Vanshcors Flucht
Von Uwe Lammers
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Über dieses E-Book
Dass Flucht auf dem Planeten Shookash eine ganz dumme Idee ist, ahnen sie dabei nicht...
Dies ist der zweite Teil der neuen Trilogie aus der OSM-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ von Uwe Lammers.
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Buchvorschau
Vanshcors Flucht - Uwe Lammers
Fußnoten
1. Zyklus: „Oki Stanwer und das Terrorimperium"
Band 14
1. Vanshcors Flucht
[1]
Ein Yantihni riskiert Kopf und Kragen – Konfrontation mit den Allis.
Was bisher geschah: Im Thaab 440 yantihnischer Zeitrechnung gelangen die Angehörigen der GHANTUURON-Expedition in die „freundschaftliche Gefangenschaft" der echsenhaften Allis und werden mit ihrem wrackgeschossenen Schiff in die Tiefen der Galaxis Twennar entführt.[2] Ihr Ziel ist der Dschungelplanet Shookash, wo sie sogleich in Quarantäne kommen und sich in einem Lager wiederfinden, in dem sie isoliert werden und der Dinge harren müssen, die da kommen.[3]
Während hinter den Kulissen sich bedrohliche Ereignisse ankündigen, die unter anderem mit dem yantihnischen Sonnengott Quin zu tun haben, der hier offensichtlich alles andere als unbekannt ist, beschließen einige der Raumfahrer, etwas zu unternehmen. So kommt es zu Vanshcors Flucht...
2. Teil
Intermezzo: Das Treffen der Götter
Sie fanden sich zusammen im Abgrund der Sterne, dort, wo die Schöpfungsraster nur wenige Wasserstoffmoleküle pro Vakuumkubikkilometer vorgesehen hatten, mehr als tausend Lichtjahre vom nächsten Randsystem der nahen Galaxis entfernt, die andere Intelligenzen als „Twennar" bezeichneten.
Fünf pfeilförmige Raumschiffe bildeten hier, mit den Spitzen zueinander stehend, eine seltsame Form von Kristall. Künstliche Intelligenzen hielten die Raumschiffe millimetergenau in Position, während der mentale Konnex erstellt wurde. Ein Yantihni-Forscher namens Noshtoy hätte diese Form der Schiffe gekannt, weil sie ihm in einer Hologrammdarstellung auf dem Planeten Hushhin jüngst bekannt geworden waren…[4] aber Hushhin war weit, und von Noshtoy hatte hier niemand eine Ahnung.
Die Konferenz der fünf Geister dauerte schon Stunden, und noch immer herrschte eine Pattsituation. Nach außen hin war davon nichts zu erkennen – doch die Besatzungen der versammelten Nadelschiffe der Allis, die hier nur wenige Lichtminuten entfernt an einer transportablen Konferenzplattform angedockt hatten, waren derlei Abläufe längst gewöhnt, auch die Tatsache, dass sie erst am Ende von den Entschlüssen in Kenntnis gesetzt wurden. Es handelte sich bei den beteiligten Reptilienwesen an Bord der Schiffe in der Regel um Elitediplomaten, die dem Gremium der Verkünder dieses Aktionsgebietes assistierten und gehorsam zuarbeiteten. Insgesamt waren es mehr als dreihundert Personen. Ihnen war ebenfalls bewusst, dass sie derzeit einem höchst seltenen Ereignis beiwohnten, das normale Allis nicht einmal für möglich hielten oder wenn doch, dann würden die Zivilisten angesichts der geballten Macht dieser Zusammenkunft vor Ehrfurcht im Boden versinken.
Es war nicht völlig verkehrt, wenn man die Zusammenkunft dieser Wesen als „Treffen der Götter" bezeichnete, auch wenn das natürlich nur ein informeller Terminus war, der der Umgangssprache entstammte und keinerlei Eingang in die Protokolle finden würde. Üblicherweise wurde ein solches Treffen aus notwendigen Sicherheitsgründen hinter einem mehrstelligen, nichts sagenden Zahlenkürzel verborgen, solide bis zur Unkenntlichkeit chiffriert.
Die Medienagenturen der Allianz des Lichts, so gut sie auch sonst informiert sein mochten, würden von diesem Treffen selbstverständlich niemals etwas erfahren. Das war viel zu gefährlich. Und die Diskussionen, die hier geführt wurden, waren, vorsichtig gesprochen, von vitaler Bedeutung für die Fortführung des Krieges gegen das Terrorimperium der Troohns. Deshalb gab es ja auch keinerlei Medienberichterstatter an Bord der Schiffe. Niemand hätte die entsprechenden Freigaben erhalten.
Auch Alli-Reporter hungerten nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, wenn möglich nach Berühmtheit. Jeder wusste das, und manch ein hochrangiger Militär der Allianz bedauerte diese Tatsache, ohne etwas daran ändern zu können.
Nach außen hin schienen die Pfeilraumschiffe nur unspektakulär und stumm ihre Position zu halten, als seien sie gleichsam im Weltraum festgefroren. Der Eindruck täuschte indes. Ihre eng fokussierten Matrixfunkkanäle glühten derweil vor Aktivität. Die Diskussion der mächtigen Wesen war hitzig, aus gutem Grund.
Es galt, eine Entscheidung zu treffen, die über Leben und Tod von Millionen Lebewesen entscheiden konnte. Hier, in dieser Galaxis.
#ich sage noch einmal, wenn wir nichts unternehmen, wird auch das aktionsgebiet 65 überrannt werden. wir müssen uns endlich dazu entschließen, etwas zu TUN. und es ist sicherlich nicht damit getan, die forensischen forscherteams besser als bisher zu koordinieren! die tavalash vertrauen darauf, dass wir maßnahmen zu ihrem schutz umsetzen!#
Der zweite Geist erwiderte ein wenig sarkastisch: #bitte, ich halte dich in keiner weise zurück, wenn du mit deinen ZYNEEGHAREN den kampf eröffnen möchtest, denn das ist ja wohl die tiefere intention deiner bemerkung. es ist ja nicht so, dass wir hier keine ziele zur auswahl hätten… aber rechne nicht auf mich. ich denke da an das debakel im aktionsgebiet 48 und habe daraus meine lehre gezogen.#
Diese Begebenheit lag über vierzig Jahre zurück, aber das war für kosmische Wesen wie einen Baumeister nun wirklich kein Zeitraum von Relevanz. Alle in der Runde wussten, was damals passiert war. Heutzutage, das hatten robotische Sondierungsversuche ergeben, war der entsprechende Sektor des Aktionsgebiets 48 so leergefegt, da gab es nicht mal mehr Planetentrümmer.
Nur noch vagabundierende Einheiten des Terrorimperiums.
Und einige TRANCRAN, natürlich.
Von den Völkern, die dort vorher existiert hatten, war nichts mehr vorhanden.
„Debakel" umschrieb das dort stattgefundene Massaker wirklich nur höchst ungenügend.
#das ist feigheit!#
Kühle Zurückhaltung schlug dieser Bemerkung entgegen. #das ist deine einschätzung der lage. meine SENSOREN haben ermittelt, dass ein solches gebilde wie das imperium nicht stabil sein kann. es ist alles eine frage der zeit...#
#das ist, wie wir vorhin schon einmal diskutiert haben, nach wie vor rein hypothetisch#, fiel der dritte Geist konsequent ein, bevor die Diskussion wieder in jenen irrationalen Untiefen stranden konnte wie schon mehrfach.
Es war manchmal zum Verzweifeln, dass diese persönlichen Reibereien nicht zum Verschwinden gebracht werden konnten. Sie machten solche Diskussionen, so selten sie auch waren, zu etwas, was die Allis recht zutreffend „Eiertanz" genannt hätten, und Ergebnisse kamen bei solchen verbalen Schlachten selten heraus. Eher wurden dann wieder ruinöse Parallelpläne geschmiedet und ohne Absprachen untereinander umgesetzt, was Zeit und Ressourcen unnötig verschwendete. In der Zwischenzeit wurden noch weitere Kooperationsvölker der Allianz von den Troohns zermalmt und gingen für immer verloren.
Sie hatten keine Zeit mehr für solchen Blödsinn!
#shan, wir werden hier und heute nicht diskutieren, wie lange das terrorimperium stabil bleiben wird#, fuhr er fort. #du übersiehst den faktor TOTAM, und ich bin sicher, dass er in deinen hochrechnungen aus verständlichen gründen nicht auftauchte.#
Finsteres Schweigen.
Das sagte alles.
TOTAM war immer ein Totschlagargument. Leider konnte man TOTAM nicht wegdiskutieren. Wer das versucht hatte, existierte heutzutage üblicherweise nicht mehr. Das war Warnung genug.
#wir haben eigentlich im aktionsgebiet 65 gar nichts zu suchen#, meinte der vierte Anwesende vorsichtig, darauf erpicht, einen Ausweg aus dieser Sackgasse zu finden. #wir sollten wirklich alle anstrengungen unternehmen, um quin...#
#du erzählst unfug. du weißt doch, was mit quin passiert ist#, fauchte der fünfte, schweigsame Gott ungehalten. Er konnte seine Emotiosektoren nicht hinreichend kontrollieren und galt in den Augen der anderen als labil. Dass sie ihn hinzugezogen hatten, war der Situation geschuldet.
#niemand weiß, was mit quin geschehen ist#, wurde er vom zweiten Sprecher sanft korrigiert. #es gibt nur prognosen und verlassene projekte. aber niemand hat jemals den nachweis erbringen können, dass...#
#unfug! niemand hinterlässt spuren, wenn er im zentrum eines neutronensterns vergeht!#
Schockiertes Schweigen.
Der fünfte Redner, der so taktlos gewesen war, sprach sofort weiter, das Überraschungsmoment ausnutzend und seine Emotionen noch mehr intensivierend. #der tod ist ein tabu, nicht wahr? glaubt es mir, freunde der urzeit, auch baumeister können sterben, wer etwas anderes glaubt, ist einfach nur dumm. quin war ein guter freund, und als wir noch zusammen an der aktion TOTAM-KOMA[5] arbeiteten...#
Die vier anderen Baumeister in ihren Pfeilschiffen blockierten synchron seine mentalen Sprechkanäle und brachten ihn so nachhaltig zum Schweigen. Es gab Dinge, die einfach nicht ausgesprochen werden durften.
Sie durften nicht!
Die Lichtmächte selbst hatten das untersagt.
#wir hätten ihn nicht einladen sollen...#
#wir mussten das tun. bedenkt, dass das aktionsgebiet 2 seine domäne war. und es sind seine leute, die hier heute an vorderster front kämpfen. er hat ein anrecht darauf, maßgeblich mit der truppenbetreuung betraut zu werden… ganz egal, was in seinem leben damals vorgefallen ist. wir waren uns des risikos durchaus bewusst.#
Ein Signalton schnitt in die Konzentration der Versammlung. Der SENSORKERN des Verbandsflaggschiffs der Baumeister hatte sich gemeldet. Das war nur bei sehr ungewöhnlichen Veränderungen der Sachlage möglich, etwa einem überraschenden Angriff. Dafür sprach jedoch nichts. Dennoch: solche Veränderungen konnten unter den gegebenen Umständen keine positiven Ursachen haben.
Der SENSORKERN des Flaggschiffs hatte daher sofort die volle Aufmerksamkeit der versammelten Baumeister.
„WIR HABEN