Mythor 33: Stein der Dämonen
Von Hubert Haensel
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Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.
Auch Mythor, der junge Held der Lichtwelt, zieht südwärts.
Nach seinem Zwischenspiel in Leone, am Baum des Lebens und beim Orakel von Theran ist Mythor wieder auf der Flucht. Sein Schicksal scheint besiegelt zu sein, denn er wird sowohl von den heymalischen Vogelreitern als auch von Drudins Todesreitern verfolgt - und er bekommt es zu tun mit dem STEIN DER DÄMONEN ...
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Rezensionen für Mythor 33
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Buchvorschau
Mythor 33 - Hubert Haensel
Nr. 33
Stein der Dämonen
von Hubert Haensel
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Wochen vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.
Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.
Auch Mythor, der junge Held der Lichtwelt, zieht südwärts.
Nach seinem Zwischenspiel in Leone, am Baum des Lebens und beim Orakel von Theran ist Mythor wieder auf der Flucht. Sein Schicksal scheint besiegelt zu sein, denn er wird sowohl von den heymalischen Vogelreitern als auch von Drudins Todesreitern verfolgt – und er bekommt es zu tun mit dem STEIN DER DÄMONEN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Mythor – Der Kämpfer der Lichtwelt wird verfolgt.
Rochad – Ein »Fischer« an der Straße des Bösen.
Mistra – Rochads Tochter.
Vierfaust – Ein Stummer Großer.
Coerl O'Marn, Krude und Oburus – Die Todesreiter auf Mythors Spur.
1.
Die Landschaft, in die er langsam hinabglitt, schien einem Albtraum zu entstammen. Tarmino ahnte, dass tief unter ihm das Verderben lauerte. Alles war fremd und verwirrend. Die bizarren Formen schienen tödliche Gefahren zu bergen und waren doch von einer gleichermaßen düsteren Schönheit, dass jeder der langgezogenen Schatten auf unheimliche Weise lebendig wirkte.
Der Krieger aus Arlond, einer der westlichsten Grafschaften Ugaliens, der die Schrecken der Schlacht im Hochmoor von Dhuannin überstanden hatte, ohne an Leib oder Seele Schaden zu nehmen, der viele Caer besiegt, aber auch seine Kampfgefährten unzählige Tode hatte sterben sehen, begann zu zittern. Ein Hauch des Bösen streifte ihn.
Die Finger seiner Rechten, mit der er krampfhaft das schartige Schwert umklammert hielt, wurden klamm. Eine eisige Kälte fraß sich durch seine Fellkleidung hindurch und ließ ihn frösteln.
Von irgendwoher erklangen schaurig schrille Töne. Verzweifelt suchte Tarmino nach einem Halt, aber sein eigenes Gewicht zog ihn unbarmherzig weiter, tiefer in die Schlucht hinein, deren unwirkliches Rot seinen Augen schmerzte.
Es gab kein Erbarmen. Das Seil, das sie um seinen Leib geschlungen hatten, spulte sich immer schneller ab.
Die Felsen sahen aus wie ein Meer versteinerter Pflanzen. Winzige Kristalle, vom Wind aufgewirbelt, stachen schmerzhaft in die Haut des Kriegers.
Gleichzeitig wurde der unwirkliche Klang lauter. Dämonen schienen durch die Schluchten und Abgründe zu streifen – auf der Suche nach wehrlosen Opfern.
»Aqvitre, hilf!«
Der Wind riss Tarmino die Worte von den Lippen und trug sie mit sich fort.
Wie tief mochte er inzwischen sein? Zwanzig Mannslängen, vielleicht gar dreißig? Wenn er den Kopf weit in den Nacken legte, konnte er über sich den wolkenüberzogenen Himmel erkennen. Die Sonne stand steil, und ihre Strahlen blendeten ihn. Dennoch war er sicher, dass die Salamiter unentwegt zu ihm herabstarrten und jede seiner Bewegungen verfolgten.
Allmählich begann Tarmino zu bedauern, dass er nicht auf dem Schlachtfeld geblieben war. Wie viel leichter mochte es sein, durch die Klinge eines Caer schnell zu sterben, als Auge in Auge mit dem Unheimlichen, dem Unbegreifbaren, einen inneren Kampf auszufechten, dessen Ausgang von vornherein unumstößlich feststand.
Beinahe schlagartig brach das dämonische Heulen ab. Auch die Kraft des Windes erlahmte. Die folgende Stille war erfüllt von den Schrecken menschlicher Vorstellungskraft. Da entpuppten sich faustgroße Steine als lauernde Bestien, wurden schlanke Felsnadeln zu peitschenden Schlangenleibern.
Mit einem harten Ruck kam das Seil zum Stillstand. Es hatte sich an einem Vorsprung verfangen. Hilflos pendelte Tarmino zwischen Himmel und Hölle, ausgeliefert einem unbeschreiblichen Etwas, das er kommen fühlte, das von allen Seiten her auf ihn eindrang – gefährlich, lauernd und von unersättlicher Gier; schlimmer noch als die Begegnung mit einem Moortoten oder der Anblick der Krieger, die ihr Ende in den Ästen einer Runengabel gefunden hatten.
In jäh aufwallendem Entsetzen schwang der Ugaliener sein Schwert. Als die Klinge auf Widerstand stieß, drosch er wie besessen darauf ein. Steine splitterten und verschwanden polternd in der Tiefe. Ein Ächzen schien durch den Berg zu gehen, ein Aufbäumen ...
Aber es war nicht der Fels, der sich bewegte. Tarmino fiel, und noch während der Boden rasend schnell näherkam, erkannte er, dass das Seil sich durch seine heftigen Bewegungen wieder gelöst hatte.
Der Aufprall fiel weit weniger hart aus, als erwartet. Wohl weil Staub und weiches Moos den Fall dämpften. Eine Wolke glitzernder Kristalle hüllte den Krieger ein. Ihr Zauber ließ ihn für wenige Augenblicke vergessen, doch war er dann schnell auf den Beinen, und das Schwert in seiner Hand lag ruhig, wie schon lange nicht mehr.
Nur wenige Sonnenstrahlen drangen bis hierher vor, wo ein trüber, rötlicher Dämmer beherrschend war. Etliche Schritte von ihm entfernt, gewahrte der Ugaliener mächtige Halme, von denen er wohl kaum zwei zugleich umfassen konnte. Ohne erkennbaren Übergang wuchsen sie aus dem harten Boden heraus und verzweigten sich etwa in Mannshöhe zu Dutzenden von Blüten, deren Blätter wie Flammen züngelten.
Tarmino tastete nach dem großen ledernen Beutel, den die Salamiter ihm gegeben hatten, um eben diese Blüten einzusammeln. Ein Gefühl drohender Gefahr beschlich ihn, und rasch führte er den ersten Hieb gegen die Pflanzen.
Die Klinge schnitt in einen der Halme, vermochte ihn aber nicht einmal zur Hälfte zu durchtrennen. Ein zweites Mal ließ der Ugaliener sein Schwert herniedersausen ...
Ein schriller, kaum hörbarer Ton zerriss die Luft.
Zuerst verspürte Tarmino nur ein kaum merkliches Zittern unter seinen Füßen, dann brachen vereinzelt Steine aus der Steilwand und polterten zu Boden. Das Seil, an dem er hing, zog sich plötzlich enger. Er taumelte, musste mühsam um sein Gleichgewicht kämpfen, schaffte es schließlich doch, auf den Beinen zu bleiben und – erstarrte.
Vier tastende Fühler schoben sich auf ihn zu – jeder so lang wie sein ausgestreckter Arm.
Eine riesenhafte, mindestens fünf Schritte messende Schnecke. Und mehr als mannshoch das gewundene Haus, das sie trug.
Wieder ertönte dieses schrille Geräusch, das Tarmino Schauder über den Rücken jagte. Es kam aus einem Rachen, der übersät war mit winzigen spitzen Zähnen.
Für die Dauer eines bangen Herzschlags war der Krieger unfähig, sich zu bewegen. Aus irgendeinem Grund musste er gerade jetzt daran denken, dass er auf seinem Weg nach Süden während der letzten Tage Hunderte solcher schleimigen Geschöpfe verspeist hatte, um überleben zu können. Keines von ihnen war aber länger gewesen als ein Finger.
Tarmino warf sich herum. Das Seil zog sich noch enger und presste ihm die Luft aus den Lungen. Er wollte schreien, wollte den Salamitern auf der Brücke zurufen, sie sollten nachlassen oder ihn zurückziehen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Und dann sah er, dass sich hoch über ihm der Fels bewegte. Steine, die deutlich pflanzliche Strukturen erkennen ließen, hatten das Seil umschlossen.
Eine schleimige Spur hinter sich herziehend, kam die Riesenschnecke näher. Tarmino war gezwungen zu kämpfen. Doch sein Hieb, mit ungestümer Wucht geführt, ging ins Leere und riss ihn fast von den Beinen.
Mit einer unwahrscheinlich schnellen Bewegung hatte das Tier seine Fühler eingezogen. Aber schon schnellten diese wieder vor und trafen den Krieger mit der Härte eines Morgensterns.
Den nächsten Angriff ahnte er mehr, als er ihn wirklich kommen sah. Sein Schwert bohrte sich in zuckendes, weiches Fleisch. Schon wollte Tarmino die Klinge erneut hochreißen und das Seil durchtrennen, um sich ungehindert bewegen zu können, da klatschte es, völlig zerfasert, neben ihm auf den Fels. Gleichzeitig vermeinte er ein höhnisches Gelächter zu hören, indes mochte es nur der Wind sein, der in diesem Moment wieder durch die Schlucht strich.
Zur Rechten des Kriegers ragte die Steilwand in die Höhe, hinter ihm wuchsen die Pflanzen, die, wie er von den Salamitern erfahren hatte, keineswegs ungefährlich waren. Nur auf der anderen Seite schien der Boden zwanzig oder gar dreißig Schritte weit lediglich von Geröll bedeckt zu sein.
Tarmino wich den abermals zustoßenden Fühlern geschickt aus, bückte