Azoren: Privat nach Pico und Sao Miguel
Von Ute Fischer und Bernhard Siegmund
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Über dieses E-Book
Diese Frage stellt sich immer, wenn man von einer Reise zurückkehrt. Sicher: Man könnte schlicht mit schön antworten, dann ist das Thema abgehakt. Oder mit bescheiden, was ja eigentlich schon eine Menge ausdrückt, aber dann muss man es erklären. Meistens jedoch liegt der Erlebniswert irgendwo dazwischen. Denn selbst die schönste Reise hat Ecken und Kanten, sonst wäre es ja langweilig, zu verreisen.
Wenn Sie hier ein übliches Reise-Büchlein erwarten, werden Sie jetzt stutzen, staunen, vielleicht schlucken und zaudern, aber hoffentlich erfreut sein, dass wir Sie vor vermeidbaren Fehlern und Fehlgriffen bewahren. Als jahrzehntelang tätige Reisejournalisten wissen wir, dass der Einstieg in eine Reisereportage lustvoll und voller nachempfindbarer Stimmungen sein soll, damit sie eine Reiseredaktion abdruckt und bezahlt. Denn nur, wenn die Story positiv spannend ist, wenn Kritisches verschluckt oder geschönt ist, wird die beschriebene Destination Anzeigen schalten, damit Besucher anlocken und wieder Anzeigen schalten. Davon leben Zeitungen und Zeitschriften schließlich.
Diese Geschichte über unsere Azoren-Reise ist anders. Wir müssen sie nicht verkaufen. Wir müssen auf niemanden Rücksicht nehmen. Und wir haben sie selbst organisiert und bezahlt, genossen und erlitten. Dies ist die ehrliche Geschichte mit all ihren Tops und Flops. Danach werden uns einige verfluchen, viele sicher beneiden und sich auch auf den Weg machen zu den Azoren und zum allbekannten Azorenhoch.
Als Genussmenschen wollen wir auch auf Reisen stets gut und typisch essen. Das ist auf den Azoren möglicher als in vielen Urlauberregionen. Noch sind europäische Touristen eher selten. Noch sind wir für die Azorianer Gäste und sie herzliche Gastgeber. Noch wird man nicht mit Touristenfraß abgefüttert. Dies gilt ganz besonders für die Insel Pico, die Heimat herrlicher Weine und des guten Pico-Käses.
Im Gegensatz zu anderen Regionen braucht es hier keine speziellen Restaurant-Tipps. Auch die Hauptessenszeiten um die Mittagszeit kommen den deutschen Essensgewohnheiten nahe, wenngleich es eine Tendenz zum Abendessen im Restaurant gibt. Das liegt auch an den Exil-Azorianern, die im Juli und August aus Kanada und den USA auf Heimatferien anreisen. Das mag ein Grund sein, warum man auf den Azoren mit Englisch besser klar kommt, als auf dem portugiesischen Festland. Es schadet trotzdem nicht, das portugiesische Wort für Danke zu kennen: obrigado.
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Buchvorschau
Azoren - Ute Fischer
Ein Buch aus dem
Redaktionsbüro Fischer + Siegmund
In den Rödern 13
64354 Reinheim
Fotos: Ute Fischer (23), Bernhard Siegmund (22)
Das Buch wurde nach bestem Wissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der beschriebenen Angaben wird keine Gewähr übernommen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Wohin?
Geologie
Flora
Essen und Trinken
Wie kommt man auf die Azoren?
Wie, wohin und womit?
Stopp in Lissabon
Die Historische Elétrico
Von Lissabon nach São Miguel
Lovely WindMill
Das Auto
Hortensien, das beste Restaurant und Badewannen im Urwald
Rabo de Peixe
Ribeira Grande (großer Fluss)
Das Warmbad im Wald
Europas einzige Teeplantage
Endlich: die Ananasplantage
Caldeira das Sete Cidades
Johannisfest
Furnas
Cozido
Strand mit Heizung
Ponta Delgada
Drei Tage sind zu wenig
Was sonst noch zu sagen wäre …
Pico die Insel
Unser Feriendomizil
Das Garten-Bad
Und nachts auf den Pott
Und so hausen Elke und Oli
Auswanderer
Unsere Nachbarn – die Katzen
Pico – wo fängt man an?
Weinmuseum
Ein Wellenkraftwerk
Industriemuseum
Kunsthandwerk in Santo Amaro
Terra Alta
Ponta da Ilha
Lajes do Pico
Konzert in der Gruta das Torres
Elkes Garten
Das Haus von Elke und Oli
Ausflug nach Faial
Letzte Tankstelle vor Amerika
Die Glücksbringer der Segler
Igreja de Nossa Senhora das Angústias
Peter Café Sport
Montanha do Pico
Abschied
Heimreise in Portionen
Die Gentlemen Gardens
Zurück nach Lissabon
Oceanãrio
Zum Flughafen
Der Zoologische Garten
Nachspiel
Vorwort
Dies ist kein übliches Reise-Buch. Zwar waren wir als Reisejournalisten Jahrzehnte lang unterwegs und geübt in Reiserecherche und Reisereportagen. Doch diese Geschichte ist eine private, nicht unbedingt objektiv, sondern eher stark subjektiv, wie man eben private Reisen empfindet. Das spiegelt sich nieder in den Flops und Tops, die wir erlebten. Kurz: Wir haben uns als Reisende selbst aufs Maul geschaut, uns selbst zugehört und unsere Gefühle reflektiert, ohne Rücksicht auf irgendjemanden und irgendetwas, außer auf uns selbst.
Azoren ist bereits das zweite Büchlein dieser Reihe und trotzdem das erste. Als wir nämlich zurück kamen, suchten wir nach einer Antwort auf die Frage: „Wie war‘s? Wer selbst auf den Azoren war, weiß, dass es darauf keine einfache Antwort geben kann. Klar. Schön war‘s. Und aufregend. Und ganz anders als erwartet. Das alleine wäre aber ein ärmliches Fazit und könnte nicht einmal ansatzweise beschreiben, wie unsere Azoren-Reise verlief. Wir haben sie selbst gebucht, Baustein für Baustein. Und es lief nicht alles so, wie geplant. Wir mussten improvisieren und auch Lehrgeld bezahlen. Trotzdem ist es für uns unvorstellbar, die Azoren als Pauschalreise zu buchen. Auch wenn wir nicht alle touristischen „Points of Interest
gesehen haben: Wir hätten Vieles versäumt, was die Azoren so unvergleichlich macht.
Fahren Sie doch einfach mal selbst hin!
Ute Fischer + Bernhard Siegmund
Wohin?
Elke besuchen auf den Azoren. Wo liegen denn die? Auf der Europa-Karte sind sie nicht zu finden. Viel zu weit draußen auf dem Atlantik. Auf der Weltkarte sehen sie aus wie ein Fliegenschiss in neun Klecksen. Mitten im Atlantik zwischen Amerika und Afrika. Im Internet auf Google-Maps lässt sich das etwas besser darstellen. Allerdings schweben dort über der Insel Pico ständig Wolken und erschweren das Erkennen.
Auf Pico also, der Insel mit dem gleichnamigen höchsten Berg Portugals, fand unsere langjährige Freundin Elke eine neue Heimat; genau genommen Elke und Oli, ihr Partner, der schon vor zehn Jahren dorthin emigrierte, um ihrer beider Alterssitz für den Ruhestand vorzubereiten. Als langjährige Pressesprecherin der Messe Cebit in Hannover hatten wir häufig berufliche Kontakte, später in den 15 Jahren als Press Officer des Hong Kong Trade Development Council in Frankfurt trafen wir uns hauptsächlich privat.
Als richtige Powerfrau und gut verdienende Managerin beschränkte sie sich jahrelang auf ein Mini-Auto und eine kleine Wohnung, um möglichst viel Geld für den Ruhestand auf den Azoren zusammenzukratzen. Dann löste sie ihren Hausstand auf und nahm die Rente mit 60 in Anspruch.
Von Beginn an informierten wir uns über die Jahre gegenseitig mit teilweise recht langen und reichlich bebilderten E-Mails über unser Leben. Die Bilder zeigten Elke und Oli in einem bescheidenen Häuschen mit abenteuerlichem Gärtchen.
Oli baute derweil nebenan unermüdlich an ihrem Traumhaus. Wir hier auf dem europäischen Festland hatten aber trotzdem wenig realistische Vorstellungen, wie ihr Leben mitten im Atlantik verlief. Sie schrieb von Partys mit den Nachbarn, von der Mühe, Portugiesisch zu lernen, auch mal, dass Deutsche im Zeichen der Eurokrise gar nicht so gut angeschrieben Sind. Den Gedanken an einen Besuch auf den Azoren schoben wir aber immer wieder vor uns her. Elke kannte das. Etliche Freunde hatten ihr schon angekündigt, sie zu besuchen. Daraus wurde nichts. Als treue und anhängliche Freunde wollten wir das nicht auf uns sitzen lassen.
Im Frühjahr 2015 platzte irgendwie der Knoten. Elke schickte Fotos vom Hausbau, von einer Terrasse und von einem Ferienhaus, das sie für dessen Besitzer betreute. Wir kauften einen Reiseführer und ließen uns von den ersten Kapiteln und schönen Landschaftsaufnahmen begeistern. Von da ab ging dann alles doch ziemlich schnell. Aus dem Wunsch wurde eine Sehnsucht; die befriedigt zu haben, erfüllt uns heute noch mit Glück und erquicklichen Erinnerungen.
Neun Inseln aus Vulkanfeuer geboren, ragen wie ein Minikosmos zwischen Amerika und Europa aus dem Atlantik. Über 2000 Kilometer sind es nach beiden Kontinenten, 1500 nach Portugal. Hier, wo sich die zwei Kontinentalplatten reiben, bebt fast täglich die Erde. Seit 1958, als die Insel Faial Feuer- und Lavaregen abbekam, hat es allerdings keinen Ausbruch mehr gegeben.
Eine Viertelmillion Menschen leben auf den Azoren; etwa 150000 auf der Hauptinsel São Miguel; der Rest verteilt sich auf die kleineren Inseln. Sie sind unterteilt nach drei Gruppen: Die Europa am nächsten liegende Oriental-Gruppe umfasst die Hauptinsel São Miguel und die Miniinsel Santa Maria, die außer von ein paar Tauchern, Surfern, Fossiliensammlern und Wanderern wenig touristisch frequentiert ist, wenngleich es einen Flughafen gibt, der von Lissabon angesteuert wird.
Zur Zentral-Gruppe, die wirklich in der Mitte des gesamten Archipels liegt, gehören Graciosa, Terceira, Faial und Pico, alle mit Flug- und Fährhäfen ausgestattet. Ganz im Westen und damit den USA am nächsten, leben Flores und Corvo als sogenannte Okzidental-Gruppe einen Sonderstatus als