, oder darin ein verstecktes Raumschiff. Das fehlt gerade noch, dass Außerirdische in den Wolken unsere Nordischen Inseln ausspionieren wollen. Und jetzt…? Was passiert jetzt…? Jetzt verändert sich sein Aussehen zu einem übergroßen Wolkenkokon. Was ist das jetzt…? Aus dem Himmelsgebilde schaut eine…, sieht nach einer schwarzen Wolkenhand des Schreckens aus. Sowas habe ich noch nie gesehen und das am helllichten Tag! Bei uns im Norden, wo alles seine Richtigkeit hat! Das muss ich Kai erzählen, wenn er zurück ist. Wo steckt er nur, er müsste eigentlich schon längst wieder zurück sein. Wir sind doch zur gleichen Zeit, als es noch dunkel war, losgeschippert.« Wie erstarrt saß Hauke immer noch auf dem Holzpflock, der Pfeifenrauch im Halse blieb stecken und er hustete aus tiefstem Lungengrund. Sein Vollbart von Wind und Salz verklebt. Er stammelte überrascht vor sich hin: »So was habe ich ja mein ganzes Leben lang noch nicht gesehen. Hier ist es totenstill, keine Brise weht mehr und dort drüben sieht es nach schwerem Gewitter aus. Das Wolkengebilde sieht echt mysteriös aus.«

    …Inzwischen kamen immer mehr Inselbewohner zur Mole geeilt, von hier aus hatten sie alle den besten Überblick zur Nachbarinsel. Alle sahen die mysteriösen Wolken. Jetzt war auch noch ein grell aufleuchtendes Licht auf einer Klippenempore zu sehen. Wahrscheinlich ein Notsignallicht... Hauke verließ seinen Platz ungern, lief aufgeregt hin und her. Er grübelte nach und hoffte, dass sein Freund Kai bald kommen möge. Viel zu lange war sein Freund schon draußen auf hoher See, und müsste auf der anderen Seite der Insel immer noch sein, wo die schweren Wolken ihr Nass entluden und mit donnernden Blitzen die See zum Kochen brachten. Gut, Kai ist zwar ein Abenteurer, aber nicht so einer, der stets die Gefahr suchte und sie herausforderte. Hoffentlich taucht er bald mit seinem Kutter auf. Und wenn er zurückkommt, dann werde ich ihn sofort fragen, was dort drüben los ist. Vielleicht brauchen sie unsere Hilfe. Warum auch das Notsignal? Das letzte Notlicht wurde in der Jahrhundertwende so um 1900 entfacht, also altmodisch. Bestimmt ein Scherz.

    Mensch Kai, wo bleibst du denn, dein Rat wird hier verlangt. Hoffentlich kommst du bald…!

    Fotos: Korinna Neef / Insel Föhr

    Die bereits gelesenen Buchseiten ließen Marc nicht mehr los. In Gedanken bei dem, was ebenda geschrieben stand, fiel ihm an bewusster Buchseite ein angehefteter Zettel auf. Ein verknittertes Blatt passend zu den Kraftwellen, die an das Land kamen. Spannend las Marc es vor!

    Meeresbrandung

    Die Stimmen der Meerestiefe.

    Ein Gedicht von Christian Morgenstern

    Warrrte nur…

    Wie viel riß ich ab von Dir, seit den Äonen unseres

    Kampf`s - warrrte nur …

    Wie viel stolze Feste wird mein Arm noch in die Tiefe

    ziehen- zurück und vor zurück und vor und immer vor

    mehr denn zurück warrrte nur … und heute mild und

    morgen wild doch nimmer schwach und immer wach.

    Warrrte nur … umsonst dein Dämmen, Rammen, Baun.

    Dein Wehr zerfällt, ich habe Zeit.

    Warrrte nur …, wenn erst der Mensch dich nicht mehr

    schützt wer schützt verloren Land dich dann?

    Warrrte nur … mein Reich ist nicht von dieser Zeit, er

    stirbt, ich aber werde sein.

    Warrrte nur … und will nicht ruhn, bis daß du ganz in

    meinem Grund gerissen bist

    von meinem Salz zerfressen schmilzt warrrrrrrrrte nur

    und endlich nichts mehr ist als ich und ich und ich und

    ich warrrrrrrrte nur ….

    Das Gedicht beunruhigte den Leser, die Sprache der Seetiefen, er dachte nach an die kraftvollen Wellen, die zerstörerisch wirklich sein können. Besonders an die Stürme und Überschwemmungen, die die Insel immer wieder heimgesucht hatten. Ein Sturm, der seit langem per Rundfunk angekündigt war, beschleunigte sein Tempo und war der

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