Toskana für Anfänger: Florenz, Pisa, Lucca, Siena, San Gimignano, Voltera Certaldo mit venezianischem Intermezzo
Von Ute Fischer und Bernhard Siegmund
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Buchvorschau
Toskana für Anfänger - Ute Fischer
Ein Buch aus dem
Redaktionsbüro Fischer + Siegmund
In den Rödern 13
64354 Reinheim
Fotos: Fischer (→), Siegmund (→),
Das Buch wurde nach bestem Wissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der beschriebenen Angaben wird keine Gewähr übernommen.
Inhaltsverzeichnis
Toskana ohne und mit Corona
Anreise mit Überraschung
2. Tag
Gondelfahrt in Venedig
Arsenale
Oh sole mio
Der Voucher
In die Toskana
Hotel Borgo di Cortefreda
3. Tag
Volterra
Alabaster
San Gimignano auf die Schnelle
Wein aus San Gimignano
Vernatsch und so weiter…
4. Tag
Florenz
Upps – ZTL-Zone
Florenz in Zahlen
Stadtrundgang
Der Arno
14.30 Uhr Stadtführung
San Lorenzo
Palazzo Medici-Riccardi
Die Familie der Medici
Der Dom, die Kathedrale Santa Maria del Fiore
Das Jüngste Gericht
Hermann Hesse in der Kuppel
Die Taufkirche
Intermezzo mit der guten Fee
Kaufhaus Rinascente
Piazza della Signoria
Palazzo Vecchio
Die Uffizien
Loggia die Lanzi
Il corridorio
Ponte Vecchio (sprich Ponte Veckio/ alte Brücke)
Palazzo Pitti
Giardino di Boboli
Piazzale Michelangelo
Freitag, der 13.
Die „Via Chiantigiana"
Der Chianti von heute
DOCG
Chianti Classico
Castellina in Chianti
Radda in Chianti
Panzano
Greve
6. Tag - Samstag
Lucca
Lucca mit der Bahn
San Michele in Foro
Der Dom San Martino
Volto Santo
San Frediano
Torre Guinigi
Via Filunga (langer Faden)
Piazza dell´Afiteatro
Pisa
Schiefe Turm, italienisch: Torre Pendente.
Die Taufkirche
Die Pisanos
Duomo Santa Maria Assunta
Camposanto Monumentale (Heiliges Feld)
Die Entstehung von Pisa
Die Medici in Pisa
Burgo Stretto
Die Scuola Normale Superiore
Scuola Superiore Sant'Anna
Santo Stefano dei Cavalieri
Spektakel am Arno
Galileo Galilei
Einkehr im Stall
7. Tag - Sonntag
San Gimignano (Dschiminjano)
Torre Grossa (Dicker Turm)
Der Dom
Certaldo
Cipolla rossa
8. Tag – Montag
Kostenlos parken
Siena
Wieder den Berg hoch zum Dom
Osteria „Da Trombicche"
San Domenico
Die Terzi
Zur Fonte Branda
Die Contraden
Domplatz
Santa Maria Assunta.
Palazzo Pubblico
Il Paleo
Noch mehr Spezialitäten
Nach Hause
Unser Fazit
Montecatini Terme
Medizin-Tourismus
Montecatinis märchenhafter Aufstieg als Kurbad
Das Tettuccio
Lücken füllen
Der Furnicolare di Montecatini Terme
Noch so ein Irrtum
Kulinarische Souvenirs Cantuccini
Zutaten:
Ricciarelli aus Siena
Ribollita
Literatur und Quellen
Toskana ohne und mit Corona
Dieses Buch wurde im September 2019 recherchiert und zwar mit einer Stippvisite in Venedig. Diese erste Ausgabe erschien Anfang 2020, als von Corona in Europa noch keine Rede war. Wir fuhren ein Jahr später noch einmal los, mit Studiosus und unter Corona-Bedingungen, auch weil es noch ein paar weiße Flecken auszufüllen galt. Es gibt in dieser Ausgabe also völlig neue Aspekte, zum Beispiel in Lucca und Montecatini Terme; aber auch eine Vertiefung im Erleben der bereits besuchten Orte. Zugegeben: Beim zweiten Mal fühlten wir uns nicht mehr als blutige „Toskana-Anfänger". Je tiefer wir in das Toskana-Ambiente eintauchten, umso aufmerksamer registrierten wir Dinge, die uns beim ersten Besuch gar nicht sonderlich auffielen.
Dieses Mal reisen wir per Flugzeug mit Air Dolomiti an. Die zu Lufthansa gehörende Airline verkehrt zwischen Frankfurt und Florenz und benötigt etwa 90 Minuten.
Gleich beim Einstieg werden unsere Alltagsmasken aus Stoff gerügt. Auch FFP-2-Masken mit Ventil wären verboten gewesen. Wir erhalten eine hellblaue Chirurgenmaske verpasst und einen mehrseitigen Fragebogen. Später gibt es noch ein Fläschchen Aqua naturale, Kaffee oder Tee und ein Päckchen zuckerfreie Kekse. Es gibt keine freien Reihen oder freie Sitze zwischen den Reisenden.
Vom Flughafen Florenz im Westen der gleichnamigen Provinzhauptstadt brauchen wir nur circa 40 Autobahnminuten bis zu unserem Domizil. Montecatini-Terme liegt zwischen Lucca und Pistoia. Von dort aus fahren alle 30 Minuten Züge nach Lucca, Pisa und Viareggio sowie nach Florenz und mit Umsteigen nach Siena. Gespenstische Leere herrscht auf dem Airport in Florenz. Auch hier wie in Frankfurt werden wir überall zum Abstandhalten ermahnt.
Bei unseren drei Busfahrten müssen wir beim Einstieg die Hände desinfizieren und erhalten von der Reiseleiterin Stefanie Schmidt unsere Plätze zugewiesen: Immer eine freie Reihe und seitlich versetzt. Und natürlich immer mit Maske. Das gleiche Prozedere im Hotel, im Lift, am Buffet. Viel Abstand am Tisch. Wir sitzen zu viert an einem runden Achter-Tisch und lupfen die Masken nur, um zu essen und zu trinken.
Gleich vorab: Die Italiener verhielten sich viel disziplinierter mit Maske auch auf der Straße und in den Parks. In Deutschland wurde nur in geschlossenen Räumen maskiert. So begann alles im September 2019:
Es waren die Kataloge der Fattoria La Vialla aus der Toskana, die uns mit ihren typischen sonnengebräunten Landhäusern aus rustikalen Natursteinen, mit Fotos aus den Weinbergen, vom Olivenernten, vom Brotbacken und Käsezubereiten Appetit machten auf diese Region zwischen Bologna und Rom, La Spezia und Rimini, zwischen Ligurischem Meer und Adria. Toskana. Das klingt wie ein langgestreckter Tisch voller Essen und Trinken und unter Zypressen. Die typischen Zypressenalleen begleiten die schmalen, sich über sanfte Hügel windenden Sträßchen und werfen am Nachmittag lange Schatten. Bei Zypressen denkt man unwillkürlich an die Toskana.
Sie war uns gedanklich schon in den 50er Jahren so nah, ohne dass wir – zumindest im heimischen, damals etwas hinterwäldlerischen Oberfranken - an Toskana dachten. Richtig: Das Gebiet des Chianti liegt mitten in der Toskana. Und mit dem Begriff Chianti, das waren die bauchigen strohumflochtenen Flaschen (fiasco), die von den ersten italienischen Gastarbeitern in Deutschland eingeführt wurden, verbanden wir damals ausschließlich Italien. Für romantische Abende pflanzten wir Kerzen auf den Flaschenhals, deren Wachs dann in wulstigen Nasen über den Flaschenbauch rann. Das war Italienfeeling der 50er, 60er Jahre. Davon später mehr, wenn wir im Chianti-Gebiet sind.
Doch von Anfang an: Sohn Christian ist hin und weg, als er den La Vialla-Katalog durchblättert: bäuerliche Ferienhäuser, in spätes Sonnenlicht getauchte Terrassen, Essen wie Saus und Braus auf rotkarierten Tischtüchern. Man riecht förmlich den Fenchel in der groben Salami, die üppig mit Geflügelleberpastete bestrichenen und überbackenen Crostini, das geröstete toskanische Fladenbrot, den Pecorino toscano. Bis zu dieser Reise dachten wir wirklich, Pecorino sei Pecorino.
Wir fanden es eine schnuckelige Idee, alle drei (erwachsenen) Kinder mit Lebenspartnern und unserem Enkel zu einer gemeinsamen, bislang einzigen, aber vermutlich letzten Familienreise in die Toskana einzuladen. Ähnliches hatten wir schon einmal mit einem großen Hausboot in Holland versucht, was aber aus welchen Gründen auch immer, gescheitert war. Nun also ein neuer Versuch. Wie wir ahnten, klappt es auch dieses Mal nicht mit allen. Die beruflichen Pflichten engen freie Zeiten allzu sehr ein. Nur Christian und seine Frau Rabiye sind sofort Feuer und Flamme. Ziemlich schnell finden wir einen Termin: 9. bis 17. September. Anfang August! Die Recherche muss also unverzüglich beginnen.
Ich schreibe eine Mail an jene Fattoria La Vialla in Castiglion-Fibocchi in der Provinz Arezzo. Nach zehn Tagen noch immer keine Antwort. Okay. Abgehakt. Erst später sehe ich auf der Landkarte, dass dieser Ort ziemlich weit vom Chianti entfernt, eigentlich nur am nordöstlichen Rand der Toskana liegt. Also gut so, dass sie sich erst nach drei Wochen rühren; und sowieso keinen Platz hatten. Parallel suche ich im Internet nach Ferienwohnungen um Florenz, Siena und Pisa. Es gibt viele, viele, viele. Aber wenn ich die verschiedenen Dörfer nicht kenne, sie auch schlecht auf der Landkarte finde, das Umfeld nicht beurteilen kann, Entfernung zur nächsten Hauptstraße, gibt es Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, eine Tankstelle und so weiter, bleiben alle Vorstellungen nebulös. Bei nur sieben Tagen möchten wir nicht in der Pampa landen und die meiste Zeit mit Suchen vertrödeln.
Schließlich gehe ich entnervt ins Reisebüro und gebe unsere Wünsche auf: Ferienwohnung mit wenigstens zwei Schlafzimmern und zwei Bädern, alternativ ein großzügiges Hotel im Grünen. Nach einer Woche erhalten wir vier Angebote und entscheiden uns für Komfort in einer Hotelanlage in Tavarnelle Val die Pesa, etwa 30 Kilometer südöstlich von Florenz. Das Tal der Pesa liegt mitten im Chianti-Land. Wir erkunden mit dem Finger auf der Landkarte. Die bekanntesten und vermutlich sehenswertesten Städte: Florenz, dann Siena und Pisa kann man natürlich auf eigene Faust erkunden. Andererseits sind sie so groß, dass man am besten Begleitung sucht.
Anreise mit Überraschung
Freilich könnte man fliegen und am Zielort ein Auto mieten. Nach Florenz gibt es mehrmals am Tag Direktflüge; nach Pisa geht es fast immer über Rom. Doch weil wir für unsere beiden eine Überraschung auf Lager haben und Christian über einen komfortablen Firmenwagen verfügt, einigen wir uns auf das Auto. Immerhin sind wir vier Autofahrer, die sich ablösen können. Wir starten pünktlich um neun Uhr in Reinheim. Als wir Christian mit Mestre das abendliche Ziel für das Navi eingeben, platzt die Überraschung: der geplante Schlenker nach Venedig. Rabiye gerät ganz aus dem Häuschen. Nach Venedig wollte sie schon immer mal. Erst im Jahr zuvor auf einer Automesse in Padua hatte ihr Christian den relativ kurzen Abstecher nach Venedig ausgeredet. Nun also!
Die A3 liegt an jenem Montagmorgen unspektakulär vor uns. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Die 12 Grad Celsius bleiben draußen. Wir hoffen auf wärmere Gefilde. Die „Jungs sitzen vorne, wir „Mädels
hinten. Hinter Nürnberg darf ich fahren. Das bedeutet, dass der Sitz für mich Sitzzwerg mit kurzem Oberkörper umgestellt werden muss. Das Lenkrad lässt sich zwar tiefer stellen. Trotzdem muss ich meinen Nacken strecken, um die in der Frontscheibe eingespiegelten Fahrdaten lesen zu können. Erst auf der Heimfahrt werde ich merken, dass sich das mit der Sitzhöhe wesentlich bequemer hätte einstellen lassen. Die 200 PS unter der Motorhaube empören sich unter meiner anfangs zurückhaltenden Fahrweise. Toll: Wenn man nach rechts oder links blinkt, um ausscheren zu wollen, blinken kleine rote Dreiecke im Außenspiegel und warnen, wenn uns da ein weiteres Fahrzeug im toten Winkel am überholt.
In den nächsten drei Stunden durchfahre ich alle Wetter, viele
