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Plan S: Du kennst mich nicht!
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eBook296 Seiten3 Stunden

Plan S: Du kennst mich nicht!

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Über dieses E-Book

Du denkst, du führst ein glückliches, sicheres Leben? Du vertraust deinem Partner und deinen engsten Freunden voll und ganz? Denn du kennst sie schließlich in und auswendig. Bist du dir da ganz sicher?
Die Protagonisten dieses Buches sind sich ganz sicher. Und werden eines Besseren belehrt. Sie stellen fest, dass nichts so ist, wie es scheint.
Carolin verfolgt einen Plan. Einen Plan von dem sie sich durch nichts und niemanden abbringen lassen will. Doch dann begegnet sie Jan...
Martin hat sich seinen Traum von der eigenen, kleinen, glücklichen Familie erfüllt. Doch dann geschieht etwas, dass sein Leben auf den Kopf stellt.
Chris hat eine Karriere als Profi-Sportler vor sich. Doch es kommt anders.
Eine Frau, die ihren Mann zu lieben und zu kennen glaubt, entdeckt unerwartet sein Geheimnis. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Sept. 2014
ISBN9783847612407
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    Buchvorschau

    Plan S - K. andy

    Auf der Suche

    Es war ein wunderschöner Tag im Mai. Die Sonne brannte seit einer Woche wie im Hochsommer. Überall gut gelaunte Menschen, in Kleidern, T-Shirts und Shorts, die das Wetter genossen. Aber sie fror. Sie hatte diese Woche jede freie Minute in der Sonne verbracht, konnte aber die Kälte, die sie fühlte, nicht vertreiben. Carolin öffnete das Verdeck ihres Mini-Cabrios. Seit sie sich entschlossen hatte ihre „Recherche" durchzuführen, hatte sie zu mindestens ihre innere Unruhe im Griff. Sie war auf der Suche nach einem schönen, ruhigen Ort. Einem Ort, den sie noch nicht kannte, mit dem sie noch nichts verband. Sie stellte ihr Navi auf eine der Adressen ein, die sie im Freizeitatlas markiert hatte.

    ***

    In der Tasche seines Kittels vibrierte es. Mist. Jan hatte sein Handy wohl gedankenverloren eingesteckt, statt es auszuschalten und in seinen Spind zu legen. Er ging ins Treppenhaus und checkte die Telefonnummer auf seinem Handy.

    „Hallo Mamm. Ja, okay. Ich fahr auf dem Heimweg vorbei und schau es mir an. Ich ruf dich dann anschließend an."

    Seine Mutter wollte im September Ihren siebzigsten Geburtstag feiern und war auf der Suche nach einem passenden Restaurant. Er lauschte der Antwort seiner Mutter und lachte.

    „Ja, ich werde nicht vorbeifahren, sondern anhalten, aussteigen und reingehen."

    ***

    Melanie packte ihre Sportsachen zusammen. Ihre Freundin Sarah hatte ihr angeboten, nach dem Training noch mit zu ihr zu kommen. Das passte ihr prima. Sie würde den ganzen Nachmittag bei Sarah verbringen und kurz vor 17 Uhr ihren Vater auf der Arbeit anrufen und bitten, sie abends abzuholen.

    Nach dem heftigen Streit gestern hatte ihr ihre Mutter den Chauffeurdienst gekündigt. An das Busfahren war Melanie nicht gewöhnt und sie hatte auch keine Lust darauf. In letzter Zeit stritten sie und ihre Mutter fast nur noch. Meist über Kleinigkeiten. Sie war schon immer ein „Papa-Kind" gewesen und in letzter Zeit war die Front, die sie gegen ihre Mutter bildeten, stärker geworden.

    ***

    Martin wartete auf den Rückruf eines Lieferanten. Er nutzte die Wartezeit, um seine privaten Emails zu lesen. Ein Kollege hatte ihm, wie versprochen, die Adressdaten eines Familienhotels in der Türkei gemailt. Die Sommerferien standen bevor. So spät hatten sie noch nie ihren Urlaub geplant.

    Er scrollte weiter. Werbung, Urlaubsgrüße von Verwandten. Eine Email von Erik, der fragte, ob er nicht Lust auf eine Motorradtour hätte. Er lächelte. Ein entspanntes Männerwochenende, sich den Wind um die Nase wehen lassen, Geschwindigkeit und ein Hauch von Freiheit spüren … das wäre genau das Richtige.

    ***

    Ben wurde langsam aber sicher ungeduldig. Seine innere Uhr sagte ihm, dass es Zeit war, nach Hause zu fahren. Tagsüber betreute ihn Frau Bender, eine nette Rentnerin mit einem kleinen Haus in einem großen Garten. Sie kümmerte sich wirklich rührend um ihn und achtete auf eine gesunde Ernährung.

    Heute Mittag hatten sie einen langen Waldspaziergang gemacht und sich anschließend im Garten ausgeruht. So angenehm sein Tag bei Frau Bender auch war, sein persönlicher Höhepunkt des Tages war doch, wenn „sein" Auto vorfuhr und ihn abholte. Er hörte das so typische Motorengeräusch, sprang auf und lief durch den Garten Richtung Gartentor. Frau Bender folgte ihm lächelnd. Voller Freude warf er sich Jan, der bereits das Gartentor passiert hatte und in die Hocke ging, in die Arme. Frau Bender wartete ab, bis sie ihr Wiedersehens-Ritual beendet hatten und berichtete dann über Bens Tagesablauf.

    „Wir werden jetzt noch einen Ausflug machen." Erzählte Jan Frau Bender und Ben.

    „Meine Mutter feiert im September ihren siebzigsten Geburtstag. Wir schauen uns jetzt mal den Sonnengarten an. Kennen Sie das Restaurant?"

    „Ja, es liegt sehr idyllisch zwischen Wiesen und Wäldern, gar nicht weit von hier. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick auf einen kleinen See. Der Koch kocht gehobene deutsche Küche. Ich fand es sehr lecker, besonders den mediterranem Einschlag. Es ist sicher eine gute Adresse für einen Geburtstag im Sommer." Frau Bender erklärte Jan anschließend den Weg zum Restaurant.

    Nach zehn Minuten bogen Sie von der Landstraße auf den asphaltierten Weg ab, der durch Wiesen und Wälder führte. Vereinzelt sah man einige Radfahrer oder Wanderer, die die schönen Nachmittagsstunden ausnutzten. Nach weiteren fünf Minuten sahen sie ein Schild, das auf die Einfahrt zum Hotel/ Restaurant hinwies.

    Jan fuhr auf den Parkplatz und parkte neben einem roten Mini-Cabrio. Es war alles so, wie es Frau Bender beschrieben hatte. Ein idyllischer Ort zum Entspannen und Wohlfühlen.

    Auf der Terrasse waren viele Tische schon besetzt. Das Publikum war bunt gemischt. Im vorderen Bereich saßen einige Familien mit Kleinkindern und einige Männer in Radkleidung, die recht laut miteinander sprachen und lachten.

    Ben drückte sich an ihn. Er mochte keine Menschenansammlungen. Jan entdeckte zwei freie Tische im hinteren Bereich. In diesem Bereich saßen mehrere Paare, ein älterer Mann und eine junge Frau. Ben zuliebe würde er den Tisch am Rande nehmen. Ben, der auf ihm unbekannte Menschen sehr vorsichtig und teilweise ängstlich reagierte, ging dicht neben ihm.

    Als Jan den ausgewählten Tisch ansteuerte, bemerkte er erstaunt, dass Ben langsam aber bestimmt an ihm vorbeiging. Plötzlich ging er sehr gerade, mit hoch erhobenem Kopf, die Augen auf eine bestimmte Person gerichtet.

    Die junge Frau, die gerade in der Speisekarte blätterte, schaute auf und lächelte, als sie Ben sah. Ben ging geradewegs auf sie zu und legte seinen Kopf auf ihren Oberschenkel.

    Die junge Frau schaute zunächst erstaunt, dann strich sie Ben mit der Hand über den Kopf. Jan schaute dem Szenario verwundert zu.

    „Hallo. Sie kennen Ben?" fragte er, als er am Tisch angelangt war.

    „Jetzt - ja." Die Unbekannte löste ihren Blick von Ben und sah Jan aus meeresblauen Augen an.

    „Seltsam. Ben ist sonst sehr, sehr vorsichtig, fast ängstlich. Zu Fremden geht er nicht. Jedenfalls bisher nicht." Mit diesen Worten nahm Jan am freien Nebentisch Platz.

    „Ben. Deine neue Bekannte braucht zwei Hände, um in der Speisekarte zu blättern. Komm an unseren Tisch."

    Widerwillig setzte sich Ben in Bewegung. Zeitgleich brachte der Kellner die Speisekarte und nahm die Getränkebestellung und die Essensbestellung der Dame am Nebentisch auf.

    Während Jan die Speisekarte studierte, bemerkte er, dass sich Ben wieder Richtung Nebentisch davon stehlen wollte.

    „Ben!" Ben hielt mitten in der Bewegung inne.

    Die Unbekannte lachte: „Lassen Sie ihn. Er stört mich nicht."

    Ben schaute zu Jan, dann zu seiner neuen Bekannten, dann wieder zu Jan. „Okay. sagte Jan zu Ben „Aber benimm dich. Stirn runzelnd sah er zu, wie Ben sich dicht neben die Fremde setzte, seinen Kopf auf ihren Oberschenkel legte, tief seufzte und sie aus großen, braunen Augen anschaute.

    „Diesen Augen kann man einfach nicht widerstehen." Mit diesen Worten ließ sie eine Hand auf Bens Kopf gleiten.

    „Wo haben Sie ihn denn her? Er ist noch recht jung?!" Sie sah Jan fragend an.

    Aus der Ferne hatte sie wie ein junges Mädchen gewirkt. Sie war mittelgroß, schlank, mit Rundungen an den richtigen Stellen und hatte ein ovales Gesicht, das von schwarzen, kurzen Haaren eingerahmt wurde. Sie trug Jeans, ein weißes T-Shirt und weiße Leinenschuhe. Aus der Nähe betrachtet, schätze er sie auf Anfang bis Mitte dreißig. Das markanteste in Ihrem Gesicht waren die tiefblauen Augen, die in schönem Kontrast zu dem schwarzen Haar standen. Ihre Haut war gebräunt. Sie gehörte sicher zu den Menschen, die bei den ersten Sonnenstrahlen Farbe bekamen.

    „Eine Arbeitskollegin arbeitet ehrenamtlich im Tierheim. Bei ihr wurden er und zwei seiner Geschwister abgegeben. Sie waren in einem jämmerlichen Zustand. Circa sechs Wochen alt, halbverhungert und mit Narben am ganzen Körper." Sein Gesichtsausdruck hatte, als er sich an die erste Begegnung mit seinem Hund erinnerte, verfinstert.

    „Ich wollte eigentlich nur meiner Kollegin, nach einer Autopanne vorm Tierheim, helfen und kam mit einem Hund nach Hause. Er hatte die dunklen Wolken aus seinem Gesicht vertrieben und lächelte sie freundlich an. „ Ben ist jetzt circa zehn Monate alt. „Er sieht recht gesund und munter aus." entgegnete sie.

    „Ja, die sichtbaren Narben sind verheilt. Aber die Narben seiner Seele noch lange nicht. Es hat Monate gedauert, bis er Vertrauen zu mir aufgebaut hat. Auf die meisten Menschen reagiert er immer noch ängstlich. Er lässt sich auch nicht anfassen. Deshalb bin ich auch so erstaunt, wie er auf Sie reagiert."

    Das Lächeln verschwand für einen Moment aus Ihrem Gesicht. Geschundene Seelen erkennen einander – dachte Carolin.

    Sie betrachtete Bens Herrchen. Er war mittelgroß, schlank, gekleidet in Jeans und schwarzem T-Shirt. Seine dunkelbraunen Haare, fielen ihm in die Stirn. Er hatte markante, männliche Gesichtszüge und braune Augen, die denen seines Hundes ähnelten. Alles in allem eine sehr sympathische Erscheinung.

    Ben passte zu seinem Herrchen. Er war mittelgroß, hatte schwarzes Fell mit unregelmäßigen, großen weißen Flecken und ein freundliches Hundegesicht mit braunen Augen. Er schien eine Mischung aus Border Collie und einer undefinierbaren Rasse zu sein. Bens Augen suchten ihren Blick. Er seufzte leise als wollte er sagten „Ja ich weiß, wie es in deinem Inneren aussieht."

    Sie schüttelte sich innerlich. Jetzt ging ihre Phantasie mit ihr durch. Sie wusste, dass sie sich gut im Griff hatte, dass sie nach außen hin, wie eine selbstbewusste Frau wirkte, die mit sich und ihrer Umwelt im Einklang stand. Der Hund konnte unmöglich ihre verletzte Seele bemerken. Oder doch?

    Der Kellner brachte ihre Vorspeise und riss sie aus ihren Gedanken. Ben legte sich entspannt zu ihren Füssen nieder.

    Sie genoss ihren bunten Salat. Wirklich köstlich. Der Koch schien für jede Salatsorte ein eigenes Dressing verwandt zu haben. Sie ließ ihren Blick über die schöne Landschaft gleiten.

    Ruhig und idyllisch. Wenn jetzt auch noch Hauptspeise und Dessert das Niveau der Vorspeise hielten hatte sie ihn gefunden – den Ort, den sie für ihr Vorhaben suchte.

    Inzwischen hatte auch Bens Herrchen seine Vorspeise, einen Salat mit gegrillten Shrimps, serviert bekommen. Auch er schien von der Qualität und dem Geschmack sehr angetan zu sein.

    Sie nippte an ihrem Rotwein. Auch der Wein traf ihren Geschmack. Trocken und doch samtig. Sie glaubte Brombeeren herauszuschmecken. Welch ein wunderschöner Abend. Es schien ihr wirklich zu gelingen, die dunklen Gedanken, die sie quälten, für ein paar Stunden zu verdrängen.

    Sie prostete ihrem Tischnachbarn zu, der gerade zu ihr hinüberblickte. „Mein Salat war wirklich köstlich. Und der Wein … hmm.Wie hat es Ihnen geschmeckt?" Sie sah Bens Herrchen fragend an.

    „Die Shrimps waren auf den Punkt genau gegart. Das Salatdressing außergewöhnlich und sehr gut. Die Vorspeise hat den Test bestanden." entgegnete er.

    „Sind Sie Restauranttester?" fragte sie ihn belustigt.

    Er grinste und senkte die Stimme. „Nein, beruflich befördere ich Menschen ins Jenseits."

    Carolin senkte ebenfalls die Stimme: „Also Auftragskiller?! Dann hätte ich gern Ihre Telefonnummer. Ich hab vielleicht einen Auftrag für Sie."

    Er bemühte sich sein Lachen zu unterdrücken, nestelte etwas aus seiner Hosentasche und drehte ihr seinen Rücken zu. Dann wandte er sich mit einem breiten Grinsen wieder ihr zu. Er hielt ihr ein Stück von einem Bierdeckel hin.

    Sie nahm es ihm aus der Hand und las: Ben + Jan. Darunter war eine Handy-Nummer und eine Email-Adresse geschrieben. Als sie wieder aufblickte, hielt er ihr einen Kugelschreiber hin.

    „Ben hätte gern Ihre Telefonnummer, und/ oder ihre Email-Adresse."

    Sie schaute ihn verdutzt an. Um den Wunsch zu bestätigen, war Ben aufgestanden, hatte sich vor sie gesetzt und ihr eine Pfote aufs Bein gelegt.

    Carolin schüttelte sich vor Lachen. Jan stimmte in ihr Lachen ein. Sie wurden jäh von dem Kellner unterbrochen, der Carolins Grillteller brachte. Ben flüchtete vor dem Kellner unter Jans Tisch. Der Kellner musterte seine beiden Gäste belustigt und sagte das Essen an. Als der Kellner sich entfernt hatte, sah sie, dass Jan seinen Hund mit Hundekuchen fütterte.

    „Damit er sich nicht an Ihrem Grillteller vergreift. erklärte er ihr. „Lassen Sie es sich schmecken. Wieder entlockte er ihr ein Lachen.

    Jan sah ihr beim Essen zu. Sie genoss ihr Essen, das sah man an Ihrem Gesichtsausdruck. Eine Frau, die gern aß, zudem einen etwas schrägen Humor hatte und außerdem noch von Ben akzeptiert wurde, das war sehr selten.

    Die Frage nach seiner Telefonnummer war Spaß gewesen, das hatte er an Ihrem Tonfall gehört. Trotzdem oder gerade deswegen hatte er den Ball aufgenommen und zurück gespielt. Ein nettes Geplänkel. Mehr nicht!?

    Er kam im Allgemeinen bei Frauen sehr gut an, obwohl er sich nie sonderlich bemühte. Seine Mutter meinte, das läge an seinem männlichen Aussehen und seinem unwiderstehlichen Charme. Als er an seine Mutter dachte, musste er lächeln. Sie hatte ihn um diesen Besuch hier und heute gebeten. Hatte sie das Treffen mit der Unbekannten eingefädelt? Nein, er schob den Gedanken beiseite. Das war absurd.

    Seine Mutter hatte ihn vor ein paar Wochen in einer Pizzeria getroffen. Er hatte dort zusammen mit Susann gegessen. Er hatte Mamm und ihre Freundin, aufgefordert, sich doch zu ihnen zu setzen. Den Tag darauf hatte sie ihn angerufen und gefragt, ob das die neue Frau in seinem Leben wäre.

    Nachdem er ihr versichert hatte, dass Susann nur eine Bekannte sei, hatte sie geseufzt und gefragt, ob Susann das auch so sehen würde.

    Er hatte Susann auf dem fünfzigsten Geburtstag eines Arbeitskollegen kennengelernt. Seine Mutter hatte wirklich eine gute Menschenkenntnis. Susann hatte sich ihm an den Hals geworfen. Wobei er sich nicht sicher war, ob sie es wegen seines Berufes tat oder weil sie ihn wirklich mochte.

    Susann arbeitete bei einer Modelagentur und träumte wohl insgeheim davon, auch noch als Model entdeckt zu werden. Sie war groß, sehr schlank, die schulterlangen Haare waren blond gefärbt. Sie hatten sich ein paar mal getroffen, wobei die Initiative immer von ihr ausging. Einmal hatte er Ben zum Treffen mitgebracht. Ben hatte Susann ignoriert und sie hatte sich vor ihm gefürchtet und Abstand gehalten.

    Er lächelte vor sich hin. Wobei er wieder beim Thema war. Es war nicht leicht, von Ben akzeptiert und gemocht zu werden.

    Der Kellner brachte sein Essen: Fisch und Fleisch vom Grill. Auch der Hauptgang überzeugte ihn voll und ganz. Das kleine Steak war raffiniert mariniert. Der Thunfisch war nur mit Pfeffer und Salz gewürzt, sehr saftig und innen rosa. Genau wie er es mochte. Er aß mit Genuss und Hingabe. Ben knabberte an seinem letzten Stück Hundekuchen. Nachdem er sein Mahl beendet hatte, lehnte er sich satt und zufrieden zurück. Der Kellner war gerade am Nachbartisch und nahm die Dessertwünsche auf.

    Nachdem Carolin ihre Bestellung aufgegeben hatte, erhob sie sich, nickte Jan kurz zu und folgte dem Kellner ins Innere des Restaurants. Der Kellner rief nach einer Mitarbeiterin, der Carolin ihren Wunsch erklärte.

    Sie folgte der Mitarbeiterin durch einen Flur Richtung Treppe. „Wir haben die Gästezimmer extra in einem separaten Teil des Gebäudes untergebracht. erzählte sie. „Die Zimmer mit Balkon sind im zweiten Stock.

    Sie blieb vor dem Aufzug stehen, folgte dann aber Carolin, die Richtung Treppe ging. Sie ging den Flur entlang und blieb vor dem Zimmer 26 stehen. Sie schloss auf und bat Carolin einzutreten.

    Das Zimmer war modern eingerichtet. Weiße Wände, ein französisches Bett mit türkisfarbener Tagesdecke. Ein Sessel mit türkisfarbenem Kissen an einem kleinen runden Tisch, helle Bodenfliesen, Fotografien von Meereslandschaften an den Wänden. Modern und doch gemütlich. Ihr gefiel dieser Stil.

    Das Bad war weiß gefliest, mit Dusche – modern und neuwertig. „Sind alle Zimmer gleich eingerichtet?" fragte sie die Hotelangestellte.

    „Die Möbel sind fast identisch in allen Zimmern." Die Hotelangestellte zeigte ihr noch das Restaurant, wo auch das Frühstück eingenommen wurde. Carolin bedankte sich für die Führung und ging auf die Terrasse zu ihrem Tisch.

    Dort wurde sie von Ben schwanzwedelnd begrüßt.

    „Ben hat sie schon vermisst. Er dachte schon, er war zu aufdringlich und sie haben sich davongestohlen." Jan schaute sie offen an.

    Sie lachte. „Sie glauben doch nicht, dass ich mir das Dessert entgehen lasse. Sie setzte sich an ihren Tisch. „Ich habe selten so gut gegessen.

    Ben nahm wieder den Platz neben ihr ein und genoss die Streicheleinheiten. Seine Anhänglichkeit rührte sie. Als Kind hätte sie auch gerne einen Hund gehabt. Aber sie wohnten in Miete und Hunde waren nicht erlaubt. Und später als Berufstätige war ein Hund auch nicht in Frage gekommen. Wie er das wohl handhabte?

    „Wo ist Ben eigentlich, wenn sie arbeiten? fragte sie ihn direkt. „Ich habe einen Hundsitter. Vor Arbeitsbeginn bring ich ihn hin und nach Feierabend hol ich ihn wieder ab. antwortete er ihr. Sie erzählte ihm, dass sie sich wegen ihrer Berufstätigkeit gegen einen Hund entschieden hatte.

    „Ben würde sich freuen, wenn sie mal mit ihm spazieren gehen. Jan schaute sie offen an und fügte hinzu: „Nur Sie und Ben, wenn sie möchten.

    Sie musste wieder lächeln. So oft wie heute Abend hatte ich schon lange nicht mehr gelacht.

    Der Kellner kam mit ihren Desserts. Sie hatte Eis mit Früchten der Saison bestellt, er Dessert-Variationen. Sie genossen beide den leckeren Nachtisch.

    Carolin, war sich sicher – sie hatte den Ort gefunden, nach dem sie schon wochenlange gesucht hatte. Hier stimmte einfach alles.

    Jan war zufrieden. Der Ausflug hatte sich gelohnt. Das war der richtig Ort für die Geburtstagsfeier seiner Mutter. Vom Kellner hatte er sich noch einen Hotelprospekt bringen lassen. Die Geburtstagsgäste, die von außerhalb kamen, konnten hier übernachten. Bei schönem Wetter konnten sie auf der Terrasse feiern.

    Stopp. Er hatte sich das Restaurant noch gar nicht angeschaut. Er bat seine Tischnachbarin kurz auf Ben aufzupassen und ging in das Restaurant. Es gefiel ihm. Test bestanden. Er ging zurück auf die Terrasse. Ben begrüßte ihn, als ob er ewig lange weg gewesen wäre.

    „Deine neue Freundin hast du aber überschwänglicher begrüßt." Ben ignorierte seine Aussage. Ihre neue Bekannte lachte.

    „Ich sehe mich schon allein heimfahren. Nach einer künstlerischen Pause „Ich überlasse Ihnen Ben aber nicht kampflos.

    Sie lachte und ging auf sein Geplänkel ein.

    „Welche Waffen schlagen Sie vor?" Sie war schlagfertiger, als gedacht. Wieder wurde ihr Gespräch vom Kellner unterbrochen. Lästig, lästig. Sie bestellten beide noch einen Espresso.

    „Die Wahl der Waffen überlasse ich Ihnen." entgegnete er.

    Sie rückte ihren Stuhl zurück und lehnte sich nach hinten.

    „Am besten ein Brettspiel, bei dem man sich nicht bewegen muss. Ich habe viel zu viel gegessen."

    Wie auf Kommando kam der Kellner mit dem Espresso. Beim Servieren des Espresso stieß der Kellner Jans Kugelschreiber, der noch auf dem Nachbartisch lag, vom Tisch, hob ihn wieder auf und legte ihn zurück. Jan und seine Tischnachbarin starrten den Kugelschreiber an.

    „Wie wäre es, wenn wir uns Ben teilen? Sie rufen ihn an, oder mailen, wenn Sie Lust und Zeit haben, etwas mit ihm zu unternehmen. Oder ich rufe für ihn an, wenn er Sehnsucht nach Ihnen hat." Er schaute Sie mit Hundeblick an.

    Auch Ben, der zu verstehen schien, dass es um ihn ging, fixierte sie. Sie schaute zunächst ihn, dann Ben an und seufzte.

    „Diesen Augen kann ich nicht widerstehen, Ben."

    Sie nahm seinen Kugelschreiber, einen Bierdeckel und ihre Geldbörse aus der Handtasche. Von einer kleinen Karte notierte sie etwas auf dem Bierdeckel. Sie gab ihm Bierdeckel und Kugelschreiber. Er las: Carolin, eine Email-Adresse und eine Handynummer.

    Der Kellner, der Carolins Geldbörse auf dem Tisch bemerkt hatte, und es wohl als Wink mit dem Zaunpfahl angesehen hatte, kam an den Tisch. Sie bestellten beide ihre Rechnung.

    Ben, der den Abschied noch hinauszögern wollte, verlangte noch nach Streicheleinheiten. Carolin fuhr ihm mit einer Hand durchs Fell.

    „Sie sind sicher mit dem Auto da?" Jan versuchte das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Sie blickte auf und nickte.

    „Darf Ben Sie noch zum Auto bringen?" Wieder ein Nicken und ein Lächeln. Sie zahlten ihre Rechnungen, verließen die Terrasse und gingen Richtung Parkplatz. Ben ging zwischen ihnen.

    Vor dem roten Mini-Cabrio blieb sie stehen.

    „Das Auto passt zu Ihnen. Danke für den netten Abend. Ben würde sich freuen, etwas von Ihnen zu hören und ich auch."

    Carolin lächelte ihn an. „Ich danke euch beiden auch für den schönen Abend. Ich habe lange nicht mehr so viel gelacht."

    Sie hielt ihm ihre Hand zum Abschied hin und er bemerkte einen schmalen goldenen Ring an ihrem Ringfinger. Ihr Händedruck war angenehm. Sie streichelte Ben zum Abschied über den Kopf, stieg in ihr Auto, winkte zum Abschied und fuhr vom Parkplatz. Ben schaute ihr hinterher und seufzte.

    ***

    Melanie wartete auf ihren Vater. Sie hatte ihn auf seinem Handy erreicht und ohne Fragen zu stellen, hatte er zugesagt, sie abzuholen. Nach kurzer Wartezeit bog sein Auto in den Eichenweg ein.

    „Hi Paps." Sie stieg ins Auto, küsste ihren Vater auf die Wange und warf ihre Tasche auf die Rückbank.

    „Na, wie war dein Tag?"

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