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Die Heimat im Herzen: Der Bergpfarrer 164 – Heimatroman
Die Heimat im Herzen: Der Bergpfarrer 164 – Heimatroman
Die Heimat im Herzen: Der Bergpfarrer 164 – Heimatroman
eBook109 Seiten1 Stunde

Die Heimat im Herzen: Der Bergpfarrer 164 – Heimatroman

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Über dieses E-Book

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen.
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.

Andreas Brandner schlug fröstelnd den Kragen seiner Jacke hoch. Ein kalter Wind fegte über den Bahnhofsvorplatz und trieb Papierschnitzel vor sich her. Langsam ging der junge Mann zur Bushaltestelle hinüber, den kleinen Koffer in der rechten Hand, und schaute sich den Fahrplan an. Mißmutig stellte er fest, daß der Bus erst in einer Stunde abfahren würde. Offenbar war es doch ein Fehler gewesen, in München den ersten Zug zu nehmen, aber an die Abfahrtszeiten hatte er sich nicht mehr erinnert.


Die vollgekritzelte Bank in dem Wartehäuschen wirkte wenig einladend, doch war man hier immerhin vor dem Wind geschützt.


Schaut net so aus, als ob dir bei deiner Heimkehr ein freundlicher Empfang bereitet wird, dachte Andreas, mit einem Anflug von Sarkasmus. Zumindest net, was das Wetter angeht.


Am Himmel hingen dunkle Wolken, und wenn es der Wind nicht schaffte, sie zu vertreiben, würde es kein guter Tag werden. Und ob es für ihn persönlich ein guter Tag werden würde, hing dabei ganz alleine von der Reaktion seines Vaters ab.


Der Bauernsohn lehnte sich seufzend an die Rückwand des Wartehäuschens und schloß die Augen. Mit einem Male waren die Euphorie und sehnliche Erwartung wie weggeblasen, ja, wenn er ehrlich war, dann mußte Andreas sich sogar eingestehen, daß er Angst vor dem Wiedersehen hatte.


Aber vielleicht ist diese Angst ja auch unbegründet, versuchte er sich einzureden. Immerhin sind vier Jahre vergangen, da muß doch auch der ärgste Zorn einmal verraucht sein.


Vor vier Jahren hatte er die Heimat verlassen. Freiwillig war er gegangen und doch gezwungenermaßen. Franz Brandner, sein
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum28. Sept. 2017
ISBN9783740922092
Die Heimat im Herzen: Der Bergpfarrer 164 – Heimatroman

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    Buchvorschau

    Die Heimat im Herzen - Toni Waidacher

    Der Bergpfarrer

    – 164 –

    Die Heimat im Herzen

    So hat sich Andreas seine Heimkehr nicht vorgestellt

    Toni Waidacher

    Andreas Brandner schlug fröstelnd den Kragen seiner Jacke hoch. Ein kalter Wind fegte über den Bahnhofsvorplatz und trieb Papierschnitzel vor sich her. Langsam ging der junge Mann zur Bushaltestelle hinüber, den kleinen Koffer in der rechten Hand, und schaute sich den Fahrplan an. Mißmutig stellte er fest, daß der Bus erst in einer Stunde abfahren würde. Offenbar war es doch ein Fehler gewesen, in München den ersten Zug zu nehmen, aber an die Abfahrtszeiten hatte er sich nicht mehr erinnert.

    Die vollgekritzelte Bank in dem Wartehäuschen wirkte wenig einladend, doch war man hier immerhin vor dem Wind geschützt.

    Schaut net so aus, als ob dir bei deiner Heimkehr ein freundlicher Empfang bereitet wird, dachte Andreas, mit einem Anflug von Sarkasmus. Zumindest net, was das Wetter angeht.

    Am Himmel hingen dunkle Wolken, und wenn es der Wind nicht schaffte, sie zu vertreiben, würde es kein guter Tag werden. Und ob es für ihn persönlich ein guter Tag werden würde, hing dabei ganz alleine von der Reaktion seines Vaters ab.

    Der Bauernsohn lehnte sich seufzend an die Rückwand des Wartehäuschens und schloß die Augen. Mit einem Male waren die Euphorie und sehnliche Erwartung wie weggeblasen, ja, wenn er ehrlich war, dann mußte Andreas sich sogar eingestehen, daß er Angst vor dem Wiedersehen hatte.

    Aber vielleicht ist diese Angst ja auch unbegründet, versuchte er sich einzureden. Immerhin sind vier Jahre vergangen, da muß doch auch der ärgste Zorn einmal verraucht sein.

    Vor vier Jahren hatte er die Heimat verlassen. Freiwillig war er gegangen und doch gezwungenermaßen. Franz Brandner, sein Vater und »Alleinherrscher« auf dem Hof, hatte seinem Sohn nie ein Mitspracherecht einräumen wollen. Stets hatte er alles alleine entschieden und nie eine andere Meinung geduldet.

    Andreas, der den Abschluß der Landwirtschaftsschule mit »sehr gut« gemacht hatte, wollte gerne neue Wege gehen. Der Bauernsohn war immer interessiert und bildete sich in seinem Beruf weiter. Er wußte, daß die Art des Wirtschaftens, wie sein Vater sie immer noch anwandte, im Begriff war, auszusterben. Sie mußte es ganz einfach, wenn man als Bauer in der heutigen Zeit Erfolg haben wollte. Während der Altbauer kein Interesse an Neuerungen hatte, begeisterte sich der Sohn für alternative Formen der Landwirtschaft, insbesondere was den Wandel vom herkömmlichen Anbau zum biologischen betraf. Andreas hatte mehrmals Höfe besucht, auf dem ökologische Landwirtschaft betrieben wurde, und wenn es auch oft ein langer Weg war, bis sich der Erfolg einstellte, so stellte er immer wieder fest, daß es sich für die Kollegen letzten Endes doch gelohnt hatte. In den letzten Jahren waren sich immer mehr Verbraucher bewußt geworden, daß von einer gesunden Ernährung mehr abhing, als ein gefüllter Magen. Die Umsätze in den Geschäften, die biologisch angebaute Lebensmittel verkauften, stiegen immer mehr. Es war eine Wachstumsbranche, und ein Ende dieser positiven Entwicklung war nicht abzusehen.

    Während Andreas Brandner das rasch erkannte, tat sein Vater alles als neumodischen Kram und als Unsinn ab und fuhr weiter in den eingefahrenen Gleisen. Darüber kam es immer wieder zum Streit, und eines Tages, als es eine besonders heftige Auseinandersetzung gegeben hatte, packte Andreas seine Sachen und verließ den Hof.

    Vier Jahre hielt er es in der Fremde aus. Er fand Arbeit auf einem Bauernhof in Franken, auf dem genauso gewirtschaftet wurde, wie er es sich immer für den väterlichen Hof gewünscht hatte. Es war eine schöne Zeit, und der junge Brandner lernte viel. Doch tief in seinem Herzen war da immer noch die Sehnsucht nach der Heimat und den Eltern. Es dauerte dennoch, bis er ernsthaft an eine Rückkehr dachte. Seine Briefe waren unbeantwortet geblieben, bis er es schließlich aufgab, welche zu schreiben. Andreas nahm es als Zeichen, daß er zu Hause nicht mehr willkommen war, daß seine Eltern mit ihm gebrochen hatten.

    Und doch hielt er es nicht mehr länger aus und kündigte die Stelle. Schon als er gestern abend in Nürnberg in den Zug gestiegen war, stellte er sich die Frage, ob es richtig war, was er tat. Plötzlich traute er sich nicht weiter. Anstatt durchzufahren, stieg er in München aus und übernachtete in einer Pension in Bahnhofsnähe. Stundenlang dachte Andreas über eine Umkehr nach, doch am Morgen nahm er den ersten Zug, der ihn zurück ins Wachnertal brachte, und da saß er nun in einem zugigen Buswärterhäuschen und fühlte sich hundeelend.

    Beinahe hätte er vergessen, einzusteigen, so sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt. Erst als der Fahrer ihn ansprach, schien Andreas aufzuwachen.

    »Also, ich fahr’ jetzt nach St. Johann«, sagte der Busfahrer, ein wenig über den seltsamen Fahrgast zu dieser frühen Stunde erstaunt. »Wenn du auch mitfahren willst, dann mußt’ jetzt einsteigen.«

    Der Bauernsohn nickte rasch, griff sich seinen Koffer und zahlte den Fahrpreis. Dann setzte er sich nach hinten und hielt den Koffer auf seinem Schoß.

    Viel zu schnell erreichte der Bus sein Ziel, und Andreas Brandner spürte seine Knie zittern, als er ausstieg…

    *

    Den Koffer in der Hand stieg er die Wiese hinauf. Hin und wieder blieb Andreas stehen und schaute sich um. Ein tiefes, glückliches Gefühl durchströmte ihn, als er die Berge betrachtete, die grünen Almen, das Dorf, das inzwischen unter ihm lag.

    Lange hatte er sich in St. Johann nicht aufgehalten. Die meisten Menschen schliefen noch, und die wenigen, die ihm begegneten, erkannten ihn nicht.

    Dabei hatte sich Andreas Brandner kaum verändert. Er war ein wenig älter geworden, gewiß, und die blonden Haare trug er länger als früher. Aber immer noch hatte er dieses markante, freundliche Gesicht. Von Gestalt her war der Bauernsohn schlank geblieben. Weil es inzwischen warm geworden war, hatte er die Jacke ausgezogen, und unter dem Hemd spannte sich der muskulöse Oberkörper.

    Der junge Bursche drehte sich um und sah den Berg hinauf. Querfeldein war er gegangen und hatte so den Weg abgekürzt. Jetzt war es nur noch ein kurzes Stück, bis er den Brandnerhof erreicht hatte. Schon konnte er die Schindeln des Daches sehen, das durch die Bäume schimmerte.

    Mit einem Mal beschleunigte sich sein Schritt, als könne er es gar nicht mehr erwarten, nach Hause zu kommen. Andreas kletterte von der Wiese auf die Bergstraße und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Er packte seinen Koffer fester und lief das letzte Stück fast. Ein drohendes Knurren ließ ihn verharren, und im nächsten Moment fegte ein dunkler Hund auf ihn zu.

    »Blacky!«

    Das Tier blieb abrupt stehen. Diese Stimme kannte der Hund. Er gab ein freudiges Jaulen von sich und stürmte Andreas entgegen. Der hatte den Koffer abgestellt und umfaßte den Mischling, der sich aufgestellt und seine Vorderpfoten auf die Brust des Mannes gelegt hatte, mit beiden Händen.

    »Mein Guter!« rief Andreas. »Paßt du immer noch auf, daß niemand einbricht?«

    Er streichelte Blackys Kopf, und der Hund konnte sich gar nicht beruhigen. Erst als Andreas in die Hände klatschte, ließ er von ihm ab und rannte zur Hofeinfahrt.

    Der Bauernsohn atmete tief durch. Seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt.

    Wie sehr hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt!

    Seine Knie zitterten wieder, als er den Hof betrat. Nichts hatte sich hier verändert, außer, daß das Haus einen neuen Anstrich erhalten hatte. Aber sonst war alles noch so wie früher. Er ging zur Haustür und klopfte an. Wahrscheinlich waren sein Vater und der Knecht schon auf dem Feld, aber seine Mutter mußte zu Hause sein.

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