Verblendung. Sinnliches Cornwall
Von Vicky Carlton
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Über dieses E-Book
Schatten der Liebe ...
Fotografin Olivia steht das Wasser bis zum Hals: Die Aufträge bleiben aus, und die Ersparnisse sind fast aufgebraucht. Da kommt die Bitte einer Freundin, in deren Galerie in Cornwall auszuhelfen, gerade recht. Schon bald weckt Olivia das Interesse zweier Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: ein arroganter Hotelbesitzer und ein schweigsamer Fischer. Beide sind verdammt sexy - und verdammt gefährlich ...
Genießen Sie Liebe und Leidenschaft im zauberhaften Cornwall!
INFO: Alle Bücher der „Cornwall“-Reihe sind in sich abgeschlossen, können unabhängig voneinander gelesen werden, enthalten wiederkehrende Figuren sowie explizite Szenen.
IN DIESER REIHE ERSCHIENEN:
- Verlockung. Sinnliches Cornwall
- Versuchung. Sinnliches Cornwall
- Verführung. Sinnliches Cornwall
- Verwandlung. Sinnliches Cornwall
- Verwirrung. Sinnliches Cornwall
- Sinnliches Cornwall. Sammelband 1
- Sinnliches Cornwall. Sammelband 2
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Vicky Carlton
Vicky Carlton mag Männer, Sex und die sinnlichen Seiten des Lebens. Und sie liebt es, darüber zu schreiben. Das Ergebnis: fantasievolle Geschichten voller Erotik und Leidenschaft.
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Buchvorschau
Verblendung. Sinnliches Cornwall - Vicky Carlton
„Wir sind da, junge Dame. Almondshill. Der Fahrer des Linienbusses deutete durch die Windschutzscheibe, und Olivia beeilte sich, ihr Gepäck zusammenzusuchen. „Na? Auf Urlaub hier?
, fuhr der Lenker fort. Er wirkte offen und interessiert, und Olivia lächelte ihm zu. Wenn alle Leute in Cornwall so sympathisch waren, versprach es ein angenehmer Aufenthalt zu werden.
„Halb und halb, sagte sie, während sie ihren Trolley die Stufen des Busses hinunterhievte. „Ich helfe meiner Freundin in ihrer Galerie.
„Catherine Bail?", fragte der Fahrer und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche.
„Sie kennen sie?" Olivia sah ihn an, packte ihren Rucksack und ihre Kameratasche und trat hinaus in die sommerliche Hitze.
„Selbstverständlich, grinste der Lenker und setzte sich wieder die Sonnenbrille auf. „Wir sind in der Provinz. Hier kennt man sich. Alles Gute, junge Lady!
Er tippte grüßend an die Stirn, schloss die Tür und manövrierte den Bus geschickt durch eine enge, kurvige Straße. Sie führte vom Hafen hinauf in die Hügel, die sich hinter Almondshill erstreckten, und verband den Ort mit dem Hinterland.
Olivia starrte ihm nach.
„Hier kennt man sich ..." Ja, auf dem Land war alles anders. Es gab keine Anonymität, kein desinteressiertes Nebeneinander-her-leben. Hier hatte man ein Auge aufeinander und half sich. Man war nicht auf sich allein gestellt. Wenn jemand scheiterte, fingen ihn die anderen auf. Man lebte in einer Gemeinschaft, geborgen und sicher ...
Zu ihrem Schreck spürte Olivia einen Kloß im Hals.
Sie versuchte, die dunklen Gedanken zu verscheuchen, und sah sich um.
*****
Almondshill war wirklich ein Idyll – ein malerischer, entspannter Ort an der Südküste Cornwalls mit einer Reihe pastellfarbiger Häuser, die sich um die kleine Bucht gruppierten. Vor der Hafenmauer ankerten Segelboote und Yachten, auch ein paar Fischerboote waren zu sehen. Urlauber waren nur wenige unterwegs, ein Zeichen dafür, dass Almondshill noch im touristischen Dornröschenschlaf lag – was sich aber jederzeit ändern konnte. Und ein Teil von Olivia wünschte sich das sogar, denn für die Galerie ihrer Freundin wären zusätzliche Besucher nur von Vorteil.
Sie ließ ihren Blick über die weißen, rosa und blauen Häuschen schweifen, die die Bucht wie eine bunte Perlenkette einfassten. „Du findest mich in dem schmalen, hellgelben Haus, gleich neben dem Fischgeschäft, hatte Catherine gemeint. „Du kannst es nicht verfehlen.
Und tatsächlich – Olivia entdeckte die Snow Gallery dank eines Plakatständers, auf dem die Ausstellung eines Londoner Aquarellisten beworben wurde.
Sie rollte ihren Trolley über das Pflaster, nicht ohne schlechtes Gewissen, denn der Lärm, den sie verursachte, erschien ihr in dem verschlafenen Nest wie Trommelfeuer.
*****
„Da bist du ja!" Catherine kam ihr entgegen, und sie sah genauso aus wie ihre Galerie: hell, luftig, sommerlich.
Olivia hatte ihre Freundin immer beneidet – um ihre Größe, ihre gertenschlanke Figur, den Porzellanteint und die langen, blonden Haare. Und jetzt, wo Catherine sie umarmte, spürte sie schmerzlich, dass sie neben dieser attraktiven jungen Frau verblasste. Nicht, dass Olivia nicht ihre Reize gehabt hätte – sie war klein und zierlich und punktete mit ansprechenden Audrey-Hepburn-Augen, aber als ehemaliges Katalogmodel wusste sich Catherine viel besser zu präsentieren. Sie bewegte sich selbstsicher, lachte viel und wirkte wie ein Magnet auf Männer und Frauen.
„Wie war die Reise? Anstrengend?" Sie musterte Olivias Gesicht, das sich in der Sommerhitze gerötet hatte.
„Geht so, sagte Olivia und ließ den Rucksack von den Schultern gleiten. „Die Bahnfahrt war ganz ok, und der Busfahrer hat mir einen schönen Aufenthalt gewünscht. Und Harry Potter war mir ein treuer Begleiter.
„Ach, du und dein Harry Potter. Catherine reichte ihr ein Glas Wasser. „Denkst du nicht, dass du schön langsam zu alt für diese Bücher bist?
Nein, das dachte Olivia ganz und gar nicht. Sie liebte es, in die Welt von Hogwarts einzutauchen. Sie begleitete Harry bei seinem Kampf gegen das Böse, regte sich über Snapes Ungerechtigkeiten auf und bewunderte Dumbledores Güte und Weisheit.
„Ach, entgegnete sie und trank das Glas in einem Zug aus. „Lass mir doch meinen Spleen.
Dass sie vor allem dann Harry Potter las, wenn es ihr schlecht ging, behielt sie für sich.
2
„So", sagte Catherine und verfrachtete ihre Freundin in den hinteren Teil der Galerie. Dort hatte sie sich ein kleines Büro eingerichtet, alles sehr einfach: eine aufgebockte Holzplatte als Schreibtisch, darauf ein Laptop und ein Telefon, das schon bessere Zeiten gesehen hatte; an den orange gestrichenen Wänden lehnten verpackte Bilder; und zwei raumhohe Regale beherbergten Aktenordner, Ablagefächer und Kartons mit Büromaterial.
„Jetzt setz dich erstmal und iss was. Du bist sicher hungrig. Catherine öffnete die Tür eines quadratischen, violetten Kühlschranks und holte zwei Tabletts mit Snacks und Obststücken hervor. „Und dann erzählst du mir, was du so treibst und an welchen Aufträgen du arbeitest. Ich schaue hin und wieder auf deine Webseite, aber in den letzten Monaten hast du nicht viele neue Arbeiten raufgeladen, oder? Ich wette, du hast zu viel zu tun, als dass du dein Portfolio regelmäßig aktualisieren könntest. Hab ich recht?
Bei den letzten Worten nahm sie Olivias Glas und füllte es erneut mit Wasser.
Olivia seufzte.
Catherine stellte genau jene Fragen, vor denen sich Olivia schon während der Herfahrt gefürchtet hatte. Ihre Freundin wollte wissen, wie es um ihren Erfolg bestellt war, zumal sie Olivias Arbeiten, ihren kühlen, unverwechselbaren Stil bewunderte, wie sie ihr schon öfter gesagt hatte.
Allein – es gab keine Erfolge zu berichten.
Olivia nahm ein Gurkensandwich und knabberte daran.
„Also?" Catherine hatte auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz genommen und sich ein Stück Ananas geschnappt.
Jetzt, als ihr Catherine so fröhlich und selbstbewusst gegenübersaß, schrumpfte Olivia in sich zusammen. Sie kam sich vor wie bei einem Bewerbungsgespräch, wie bei einem jener unzähligen Termine, bei denen sie schnöseligen Artdirectoren und gelangweilten Lifestyle-Redakteuren ihre Mappe präsentiert hatte. Es war fast jedes Mal eine demütigende Erfahrung gewesen – die müden Blicke, das rasche Durchblättern der Seiten, der lasche Händedruck, wenn Olivia mit der üblichen Floskel verabschiedet wurde: „Ich finde Ihre Arbeiten sehr interessant, Sie sind wirklich talentiert, Ms. Ashton. Wir melden uns, wenn wir ein passendes Projekt haben."
Tja. Die Agenturen, die sich dann tatsächlich – oft erst Monate später – bei Olivia gemeldet hatten, konnte sie an einer Hand abzählen. Interessanter Bildstil hin oder her.
„Es geht so", sagte Olivia, ohne ihrer Freundin in die Augen zu sehen. Sie hatte Catherine während des Kunststudiums in London kennengelernt. Sie hatte sich für Fine Arts entschieden, während Olivia sich auf Fotografie spezialisiert hatte. Allen Unterschieden zum Trotz hatten sie sich so gut verstanden, dass sie öfter gemeinsame Projekte – meist mit Catherine als Model – realisiert hatten. Und jetzt hatte Catherine eine eigene Galerie, während Olivia ...
Olivia schluckte. Wieder war da dieser verdammte Kloß im Hals.
„Es geht so, wiederholte sie. „Der Markt für freie Fotografen ist schwierig. Ich müsste mein Portfolio neu aufbauen und an meinem Branding arbeiten. Zurzeit fotografiere ich ja alles – von Kochbüchern über Hotels bis hin zu Hochzeiten. Das kommt nicht gut an.
Catherine nicke verständnisvoll. „Ja, Spezialisierung ist das Um und Auf. Und man muss sich vermarkten können. Sie legte den Kopf schief und musterte Olivia. Dann grinste sie. „Du könntest dir ja irgendwas ins Gesicht tätowieren lassen. Einen Dreizack oder so. Damit würdest du den Artdirectoren garantiert im Gedächtnis bleiben.
Olivia lächelte traurig. „Ja. Darauf wird’s wohl hinauslaufen. Sie starrte auf eine Kiste mit neuen, leeren Aktenordnern, dann nahm sie tief Luft. „Danke jedenfalls, dass du mich gefragt hast. Also wegen der Aushilfe in der Galerie. Ich kann das Geld gut gebrauchen.
Sie hatte ihre Augen noch immer auf die Ordner geheftet. Sie fühlte sich furchtbar – so ausgeliefert, minderwertig, voller Scham.
„Ich danke dir! Catherine kam hinter dem Schreibtisch hervor, zog Olivia hoch und nahm sie in den Arm. „Die Galerie muss dringend renoviert werden, es ist schon alles geplant und organisiert, und ausgerechnet jetzt fällt Michelle wegen ihrer Fußoperation aus ... Ich bin so froh, dass du mir hilfst.
Sie löste sich von Olivia, die ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte. „Und was deine Auftragsmisere betrifft – lass mich nur machen. Ich hab ein paar ganz gute Kontakte zu Londoner Lifestyle-Magazinen. Die werden sich um dich reißen, versprochen!"
*****
Catherine gab sich alle Mühe, Olivia aufzumuntern – und dank ihrer optimistischen Art und einer Flasche Tequila und gelang ihr das auch.
Sie erklärte ihr die Pläne für die Renovierung, besprach die Bilder der aktuellen Ausstellung – „Sergio Holebrook ist ein Schatz. Ein kleiner tolpatschiger Mann mit Rauschebart, ähnlich wie Gimli, du weißt schon, der Zwerg aus Herr der Ringe" – und erzählte vom Leben in Almondshill.
Olivia erfuhr, dass Catherine die Galerie vom Vorbesitzer zu einem Schnäppchenpreis erstanden hatte. Der Gründer der Snow Gallery hatte nach der Finanzkrise ein Vermögen an der Börse gemacht, war jetzt mit seiner Yacht und ein paar Freunden auf Weltumsegelung und betrachtete den billigen Verkauf seiner Galerie als Beitrag zur Belebung der cornischen Kunstszene. Davon hatte Catherine profitiert, und auch wenn die Galerie nicht viel Gewinn abwarf – für Catherine, die nach dem Studium bei einem Kunsthändler in Plymouth gearbeitet hatte, war sie ein guter Einstieg in die Selbstständigkeit.
*****
Später am Abend kletterte Olivia etwas beduselt die Treppe in den ersten Stock hinauf und sah sich glücklich in dem kleinen, aber liebevoll ausgestatteten Gästezimmer um: helle Dielen, blau-weiß gestreifte Tapeten, ein Korbstuhl mit geblümten Kissen, ein antiker Schreibtisch mit passendem Stuhl, Kleiderschrank samt Kommode und ein schmales Bett mit Metallgestell.
Das Fenster ging auf den Hafen hinaus. Die Boote lagen still da, im Wasser spiegelten sich die wenigen Straßenlaternen. Alles war ruhig, kaum jemand war auf der Promenade unterwegs, obwohl es erst halb elf war.
Ja, Almondshill war wirklich ein verschlafenes