Mythor 174: Die Söhne des Kriegers
Von Hans Kneifel
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Über dieses E-Book
Kurz darauf macht sich Mythor auf die Suche nach Coerl O'Marn, dem alten Freund und Mitkämpfer. Er folgt dabei der Spur der Albträume. Amazonen von Vanga, die Gorgan erkunden, retten unseren Helden aus höchster Not und geben ihm Gelegenheit, das Land Ameristan zu erreichen, wo Licht und Finsternis ebenfalls im Widerstreit liegen.
Der Kampf mit dem "Hüter des magischen Schatzes" führt schließlich dazu, dass Mythor den Helm der Gerechten wieder in seinen Besitz bringen kann. Er erreicht die Welt Rauhnacht, wo ein Kapitel des BUCHES DER ALBTRÄUME aufbewahrt wird, doch er kommt zu spät, um dieses Kapitel dem Zugriff der dämonischen Mächte zu entziehen.
Dann tritt Coerl O'Marn, Albtraumritter und Träger des DRAGOMAE, unvermutet auf den Plan. Er transportiert Mythor an andere Schauplätze und stellt ihm seine Mannen vor. Sie verstehen sich als DIE SÖHNE DES KRIEGERS.
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Rezensionen für Mythor 174
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Buchvorschau
Mythor 174 - Hans Kneifel
Nr. 174
Die Söhne des Kriegers
von Hans Kneifel
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Als Mythor in der durch ALLUMEDDON veränderten Welt zu sich kommt, ist er gehandikapt. Und erst das Duell mit seinem anderen Ich sorgt dafür, dass unser Held in seiner Ganzheit wieder ersteht. Damit beginnt Mythor in bekannter Manier zu handeln. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen, ist sein Ziel. Und dieses Ziel erreicht er im Drachenland.
Kurz darauf macht sich Mythor auf die Suche nach Coerl O'Marn, dem alten Freund und Mitkämpfer. Er folgt dabei der Spur der Albträume. Amazonen von Vanga, die Gorgan erkunden, retten unseren Helden aus höchster Not und geben ihm Gelegenheit, das Land Ameristan zu erreichen, wo Licht und Finsternis ebenfalls im Widerstreit liegen.
Der Kampf mit dem »Hüter des magischen Schatzes« führt schließlich dazu, dass Mythor den Helm der Gerechten wieder in seinen Besitz bringen kann. Er erreicht die Welt Rauhnacht, wo ein Kapitel des BUCHES DER ALBTRÄUME aufbewahrt wird, doch er kommt zu spät, um dieses Kapitel dem Zugriff der dämonischen Mächte zu entziehen.
Dann tritt Coerl O'Marn, Albtraumritter und Träger des DRAGOMAE, unvermutet auf den Plan. Er transportiert Mythor an andere Schauplätze und stellt ihm seine Mannen vor. Sie verstehen sich als DIE SÖHNE DES KRIEGERS.
Die Hauptpersonen des Romans
Rache – Herrscher einer Stadt der Unterwelt.
Verlo – Ein junger Gesetzesbrecher.
Mythor – Der Gorganer trifft Fronja wieder.
Coerl O'Marn – Träger des DRAGOMAE.
Sestral – Ein Eremit.
1.
Seit langem nannten sie ihn Rache.
Seit langem war er der Herrscher über das riesige Netz aus Kammern und säulengeschmückten Sälen, die miteinander verbunden waren durch Treppen und Rampen, denen man noch heute ansah, dass sie einstmals aus Eis bestanden hatten und aus dem Auswurf der Tiefe. Schwefel und klebriges Erdpech hatten das Eis längst geschmolzen und die Schichten aus Erde und Sand zusammengebacken.
Auch sein Thron bestand aus dem neuen Gestein, das die Schichten des versteinerten Staubes zeigte, die Spuren des Brandes und der einst glutflüssigen Materie aus dem Bauch der Welt. Der Thron war aus einer mächtigen Säule ausgeformt, die mit dem Halbdunkel der Hallendecke verschmolz.
Rache lag, weit zurückgelehnt, im Thronsessel und hatte vergessen, dass die einst prächtigen Felle muffig rochen, und dass ihnen die Haare ausgingen wie einem Tier, das von Räude befallen war.
Sechs Fuß und eine Handbreit maß seine Gestalt. Er war in Leder gekleidet; Teile des rüstungsähnlichen Gewandes bestanden aus wertvollem Metall. An einigen Stellen glänzte es durch reichlichen Gebrauch, andere Teile waren stumpf und grünspanig.
Aus zahlreichen Poren in den Mauern sickerte brennbares Gasgemisch. Man hatte es – damals schon – richtig erkannt und entzündet, und seit jenen schrecklichen ersten Tagen nach ALLUMEDDON brannten Tausende und Abertausende Flämmchen in dem unterweltlichen Labyrinth.
Der Fuß der Säule war zu einem riesigen Podest ausgemeißelt worden. Darauf standen der Sockel des Thronsitzes, die beiden Träger der Tischplatte und die Platte selbst, die fast doppelt mannsgroß war. Ihre Oberfläche war versiegelt und poliert worden. Darin spiegelten sich viele der ruhig brennenden Flammen.
Zahllose Gegenstände aus der Zeit des Lichts, der Kämpfe, des Ruhmes und der Niederlagen bedeckten die Tischplatte in weiten Abständen. Jeder Fund, jede der »vergessenen Statuen« hatte ihre Bedeutung. Rache war einer der Helden, die nicht nur handelten, sondern nachdachten: Weil er die Vergangenheit so sehr geliebt hatte, hasste er es, in der Gegenwart leben zu müssen. Er war um alle seine Hoffnungen betrogen worden. Er hatte der Lichtwelt abgeschworen.
Die Lichtwelt war schuld daran, dass sich jetzt dort, wo seine Stadt sich befunden hatte, ein Berg erhob. Ein mächtiger Berg, dessen riesige Masse nicht nur die Körper der vielen Menschen versteckte, sondern auch deren Verstand bedrückte.
Die Vergangenheit war ausgelöscht. Alle Namen aus jener Zeit waren mit Vorsatz vergessen worden.
Die Gesinnung der unzähligen Überlebenden veränderte sich.
Aus Kämpfern des Lichts waren Bewohner des Halbdunkels, der Tiefe geworden. Er gehörte zu ihnen, er war ihr Anführer.
Rache stand auf und blickte sinnend im leeren Raum umher. Es gab spiegelnde Schilde, Waffen in Ständern und Halterungen, erbeutete Feldzeichen aus den seltsamen westlichen Ländern ...
»Sie sind ebenso untergegangen wie mein Reich!«, seufzte Rache.
Es gab andere Männer, die aus jenen fernen Tagen übriggeblieben waren. Auch sie hatten ihre Namen geändert. Sie nannten einander jetzt Zorn, Hader, Wut, Hass, Verzweiflung oder Ekel.
Für alle Zeiten, so hatten sie bestimmt, waren sie der Lichtwelt als Kämpfer und Helden verloren. Von ihnen hatte keiner auch nur die geringste Lust, jemals wieder die Oberfläche zu betreten, gleichgültig, ob dort die Sonne strahlte oder das Dunkel mit all seinen Schrecken wütete.
Hunderte Männer und Frauen dachten so.
Die Enttäuschung hatte sie geformt. Früher hatten sie für ihr Wohlergehen gehandelt und gearbeitet, jetzt gingen alle Gedanken und Überlegungen rund um die namenlos tiefe Enttäuschung, die sie gepackt hielt. Sie brauchten kein Gesetz, das ihnen das Betreten der Oberwelt verbot. Rache und die Seinen wollten hier bleiben, in der unfassbaren Weite der Korridore und Stollen, der spiraligen Durchbrüche, die seltsame Pflanzen beherbergten, die es früher nicht gegeben hatte.
Wagte sich ein Höhlenbewohner nach oben, hinaus in die fremde Welt, und wurde er gefasst, warf man ihn ins Feuer.
»Ich hasse die Lichtwelt«, stöhnte Rache.
Er kämmte mit seinen schlanken, kräftigen Fingern sein weißblondes Haar. Seit den Tagen, in denen das Chaos gesiegt hatte, trug er es wieder schulterlang. Das tragische Geschehen hatte breite Strähnen weiß werden lassen. Unter dem linken Auge begann eine langgezogene, tropfenförmige Verbrennungsnarbe, die bis zur Linie des kantigen Unterkiefers reichte. So wie seine Gedanken war auch sein Gesicht verbrannt worden – von einem glühenden Tropfen, den diese Welt ausgespien hatte, oder der aus den schwarzen Sturmwolken gefallen war.
»Ich bin die Rache«, stöhnte er. Selbst ihm schien es manchmal so, als ob er schon zu lange Zeit seinen Hass auf die Lichtwelt pflegte.
Er blieb ein Gezeichneter von ALLUMEDDON.
*
Zur selben Zeit, als der Mann Rache seinen trüben Erinnerungen und Gedanken nachhing und sich wünschte, er wäre ein Held ohne die Fähigkeit zum Nachdenken, zögerte der junge Verlo zum ersten Mal.
Er wagte es, einen todeswürdigen Verstoß gegen das ungeschriebene Gesetz zu unternehmen.
Er schickte sich an, die »Unterwelt« zu verlassen.
Das Reich im Berg, riesengroß und keineswegs so uralt, wie es manchmal schien, war eine riesige Ansammlung von Höhlen und Säulen, um die sich düstergraue Spiraltreppen wendelten. Viele tausend Menschen lebten jetzt hier in der Finsternis. Nein, sagte sich Verlo, eine echte Finsternis war es nicht. Die gesamte Kultur wurde von unzähligen lautlosen Flämmchen beleuchtet.
Fünfzehn Sommer, nicht älter war Verlo. Er erinnerte sich an alles. Die Erinnerungen jedoch waren nicht gleichmäßig stark. Je mehr sie sich der Gegenwart näherten, desto schärfer und deutlicher waren sie geworden. Wie die Welt dort oben lagen auch die Erinnerungen in einem Dunst, mehr oder weniger helligkeitsdurchflutet.
Verlo zitterte innerlich vor Aufregung und Angst.
Fing man ihn hier oben, im Bereich der höchstgelegenen Ebenen, dann wanderte er in den OFEN. Entdeckt zu werden bedeutete die Todesstrafe. So wollte es das Gesetz, das Rache und seine Krieger ausgesprochen hatten. Jeder gehorchte diesem Verdikt.
Niemand wagte es, die Unterwelt zu verlassen. Nur er, Verlo, wusste, was ihnen entging.
Er schob sich mit regelmäßigen, kraftvollen Kletterbewegungen hinter einer Wand wuchernder Pflanzen aufwärts. Die weichen Blätter raschelten leise, die Blüten rochen so kräftig, dass sie den Geruch der verbrauchten Luft überdeckten.
Verlos Augen bewegten sich, während er durch den schmalen, gezackten Spalt kletterte, blitzschnell hin und her. Niemand sah ihn. Unter ihm strich abermals ein warmer, erstickender Hauch durch die Pflanzen. Er trug nicht nur unzählige Gerüche – meist unangenehme – mit sich, sondern